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Aquila von Ursula Poznanski

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    [Rezension] Aquila von Ursula Poznanski

    Eines Morgens findet sich die 19jährige Nika eingeschlossen in ihrer Wohnung wieder, ohne Handy, ohne Schlüssel und ohne Erinnerung an die letzten Tage, dafür aber mit merkwürdigen Notizen, die sie nicht versteht und einer offensichtlichen Drohung auf dem Badezimmerspiegel. Als sie auch noch feststellt, dass ihre Mitbewohnerin spurlos verschwunden ist, macht sich Nika auf die Suche nach ihren verlorenen Erinnerung.

    Aber erst ab ca. Seite 200. Bis dahin macht sie eigentlich nichts anderes als sich selbst mit Fragen zu bombardieren und im Café nebenan Latte Macchiato zu schlürfen. So kommt leider keine Spannung auf. Der Klappentext machte bei mir jedenfalls wesentlich mehr Stimmung als die erste Hälfte des Buches, wo sich das Interesse an dem, was wohl passiert sein mag, ziemlich in Grenzen hielt. Dabei ist die Situation, in der Nika steckt, ja grundsätzlich sehr spannend. Doch der Erzählstil lässt so einiges zu wünschen übrig, vor allem, da weder Nika irgend etwas zur Auflösung tut, noch sie dazu gezwungen wird, etwas zu tun. Als sie aber doch etwas tut, wird sie leichtsinnig, naiv und handelt ausschließlich auf eigene Faust.

    Dass es ziemlich dämlich ist, ein (paar?) Auslandssemester in einem Land zu verbringen, dessen Sprache sie nicht spricht, merkt die Studentin zum Glück ziemlich bald selbst. Doch daraus macht Ursula Poznanski nichts. Ich vermute, es war ihre Absicht, ihrer Protagonistin das Leben aufgrund der Sprachbarriere noch zusätzlich so richtig schwer zu machen. Trotzdem kommt Nika überall prima zurecht. Alle ihre deutschen Freund können super ausländisch und die Einheimischen können ganz fabelhaft deutsch, so gut, dass sie keinerlei grammatikalische Fehler machen und sogar so umgangssprachliche Wörter wie "letztens" regelmäßig gebrauchen. Ab einem bestimmten Punkt im Buch spricht sowieso jeder nur noch davon, was "letztens" gewesen ist. Wenn doch mal einer ungehemmt in der Fremdsprache drauflosplappert, versteht auch Nika plötzlich gerade so viel, dass sie weiß, worum es geht. Na also!

    Italien, übrigens. Dahin hat es die Protagonistin verschlagen, genauer gesagt nach Siena. Leider hätte es auch sonst wo auf der Welt spielen können. Von italienischem Flair spürt man hier gar nichts. Mit dem Erwähnen von dem ein oder anderen kleinen Gässchen oder irgendeinem Campo (von dem ich eine ganze Zeitlang dachte, es wäre der Unicampus gemeint) hatte es sich auch schon. Aber, wie gesagt, es hätte irgendeine andere Stadt irgendwo anders auf dem Erdball sein können, denn das ganze fühlt sich so italienisch an wie ein Holzschuh. Selbst einen Handwerker bekommt man hier pünktlich um 15 Uhr am selben Tag. Von einer Atmosphäre und Intensität wie in den ersten von Poznanskis Jugendbüchern, gerade bei Die Verratenen oder Saeculum, ist hier keine Spur. Wenn man diese Bücher gelesen hat, war man unter Stammesmitgliedern mitten in einer Schneelandschaft, man war abgeschnitten von der Außenwelt im Wald, man befand sich direkt in dem Computerspiel Erebos. Hier ... ist man einfach nur auf der Couch und liest.

    Dass auch noch unbedingt so etwas wie eine Liebesgeschichte erzwungen werden musste, war in diesem Buch entsetzlich unnötig, zumal ich finde, dass Ursula Poznanksi in Sachen Roman-Romantik noch nie ein sehr sicheres Händchen hatte.

    Nun gut, nach ca. 200 Seiten also kriegt Nika ihren Popo hoch und tut auch mal was. Das ist dann auch wirklich spannend, doch die Spannung ebbt bald ab und macht einer Auflösung Platz, die haarsträubender nicht sein könnte. Als sich relativ früh vor dem Finale Nikas Gedächtnis teilweise regt, war mir diese Teilerklärung schon fast zu blöd zum Weiterlesen. Was dem Leser dann aber als große Auflösung präsentiert wird, konnte ich kaum fassen. Tut mir leid, das war einfach schwachsinnig.

    Fazit: Es tut mir wirklich sehr sehr leid, aber Aquila hat mir einfach nicht gefallen. Ich fand es weder spannend, noch mochte ich die extrem naive, über weite Teile hinweg passive und dann unlogisch handelnde Protagonistin. Am meisten hat es mich jedoch geärgert, dass von Atmosphäre bei dem neuesten Buch einer Autorin, die ich quasi für die Queen of Atmosphäre halte, kaum die Rede sein kann. Der Roman fühlt sich nach undurchdacht an, nach abgespeckt und nach Abgabetermin. Schweren Herzens vergebe ich





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