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Leserunde #7 - Ursula Le Guin

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    #16
    Ich finde es traurig, dass sie Taviris Briefe nicht behalten hat. Sowas können schöne Erinnerungen sein, auch wenn sie nach dem Verlust des Partners auch wehtun können. Sentimental hin oder her, sowas hebt man auf, wenn man liebt. Und immerhin küsst sie diese doofe Mappe. Wäre es nicht sinnvoller, einen Brief zu küssen, in dem Liebesbekundungen an sie stehen? Allerdings verwirrt mich, dass sie nie etwas länger als ein paar Jahre besessen hat. Die Mappe mit Taviris Handschrift darauf muss ja deutlich älter sein.
    Als Laia ihren Knoten kontrolliert, sieht man zum ersten Mal wirklich, wofür sie gekämpft hat. Da kommt die 20-jährige Amai hinzu und hilft ihr einfach. Es ist selbstverständlich für sie. Und so charakterisiert Laia sie schnell als still, frei und schön wie die schöne, friedfertige Zukunft, für die sie gekämpft hat.
    Diese Geste bringt Laias rechtes Auge, das, das laut ihrer Aussage seit dem Schlaganfall langsam geworden ist, zum Weinen. Irgendwie finde ich diese Reaktion gesund und normaler als die des linken Auges, das sich nicht darum schert, was gerade geschieht.
    Noi kommt, um sich Briefe von ihr diktieren zu lassen, aber es fällt ihr schwer. Schließlich bittet sie ihn, den zweiten Brief einfach zu schreiben, damit sie ihn unterschreibt. Mehr schafft sie an diesem Morgen nicht mehr und irgendwie ist sie auch gereizt, meint, sie habe anderes zu tun. Das stimmt eigentlich nicht, aber nachdem Noi weg ist, wird ihr klar, dass sie wirklich etwas tun will. Sie will raus, einen Spaziergang machen und die erkämpfte Freiheit auch einmal genießen, statt immer nur davon zu reden.
    Auf den Straßen fühlt sie sich wohl. Dort gehört sie hin. Zu den Menschen, die niemand will. Aber sie ist zu alt, um zu bleiben. Jemand aus dem Haus, in dem sie lebt, sieht sie, als sie sich auf dem Rückweg ausruht, und bringt sie nach Hause. Ein Aufstand wird geplant, aber Laia hat nicht vor, dabei zu sein. Das Ende klingt, als würde sie in dieser Nacht sterben und endlich wirklich frei sein.

    Welche der allgemeinen Merkmale einer Kurzgeschichte erkennt ihr in "Der Tag vor der Revolution" wieder? Mit welchen wird (bewusst?) gebrochen?
    - geringer Umfang der Textlänge
    - unmittelbarer Einstieg in die Geschichte, nur selten mit vorgeschalteter Einleitung
    - offenes Ende, aber gerne mit einem Plot-Twist oder einer Pointe
    - erzählte Zeit ist linear und schildert oft nur wenige Minuten oder Stunden
    - es wird wenig Hintergrundwissen über die Charaktere und die Welt vermittelt
    - knappe Handlung, die oft Alltagsthemen der Protagonisten beschriebt, aber ein besonderes Ereignis in den Mittelpunkt der Geschichte stellt
    - wenige Hauptpersonen, die eher "Alltagspersonen" als "Helden" sind
    - Schauplatz der Geschichte wird oft nicht benannt
    - oft personaler Erzähler
    - oft sind in der Geschichte Metaphern und Leitmotive eingebaut
    Ich denke, da ist alles erfüllt, mal vom auktorialen Erzähler abgesehen, da hier personal erzählt wird. Die Zeit verläuft prinzipiell linear. Nur der Traum und die vielen Erinnerungen könnten als Zeitsprünge durchgehen.

    Empfindet Ihr die Geschichte - unabhängig von Inhalt und Stil - als handwerklich gut geschrieben?
    Vielleicht war es das damals. Vielleicht muss man auch ein Wissen besitzen, um das Handwerk dahinter erkennen zu können. Ich kann ihr folgen, aber vieles verstehe ich nicht. Gutes Handwerk bedeutet aber auch, dass man die Geschichte wirklich versteht. Ich habe das Gefühl, dass zu vieles an mir vorbei geht.

    Sind die weißen Blumen eine Metapher, und wenn ja, wofür?
    Vermutlich ja. Vielleicht für Unschuld oder ihre verlorene Jugend. Aber sicher bin ich mir da gar nicht.

    Kommentar


      #17
      Vielen Dank für Eure rege Beteiligung an dieser Leserunde!
      (Natürlich darf jeder, der mag, gerne noch weiterhin seinen Senf dazugeben!)

      Dann bleibt mir eigentlich nur die Abschlussfrage: Wollt Ihr im Anschluss "Freie Geister" hier als Leserunde gemeinsam lesen? Oder wenden wir uns für die Leserunden neuen Gefilden zu?
      Always avoid alliteration.

      Kommentar


      • Alys II.
        Alys II. kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Sehr wohl, die Herrschaften. Euer Wunsch sei mir Befehl.

      • weltatlas
        weltatlas kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Und ein belegtes Brötchen dazu. Bitte.

      • Alys II.
        Alys II. kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Sir, yes Sir!
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