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[Rezension] Die Blutlinie - Cody McFadyen

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    [Rezension] Die Blutlinie - Cody McFadyen

    Smoky Barrets Leben spaziert eine Klippe entlang und strauchelt. Sechs Monate zuvor verliert sie ihren Mann Matt und ihre Tochter Alexa bei einem Angriff Joseph Sands - ein Serienkiller, den Smoky und ihr Team jagten. Sie überlebt den Gewaltakt, doch in welche Richtung sie fällt, ist noch nicht entschieden. Die Therapie bei Dr. Hillstead und der Gedanke sich mit einer Waffe das Gehirn wegzupusten, begleiten ihren Alltag.
    Dann wird ihre alte Schulfreundin Annie King getötet und der Mörder hinterlässt ihr Bonnie (Annies Tochter) und einen Brief. Als Nachfahre Jack the Rippers sucht er sich FBI Agentin Barret als seinen Abberline aus, nennt sich Jack Junior und er folgt seiner Blutlinie: Er foltert, vergewaltigt und tötet Frauen aus der Erotikbranche und weidet sie aus. Doch arbeitet er nicht alleine und zusätzlich zu seinem Ripperspiel terrorisiert er Smokys Team: Callie, Alan, James und Joe.
    Für Smoky der Schubs zurück ins Leben und die Psychojagd beginnt.

    Es dauerte einen Augenblick, bis ich mich an die Ich-Perspektive und die Präsens-Form gewöhnt hatte. Viel Zeit lässt McFadyen einem nicht. Er packt den Leser und schmeißt ihn in das Geschehen, und ehe man sich versieht, blättert man Seite um Seite um Seite. Erzählperspektive und Zeitform verschwinden in Nebensächlichkeit, man befindet sich auf der Jagd.

    Die Charaktere sind scharf gezeichnet, mit Ecken und Kanten ausgestattet. Verfolgt von Schicksalen und Problemen wirken die Zeichnungen an manchen Stellen ins Klischee geschubst und eine weichere Bleistiftlinie hätte es womöglich auch getan. Auf der anderen Seite treten Alan, Callie, James und Joe so nur noch plastischer und echter auf. Aus dem Leben gegriffen.

    McFadyens Wortwahl ist ein Prickelcocktail aus Bildern, Alltagssprache und Fäkalsprache. Jedes einzelne für sich an der richtigen Stelle, auch wenn meiner Meinung nach in manchen Situationen bei der vulgären Sprache weniger ausgereicht hätte. Das gleicht McFadyen mit seinen Bildern jedoch aus: Smoky, die den Mond anheult; der schwarze Zug; Smokys Drachen ...

    Selbst die Rückblenden, die ich ungerne lese, weil sie aus der Geschichte reißen, fügen sich gut ein.

    Einziger Kritikpunkt, der für mich bleibt, zeigt sich in Bonnies Verhalten. Da reichen Smokys Worte nicht, die besagen, dass die Heilung bzw. das Vergessen und Verdrängen von Kindern anderes geschieht, als das von Erwachsenen. Die Kleine musste mit ansehen, wie ihre Mutter gefoltert und getötet wurde, dann band Jack Junior sie an die Leiche und wartete drei Tage, bevor er die Polizei benachrichtigte. Und das Einzige was zurück bleibt sind Stummheit und Alpträume? In einigen Szenen zeigt Bonnie sich jedoch derart stark und verständnisvoll, dass das Schulmädchen ein wenig verloren geht.
    Vielleicht musste Bonnies Trauma sich hinter der Psychojagd verstecken und kommt aus diesem Grund zu kurz. Vielleicht ist sie eines der Kinder, die im Verdrängen eine Eins mit Sternchen verdienen. Mir allerdings ist hier zu schwach gezeichnet worden. Vielleicht ist es auch die Berufsbetroffenheit meinerseits.

    Zum Schluss bleibt zu sagen: Einmal gefangen ließ mich der erste Smoky-Dall mich nicht los. Bis ins Detail beschrieben ist er nichts für Zitternerven. Prädikat: verstörend brutal und blutig spannend.

    Doch McFadyen und Smoky können auch anders. An meiner Lieblingsstelle zeigen sie sich von der weichen Seite und Smoky erinnert sich an ein Ritual mit ihrer Tochter Alex, bei dem sie ihrer Tochter erklärt, immer für sie da zu sein - egal wie sehr sich die Welt verändern möge.

    Dreieinhalb von fünf Kompassen.
    Zuletzt geändert von KristinB; 10.05.2018, 16:23.
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