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Wettbewerbe: Wie ein Text bewertet wird

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    Wettbewerbe: Wie ein Text bewertet wird

    Mit der frendlichen Genehmigung von Felix Woitkowski, einem der Ausrichter der im zweijährigen Rhytmus stattfindenden Story-Olympiade, kann ich Euch einen kurzen Einblick in die Arbeit der Jury gewähren. Zuvor ein Hinweis zum Wettbwerb, der gerade für ambitonierte Anfänger von besonderem Interesse sein dürfte, denn es gilt: Autoren, die bereits ein eigenständiges Werk (von der Art: Novelle, Roman, eigene Kurzgeschichtensammlung) veröffentlicht haben, sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Man trifft hier also nicht auf Kurzgeschichten-Profis, was bei anderen Wettbewerben durchaus der Fall sein kann. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, ist die Konkurrenz hier groß. Und demzufolge die Auswahl notwendigerweise streng, denn das Ziel lautet: Finde die besten Geschichten für eine Anthologie, und ermittle aus diesen noch die drei Sieger. Dazu Felix Woitkowski:

    Die Storyolympiade hat traditionell zwei Juryrunden und zwei personell getrennte Jurys. Die Mitglieder_innen der bei den Jurys findet man auf unserer Homepage:

    http://www.story-olympiade.de/impressum/ (etwas runterscrollen)

    Vor der ersten Runde prüfe ich die Einsendungen daraufhin, ob sie die Ausschreibungskriterien erfüllen. Es gibt gar nicht so wenig Autor_innen, die Ausschreibungstexte nicht richtig lesen, die in unserem Fall bspw. sich nicht an die Zeichenbeschränkung und Veröffentlichungsregeln halten. Wenn z.B. jemand bei mir anklopft, der schon mehrere Romane veröffentlicht hat, dann wird der Beitrag gar nicht erst weitergeleitet. Die anderen anonymisieren wir und bringen sie in ein einheitliches Layout, bevor sie an die Juror_innen geschickt werden.

    In der ersten Runde geht es vor allem darum, die Spreu vom Weizen zu trennen. Es gibt vielen Geschichten, die sich inhaltlich nicht an die Vorgaben halten, die voller inhaltlicher, formaler, sprachlicher, dramaturgischer Fehler und Fehltritte sind, und es gibt natürlich auch viele ganz ordentliche Texte, die gute Ansätz zeigen, die aber insgesamt nicht für eine Veröffentlichung taugen. Zur Grobsortierung kommt ein ganz einfaches, aber strenges Bewertungsverfahren mit nur drei verschiedenen Bewertungsmöglichkeiten zum Einsatz. Die Juror_innen bewerten unabhängig voneinander alle Geschichten. Um weiter zu kommen, müssen die Geschichten unweigerlich mehrere Juror_innen angesprochen oder sogar begeistert zu haben, ansonsten erhalten sie einfach nicht genug Punkte. Liegen alle Bewertungen vor, entscheiden wir Organisatoren mit Blick auf die Gesamtwertung, wo wir den Schnitt ziehen und welche Geschichten weiterkommen können. In der Regel sind das in etwa 30 an der Zahl. In starken Jahrgängen und bei einer Jury, die vergleichsweise viele Punkte vergeben, ist müssen die Geschichten also mehr Punkte erreicht haben, um weiterzukommen, als in anderen Jahrgängen.

    Die zweie Jury bekommt dann nur noch die vorausgewählten Geschichten vorgelegt, ohne die Punktevergabe der Vorjury zu kennen. Sie soll nicht mehr grobsortieren, sondern mithilfe eines differenzierten Bewertungssystems eine Reihenfolge festlegen. Auch hier bewerten die Juror_innen wieder unabhängig von einander. Jede Geschichte wird dabei hinsichtlich der Idee und Ausführung/Stil bewertet. Die Anzahl der möglichen Bewertungsalternativen liegt deutlich höher als in der Vorjury. Damit der Effekt ausgegelichen werden kann, dass manche Juror_innen intuitiv mehr Punkte vergeben als andere, gibt es eine feste Vorgabe, wie oft welcher Bewertung vergeben werden darf. Das ist sehr aufwändig und lässt keine Spontanbewertungen zu. Häufig lesen die Juror_innen deshalb die Geschichten auch mehrmals, um sie besser vergelichen zu können. Die Gesamtbewertung entscheidet über die Reihenfolge.

    Gemeinsam mit unserer Verleger besprechen wir dann abschließend, wie umfangreich das Buch werden kann und soll und wo wir den Schnitt ziehen.


    Ich hoffe, das gibt dem einen oder anderen Interessierten ein Gefühl für die hinter der Antho stehenden Arbeit. Bei Fragen und Diskussionen ist Felix Woitkowski übrigens gerne bereit, sich einzubringen...
    Zuletzt geändert von Hark; 16.07.2016, 15:08.
    Die Geschichte ist die Speise, der Stil die Würze dazu. Wenn es geschmeckt hat, war es ein gutes Rezept.
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