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This Is Going to Hurt - Adam Kay

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    [Rezension] This Is Going to Hurt - Adam Kay

    This Is Going to Hurt - Adam Kay - Picador

    Dieser Text ist weniger literarisch interessant als inhaltlich. Es findet sich in der Sektion: Non-fiction.

    Adam Kay ist in GB Gynäkologe gewesen und hat nach sechs Jahren Kliniktätigkeit endgültig das Handtuch geworfen. (Danach mag er einigen als Teil der "Amateur Transplants" aufgefallen sein, das waren zwei Ärzte, die als Musiker auftraten und ihren erworbenen Zynismus in Coverversionen anderer Songs abgearbeitet haben, mit Texten, bei denen ich Chirurgen habe erbleichen sehen).

    Das Buch besteht aus unzusammenhängenden Kliniktagebucheinträgen, die - egal, wie witzig, egal, wie traurig - den Klinikalltag in einem scheiternden Gesundheitssystem einfangen. Kay hat sie aus seinem Logbuch zusammengesucht, führt nichts lange aus, sondern haut einem die Anekdoten um die Ohren, die dem Nicht-Arzt zeigen, wie Ärzte denken, und dem ärztlichen Leser ein "Genau so!" abringen. Der letzte Eintrag ist auch in der Realität sein letzter Eintrag, kurz darauf hat Kay seine ärztliche Tätigkeit aufgegeben. Das Scheitern eines ambitionierten, auf seine Weise humanistisch denkenden Arztes an der wenig humanistischen Wirklichkeit, die medizinischem Personal keinen Platz für das Menschsein gibt.

    Bei diesem Buch empfehle ich ausdrücklich das Lesen des Vor- und Nachwortes.
    In der eBook-Variante ganz praktisch: die Fußnoten, die dem Laien ein paar Begriffe erklären. Ich habe leider erst spät begriffen, wie witzig er auch die aufbereitet hat, sonst hätte ich die immer angeklickt ...

    Wer also genug von Dr.House-, Chicago Hope-, Emergency Room- und Grey's Anatomy-Heldengedödel ("Scrubs" war näher an der Wahrheit als alle anderen Serien zusammen) hat und Blitzeinblicke in ärztliche Denke haben möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Möglicherweise denken nicht alle Ärzte so. Aber die meisten, die ich kenne, schon.

    Das kann dann auch mal wehtun.


    So, verflixt, wie komme ich jetzt an Vier von Fünf Kompassen? Egal. Vier von fünf.


    Zuletzt geändert von Victoria; 27.06.2018, 10:03. Grund: Vickie pfuscht rein! *hihihehehehehehahahaaa* *kompasse streu*

    #2
    Das muss ich lesen. Die Amateur Transplants kann ich halb auswendig, natürlich aus der Zeit in der Chirurgie. Danke für den Hinweis, ich versuche ja sonst, "Arztliteratur" zu meiden und wäre da ohne Hinweis nie draufgekommen.
    Always avoid alliteration.

    Kommentar


    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Waaas? Kein Arzt "dem die Frauen vertrauen"?

      Aber House of God oder Bett Fünf?

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      House of God habe ich gelesen, sogar auch die Fortsetzung Dr. Fine. War aber von beiden nicht so wahnsinnig begeistert, wobei die Regeln aus House of God natürlich absolut stimmen. Bett Fünf steht tatsächlich noch auf meiner Leseliste, aber die Arztsachen sind da einfach nie sehr vorrangig. Top Knife mochte ich noch ganz gerne.
      Von Schwester Stephanie und Dr. Norden und Dr. Stefan Frank und so wollen wir mal lieber nicht anfangen... obwohl ich in der Geriatrie oft von Patienten darauf angesprochen wurde.
      Aber ich lese regelmäßig die Apotheken Umschau als "Fachliteratur". Man muss ja am Ball bleiben, mit welchen selbstdiagnostizierten Leiden die Patienten so als nächstes kommen werden.

      Scrubs fand ich am Anfang toll - so bis Staffel 4 oder so? - dann wurde es leider auf die falsche Art albern. ER, Chicago Hope, Grey's Anatomy, Dr. House etc. packe ich einfach nicht. (Obwohl House in der ganzen Serie zwei durch und durch wahre Sätze enthält. 1.) "Patienten lügen." 2.) "Der Patient hat gar keine Wesensveränderung. Der ist einfach ein Arschloch.") Die einzige "Medizin"serie, die ich regelmäßig gesehen habe, ist nachts um 2 auf VOX Medical Detectives. Perfekt, um eine Stunde Leerlaufzeit im Nachtdienst zu überbrücken.

    #3
    Ich hab's mir gekauft, und das erste Kapitel quasi inhaliert. Danke für den Tipp.

    Ein erschreckend wahres Buch.
    Diese Beschreibung der ersten Nachtdienste... oh ja, da habe ich die gleich nochmal durchlebt. Auch wenn ich später einige Nachtdienste hatte, die von den Anforderungen her wirklich Alpträume waren - zu dem Zeitpunkt konnte ich die dann schon verkraften und wusste, was ich tue. Aber die ersten Nachtdienste waren Hölle, nie mehr danach habe ich solche Angst gehabt.

    Und das Buch ist unglaublich witzig geschrieben, was dem ernst-traurigen Thema nur gut tut. Der Mann hatte mich gleich mit der Fußnote zu seinem Vorwort: "I have generally used the names of minor Harry Potter characters, to substitute one legal nightmare for another". Und weiter, auf Seite 1 "Every doctor makes their career choice aged sixteen, two years before they're legally allowed to text a photo of their own genitals". Ich liebe diesen Stil.

    EDIT:
    Nach dem ersten Kapitel hatte ich das Buch nochmal weggelegt (musste erst zwei andere fertiglesen), habe es mir dann gestern wieder genommen und in einem Zug durchgelesen. Und es seitdem einigen Famliienangehörigen "verordnet".
    Ich fand es wirklich super - einerseits echt unglaublich witzig geschrieben, und gleichzeitig kommt die darunter liegende Dramatik gut heraus. Die Fehler des Gesundheitssystems, die Belastungen, mit denen jegliches medizinisches Personal umgehen muss und doch irgendwie nicht kann. Als er schildet, warum er seinen Job hingeworfen hat - ich konnte es völlig nachvollziehen.
    Was mich auch sehr nachdenklich gestimmt hat: er beschreibt ja das britische Gesundheitssystem. Zu einer Zeit, zu der mehrere meiner Kollegen nach England ausgewandert sind, weil die Arbeitsbedingungen dort besser waren als hier in Deutschland...

    Ich würde dem Buch auch 4 von 5 Sternen geben. Nur 4, weil ich mir vielleicht noch ein paar weniger komische Anekdoten gewünscht hätte (obwohl man alle Komik dringend braucht, um die ernsten Stellen durchzuhalten.)
    Zuletzt geändert von Alys II.; 04.08.2018, 10:37.
    Always avoid alliteration.

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