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Leserunde #6 - Cyberempathy von E.F. v. Hainwald

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    #76
    Kapitel 14: Unsere vier liebsten Unterstädter geraten in eine Prügelei. Außerdem bekommt Leon ein nicht auszuschlagendes Angebot: Yas kann ihm einen Platz in der Oberstadt verschaffen.

    Was für eine Funktion hat die Prügelei? Es ist nichts ungewöhnliches, dass Rade in eine Auseinandersetzung gerät - das ist seine halbe Persönlichkeit. Aber dieses Mal bereiten sich auch Lux und Skylynn auf den Kampf vor und das ziemlich eindrucksvoll. Auch Leon ergreift die Waffe und die Initiative, obwohl er sonst wenig von Gewalt begeistert zu sein scheint. Solch eine Action geladene Szene muss einen Grund haben, was könnte dieser sein? Wenn ihr der Autor wär, warum würdet ihr diese Szene so ausführlich schreiben?

    Leon bekommt das Angebot, in die Oberstadt zurückzukehren. Natürlich nimmt das all seine Aufmerksamkeit ein. Jeder rät ihm zu, das Angebot anzunehmen, seinen Traum wahr zu machen, wieder nach Hause zurückzukehren.
    Ist es wichtig, dass dieses Angebot mit dem Stehlen von Organen zusammenhängt? Oder sind alle Mittel recht, um in die Oberstadt zurückzukehren?, um Menschen zu helfen?, um seinen Traum zu verwirklichen?

    So Leute, Endspurt. Wir haben nur noch drei Kapitel vor uns, das schaffen wir jetzt auch noch.
    Bis zum 9. April lesen wir Kapitel 15.
    Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
    to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
    A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
    You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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    • E.F. von Hainwald
      E.F. von Hainwald kommentierte
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      Ihr seid auf zwei geschrumpft, kann das sein?

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      @E.F. von Hainwald,
      Lael hat sich gemeldet, dass sie leider gerade vom Tempo her nicht mehr mitkommt, wir aber weitermachen sollen. Sie steigt dann wieder ein.
      Und ich auch wieder. Für ein paar Tage hab ich die Fragen Jan überlassen müssen, wir wechseln uns dann aber jetzt wieder ab.
      Außerdem haben wir mindestens einen stummen Mitleser.

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Ich lese zumindest mit. Bin nur im Moment ... zeitlich etwas enger.

    #77
    Was für eine Funktion hat die Prügelei? Es ist nichts ungewöhnliches, dass Rade in eine Auseinandersetzung gerät - das ist seine halbe Persönlichkeit. Aber dieses Mal bereiten sich auch Lux und Skylynn auf den Kampf vor und das ziemlich eindrucksvoll. Auch Leon ergreift die Waffe und die Initiative, obwohl er sonst wenig von Gewalt begeistert zu sein scheint. Solch eine Action geladene Szene muss einen Grund haben, was könnte dieser sein? Wenn ihr der Autor wär, warum würdet ihr diese Szene so ausführlich schreiben?
    Diese Prügelei zeigt, dass Leon sich verändert hat. Er weiß sich zu wehren und ist nicht mehr dieser naive Junge aus der Oberstadt. Es geht auch viel um Bio oder nicht Bio, was sich später wiederspiegelt, als es darum geht, dass die Oberstädter gerne gutes Material wollen, statt das von Drogenabhängigen aus der Unterstadt.

    Ist es wichtig, dass dieses Angebot mit dem Stehlen von Organen zusammenhängt? Oder sind alle Mittel recht, um in die Oberstadt zurückzukehren?, um Menschen zu helfen?, um seinen Traum zu verwirklichen?
    Ich finde es wichtig, weil es prinzipiell falsch ist. So wichtig kann es nicht sein, in die Oberstadt zurückzukehren, um dafür billigend in Kauf zu nehmen, zum Organdieb zu werden. Klar würde ich den Menschen in dieser Situation helfen wollen, aber es würde mir nicht dabei darum gehen, nach oben zu kommen. Das erfüllt zwar irgendwie Leons Traum, wieder seiner Arbeit nachgehen zu können und auch wieder in die Oberstadt zu kommen und sich mit dem Cybernet zu verbinden (jedenfalls irgendwie), aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Leon das wirklich um jeden Preis will.

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      #78
      Ich mach schon mal weiter.

      Mittlerweile ist Leon schon länger in der Oberstadt und hatte noch keine Möglichkeit, Rade zu kontaktieren oder wieder in die Unterstadt zu kommen. Er hat scheinbar seine Loyalität bewiesen und soll wieder mit dem Cybernet verbunden werden, sodass er ohne Yas herumziehen kann. Irgendwie durchzuckt mich gerade der Gedanke, dass das alles zu Alexis' Plan gehören könnte. Vielleicht steckt er ja hinter dieser Organmafia. Aber wie soll man das alles vorausplanen können? Mein krankes Gehirn kann schon tolle Verschwörungstheorien ausbrüten. Liegt vielleicht auch an dem Roman, den ich parallel lese und mich oft an Ocean's Eleven erinnert.
      Yas bringt Leon zum Herz der Stadt, in dem das Cybernet und ein Rechenzentrum stecken. Yas bekommt keine Verbindung zum Cybernet. Das macht mich noch nervöser. Wieso bekommt nur Leon dieses Privileg. Nur weil Yas ein Schnitzer ist ... Das kann ich mir nicht vorstellen. Wer auch immer die Verbindung möglich macht, geht über Leichen. Da dürfte Yas' Beruf ihm egal sein. An Leons Stelle hätte ich mir das mit dem Cybernet noch einmal überlegt. Vermutlich wäre ich Yas gegenüber loyal gewesen und hätte entschieden, in dem Fall darauf zu verzichten. Er geht jedoch hinein und wird von einem wohligen Gefühl empfangen. Ich wüsste ja zu gerne, wieso man sowas dort braucht. Immerhin soll das Cybernet doch etwas Gutes sein. Das Haussystem bestätigt Leons Identität, was mich überrascht. Da muss ein sehr hohes Tier dahinterstecken, wenn Leon als die Person, die er ist, wieder integriert werden kann. Jedoch finde ich die Wortwahl echt schlimm. Das Haussystem bestätigt, dass Leon "heute erneut in die große Gemeinschaft der Menschen aufgenommen" wird. Was war er denn bitte dazwischen? Galt er nicht als Mensch? Das ist widerwärtig.
      Leon gelangt in einen neuen Raum, wo ihn das Gesicht aus der Arrestzelle lächelnd begrüßt. Was es alles zu sagen hat, finde ich für ein System doch sehr erstaunlich. Es weiß sogar über die Zusammenarbeit mit Yas Bescheid und scheint das nicht nur zu billigen, sondern für Leon als Entwicklungsprozess zu sehen, der ihn in die richtige Richtung geführt hat. Das ist krank. Aber Leon setzt sich trotz seiner Bedenken auf den bereitstehenden Stuhl, um sich wieder ins Cybernet einbinden zu lassen. Da muss doch was schiefgehen! Irgendwer steckt dahinter. Und tatsächlich will das Gesicht ein paar Erinnerungen anpassen, da seine Deportation in die Unterstadt ihn instabil gemacht hätte, was die Menschheit um ihn ebenfalls stören würde. Diese Gefühle würde ich nie hergeben wollen, denn sie zeigen, wie zerbrechliche dieser vorgegaukelte Frieden ist. Leon will wissen, was denn alles angepasst werden soll. Ich finde die Antwort mehr als beunruhigend. Am wichtigsten sind mir jedoch die Freundschaften zu Rade, Skylynn und Lux sowie seine Skrupel wegen seiner Arbeit mit Yas. Das sind essentielle Dinge. Doch Leon ist schon zu sehr abgedriftet in diese Geborgenheit, die in dem Raum ausgestrahlt wird. Während an seinen Erinnerungen geschraubt wird, sieht er zuerst Lux und dann Skylynn. Beide lösen sich in Luft auf. Dann sieht er Rade und als dieser ebenfalls zu verschwinden droht, beginnt Leon, sich dagegen zu wehren. Doch es gelingt ihm nicht.
      Der nächste Einsatz findet in der Unterstadt statt. Leon mag sie nicht mehr, sieht in den Menschen dort nur Wilde. Die Umkrempelung hat gut funktioniert. Er sucht in den Erinnerungen des Opfers nach einer passenden Empfindung, um die OP in ein gutes Licht zu rücken. Dabei stößt er auf eine glückliche, bei der derjenige ein Rennen gewonnen hat. Es wäre doch schön, wenn Leon sich dadurch an Rade und das Rennen erinnern würde. Wie Leon mit Yas herumwitzelt, wirkt irgendwie deplatziert auf mich. Es klingt so nach heiler Welt und ich frage mich, was in der Oberstadt Wirklichkeit ist. Irgendwie sind die da oben doch alle auf Drogen. Leon spult durch die Erinnerung des Rennens und entdeckt dabei einen Mann, der von der Beschreibung her Rade sein könnte. Leon bringt das offenbar etwas aus der Fassung.
      Nach der OP entdeckt Leon eine Frau mit Bonbons. Automatisch greift er in seine Hose, um von dort wie früher die Geldkarte zu holen. Yas macht ihn auf den Fehler aufmerksam. In der Oberstadt ist es sicher. Leon hat seine Geldkarte in der Jackentasche. Der Erdbeergeschmack erinnert ihn wieder an seine Oma. Da fliegt ein Gleiter an ihnen vorbei und der Geruch der Düsen erinnert Leon an Bier. Das findet Leon merkwürdig und er glaubt, er sei überarbeitet.
      Als Leon aufwacht, ist er irgendwie verängstigt. Ihm kommt die Idee, die beiden Gedankenhelme für sich zu nutzen, um sich zu beruhigen, damit er später bei der Arbeit mit Yas leistungsfähig ist. Er springt zu der Erinnerung, als er Yas kennenlernte und die ihm positiv programmiert wurde. Er sieht das Lasergewehr in seiner Hand auf Yas gerichtet, was nicht zu den Gefühlen passt. Als Yas die Operation beginnt und der Patient dabei zusieht, versteht Leon nicht, wieso er sich in dieser Erinnerung immer noch so wohl fühlt. Er glaubt, dass diese Erinnerung manipuliert wurde, und will der Sache auf den Grund gehen. Es gelingt ihm, die aufgesetzten Gefühle von seiner Erinnerung herunterzuzerren und die wahre Erinnerung zu fühlen.
      Yas klingelt, um Leon abzuholen. Er reagiert schnell. Er holt den Empathie-Chip und wendet ihn gegen Yas an, indem er an seine wahren Gefühle ihm gegenüber denkt. Das knockt ihn ziemlich aus und Leon holt ihn in seine Wohnung. Er prügelt Yas bewusstlos, obwohl er dessen Schmerz miterlebt, aber er ist zu rasend und von seiner Entdeckung verwirrt, um sich davon beeindrucken zu lassen. Daraufhin verbindet er einen der Helme mit seinem Haussystem und hackt das Cybernet. Er durchforstet Yas' Erinnerungen, doch plötzlich bricht die Verbindung ab. Yas stirbt, vermutlich, weil Leon sich über Yas ins Cybernet gehackt hat. Leon hält ihn am Leben, auch wenn er bereits hierntot ist. Er nutzt seine Chance und spult in seinen eigenen Erinnerungen. Yas wirkt wie eine Firewall, damit ihn nicht dasselbe Schicksal ereilt. Er erinnert sich an Lux und Skylynn, doch er erkennt sie nicht als wichtige Personen und sucht weiter.
      Da sind auch zwei Fehler in einem Satz. "... er brauchte ein Leuchtfeuer der Emotionen, etwas, bei dem er klar erkennen konnte, dass es manipuliert worden war, um dann die wahren Erinnerungen hervorzuholen." Die roten Buchstaben fehlen. Etwas weiter streckt Leon sich nach Erkenntnis. Da steht hört statt hörte.
      Leon erinnert sich an seine Liebesnacht mit Rade, fühlt dabei aber nichts. Das irritiert ihn und er stellt fest, dass zudem Rades Gesicht gelöscht wurde. Er sucht nach den fehlenden Empfindungen und ist plötzlich wieder mittendrin in dieser Liebesnacht. Er erinnert sich an Rades Namen, was wie ein Schlüssel zu seinen Erinnerungen ist. Er erinnert sich wieder an Lux und Skylynn. Dann geht plötzlich ein ganz schlechter Film los. Alles prasselt auf ihn ein. Es wirkt wie ein Gegenhack seitens des Cybernets, der abrupt mit der Erinnerung stoppt, als er Janica das erste Mal gesehen hat. Schlagartig schlägt sein Herz wieder ruhig und er wiederholt diese Erinnerung immer wieder. Ihm geht auf, dass an dieser Erinnerung etwas nicht stimmt, und erkennt, dass jemand an ihm gebastelt hat, damit er Janica liebt. Ansonsten hätte er sie kaum wahrgenommen. Seine Zweifel stürzen ihn wieder in einen Erinnerungsstrudel, der bei seiner Oma stoppt. Er sieht wieder, wie sie stirbt, und erkennt, dass diese Erinnerung die Wahrheit ist. Das bringt ihm nur relativ wenig, denn es sieht so aus, als würde er sterben, wenn er sich nicht bald von dieser Verbindung mit dem Cybernet löst. Er schafft es, seine Umgebung wahrzunehmen und Yas' Körper zu töten. Damit reißt auch seine Verbindung zum Cybernet ab.
      Eine Stimme teilt ihm mit, dass ein Rettungsteam zu ihm unterwegs ist. Ich habe da ein kleines DéjÁ -vu. Er muss schon wieder fürchten, deportiert zu werden. Wobei, vermutlich wird es dieses Mal schlimmer werden. Die Unterstadt wäre für ihn ja ein Geschenk. Er programmiert den einen Empathie-Helm so um, dass seine Emotionen nicht mehr nach außen gesendet werden. Wie die Alufolie auf den Köpfen der Leute, die Angst davor haben, dass ihre Gehirne von Außerirdischen gehackt werden könnten. Trotzdem merkt die Obrigkeit, dass da was nicht stimmt. Leon schnappt sich Geldkarte und Lasergewehr sowie das komische Hackding, mit dem Yas sie nach oben gebracht hat. Er will nach Hause zurückkehren.

      Verdammt, das wird aber auch Zeit! Wird Rade tierisch freuen, wenn Leon wieder da ist und es sogar aus eigener Kraft geschafft hat, sich gegen den ganzen Mist in der Oberstadt zu wehren.

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        #79
        Ich komm jetzt auch endlich zum Nachholen. Kapitel 12:

        1. Was haltet ihr von Rades Verhalten?
        Ich fand Rade sehr "menschlich", und genau das macht ihn ja besonders. Sein Problem ist, dass er immer wieder an der eigenen Menschlichkeit zweifelt. Als es Leon schlecht geht, hilft er ihm auf sehr gefühlvolle Art, durch (emotionale) Wärme und körperliche Nähe. Als Leon dann deutliche Avancen macht, lässt Rade sich von den eigenen Gefühlen hinreißen. Das hat mir sehr gut gefallen, weil das einer der Punkte war, wo ich beim Lesen dachte - ja, war ja alles schon da in den vorherigen Kapiteln. Aber ich habe es überlesen und kapiere es erst jetzt, in dem Moment, wo es auch Leon offensichtlich wird. Sowas liebe ich beim Lesen!
        Auch Rades weitere Reaktionen finde ich sehr nachvollziehbar. Erst der liebevolle Pärchenmodus, dann seine eigene Verwirrung auf die Zurückweisung hin, und dann - sehr, sehr passend! - dass er sich dann mit Lux abreagiert. Mir hat dieses Kapitel prima gefallen.

        2. Was haltet ihr von Leons Verhalten?
        Leon ist in dem Kapitel ein Idiot, aber auch vollkommen nachvollziehbar. Zum ersten Mal lässt er es zu, ohne das Cybernet zu fühlen. Er genießt es, ist aber gleichzeitig überwältigt und verwirrt von der Intensität der Gefühle. Was sein Wegrennen am nächsten Morgen nicht entschuldigt, aber erklärt. Ich fand schön, dass er den Mut hat, so bald zu Rade zurückzugehen.

        3. Was haltet ihr von dieser Entwicklung und ihrer Umsetzung?
        Also im ersten Moment dachte ich auch an das klassische Boys Love Thema - mindestens einer der beiden ist unter Drogen, und sie landen nur deshalb in der Kiste. Gelesen in gefühlt Hunderten von FanFics, und hier erfreulicherweise ohne Vergewaltigung umgesetzt.
        Aber dann steht ja in dem Kapitel ganz klar: es geht um das Geschlecht der beiden. Das kommt zwar bisschen info-dumping-mäßig rüber, aber es ist an dem Punkt eine wichtige Info, deshalb verzeihe ich das.
        Ich schließe mich Earus Aussage "erfrischend anders" an, allerdings aus anderen Gründen. Dass hier zwei Männer Sex haben, ist nicht das Thema. Das Thema ist, dass hier zwei Emotionskrüppel sich selbst endlich erlauben, zu fühlen, und die Gefühle des anderen zu lesen. Und da finde ich es wirklich erfrischend anders, dass es über eine Mann-Mann-Beziehung umgesetzt wird. Hätte ich einfach vom Klappentext her nicht erwartet, und es freut mich, weil es so unaufgeregt die Botschaft transportiert, dass homosexuelle Beziehungen einfach ein ganz normaler Teil der Gesellschaft sind.
        Always avoid alliteration.

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        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Da hast du recht, an eine Mann-Mann-Beziehung hatte ich beim Klappentext auch nicht erwarten. Oft wird einem das ja bereits im Cover und Kappentext entgegengebrüllt, weil es wie eine Auszeichnung getragen wird: "Hier Gay Romance! Hier Diversität!"
          Dass dies hier so ruhig behandelt wird, ist da schon ganz nett.

        • E.F. von Hainwald
          E.F. von Hainwald kommentierte
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          Ich hatte eigentlich überlegt, das Mann-Frau zu machen, aber dann bewegte sich die Geschichte eigenständig beim Plotten. Es fühlte sich richtig an, dass es so passiert.

          Cyberempathy ist auch kein Gay-Roman (auch absichtlich nicht so ins Genre eingepflegt, obwohl das vermutlich Leserkreis erweitern würde) - es ist nicht wichtig, welche Geschlechter zueinander finden, sondern was für Personen.

          Der Umstand, dass man überhaupt Romance in Geschlechter "aufteilt" bereitet mir ein Augenrollen... bei den Covern schweige ich mich lieber aus, da lass ich wenig gute Härchen dran.

        • Lael
          Lael kommentierte
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          Oh, stimmt. Danke für das Festhalten, dass Rade sich von den eigenen Gefühlen hinreißen lässt, weil Leon die Avancen macht und dass sie sich "selbst endlich erlauben, zu fühlen". Super wichtiger Punkt, den ich so nicht notiert hatte.

        #80
        Kapitel 13:

        Wie werden diese veränderten Dynamiken dargestellt (Gesten, Worte, Metaphern etc.)?

        Zwischen Rade und Leon kommt für mich eine gute, kumpelhafte Freundschaft rüber. Ich hab das Buch gerade nicht vor mir, so dass ich gerade keine konkreten Beispiele nennen kann. Aber es las sich gut. - Hat mich aber dennoch überrascht. Nach ihrem Intermezzo im vorherigen Kapitel, und - vor allem! - nach ihrer Aussprache danach hätte ich von der Beziehungsdynamik her erwartet, dass sie entweder mehr auf Distanz zueinander gehen, oder dass sie sich nahe sind, aber sehr vorsichtig miteinander umgehen. Dass Leon noch bei Rade wohnt, hat mich in dem Zusammenhang am meisten erstaunt. Und dieses kleine Detail liest sich für mich wie die Andeutung, dass sich zwischen den beiden doch noch eine romantische Beziehung entwickeln wird. Ich bin gespannt.

        Die Sache mit Skylynn gefällt mir nicht sooo gut. Schon im vorherigen Kapitel war ihre Reaktion fast zu abgebrüht Ich hatte bis dahin aus dem Text heraus "gefühlt", dass sie für Leon was empfindet. Vielleicht nicht die große Liebe, aber zumindest romantisches Interesse. Und dann kommt sie mit dieser lässigen Attitüde an, dass sie Leon offenbar innerhalb von Sekunden für sich abhakt und ihm die Leviten liest, wie sehr er doch Rade verletzt hat? Jetzt ist sie Leon gegenüber immer noch nett und freundlich und fast schon herzlich, aber gleichzeitig weist sie ihn auf Beziehungsebene ab. Ich fand nett, wie Leon sich so arg bemüht, ihre Körpersprache zu lesen. Trotzdem ist mir Skylynn fremder geworden. Vorher war sie mir sehr sympathisch, und jetzt weiß ich nicht, ob sie nur aus Selbstschutz so sachlich geworden ist, oder ob ganz einfach die Figur Skylynn für die Geschichte keine Rolle mehr spielen wird.

        Hat Yas auch euch überzeugt?

        Yas hat eine sehr pragmatische Einstellung. Er erinnert mich an Gene aus "Breaking Bad" ("Die Leute nehmen sowieso Drogen, also stelle ich wenigstens sicher, dass sie hohe Qualität bekommen.") Einerseits gefällt mir dieser pragmatische Zynismus. Andererseits ist es eine auf die Spitze getriebene Einstellung, mit der Yas sich selbst das Leben enorm vereinfacht.
        Er sagt, die Leute werden sowieso ausgeschlachtet, also mache ich es eben wenigstens auf die nette Art.
        Das ist, wie wenn man in eine Hungersnotregion fahren würde, und die Leute dort reihenweise erschießt, damit sie wenigstens nicht lange leiden müssen. Weil wirklich helfen zu müssen wäre ja anstrengender.
        Oberflächlich wirkt Yas' Argumentation gelungen, aber sie ist es eben nicht. Er macht es sich zu einfach. Es gibt immer Möglichkeiten, etwas Gutes zu tun. Yas ist offensichtlich gebildet und intelligent, der würde auch einen anderen Job finden, als Schnitzer zu sein. Und er könnte seine medizinischen Fähigkeiten z.B. nutzen, um von Schnitzern ausgeweideten Menschen zu helfen. Oder ihnen wenigstens ein würdiges Sterben zu ermöglichen.
        Man muss Yas natürlich als Produkt seiner Welt sehen und kann ihn nicht 1:1 mit unseren Moralvorstellungen beurteilen. Er lebt in einer Welt, die einen konstanten Überlebenskampf bedeutet. Und, frei nach Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral."

        Findet ihr die Darstellung dieser geschlechtlich uneindeutigen Figur gelungen?
        Ich muss sagen, es ist mir echt egal. Gelungen ja, weil diese Figur sich nahtlos in diese Welt einfügt. Wo sich Menschen mechanische Prothesen und Flügel einbauen lassen, da gibt es natürlich auch Leute, die bewusst als Zwitter leben wollen. Für die Welt des Buchs ist Yas Geschlechtsidentität einfach eine Facette mehr. Die Figur Yas wird für mich nicht mehr oder weniger spannend, weil er/sie/xie kein eindeutiges Geschlecht hat.
        Always avoid alliteration.

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          #81
          Kapitel 15 wurde ja bereits von Earu zusammengefasst: Leon arbeitet mit Yas in der Oberstadt und darf endlich wieder ans Cybernet angeschlossen werden. Aber es stellt sich heraus, dass Leons Erinnerungen manipuliert waren - schon immer.

          Das Cybernet erklärt Leon (und uns Lesern), dass die Zusammenarbeit mit Yas deutlich zeigt, was für ein guter Mensch Leon ist und dass er sich rehabilitiert hat. Dass er aus den Erfahrungen in der Unterstadt gelernt hat und nun in die Oberstadt - in die richtige Gesellschaft - wieder eingegliedert werden kann. Wie auch beim ersten Mal, wo wir dieses weiße Gesicht sahen, ist das kaum ein Vorhang für die eigentlichen Ziele "der Obrigkeit".

          Haben sich eure Meinungen oder Ansichten über das Cybernet und seinen Nutzen für die Bewohner der Oberstadt geändert? Wir haben darüber am Anfang viel geredet, welche Lücken solch ein System haben könnte für "den unangepassten Bürger" und nun sehen wir, wie Leon zu einem "angepassten Bürger" wird. Scheint das ein anderes Licht auf eure Ansichten oder bestätigt es eure Gedanken zu dieser Erfindung und ihrem Einsatz in dieser Stadt?

          Zwei Kapitel haben wir noch. Kapitel 16 als bis zum 12. April.
          Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
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            #82
            Haben sich eure Meinungen oder Ansichten über das Cybernet und seinen Nutzen für die Bewohner der Oberstadt geändert?
            Ich finde das Cybernet nach wie vor nützlich, sehe aber auch meine Bedenken bestätigt bzw. sogar übertroffen. Hier wird klar, dass das Cybernet eigentlich bestimmt, wer bzw. wie man ist. Das ist ein Alptraum für jeden freiheitsliebenden Menschen. Ich könnte sowas nicht bewusst akzeptieren. Das berührt ja auch das Thema der Gedankenmanipulation. Bei Traumapatienten z. B. kann diese Arbeit bis zu einem gewissen Grad sinnvoll und hilfreich sein, aber ein schlechtes Erlebnis einfach auszulöschen oder so umzuwandeln, dass man es evtl. sogar für die schönste Erinnerung seines Lebens hält, geht zu weit. In beiden Fällen wird die Moral der Menschen, die die Macht darüber haben, stark gefordert. Es ist unheimlich schwer, zu entscheiden, wann der Einsatz dieser beiden Möglichkeiten vertretbar bzw. wirklich notwendig ist. Aber wir Menschen neigen auch dazu, abzustumpfen und unterschiedliche Moralvorstellungen zu haben. Beides kann diesen Missbrauch hervorrufen. Da lobe ich mir doch die Kaufhäuser, die mit dem Obst und Gemüse im Eingang bremsen, mit den Süßigkeitsregalen an der Kasse und den teureren Produkten auf Greifhöhe locken und evtl. auch noch einladende Musik abspielen, damit man entspannt und noch mehr in Kauflaune gerät. Darüber wissen wir Verbraucher prinzipiell Bescheid und können unser Handeln regulieren. Es sind auch nur minimale Reize im Vergleich zum Cybernet oder der Gedankenverdrehung.

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              #83
              Auf seiner Flucht sieht Leon immer wieder das Gesicht der Obrigkeit in den Hologrammen auftauchen. Es spricht mit ihm, aber andere Passanten scheinen es nicht zu sehen. Ich sieht aus, als ob es einen direkten Draht zu den vernetzten Menschen hat, die dieses Gesicht nutzen kann, sodass es nur Leons Wahrnehmung anpasst. Es erklärt Leon, dass alles, was geschehen ist, wichtig und richtig war. Er diskutiert mit dem Gesicht. Dabei kommt heraus, dass alle Verbindungen zu Menschen und auch seine Arbeit von der Stadt manipuliert und angepasst wurde, damit er glücklich ist. Alles scheint eine Lüge gewesen zu sein, nichts wirklich echt. Nichts beruhte wirklich auf seinen eigenen Entscheidungen. Leon wurde zu dem Menschen, der er ist, regelrecht gezüchtet. Er ist Objekt 12-51514, speziell zur Gedankenmanipulation durch die Industriegesellschaft von Skyscrape designt. Es wird fast philosophisch, als das Gesicht auf Rade zu sprechen kommt, den es nur Objekt 18-145 nennt. Er ist ein Experiment, bei dem es darum ging, die Gefühle auszulöschen. Nur das Herz in ihm ist noch seines. Er besitzt aber Gefühle, trotz aller Bemühungen, das aus ihm herauszuholen. Hier heißt es also klar, dass Gefühle nicht nur Hormone sind, sondern auch im Herzen sitzen. Somit ist man empfindungsfähig, solange man es hat. Es wird bedrohlich, als das Gesicht überlegt, Rade vielleicht doch noch als nützlich anzusehen. Man ging davon aus, er sei zerstört. Es ist putzig, dass Leon das nicht will und Rade „meinen Rade“ nennt. Dafür, dass er eher auf Frauen steht, spricht das doch eine andere Sprache, also speziell auf Rade bezogen. Der nächste Schlag lässt nicht auf sich warten. Das Gesicht will die Unterstadt auslöschen, weil sie zu individuell und damit gefährlich geworden ist.
              Während dessen verhalten sich die Leute merkwürdig. Wo sie anfangs noch verwundert den schreienden Leon beobachteten, blieben sie plötzlich stehen und nun laufen sie hinter ihm her und wiederholen manches von dem, was das Gesicht sagt. Das hat nichts Natürliches mehr an sich. Es wirkt, als seien alle Menschen der Oberstadt bis auf vielleicht ein paar privilegierte wirklich nur designte Objekte. Aber das Gesicht sagt, die Menschen würden den Drang verspüren, das zu tun. Es sei ihr eigener Wille.
              Leon rennt weiter. Er will seine Freunde warnen, damit sie nicht mit der Unterstadt zerstört werden. Plötzlich sind alle Hologramme abgeschaltet und er ist allein auf der Straße. In die entstandene Stille kommt Janica und nutzt ihre Gefühlsübertragung gegen ihn. Es ist Rades Liebesgeständnis, das Leon die Kraft gibt, sich wieder aufzurichten und weiterzugehen. Er schafft es zu den Kapseln, aber das Gesicht mischt sich ein und lässt ihn mit der Kapsel einfach herunterfallen.
              Es gelingt Leon, die Antigrav-Düsen zu starten und ihm bleibt etwas Zeit zum Nachdenken. Er glaubt, dass Janica und Yas ebenfalls nur Produkte sind. Außerdem sorgt er sich um Rade und fragt sich, was die Oberstadt mit ihm vorhaben könnte. Und er hegt plötzlich Zweifel über seine eigene Person und sein Recht, zu leben. Kommt mir von Rade bekannt vor.

              Dieses Kapitel hat etwas von einer Verfolgungsjagd für mich und trotzdem kommen viele Hintergrundinformationen heraus. Irgendwie seltsam, dass ein Programm so gern über sowas redet. Wäre es nicht effizienter, wenn es ihn immer wieder dazu auffordern würde, sich zu ergeben? Aber es passt zur Oberstadt, die glaubt, über alles erhaben zu sein.

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                #84
                Earu hat wiedermal sehr gut das Kapitel zusammengefasst. (Und mich erinnert, dass ich Fragen stellen muss^^°)

                Das Cybernet erklärt hier ausführlich die Hintergründe des Systems der Oberstadt. Die wichtige Spannung zwischen Freiheit und Sicherheit ist eindeutig entschieden und Sicherheit ist der absolute Sieger. Gleichheit, so das Cybernet, ist die Vorstufe zu Harmonie und Frieden. Das höchste Ziel von allen. Doch Freiheit ist für das System die Wurzel allen Übels. Freie Entfaltung und individuelle Erfahrungen oder Gefühle bringen nur Unruhe, sind eine Störung im System.
                So werden Werkzeuge designt, die aus Fleisch und Blut bestehen. Rade und Leon sind beides Beispiele für diese menschlichen Werkzeuge. Wie Skylynn bereits erzählte: es ist einfacher, Menschen zu optimieren und ihren Geist gefügig zu machen, als einen Androiden zu kontrollieren. Das bedeutet allerdings auch: geboren zu sein, macht einen nicht zum Menschen.

                Aber was macht einen zum Menschen?
                (Eine offensichtlich schwierige, philosophische Frage und offensichtlich das Ziel des Buches.)
                Das letzte Kapitel lesen wir bis zum 14. April.
                Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
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                A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
                You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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                • Earu
                  Earu kommentierte
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                  Ich habe mich schon gewundert, dass noch keine Fragen da sind.

                • In-Genius
                  In-Genius kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Hab's vergessen^^°

                #85
                Aber was macht einen zum Menschen?
                (Eine offensichtlich schwierige, philosophische Frage und offensichtlich das Ziel des Buches.)
                Ich glaube, in dem ganzen Zusammenhang geht es darum, dass nur Menschen fühlen. Also egal, wie sie erschaffen wurden, sobald sie fühlen, sind sie wahre Menschen. Diese Botschaft glaube ich zumindest herauszulesen.
                Ich überlege gerade, was meiner persönlichen Meinung nach einen Menschen ausmacht. Ohne Gefühle geht nichts, sonst sind wir nur Maschinen, die nach aktuellem Stand noch nicht fühlen können, soweit ich weiß. Ich denke, es macht es mir leichter, einen Menschen als Menschen zu sehen, wenn er einen zumindest menschenähnlichen Körper hat. Wird vermutlich diskriminierend sein, wenn wir irgendwann die Wahl haben, unsere Körper nach unserem eigenen Geschmack zu designen, aber aktuell fände ich einen viereckigen Kasten mit dem Bewusstsein eines Menschen darauf nicht menschlich, egal wie dieser Menschkasten sich verhält. Vermutlich liegt dahinter mein Wunsch verborgen, denjenigen wirklich berühren und auch in seiner Mimik lesen zu können. Einen Kasten kann ich anfassen, aber nicht wirklich erfassen. Er ist einfach abstrakt, wenn ich mir ein Bewusstsein darin vorstelle. Ein Mensch macht Fehler. Es geht gar nicht anders. Wir sind, jeweils auf unsere eigene Art, kreativ und genau dort sehe ich auch einen großen Teil unserer Freiheit. Wir haben einen freien Willen und wir sind bestrebt, zu tun, was wir wollen. Wir halten uns im besten Fall nur zurück, wo unser Wille jemand anderen schaden würde. Wir sind unterschiedlich, keine kopierten Programme mit maximal ein paar Anpassungen.

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                  #86
                  Ich bummle mal ein bisschen hinterher ...

                  Zuerst noch der Nachtrag zu den beiden Kapiteln, die ich bereits gelesen hatte (11 & 12):

                  Habt Ihr Rades Motivation, dafür, Leon zu helfen, kommen sehen?
                  Findet Ihr in vorherigen Kapiteln Foreshadowing und Hinweise darauf?


                  Ja. Zum einen hat Lux uns sofort wissen lassen, dass Rade nicht nur aus reiner Nächstenliebe handelt. Und zum anderen hat Rade Leon öfters so genau beobachtet, dass es sogar ihm aufgefallen ist – nur, dass er es (wie so oft) nicht weiter thematisiert hat.

                  Deshalb war ich auch ein wenig irritiert davon, dass Leon dann auf einmal so aus der Haut fährt, als Rade ihm dies bestätigt.
                  Als sei das voll die Überraschung … ist es doch gar nicht.

                  Was ist Leons Motivation, die Droge auszuprobieren?

                  Darf ich mich erst darüber auslassen, wie selten dämlich ich seine Aktion finde?!?!
                  (Die entsprechenden Stellen sind aber echt gut geschrieben! )

                  „Ich werde sicher gut damit klarkommen“ – ja nee, ist klar, Leon …
                  Und dann kippt der sich auch noch alles von dem Zeug rein!

                  Aber er weiß ja, was er tut …

                  Warum er es tatsächlich ausprobiert?
                  Für mich kann er einfach den Hals nicht voll genug kriegen. #augenroll

                  Zu Leons Hintergrund: Mir ist beim Lesen diesbezüglich nichts aufgefallen.



                  1. Was haltet ihr von Rades Verhalten?

                  Ich bin sehr überrascht darüber, wie sich die Dinge zwischen Rade und Leon aufgrund des Horrortrips entwickeln.
                  Ich frage mich, ob es Rade wirklich ernst ist, verstehe aber, warum er die Gefühle zu rationalisieren versucht.

                  Als Leon ihn stehen lässt, fühle ich als Leserin richtig mit ihm.

                  Und Lux tut mir ja sowieso leid. Da widert mich sein Verhalten echt an.

                  2. Was haltet ihr von Leons Verhalten?

                  An Leons Stelle wäre ich auch überfordert mit der Situation, das sehe ich ihm nach. Aber es ist seine Schuld. Und dass er damit ausgerechnet zu Skylynn rennt finde ich extrem taktlos. Im Übrigen lässt mich seine wiederholte Versicherung, dass er mit homoerotischen Beziehungen ja an sich keine Probleme hätte genauso stutzen wie dich. Wem will er das denn weiß machen? Mir jedenfalls nicht. (Er nutzt ihn erst und lässt ihn dann fallen. Soll ich es gut finden, dass er wenigstens ehrlich zu ihm ist?)

                  Ich begrüße Skylynn für ihr ehrliches »Arschloch«. Danke!

                  3. Was haltet ihr von dieser Entwicklung und ihrer Umsetzung?

                  Dass Leon von jeder benannten Figur die Meinung braucht, bevor er seine eigene hat.
                  Danke, jetzt muss ich wieder lachen.

                  Ich habe diese Entwicklung nicht kommen sehen und bin – wie gesagt – ziemlich überrascht. Wieso steigen sie eigentlich überhaupt gleich miteinander in die Kiste? Ich muss erstmal weiterlesen, um das einsortieren zu können.



                  Und Kapitel 13:

                  Wie werden diese veränderten Dynamiken dargestellt (Gesten, Worte, Metaphern etc.)?

                  Rade und Leon führen inzwischen richtige Gespräche, die eine ähnliche Tiefe ansteuern wie die Gespräche mit Skylynn zuvor, abgesehen davon gibt es einen liebevollen Unterton in den Interaktionen - die offenkundige Sorge um das Wohlergehen des jeweils anderen. (Eine Seltenheit in der Unterstadt, wie schon öfters betont wurde.) Leons Aussage, die "Verantwortung für [s]eine Handlung[en]" zu übernehmen, ist ungewohnt erwachsen. Sehr angenehm. Auch die Freundschaft zu Lux festigt sich. Mittlerweile wirken die drei tatsächlich wie Mitbewohner in einer verschrobenen WG.

                  Hat Yas auch euch überzeugt? Wärt ihr an Leons Stelle, hättet ihr Yas geholfen? Hättet ihr überhaupt den Taster angenommen? In der Welt von Cyberempathy wie wahrscheinlich ist solch eine Einstellung, wie Yas sie hat?

                  Absolut nicht. Im Vergleich zu den anderen Schnitzern scheint Yas sich zwar überhaupt Gedanken um die Folgen für die Opfer zu machen, aber das hindert ihn/sie ja trotzdem nicht an seinem/ihrem tun, also: nein.

                  Warum Leon den Taster nimmt? Weil er Leon ist. Leon hat sich schließlich auch die Pille eingeworfen ...
                  Ob ich den Taster genommen hätte? Ich hoffe doch mal nicht.

                  Findet ihr die Darstellung dieser geschlechtlich uneindeutigen Figur gelungen?

                  Ich kann mir Yas gut vorstellen und finde, dass er/sie sich nahtlos einfügt. Er/sie ist für mich auch nicht mehr oder weniger verwunderlich als all die Optimierungen, mit denen ich als Leserin bereits konfrontiert wurde, daher: "genau richtig".
                  Alles ist Gift. Es kommt nur auf die Dosis an. (Paracelsus)

                  Kommentar


                  • In-Genius
                    In-Genius kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Schön, dass du noch nachziehst.

                    Den Eindruck einer verschrobenen WG hatte ich auch und mochte die Idee.

                  • Alys II.
                    Alys II. kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Oh ja, als Skylynn da "Arschloch" sagt, da ging mir auch richtig das Herz auf.

                  • E.F. von Hainwald
                    E.F. von Hainwald kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Ja also ... ich mag meine Charaktere, aber jemand musste das mal aussprechen, oder?

                  #87
                  So, Aufhollesespurt geschafft. Die letzte Woche war echt voll verspult bei mir. Aber jetzt! Die Fragen habe ich alle beantwortet, nachdem ich das entsprechende Kapitel gelesen hatte, und ohne das nachfolgende Kapitel schon gelesen zu haben.

                  Kapitel 15:
                  Haben sich eure Meinungen oder Ansichten über das Cybernet und seinen Nutzen für die Bewohner der Oberstadt geändert?

                  Ja. Ich sehe zwar hier immer noch das gleiche Gefahrenpotential, das wir in den ersten Kapiteln beobachtet haben. Allerdings entwickle verstärkt sich in diesem Kapitel bei mir das Gefühl, dass es eine konkrete Person (oder Organisation) gibt, die aus dem Cybernet einen direkten, egoistischen Nutzen zieht. Immer mehr sehe ich das Cybernet nicht nur als ein soziales Instrument, einer überbequemen Gesellschaft, das diese Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität aller ermöglicht. Sondern es wirkt auf mich wie eine Art "Opium für das Volk", mit dem jemand "von oben" die Menschheit bewusst ruhigstellt. "Die Obrigkeit" wird für mich zu einer greifbareren Organisation, und ich will wissen, welchen Nutzen sie konkret hat aus dieser Ruhigstellung und wohl auch Steuerung der Massen.
                  Steuerung der Massen deshalb, weil ich den Verdacht entwickle, dass generell die Erinnerungen und Emotionen aller Menschen manipuliert werden. (Es stellt sich dann zwar die Frage, wozu es dann Erinnerungskonstrukteure wie Leon braucht - aber das klärt sich sicher noch.)

                  Kapitel 16:
                  Aber was macht einen zum Menschen?

                  Ah, ja, wunderbare philosophische Frage. Die natürlich keiner von uns abschließend beantworten kann.
                  Schön ist einfach, dass das Buch einen dazu zwingt, sich genau mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Und erfreulicherweise geschieht das, ohne dass einem der moralische Zeigefinger vorgehalten wird.

                  Mir haben die ausführlichen Erklärungen der Obrigkeit nicht so gut gefallen, weil sie für mich ein bisschen Evil-Overlord-Syndrom hatten. (Wie bei James Bond: der Erzschurke könnte Bond einfach erschießen, und wäre alle Probleme los. Stattdessen hält er Bond erstmal einen langen Vortrag über die eigene Motivation - damit auch der dümmste Zuschauer alle Hintergründe begreift.) Das wurde aber abgemildert dadurch, dass sich um Leon eine immer bedrohlichere Szenerie aufbaut. Und ganz, ganz toll fand ich den Auftritt von Janica. Ich hatte sehr gehofft, ihr nochmal zu begegnen in dem Buch. Dass Leon sie jetzt als abstoßend und nicht-menschlich empfindet schlägt einen schönen Bogen zum Anfang des Buchs, und es zeigt indirekt seine echte Liebe zu Rade.

                  Kapitel 17 musste ich dann auch gleich lesen. Aber das ist ja morgen dran für die offizielle Besprechung.
                  Always avoid alliteration.

                  Kommentar


                  • E.F. von Hainwald
                    E.F. von Hainwald kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Ich hatte nicht vor, dem Leser die Motivation der Obrigkeit zu erklären, das ist eigentlich nicht besonders relevant für die Frage nach Menschlichkeit. Es ging mir darum, dass die Obrigkeit zunächst versucht ihr nunmal "teures Produkt Leon" einzufangen (und dafür müssen sie ihm stichhaltig argumentieren). Als sie bemerken, dass er auf ihre Moral nicht anbeißt (bei Yas klappte das ja nochmals) switchen sie zum unpersönlichen, für diese Zeit archaischen "Sie" um Druck auszuüben, während sie ihm seine Stellung aufzeigen. Als das dann auch nicht klappt, werfen sie ihn einfach weg, wie einen Kaffeebecher.

                    Beim Schreiben habe ich bemerkt, dass es für manche Leser vielleicht interessant wäre zu erfahren, wie die Gesellschaft in Skyscrape Menschlichkeit & Freiheit betrachtet, daher dann deutliche Worte nach dem Switch zum "Sie". (was mir bei der engl. Übersetzung übrigens noch Kopfzerbrechen bereiten wird, denn da gibt es nur "you" ... )
                    Dabei wollte ich die persönliche Entscheidung aber immer beim Leser lassen.

                    Danke fürs Schleußer-Kompliment.
                    Der Twist, dass er viel mehr konstruiert ist (sogar sein Leben), obwohl es die ganze Zeit so scheint, als wäre es das genaue Gegenteil, ergab dann auch den Stil und Handlungen (seine einfache Verurteilung als Teil der Programmierungserfahrungen) der ersten Kapitel, an dem ihr euch zunächst so (zu Recht) gestoßen habt. So konzipiert konnte er nur seine Umwelt/Mitmenschen so betrachten/fühlen, wie dem eben war. Im Re-Read, den manche Leser dann angegriffen haben, kann man so noch ein wenig mehr in ihn reinblicken, wenn man möchte.

                  • Alys II.
                    Alys II. kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    E.F. von Hainwald, übersetzt Du das selbst ins Englische? Sonst würde ich dieses Problem nämlich ganz nonchalant dem Übersetzer überlassen. Aber wenn's um Englisch geht, dann kann ich natürlich nicht anders, als mit der Gedankenübung hinzugeben ...
                    Für die Übersetzung ins Englische hast Du es Dir natürlich extra schwer gemacht. Modernes Englisch kennt halt nur das "Sie" = "you". Und die in der sprachlichen Abstufung übliche Wechsel der Distanzebene, der bei uns die Unterscheidung Du/Sie ist, ist eigentlich nur durch den Wechsel in der Ansprache mit Vorname oder Nachname möglich ... und Du hast ja Nachnamen abgeschafft.

                    Was mir spontan einfiele: Es wurden doch alle Leute immer formal mit Berufsbezeichnung und Vorname angesprochen. Erinnerungskonstrukteur Leon, Direktor Alexis u.s.w. - scheint also die Standardanrede zu sein. Man könnte tricksen, indem man hier in der langen Ansprache der Obrigkeit nicht jeden Satz wörtlich übersetzt, sondern bewusst diese Anrede in der englischen Version öfters einfügt. Wenn die Obrigkeit Leon dann plötzlich mit nicht mehr als "Memory Engineer Leon", sondern nur noch als "Mr. Leon" anspricht, dann ist das eine deutliche Entwertung seiner Person und schafft mehr Distanz. Optional: ausgeschrieben als "Mister Leon", um das Wort zu betonen.
                    Oder man geht an der Stelle gleich noch einen Schritt weiter und die Obrigkeit ersetzt an dieser Stelle seine Berufsbezeichnung durch seine Sachbezeichnung, spricht ihn also mit "Manipulation Tool Leon" an ... evtl. sogar bewusst kleingeschrieben "manipulation tool Leon" - eine Anrede sollte ja großgeschrieben sein, Kleinschreibung verdeutlicht also nochmal den Depersonalisierungseffekt.

                    Just my two cents. Sprachliche Feinheiten sind sowas Schönes, darin kann ich mich verlieren ... off-topic Ende.

                  • E.F. von Hainwald
                    E.F. von Hainwald kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Gute Idee, vor allem das mit der Kleinschreibung!

                    Ich habe mir noch etwas anderes überlegt: Die Obrigkeit dann plötzlich nicht mehr MIT ihm, sondern ÜBER ihn sprechen zu lassen.

                    Mal sehen - klar macht das der Übersetzer. Ein Übersetzer ist jedoch mehr Techniker als Autor. Ich werde diese Passagen also umschreiben, damit er es auch gut übersetzen kann.
                    Um sowas völlig blind anderen zu überlassen, bin ich zu eng mit meinen Romanen verbunden

                  #88
                  Kapitel 14 und 15 habe ich jetzt auch schon aufgeholt


                  Was für eine Funktion hat die Prügelei?

                  Im Gegensatz zu den letzten Malen geht die Prügelei aber nicht von Rade aus, sondern von einer Bande daher laufender Frauen, die etwas gegen die Optimierungen anderer Frauen haben. Bios gegen Synthies – da gibt es wohl kein „Leben und leben lassen“. Erinnert mich ein bisschen an die Diskussionen zwischen Fleischessern und Hardcore-Veganern.

                  Es wirkt etwas beliebig platziert und das Buch würde problemlos ohne die Szene auskommen, da es auch noch genügend andere offene Schauplätze gibt. Aber sie rückt ins Gedächtnis, dass es doch nicht für alle normal ist, wie Rade, Lux und Skylynn mittels Kybernetik optimiert sind – obwohl es sich für den Leser längst nicht mehr befremdlich liest, wage ich zu behaupten. Von mir ernten die Damen daher auch nur ein müdes Augenrollen.

                  Ist es wichtig, dass dieses Angebot mit dem Stehlen von Organen zusammenhängt? Oder sind alle Mittel recht, um in die Oberstadt zurückzukehren?, um Menschen zu helfen?, um seinen Traum zu verwirklichen?

                  Das Cybernet, flüsterten Leons Gedanken. Ich werde nicht mehr mit mir allein sein.
                  Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

                  Das nächste Augenrollen folgte zugleich.

                  Es ist interessant, dass Leon so süchtig nach dem Cybernet ist, so abhängig davon, obwohl er in der Unterstadt mittlerweile besser zurecht kommt und erfahren hat, wie sich echte Emotionen anfühlen. Ich finde es irgendwie traurig, dass er dieser optimierten, künstlichen Empathie den Vorrang gibt. Körperlich unversehrt, geistig versklavt.

                  Im Prinzip genau andersrum als es bei den anderen dreien der Fall ist. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das, was Leon da tut, tatsächlich als Hilfe empfinden kann. Klar, er schraubt da in den Erinnerungen rum bzw. – wie Yas korrekt herausarbeitete – „hilft“ denen, die so oder so schon verloren haben … Nee, mir gefällt das nicht.


                  Ooooh. Wie süß ist das mit Rades Soldatenmarken bitte. [Live-Kommentar. Musste sein.]

                  Dass Yas so beiläufig „Alexis“ zu ihm sagt. Sie kennen sich. Mag ich nicht.

                  »Wieso sollten die dich wiederhaben wollen, wenn sie dich erst vor Kurzem hier runter geworfen haben, um dich loszuwerden? Das ergibt doch keinen Sinn.«
                  Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

                  Meine Gedanken kann er wohl lesen

                  »Ich werde helfen«, sprach Leon resignierend, senkte die Waffe und seinen Kopf.
                  »Ich weiß«, raunte Yas mit kehliger Stimme.
                  Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

                  Ich sagte doch, bevor ich das Kapitel zu Ende las, schon, dass mir das nicht gefällt.



                  Haben sich eure Meinungen oder Ansichten über das Cybernet und seinen Nutzen für die Bewohner der Oberstadt geändert?

                  Sagen wir es so: Bei den Worten des weißen Gesichtes wird mir nur noch übel.

                  Und das war, bevor ich gelesen habe, wie beiläufig dieses tolle System darüber spricht, dass erstmal wieder ein paar Erinnerungen umkonstruiert werden müssen. lol Super.

                  Ich weiß nicht, ob ich es krasser finde, zu lesen, wie sie Leon verbiegen oder wie er ständig die anderen verbiegt. Ich finde beides gleich abstoßend. Ich mein, aus der schriftstellerischen Sicht, aus der Metaebene, kann ich mich der Faszination, den diese Prozedur an sich ausübt, nach wie vor nicht entziehen. Mega spannend. Schließlich war dies auch der Grund, warum ich mich überhaupt für das Buch interessiere. Aber menschlich ist es einfach nur ekelhaft.

                  Wieso lässt mich das so kalt, dachte er stirnrunzelnd. Das ist brutal und der Mann steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Warum fühle ich mich so wohl dabei? Bin ich ein Psychopath?
                  Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

                  Sehr schön!

                  Das Tempo ab dem Kampf danach ist sehr packend!
                  (Aber die letzten Seiten müssen trotzdem bis morgen warten, egal, wie sehr ich mich freue, dass Leon aktiv wird.)
                  Alles ist Gift. Es kommt nur auf die Dosis an. (Paracelsus)

                  Kommentar


                  • In-Genius
                    In-Genius kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Das mit den Soldatenmarken fand ich auch herzerwärmend!

                  • E.F. von Hainwald
                    E.F. von Hainwald kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Dir fallen noch irgendwann vom vielen Augenrollen, die Selbigen aus den Höhlen.

                  #89
                  Dann bringen wir das hier doch mal zu Ende. Schade, ich hätte gerne noch länger in der Geschichte verweilt.

                  Leon schafft es zu Rade und erzählt ihm alles, außer, dass er selbst ebenfalls nur ein Designermensch ist. Anders als erwartet, sieht Rade den Kampf bereits als verloren an, weshalb Leon ihm eine knallt und Rade das Zimmer verlässt. Leon kann ihm nach seinem anstrengenden Tag nicht mehr folgen, aber bevor er einschläft, zweifelt er, ob Rade nicht bereits manipuliert wurde.
                  Als Leon aufwacht, ist Rade noch nicht zurück. Er geht zu Skylynn, in der Hoffnung, dass Rade bei ihr ist oder sie zumindest weiß, wo er stecken könnte. Er gibt ihr den Helm, der vor dem Cybernet schützt, und rennt mit ihrem Holo-Telefon weg. Er versucht, Lux zu erreichen, aber sie geht nicht ran.
                  Leon rennt in das Bordell, in dem sie arbeitet. Er findet Lux, die ihre künstliche Vagina wieder hat. Lux weiß auch nicht, wo Rade sein könnte, aber sie bestätigt Skylynns Worte, dass Rade sich merkwürdig verhält. Ihre Bemerkung über ein verletztes Herz … Ich vermute, sie meint Rade, und ich schätze, Leon versteht sie, denn er stürmt hinaus, um Rade zu suchen.
                  Hier kommt mir ein Satz merkwürdig vor. Leon ist in den Regen gekommen und hat sich zuerst die Jacke übergehalten, aber er ist mittlerweile so durchnässt, dass es keinen Unterschied mehr „ausmachte“. Stand da ursprünglich vielleicht, dass es ihm nichts mehr ausmacht? Ich würde da jedenfalls machte schreiben.
                  Leon muss seine Suche abbrechen, da er ahnt, dass er bald zusammenbrechen wird, und kehrt zu Rades Wohnung zurück. Er hat keinen Schlüssel und kann nicht hinein, aber ihm fällt auf, dass die Tür zur Nachbarwohnung demoliert ist und offensteht. Er vermutet Rade dahinter, ist allerdings irritiert, dass Rade seinen Weg mit Gewalt gesucht haben soll, wo er doch einen Schlüssel besitzt. Er rennt den Weg zu Rades geheimen Platz und findet ihn dort.
                  Rade tut das Herz weh. Die Nähe zu Leon, obwohl er ihm nie wieder würde so nah sein dürfen wie in ihrer gemeinsamen Nacht, hat ihn fertiggemacht. Er war froh, als Leon fortgegangen war, aber die Entfernung hatte es noch verschlimmert, egal, was Rade dagegen versucht hatte. Leon würde gerne etwas sagen, aber er bleibt stumm. Es ist zum Haare raufen. Er könnte es doch einfach genauso machen wie Rade, als er auf dem Drogentrip war. Worte würden sowieso viel zu wenig bedeuten. Er soll ihn endlich in den Arm nehmen und ihm seine Liebe zeigen. Er liebt ihn doch. Er entdeckt Schnitte in Rades Armen, aus denen Blut und Öl sickern. Ich weiß nicht, ob Rade sich geritzt oder versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Aber das bringt Leon endlich zum Reden und er nennt seine Objekt-Nummer. Rade reagiert gereizt und erklärt, dass Leon aus Fleisch und Blut besteht, doch plötzlich ist er verunsichert. Leon erklärt ihm kurz, was es mit seiner Existenz auf sich hat. Die Rollen sind vertauscht. Leon ist überzeugt, kein Mensch zu sein, und Rade versucht, ihm das auszureden. Er fragt Leon, was er wirklich will, und endlich sagt Leon ihm, was er für ihn fühlt.
                  Es darf ja keine zwei Minuten schön sein. Es kracht und Rade entdeckt einen Goliath. Scheinbar ein Kampfroboter von früher, nur dass dieser hier neu und modifiziert ist. Aus großen Fluggleitern kommen Kampfdrohnen, die in die Häuserschluchten fliegen. Rade schätzt, dass die Unterstadt fallen muss. Leon nimmt Rades Hand und verabschiedet sich von der Welt, indem er sich von dem System löst und die Freiheit begrüßt.

                  Was für ein grausames Ende. Ich wünsche mir ein Happy-End, aber hier gibt es auf den ersten Blick nichts, das Hoffnung auf Rettung zulässt. Ich darf mich nur freuen, dass Leon und Rade noch ein paar Minuten gemeinsam haben, bevor sie vereint sterben. Das ist natürlich ein eindrucksvolles und einprägsames Ende. Darüber denkt jeder Leser noch lange nach. Aber – Himmel! – so gerne ich solche Enden auch mal BEI KURZGESCHICHTEN schreibe, doch nicht in einem Roman! Ich verstehe ja, dass man gegen das System nur verlieren kann. Ich sehe doch, wie es jetzt schon läuft. Genau deshalb braucht es Happy-Ends. *schnief* Da ich allerdings das Buch schon vor ein paar Tagen beendet habe, hatte ich genügend Zeit, um nach einem Ausweg für die Vier zu suchen. Skylynn könnte den Empathie-Helm rechtzeitig so verändern, dass man damit die gesamte Unterstadt beeinflussen und zu einer Armee zusammenschweißen kann. Rade als Soldat könnte doch noch zur Vernunft kommen und seine Kenntnisse in der Kriegsführung einsetzen, um Skylynn dabei sinnvoll zu unterstützen.
                  Ich liebe das Buch einfach und ich bin mir jetzt schon sicher, dass ich es irgendwann ein zweites Mal lesen werde.

                  Kommentar


                  • E.F. von Hainwald
                    E.F. von Hainwald kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Dass du gleich vom Schlimmsten ausgehst und alle sterben - auweia, du Schwarzmalerin! Aber ich bin froh, dass du noch Auswege erkennen kannst.

                    Ich würd mich freuen, wenn es zu einem Re-Read bei dir kommt und du noch einen ganz neuen Blickwinkel dadurch erhalten kannst.

                  • Earu
                    Earu kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Es ist das Naheliegendste und du hast dir echt wenig Mühe gegeben, damit man gleich mögliche Auswege erkennt.

                    Es gibt viele Bücher, die ich mindestens zwei Mal gelesen habe. Also keine Sorge. Cyberempathy hat mich viel zu sehr gefesselt, als dass es nicht dazu kommen könnte. Wird nur eine ganze Weile dauern. Aktuell liebäugele ich mit Die letzte Zauberin.

                  #90
                  Das letzte Kapitel.

                  Ist dies ein gelungenes Ende für den Roman? Werden genug Fragen beantworten und genug Fäden beendet, um als Romanende zu funktionieren? Oder bleibt zu viel offen? Wie offensichtlich ist der Gedanke an einen zweiten Band für euch?

                  Was werdet ihr aus dem Buch mitnehmen? An Figuren oder Erzählstrategien, an Themen oder Disussionspunkten, als Vorbild im guten wie im schlechten Sinne.
                  Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
                  to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
                  A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
                  You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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