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Schattenmond von Nora Roberts

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    [Rezension] Schattenmond von Nora Roberts

    Innerhalb weniger Wochen fordert ein Virus über zwei Milliarden Leben. Einige der Überlebenden entwickeln erstaunliche Fähigkeiten, so auch Max und Lana, die Teil einer ganz besonderen Prophezeiung werden.

    Dass ein Buch oder einige Textstellen einer Geschichte nicht optimal übersetzt wurden, bekommt man als Leser ja im Normalfall erst dann mit, wenn man den Originaltext kennt. Auch ich habe schon einmal ein englisches Buch gelesen und beim Nachschauen in der deutschen Ausgabe gedacht, dass das nicht gerade das Gelbe vom Ei ist, aber im umgekehrten Fall wäre es mir sicher nie aufgefallen.

    Das ist bei Schattenmond tatsächlich anders. Stellenweise kann man genau herauslesen, wie der Originalsatz lauten muss, weil die englische Grammatik einfach übernommen oder ein Ausdruck, der im Englischen geläufig ist, als deutsches Wort übersetzt wurde. Einige Passagen habe ich schlichtweg nicht verstanden. Die Krönung war eines der bekanntesten Filmzitate, das ungeachtet der deutschen Synchronisation eins zu eins übersetzt wurde.

    "(...) ihr kennt doch Dirty Dancing, mit den Hütten und so?' - "'Niemand stellt Baby in die Ecke.'" - "Ja, genau der. (...)" - S. 159

    Äh, ja, genau der. Klar. Niemand stellt Baby in die Ecke. Hoffentlich muss sie in die Ecke nicht auch noch eine Wassermelone tragen. Äh ...

    Aber mal im Ernst: Im Film sagt Patrick Swayze tatsächlich an besagter Stelle "Nobody puts Baby in a corner". Fällt dem Übersetzer da nicht ein, nachzuprüfen, ob das Zitat in der deutschen Filmfassung möglicherweise ein wenig anders ist? Abgesehen davon, dass der Satz "Niemand stellt Baby in die Ecke" im Deutschen wenig Sinn ergibt. Und gibt es beim Heyne-Verlag denn keinen, der die übersetzte Version des Buches noch einmal gegenliest und gegebenenfalls die ein oder andere Anmerkung zur Verständlichkeit hat?

    Nun, wie dem auch sei. Ich las das Buch ja aufgrund des Themas. Eine verheerende Pandemie, wenige Überlebende, Tod und Zerstörung, das Übliche eben. Obwohl im Klappentext etwas von einer Auserwählten steht, hatte mich der recht hohe Fantasyanteil zugegebenermaßen völlig auf dem falschen Fuß erwischt, und mit dem wurde ich bis zum Schluss nicht warm. Nicht nur, dass alle sich mit ihrem neuen Dasein als Hexenmeister, Magier oder Fee erstaunlich schnell arrangiert hatten, ich empfand diese Entwicklung auch noch als vollkommen unnötig. Immerhin haben wir Tod und Zerstörung! Die Leute plündern, morden und vergewaltigen. Ist das nicht Stoff genug für einen Endzeitroman? Es gibt nicht einmal ein Ungleichgewicht der Kräfte, so dass man mit den unterlegenen Helden mitfiebern könnte. Die sind einfach genauso stark oder schwach wie die Bösen auch.

    Überhaupt hat mich die Schwarz-Weiß-Malerei sehr gestört. Die Guten sind so unglaublich gut, da gibt es keine Ecken und Kanten, die sind einfach großartig und schön und bunt, wohingegen die Bösen vor Bösartigkeit nur so triefen, dunkel und vernarbt sind und immer von einem Krähenschwarm angekündigt werden.

    Es ist zwar erst das zweite Buch, das ich von Nora Roberts gelesen habe, trotzdem meine ich eine generelle Schwäche in ihrem Spannungsbogen zu erkennen. Weder die Flucht der Figuren aus ihrem alten Leben, noch der Wiederaufbau oder die Liebesgeschichten sind spannend. Es gibt eine latente Bedrohung durch randalierende Gruppen (ach, die waren letzte Woche mal hier, aber jetzt ist alles wieder gut) und durch die Regierung (ich habe gehört, die wollen an den Leuten, die immun sind, herumexperimentieren, also gehen wir mal weg), und wenn sich zwei Menschen anhimmeln, dann kriegen sie sich völlig ohne Hindernis irgendwann auch noch. Selbst die Action- und Kampfszenen waren meiner Meinung nach dramaturgisch einfach nicht gut gemacht … sofern man sie denn verstanden hat, denn da war ja noch was mit der Übersetzung …

    Trotzdem hatte ich keine ganz schlechte Zeit mit dem Buch, denn trotz der Eindimensionalität waren mir die meisten Figuren sehr sympathisch und gerade der Anfang, als die Krankheit ausbrach, hat mir sehr gut gefallen. Auch wie der Wiederaufbau geschildert wurde, war gut durchdacht und interessant. Aber eben nicht spannend. Und dadurch, dass man im Wesentlichen zwei verschiedenen Gruppen folgt, hatte ich oft das Gefühl, dass die coolen Sachen gerade immer der anderen Gruppe passiert sind.

    Fazit: Der Auftakt der Schatten-Trilogie hat unglaublich viel Potential verschenkt. Bis zu einem gewissen Punkt habe ich überlegt, die Reihe auf jeden Fall weiterzuverfolgen, wenn der zweite Teil von einem anderen Übersetzer bearbeitet wird, denn dieser hat leider keine gute Arbeit geleistet. Oft las es sich, als habe er ein paarmal zu oft den Google-Übersetzer angeworfen. Doch die Spannung lässt in jeglicher Hinsicht zu Wünschen übrig, und für die Frage, ob ich die Geschichte weiterlese, kann ich mir nun ein Jahr bis zum Erscheinen von Teil 2 Zeit lassen. Für Teil 1 vergebe ich 2,5**.






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