Für wie realistisch haltet ihr diese enge Verknüpfung von Exekutive und Judikative? Warum bekommt ein Angeklagter keine Möglichkeit, sich selbst zu verteidigen, sondern wird nur über Charakterzeugen beurteilt?
In meinen Augen liest es sich sehr schnell wie eine Diktatur der Harmonie, allerdings der falschen, einer betäubenden Harmonie. Die Leute werden mit Empathieterror - so erstrebenswert und überlebenswichtig Empathie auch ist - im Zaum gehalten. Und offenkundig ist es eine hierarchische Gesellschaft. Immerhin können dort wenige Menschen ihre wahren Gefühle verbergen: Alexis zum Beispiel. Seine Räumlichkeiten sind auch nicht durchschaubar, und ein erfolgreicher Geschäftsmann wird er nicht durch besonders viel Mitgefühl geworden sein. Er personifiziert für mich die gefühlskalte Berechnung - wie auch Janica - und Macht. Schön auch die Bank, die den Leuten bis auf die Unterwäsche schaut.
Die Obrigkeit, wer immer dahinter steckt, braucht keine eigentlichen Gesetze. Zeugen sind manipulierbar, auch und gerade auf der emotionalen Ebene, wie von Rye verkörpert. Rye tut mir wirklich leid. Er wird zum Verrat an Leon missbraucht. Warum der Angeklagte nicht gefragt wird: Wegen der Gefahr eines Gefühl-Kuddelmuddels?
Es wird mit dem medial verbreiteten Bauchgefühl der Straße schnell geurteilt und "Recht" nicht gesprochen, sondern empfunden. Es ist nah am archaischen Rache- und Verbannungsgedanken. In ihrer Mitte ist diese Gesellschaft mehr als primitiv. Sie stiehlt Individualität - teilt Gefühle, ändert Erinnerungen, macht den Körper durchtauschbar und alles Menschliche beliebig.
Stört Euch die abstrahierte Sprache mit wenig Eigennamen, oder unterstreicht das für Euch das futuristische Setting?
Es stört mich im Leseempfinden, weil ich nicht reingezogen werde. Dabei habe ich kein Problem, Bilder vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen, ich habe witzigerweise ein sehr konkretes Bild von der Straße, vom Baum und auch von Ryes Werkstatt, um die Beispiele, die In-Genius nannte, aufzugreifen. Es kommt somit nicht das Gefühl auf (ha-ha), dass es schlechter Schreibstil ist, der es nicht schafft, mich an die Figur zu binden, sondern ein Das-soll-so-sein. Das wiederum macht den Stil interessant und neugierig auf das Folgende. Langsam komme ich an Leon heran, aber noch fiebere ich nicht mit der Figur. Es ist eher ein: Ich will's verstehen.
Die Abstraktion und Entkonkretisierung unterstreicht die hochsterile Gesellschaft, die trotz Emo-Sharing die Gefühle Einzelner einfach überfährt.
In meinen Augen liest es sich sehr schnell wie eine Diktatur der Harmonie, allerdings der falschen, einer betäubenden Harmonie. Die Leute werden mit Empathieterror - so erstrebenswert und überlebenswichtig Empathie auch ist - im Zaum gehalten. Und offenkundig ist es eine hierarchische Gesellschaft. Immerhin können dort wenige Menschen ihre wahren Gefühle verbergen: Alexis zum Beispiel. Seine Räumlichkeiten sind auch nicht durchschaubar, und ein erfolgreicher Geschäftsmann wird er nicht durch besonders viel Mitgefühl geworden sein. Er personifiziert für mich die gefühlskalte Berechnung - wie auch Janica - und Macht. Schön auch die Bank, die den Leuten bis auf die Unterwäsche schaut.
Die Obrigkeit, wer immer dahinter steckt, braucht keine eigentlichen Gesetze. Zeugen sind manipulierbar, auch und gerade auf der emotionalen Ebene, wie von Rye verkörpert. Rye tut mir wirklich leid. Er wird zum Verrat an Leon missbraucht. Warum der Angeklagte nicht gefragt wird: Wegen der Gefahr eines Gefühl-Kuddelmuddels?
Es wird mit dem medial verbreiteten Bauchgefühl der Straße schnell geurteilt und "Recht" nicht gesprochen, sondern empfunden. Es ist nah am archaischen Rache- und Verbannungsgedanken. In ihrer Mitte ist diese Gesellschaft mehr als primitiv. Sie stiehlt Individualität - teilt Gefühle, ändert Erinnerungen, macht den Körper durchtauschbar und alles Menschliche beliebig.
Stört Euch die abstrahierte Sprache mit wenig Eigennamen, oder unterstreicht das für Euch das futuristische Setting?
Es stört mich im Leseempfinden, weil ich nicht reingezogen werde. Dabei habe ich kein Problem, Bilder vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen, ich habe witzigerweise ein sehr konkretes Bild von der Straße, vom Baum und auch von Ryes Werkstatt, um die Beispiele, die In-Genius nannte, aufzugreifen. Es kommt somit nicht das Gefühl auf (ha-ha), dass es schlechter Schreibstil ist, der es nicht schafft, mich an die Figur zu binden, sondern ein Das-soll-so-sein. Das wiederum macht den Stil interessant und neugierig auf das Folgende. Langsam komme ich an Leon heran, aber noch fiebere ich nicht mit der Figur. Es ist eher ein: Ich will's verstehen.
Die Abstraktion und Entkonkretisierung unterstreicht die hochsterile Gesellschaft, die trotz Emo-Sharing die Gefühle Einzelner einfach überfährt.
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