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Marketing für andere Schreibberufe (abgesehen von Autor)

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    Marketing für andere Schreibberufe (abgesehen von Autor)

    Ich sitz hier so rum und mach mir meine Gedanken und da ist mir plötzlich eine Frage in den Sinn gekommen.

    Wir leben ja in einer Zeit des Social Media und ich habe mich dem bisher immer verweigert. Allerdings muss ich gestehen, dass es mittlerweile als normal gilt, dass Autoren beispielsweise Fotos ihrer Katze auf Facebook posten, sich Popstars über Neuigkeiten auf Twitter auslassen oder Schauspieler ein Foto von ihrem letzten Drink auf Instagram posten. Mittlerweile geht es ja bei diesen Personen nicht mehr nur um ihr Produkt (ihre Kunst), sondern auch um den Menschen dahinter, um seinen Lifestyle. Vielleicht geht es um diese Vorbildfunktion, denn seien wir mal ehrlich, wenn wir das gemütliche Bild von einer Teetasse in einem Sessel mit Wolldecke über den Knien sehen, dann nehmen wir uns insgeheim vor, dass wir unser stressiges Leben auch mal abschalten wollen und es genau so machen wollen.

    Gut und schön.

    Jetzt habe ich mir die Frage gestellt, ob diese Form des Marketing aber nur für Künstler (jeglicher Art) gilt. Oder anders gesagt: Es gilt zwar immer als seriös, als Agent, Lektor, Übersetzer, Manager in einer bestimmten Art und Weise aufzutreten (meinem Eindruck nach: direkt, freundlich, warm, aber nicht unbedingt verspielt, genießerisch oder philosophisch). Aber würde das nicht auch andersherum funktionieren?
    Was würde passieren, wenn diese "seriösen" Berufe ebenfalls durch Lifestyle beworben würden und man für eine Übersetzung nicht bei Julia Mair, Doktor der Literatur und Germanistik, sondern bei Julia Mair, begnadete Skiläuferin und Wanderbloggerin, anfragen würde?

    Was wäre euer Eindruck von solch einem Marketing? Haltet ihr sowas für sinnvoll? Ist es in unserer Zeit des Social Media sogar gefragt, oder vergleicht man da eher Äpfel mit Birnen (Berufe, in denen der Schaffer im Vordergrund steht, mit Berufen, bei denen es um eine Gegenleistung geht)? Würdet ihr jemandem einen Auftrag geben (Übersetzung, Lektorat, Coverdesign, Korrektorat, Filmproduktion, Werbetext, Hochzeitsplanung, was auch immer ...), dem ihr über ein soziales Netzwerk folgt und der sein Leben - sagen wir mal - Youtuber-mäßig "this is my life" vor euch ausbreitet?
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

    #2
    Ich finde es wichtig, das „Marketing“ nicht nach dem größtmöglichen Kundengewinn aufzubauen, sondern nach der eigenen Persönlichkeit. Wer als Dienstleister lieber eine statische Website haben will, auf die er einmal Inhalte drauflädt und sich dann zurücklehnt, (sollte zwar immer SEO checken,) tut sich keinen Gefallen, sich für Social Media zu verbiegen und sich bei einem Buch und einem Glas Rotwein ablichten lassen, um es online zu stellen.

    Je nachdem, ob man sich über eine eigene Website, über Schreibforen oder Plattformen wie die Autorenwelt oder VFLL oder Social Media präsentiert, zieht man auch andere Menschen an. Für Menschen, die sich gern auf Social Media aufhalten, sind Dienstleister, die Persönlichkeit zeigen, authentischer und anziehender. Selfies zu machen oder sich zu aktuellen Themen zu positionieren, gilt nicht als unseriös. Jennifer Jäger – steht für bunte Haare, Harry Potter und Youtube –, Chefredakteurin des Selfpublishers und Lektorin bei Knaur. Jasmin Zipperling twittert über Kinderschokolade und tägliche Freuden; sie ist für mich das öffentliche Gesicht für die Autorenwelt. Die beiden sind Beispiele für sehr sympathische und authentische Menschen.

    Hater gibt es immer, wenn man bekannt ist, und so kann man auch über die Eigenschaften lästern, die diese Personen auszeichnen. Aber genau diese Eigenschaften sind es, auf die bestimmte Kunden anspringen. Kunden, die keine sterile Zusammenarbeit mit Dr. Julia Mair haben wollen, sondern Kunden, die bei der Zusammenarbeit auch mal scherzen wollen und mit Julia einen Latte Macchiato mit Mandelmilch trinken gehen. Manchen Autoren ist es wichtig, die politische Gesinnung der Lektoren zu kennen (suche bei Twitter), manche Autoren wollen geflauscht werden und ein zärtliches Lektorat haben (suche bei Insta), manche wollen den besten Preis (suche bei FB).

    Ich sehe Social Media nicht als Kundenakquise. Autoren scrollen nicht durch die Timeline und schauen sich Katzenbilder an, um die richtige Person fürs Lektorat zu finden; genauso wenige liest man sich im WK alle Posts durch, um dann die Lektorinnen, die sich unter den Usern befinden, anzusprechen. Aber wer einen Dienstleister mit Persönlichkeit sucht und sie (zufällig) in Social Media findet, bekommt auch einen guten Eindruck, ob es was mit der Zusammenarbeit wird. Man vertraut das Kind (Manuskript) ja eher jemanden an, den man einschätzen kann.

    Kommentar


    • Peter
      Peter kommentierte
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      Geflauscht werden hört sich echt cool an.

    • Zwielicht
      Zwielicht kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich mag das zärtliche Lektorat

    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Zärtlich flauschen also ...
      *mit heruntergezogenen Mundwinkeln die Gummihandschuhe anzieh*
      *Zapp* <-- das Schnappen

    #3
    Ich seh' das ähnlich wie Vickie. Social Media ist nicht das gleiche wie Werbung machen und dient nicht primär der Akquise von Kunden.

    Natürlich gibt es Überschneidungsbereiche, aber wenn ich mir meine Facebook-Sachen ansehe dann ist es ganz eindeutig so, dass Social Media vor allem dafür dient, mit anderen Autoren (und verwandten Berufen wie Lektoren, Verlegern, Designern etc. pp.) in Kontakt zu bleiben.
    Es ist die virtuelle Kaffeeküche, in der sich die ganze Abteilung zum Ratschen trifft. Genau wie in der Kaffeeküche erzähle ich deshalb dann auch mal vom letzten Urlaub, der Katze auf dem Balkon oder meinem neuen Lieblingstee. Und genau wie in der Kaffeeküche wird vielleicht durch das gemeinsame Ratschen plötzlich ein Kollege auf ein Projekt von mir aufmerksam, lobt es und promotet es. Dann war's doch auch mal ein bisschen Werbung. Aber Marketing ist ganz sicher nicht der Hauptzweck der ganzen Angelegenheit.

    Und es gibt bereits viele Leute mit "seriösen" Berufen, die Social Media betreiben. Da sind nicht nur die Kreativen und Verrückten - im Gegenteil, ich würde sogar sagen, wie im normalen Leben überwiegen auch in der virtuellen Repräsentation die "nicht-kreativen"/"seriösen" Leute. Ich finde in meiner Freundesliste gleich mehrere (teils männliche, teils weibliche) Finanzchefs, Makler, Architekten/Statiker, Unternehmensberater, Anwälte, Berufssoldaten, Ärzte, Krankenpfleger, Dozenten, Physiotherapeuten, Tontechniker, wissenschaftliche Mitarbeiter, IT-Spezialisten, Physiker ... Und ich denke, keinem von ihnen schadet es beruflich oder privat, dass er Social Media nutzt, sich damit der Welt vorstellt und für sich "wirbt".
    (Nur der Vollständigkeit halber - klar finde ich auf Facebook auch die Kreativen, die Fotographen, Graphiker, Schauspieler, Cutter, Regiesseure ...)
    Always avoid alliteration.

    Kommentar


    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      Meinst du mit diesen anderen erwähnten Berufen, dass diese dort Privatprofile betreiben (auf denen sie ggf. angeben, dass sie Finanzchef, Makler, Architekt usw. sind) oder dass sie mit diesen Profilen auch bzw. v.a. Berufsrelevantes teilen wie beispielsweise Bilder von jüngst geplanten Häusern, glücklicher Patient mit Gips ums Bein und Daumen hoch oder neuestes Konzert, bei dem derjenige den Ton gemixt hat?

      Ich denke nämlich schon, dass es einen Unterschied gibt zwischen privaten Profilen, bei denen der Beruf abgesehen von einer Bemerkung unter "Infos" keine Rolle spielt, und Profilen, bei denen es v.a. um den Beruf und das damit verbundene Leben geht.

    • Julestrel
      Julestrel kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ein gutes und interessantes Profil zeigt immer auch etwas von dem damit verbundenen Leben. Niemand will z.B. bei dem Autor nur Bilder vom Buch oder PC sehen, sondern auch was über Lesungen hören, über die Hintergrunde und Probleme beim Schreiben, vielleicht auch den Lieblingstee oder oder oder. Da hat man so viele Optionen.

      Aber all das rauszuarbeiten und richtig umzusetzen kostet Zeit, Kraft und Nerven. Das ist dann nämlich ganz schnell auch richtig viel Arbeit.

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      @Kelpie: beides. Viele haben zwei Profile. Das "Berufs"profil, wo hauptsächlich arbeitsbezogene Sachen geteilt werden - aber eben auch mal sowas wie das Foto von den ersten Schneeglöckchen, die neben dem Büroeingang blühen. Und dann das "private" Profil, wo man eher die Fotos vom letzten Grillfest postet - aber natürlich auch mal, wenn man beruflich irgendwas besonders tolles erlebt hat.

    #4
    Und je nach Zielgruppe/Plattform wollen die Nutzer übrigens gar keinen zu gemischten Inhalt. Wenn die etwas über die Autorin X oder den Hobbyeisenbahner Y erfahren wollen, dann ist es zwar schön, ein bisschen was über den Mensch zu erfahren, aber das "Off Topic" sollte sich in Grenzen halten. Man muss sich halt immer fragen, warum einem die Leute folgen und meist gibt es da dann einen Fokus.

    Nur mal so als Beispiel: Leser, die mehr über meine Bücher und mich als Autorin erfahren wollen, sind andere Leute als die, die sich für meinen Garten und/oder Spatzen interessieren. Hier ist die Überschneidung der Interessengruppen eher gering. Somit "bringt" es mir also wenig, dass ich alle Themen bunt mische. Nicht ohne Grund haben die Leute dann mehrere Profile und verweisen immer wieder drauf

    Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch als Autor Spatzenfotos posten darf Es sind nur weniger, weil nicht jeder alle zwei Tage ein flauschiges Federbällchen sehen will
    »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ganz genau. Nach Profilen getrennte Themenschwerpunkte sind enorm wichtig.
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