Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Dunkel von Wolfgang Hohlbein

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    [Rezension] Dunkel von Wolfgang Hohlbein

    Inhalt: Jan Feller, Fotograf, Mitte 30 erleidet einen Herzanfall, obwohl er eigentlich kerngesund ist. Aber das ist nicht das einzige Seltsame an dieser Geschichte. Denn vor ihm sind etliche Menschen bereits an Herzinfarkten gestorben, die genauso gesund waren wie er. Außerdem sieht Jan Schatten in seiner Nähe, die ihn bedrohen. Schatten, die sein Vater auf dem Sterbebett gesehen hätte. Es stellt sich die Frage, sind sie echt oder nur Halluzinationen und was ist mit Vera, die plötzlich in sein Leben tritt und es komplett verändert, die ihn mehr oder weniger darauf aufmerksam macht, dass er von dem „Dunklen“, wie Jan ihn später nennt, verfolgt wird.

    Ja, lang ist es her, dass ich einen Hohlbein gelesen habe. In meiner Jugend haben seine Bücher mich geprägt, aber irgendwann habe ich die Faszination verloren. Jetzt dachte ich, ich greife mal wieder zu einem seiner Bücher und muss sagen, dass es mir gefallen hat.
    Das liegt einerseits sehr an seiner Sprache. Sie hat mich damals gefesselt und sie tut es heute noch. Ich brauche nur ein paar Absätze zu lesen und das Kopfkino fängt sofort an. Flüssig zu lesen, wenn auch an den ein oder andern Stellen mir zu viele Füllwörter waren oder zu viele Wortwiederholungen. Auch der ein oder andere Rechtschreibfehler, was allerdings nicht an der alten Rechtschreibung lag, war mir aufgefallen. Allerdings nicht so schlimm, dass es mich sehr gestört hätte.
    Das Buch kam Ende der 90er raus, somit findet man hier noch die alte Rechtschreibung, wenn man denn keine neuere Fassung liest, die es sicherlich auch gibt (behaupte ich jetzt mal). Über Fairness mit „ß“ musste ich aber dann doch schmunzeln. Das sieht echt albern aus.
    Hohlbein zeichnet sich durch seine bildhafte Sprache aus, mit meist passenden Vergleichen. Einen habe ich mir herausgepickt, da dieser auch gut zu ihm selbst passt, da man weiß, dass er zum Schreiben gern Heavy Metal Musik hört.
    "Jan holte ihn zwar ein, mit pfeifenden Lungen und mit einem Herzschlag wie das Trommelsolo eines Heavy-Metal-Drummers, der eine Überdosis Speed genommen hatte[...]" (Seite 271)

    In die Horrorsparte wird dieser Roman sortiert. Dem kann ich nur bedingt zustimmen.
    Sicherlich hat dieses Buch Horrorelemente, aber für mich war es in erster Linie spannend, vielleicht auch teils etwas eklig, aber selbst das hat sich für meinen Geschmack in Grenzen gehalten. Gruslig, nicht wirklich. Da ist die lauernde Gefahr, die irgendwann über Jan einbrechen wird und das ein oder andere Mal spielt die Geschichte in Katakomben oder der Kanalisation oder sonstigen düsteren Plätzen. Ich habe mich nicht gegruselt, aber das kann auch daran liegen, dass ich etwas abgehärtet bin.

    Zu den Hauptcharakteren:
    Jan ist die meiste Zeit ziemlich zynisch bzw. sarkastisch. Das war eigentlich ganz angenehm zu lesen, obwohl man öfters den anderen Charas Recht geben musste, dass er sich aufführte wie ein Idiot. Ich konnte mich jetzt nicht wirklich mit ihm identifizieren, aber ich fand ihn sympathisch, irgendwie. Zumindest habe ich mitgefiebert und das ist ja genau das, was ein Prota auslösen sollte.
    Seine Freundin Katrin… nun ja. Sie war für mich die meiste Zeit sehr nervig, überbesorgt, zickig, eigen, scheinbar ständig am Shoppen und zu spät kommen. Man merkt, dass sie Jan wirklich liebt, aber Hohlbein hat ihr sehr viele negative Eigenschaften angehangen, auch teilweise scheinbar sehr frauentypische. Ich habe mich die meiste Zeit des Romans gefragt, wie es Jan nur mit ihr aushält…
    Vera. Sie ist sehr undurchsichtig. Man ahnt schnell, dass sie etwas mit der Sache zu tun hat, aber ob sie nun auf Jans Seite steht oder nicht, lässt sie nur schwer durchblicken. Sie trägt auch nicht gerade die Sympathierollen. Im Endeffekt fand ich sie noch unsympathischer als Katrin, weil Katrin… eben Katrin war. Zwar nervig, aber anscheinend dennoch genau der Funke, warum Jan sie liebt.
    Der Dunkle. Nun ein Schatten, Wesen, was nach Jans Leben trachtet. Warum er es auf ihn abgesehen hat, wird erst recht spät klar.

    Als negativen Punkt möchte ich noch anbringen, dass mir manche Szenen sehr gestreckt vorkamen. Das Buch war für mich durchweg spannend, aber so im Nachhinein hätte man das ein oder andere kürzen können. Besonders wenn Jan umhergeirrt ist oder wenn die Charaktere sich im Kreis gedreht haben. Das gehört zwar dazu, da sie ja herausfinden mussten, was gespielt wird, aber es war auch teils übertrieben.

    Im Endeffekt handelt es sich hier um einen Vampirroman. Hohlbein hat wieder einmal Vampire geschaffen, die nicht komplett klassisch sind, aber auch nicht so verfremdet, dass man sie gar nicht mehr als die Bestien wahrnimmt. Irgendwie hat er sie etwas mit Werwölfen gekreuzt, wegen ihrer Wandlerfähigkeit und der Verletzlichkeit mit Silber. Sie haben mich einerseits an „Unheil“ erinnert und noch etwas mehr an „Die Chronik der Unsterblichen“. Da haben Andrej und Abu Dun ja auch gegen andere Unsterbliche gekämpft, die sich teils zu solchen Bestien wie Vlad verwandelt konnte. Auch wieder typisch für Hohlbein, dass bei einem Vampirroman Graf Dracula oder Vlad Tépez oder wie man ihn nennen will mitgespielt hat. Oder er direkt von „Der Chronik der Unsterblichen“ rübergesprungen ist?
    Nur das Verwandeln in einen Vampir war hier neu.
    Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.


    Klein Funfact noch: Wie viele seiner Romane spielt dieser in Neuss. Er muss wirklich Faible für das Städtchen haben.

    Fazit: Ich muss sagen, dass der Roman mir gefallen hat. Spannend zu lesen und ich fand es auch gut, wie Jan seinen Beruf, Fotograf, immer wieder mit in die Story gebracht hat. Er kann halt die Finger von Kameras nicht lassen.
    Außerdem saß ich nach der letzten Seite mit einem „WTF“ da. Irgendwie war es klar und dennoch hat es mich erstaunt. Aber gut so, wenn mich der Autor selbst auf den letzten Seiten noch überraschen kann.
    Von mir gibt es vier Wortkompasse
Lädt...
X
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung