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Leserunde "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann

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    [Leserunde] Leserunde "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann

    Herzlich willkommen in der Welt der Schwarzen Romantik!

    Vielen Dank an alle, die an der Abstimmung teilgenommen haben. Aber auch alle, die nicht mit abgestimmt haben, sind herzlich eingeladen, mitzulesen und mitzudiskutieren.

    Ihr habt nun bis zum 01.10.2018 Zeit, Euch das Büchlein zu besorgen. Obwohl der Text auch online zu finden ist möchte ich an diesem Datum festhalten, denn einige lesen lieber Print und brauchen die Zeit, um sich das Buch zu organisieren.

    In der Zwischenzeit werden In-Genius und ich uns ein paar nette Fragen zum Sandmann überlegen, die wir uns dann alle gemeinsam genauer ansehen können. Trotzdem soll das nicht laufen wie in der Schule, wo der Lehrer fragt und die Schüler brav warten müssen, bis sie ihre wohlüberlegten Antworten vorbringen dürfen. Also: reinquatschen erlaubt. Sogar gewünscht. Schreibt, was auch immer Euch durch den Kopf geht beim Lesen!
    Always avoid alliteration.

    #2
    Wuhuuu.
    Da gehe ich morgen doch glatt in das Antiquariat :3
    ~ We know the songs the sirens sang
    See us dream every tale true ~

    T. Holopainen

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    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Toll!

    • In-Genius
      In-Genius kommentierte
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      Ich hab zum Glück eine Sammlung von Hoffmanns Werken im Regal Freu mich!

    #3
    Guten Morgen!
    Ich hoffe, ihr habt inzwischen alle eine Ausgabe in Euren Händen (oder zumindest auf der Festplatte) und freut Euch genauso wie ich auf das Lesen!

    Wer liest denn eigentlich alles mit?

    Als erstes Lesehäppchen bitte ich Euch zu lesen:
    - die drei Briefe am Anfang
    - die darauf folgende "Rechtfertigung des Erzählers" (endet mit dem Satz: "Da ist er nun in seinem letzten Brief und hört Kollegia bei dem berühmten Professor Physices, Spalanzani."

    Lest das bis zum 03.10.18, dann können wir die ersten Meinungen dazu austauschen.
    Always avoid alliteration.

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Ich hoffe, es ist okay, wenn ich nicht offiziell mitlese, aber trotzdem ein bisschen reingucke. Der Oktober ist echt heftig. *im Kreis renn*

    #4
    Ich lese mit! *Buch im Anschlag*
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

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    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Ausgezeichnet.

    #5
    Ich versuche auch, mitzulesen. Wenn mein Mann Urlaub hat, ist das manchmal schwierig, weil ständig der Fernseher läuft.

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    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Deshalb machen wir ja extra kleine Lesehäppchen. Ich hab' die nächsten Tagen nämlich auch wenig Zeit zum Lesen. ;-)

    #6
    Bin auch dabei!

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      #7
      Ich krieg es auch noch unter. Dieses Häppchen-Einteilen finde ich super.
      Den ersten Brief habe ich schon meinem Hund vorgelesen (war leichter, weil ich so eine bilinguale Ausgabe hab) und war angenehm überrascht, dass es mir gefallen hat ^^
      "You only cry for help if you believe there's help to cry for." - Wentwort Miller

      "How do I know what I think, until I see what I say?" - Howard Tayler

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      • In-Genius
        In-Genius kommentierte
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        Das freut mich besonders. Gefallen bei einem Buch ist eine gute Voraussetzung, um am Ball zu bleiben. Hat's deinem Hund denn auch gefallen?

      • Alys II.
        Alys II. kommentierte
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        Ja, ich hoffe, Dein Hund kommentiert dann auch mit!

      • Kady
        Kady kommentierte
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        Ja, ich glaub, sie fand das weniger spannend ^^ Sonst wäre sie dabei wohl nicht eingeschlafen. Was selbstverständlich auch nicht an meinen Lesekünsten lag *hust* Aber sollte sie etwas beitragen wollen, werde ich es euch nicht vorenthalten ^^

      #8
      Ich versuch's. Bin aber derzeit ziemlich platt.

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      • weltatlas
        weltatlas kommentierte
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        Platt wie Schnitzel? Icke och. Ditt schaffste.

      • Alys II.
        Alys II. kommentierte
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        Wir lesen hier nicht zum Vergnügen! ^^

      #9
      Das erste Lesehäppchen ist (hoffentlich) geschafft. Dann habe ich gleich ein paar Fragen an Euch:

      Der Sandmann wurde 1816 veröffentlicht, also knapp nach der Blütezeit des Briefromans. Für Hoffmann mag es daher naheliegend gewesen sein, Briefe als Einstieg in seine Erzählung zu wählen - nach unseren heutigen Lesegewohnheiten ist das schon wieder ungewöhnlich.

      Wie gefällt Euch ganz generell die Methode, die drei Briefe als Intro zu nutzen?

      Was habt Ihr aus den Briefen erfahren über Nathanael, Clara und Lothar? Und über weitere Figuren?

      Wie stellt Ihr Euch die drei vor, sowohl vom Charakter her als auch vom Aussehen? Wecken die Namen irgendwelche Assoziationen bei Euch?

      Wie gefällt Euch das Stilmittel, dass der Erzähler im Abschluss an die Briefe den Leser direkt anspricht?

      Was wollt Ihr sonst noch loswerden als ersten Eindruck?



      Als nächstes Lesehäppchen bitte ich Euch übrigens bis zum 05.10.18 zu lesen:
      bis zu dem Satz "So in gräßlicher Raserei tobend wurde er nach dem Tollhause gebracht."
      Zuletzt geändert von Alys II.; 03.10.2018, 13:05.
      Always avoid alliteration.

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        #10
        Ich fang mal mit kurzen Antworten an, so zur Einstimmung. Disclaimer: "Der Sandmann" ist eine meiner Lieblingsgeschichten.

        Wie gefällt Euch ganz generell die Methode, die drei Briefe als Intro zu nutzen?
        Als sowas kurzes kann ich damit gut umgehen. Das gibt so etwas unmittelbares und direktes, find ich gut. Macht das "einigermaßen nachempfinden" leichter. Ein ganzes Buch so zu lesen (wie "Dracula") finde ich anstrengend.

        Was habt Ihr aus den Briefen erfahren über Nathanael, Clara und Lothar? Und über weitere Figuren?
        Natürlich erfährt man viel über den fürchterlichen Coppelius.
        Was ich besonders mag, ist der Unterschied zwischen Clara - klar, rational, in gewissem Sinne wissenschaftlich, auch wenn sie das als Frau nicht soll; und dagegen Nathanael - von Gefühlen zerrüttet.

        Wie stellt Ihr Euch die drei vor, sowohl vom Charakter her als auch vom Aussehen? Wecken die Namen irgendwelche Assoziationen bei Euch?
        Nathanael als Namen mag ich ungeheuerlich sehr. Weckt bei mir was Biblisches (nicht alle biblische Namen tun das bei mir). Bis auf die Beschreibung von Coppelius, stelle ich mir alle Charaktere erstmal so vor, wie ich mir alle Figuren ohne Beschreibung vorstelle: so, dass sie meinen Augen angenehm sind.

        Wie gefällt Euch das Stilmittel, dass der Erzähler im Abschluss an die Briefe den Leser direkt anspricht?
        Das vertieft diese direkte, briefliche Verbindung noch. Mittendrin statt nur dabei, sozusagen. Noch mehr, wenn er über die Probleme eines richtigen Anfanges nachgrübelt. Obwohl beides früher häufiger gegeben war als heute.

        Was wollt Ihr sonst noch loswerden als ersten Eindruck?
        Neben all den offensichtlichen Motiven, die bis hierher eingeleitet wurden, finde ich die Spannung zwischen Fremd- und Eigenwahrnehmung interessant. Nathanael schreibt "lacht mich aus" dafür, wie verrückt sie seine Erzählung halten müssen und ihm nicht glauben würden (was Clara auch nicht tut) - aber er selbst ist zutiefst von seinen Erlebnissen überzeugt.
        Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
        to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
        A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
        You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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          #11
          Wie gefällt Euch ganz generell die Methode, die drei Briefe als Intro zu nutzen?
          Generell kann ich sie weder ablehnen noch bejubeln. Jeder, wie er mag. Bei Hoffmann steckt sicherlich ein gewisser Wunsch zu einer Karikatur (der modischen Briefromane?) dahinter, und mit dem Gefasel am Anfang und dem "etc etc" zeigt er es mE auch wunderschön.

          Was habt Ihr aus den Briefen erfahren über Nathanael, Clara und Lothar? Und über weitere Figuren?
          Nathanel ist verträumt, immer verträumt gewesen und offen für das Märchenhafte am Leben. Er ist oder hält sich für verliebt in Clara.
          Clara ist bodenständiger als Nathaniel. Lothar kann ich nicht einschätzen, er hatte ja noch keine eigene Stimme.

          Wie stellt Ihr Euch die drei vor, sowohl vom Charakter her als auch vom Aussehen? Wecken die Namen irgendwelche Assoziationen bei Euch?
          Bei Nathaniel fallen mir nur Assoziationen ein, die zeitlich nach 1816 liegen ... Ich stelle ihn mir groß und schlaksig vor, anfällig für Tuberkulose und Hysterie.
          Clara wird noch ziemlich genau beschrieben, das kann ich nicht ausblenden. Aber Clara hat sicher einen klararen Blick auf die Dinge als Nathaniel.
          Lothar klingt robust und bodenständig.

          Wie gefällt Euch das Stilmittel, dass der Erzähler im Abschluss an die Briefe den Leser direkt anspricht?
          Herrlicher Bruch mit der noch gezierteren Schriftsprache in den Briefen. Es schafft vermeintlich Abstand zu dem Erzählten, erzeugt auch nachträglich noch Komik (insbesondere das "etc etc" suggeriert, dass der Erzähler den Briefinhalt nach Wichtigkeit wertet und das Gesäusel am Ende als beim Leser bekannt voraussetzt) und gibt dem Erzählten eine fast unabhängig wirkende Verifikation.
          Gleichzeitig will er Nähe zum Leser schaffen, Bonding. "Dir ging's doch auch schonmal so ..."

          Was wollt Ihr sonst noch loswerden als ersten Eindruck?
          Trotz der zeitgeschuldet manieriert wirkenden Ausdrucksweise fesselnd und Spannung generierender Text.

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          • In-Genius
            In-Genius kommentierte
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            Gerade seine Beschreibung, wie Coppelius und der Vater ihre Experimente machen und ihn misshandeln, finde ich extrem fesselnd. Seine mäandernde Sprache gibt dem Ganzen noch etwas mehr Märchenhaftigkeit, als wenn es in einem modernen Stil geschrieben stünde.

          • Dodo
            Dodo kommentierte
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            Hoffmann ist großartig. Ich mag es, dass er immer wieder diese ironischen Elemente drin hat, die einem bei oberflächlichem Lesen entgehen (ich muss mich wirklich zusammenreißen, Zeile für Zeile zu lesen, weil wir diesen Stil heute nicht mehr gewohnt sind). Was der Geschichte keinen Abbruch täte, aber eine Menge Lesespaß kosten würde.

          • Alys II.
            Alys II. kommentierte
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            "groß und schlaksig, anfällig für Tuberkulose und Hysterie" - Danke dafür. Made my day.

          #12
          Na dann wollen wir mal

          Wie gefällt Euch ganz generell die Methode, die drei Briefe als Intro zu nutzen?
          Ich bin kein großer Fan der Briefromane und deren ähnlichen Art. Bisher habe ich nur eine gute Umsetzung davon gelesen und das waren die Logbucheinträge aus der Marsianer, da diese wirklich spannend geschrieben waren. Briefe aber setzen zumindest voraus, dass jemand sie abgeschickt hat und auch in der Lage war, sie zumindest auf Papier zu bringen, sodass bei mir keine wirkliche Spannung aufkommen kann. Neben der Tatsache, dass ich das Buch nun zum dritten Mal lese und ohnehin weiß, was passiert ^^'

          Was habt Ihr aus den Briefen erfahren über Nathanael, Clara und Lothar? Und über weitere Figuren?
          Nathanael ist ein Student, der von seiner Familie fortgezogen ist. Er hat eine traumatische Kindheit hinter sich, in der er mindestens einmal misshandelt wurde (von Coppelius) und den Tod seines Vaters fast direkt miterlebt hat. Typisch für die Romantik und vor allem Schauerromantik ist eher eher emotional und geht vollkommen auf das Mystische ein. Er lehnt die Logik, die Clara ihm bietet, ab, was weiterhin ein verarbeitetes Merkmal ist, da die Romantik im Widerspruch zur Aufklärung stand und die Vertreter dieser keine großen Fans davon waren, dass die Welt entzaubert wurde.
          Clara stellt die Aufklärung mit ihrer nüchternen und logischen Art dar. Sie ist Nathanaels Freundin (Verlobte?) und macht sich große Sorgen um ihn, ist aber nicht bei ihm. Sie versucht mit logischen Aspekten das zu erklären, war ihm widerfahren ist und zeigt auch Mitgefühl. Mit ihrer Art steht sie im Widerspruch mit dem, was man zu dieser Zeit bei einer Frau verlangte. Immerhin wird stark beschrieben, was andere äußerlich in ihr sehen und von ihr halten, jedoch ist ihre Persönlichkeit dabei außen vor. Dennoch ist sie eine Denkerin und im Grunde das Gegenteil von Nathanael.
          Über Lothar erfährt man recht wenig. Er ist sehr bodenständig und mit Nathanael befreundet.
          Coppelius ist ein sehr schlechter Mensch. Sein Äußeres gleich dabei einem widerlichem Monstrum. Da er alchemistische Experimente durchführt, ist er sowohl Wissenschaftler als auch Mystiker. Zu der Zeit war die Chemie schon als Wissenschaft gefestigt und dementsprechend wieder ein Merkmal der Romantik.
          Coppola ist ein Wetterglashändler (Barometer) und damit thematisch nicht nur äußerlich, sondern auch inhaltlich an Coppelius geknüpft, auch wenn Nathanael einsieht, dass er sich bei ihm geirrt hat.

          Wie stellt Ihr Euch die drei vor, sowohl vom Charakter her als auch vom Aussehen? Wecken die Namen irgendwelche Assoziationen bei Euch?
          Clara wurde sehr gut beschrieben. Nathanael halte ich für einen recht schlacksigen, jungen Mann mit dunklem Haar, was vor allem daran liegt, dass die Hauptfigur aus Bartimäus (einem meiner Lieblingsbücher) ebenfalls Nathanael heißt. Für Lothar habe ich ein heroisches Aussehen im Kopf, was von World of Warcraft kommt, da dort ebenfalls ein Charakter Lothar heißt. Und Coppelius stelle ich mir der genauen Beschreibung wegen wie den stereotypischen, stark antisemitischen gesalteten Juden vor, was eben vor allem an der großen Nase liegt.

          Wie gefällt Euch das Stilmittel, dass der Erzähler im Abschluss an die Briefe den Leser direkt anspricht?
          Da er im Grunde bewertet, was Nathanael passiert ist und wiedergibt, ist es wohl als romantische Ironie zu verstehen. Ich persönlich bin ein großer Fan der Romantik und mag dieses Stilmittel sehr. Ich bin ein wenig neidisch auf die alten Herren, die es einfach anwenden konnten, heute ist es eher ein No Go in Romanen, auch wenn ich mir oft wünsche, den Leser direkt ansprechen zu dürfen.

          Was wollt Ihr sonst noch loswerden als ersten Eindruck?
          Nichts. Ist ja mein dritter Eindruck
          Zuletzt geändert von Arynah; 06.10.2018, 14:59.

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          • weltatlas
            weltatlas kommentierte
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            Arynah, Kränken ist es nicht. Ich bin eher erstaunt, wobei es mich in der aktuellen politischen/gesellschaftlichen Situation auch gar nicht mehr wundert. Wiederspruch. Es wird wohl wieder mehr Realität werden.

            Und ich war mir sehr bewusst, das Du es definitiv nicht als Kränkung gemeint hast oder antisemitische Absichten hattest! Es war eher so ein: *glotz* ... wow, solche Bilder geistern eben doch noch durch die Köpfe (wie Du selbst sagtest).

          • Alys II.
            Alys II. kommentierte
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            Ich musste da spontan an Carl Zuckmayer denken - in einem Stück von ihm, das wir in der Schule gelesen haben, kam auch die Charakterbeschreibung vor "Das Jüdische ist bei ihm stärker ausgeprägt als bei seinem Vater". Könnte der "Hauptmann von Köpenik" gewesen sein, bin nicht mehr ganz sicher. Darüber haben wir dann ewig diskutiert, und da war auch die halbe Klasse noch der Meinung, dass man manchen Leuten ihre Religion ansieht.
            Oder erinnert Euch daran: https://www.welt.de/debatte/kommenta...itzt-tief.html
            Oder daran: https://eu.usatoday.com/story/sports...iams/37789515/
            Es ist echt krass, wie sehr solche stereotypen Bilder noch heute verinnerlicht sind. Und wie oft man selbst in solchen Strickmustern denkt, wenn man ehrlich ist!
            Arynah, Ich hatte Deinen Kommentar auch nicht als rassistisch empfunden, sondern so, dass Hoffmann eben als Kind seiner Zeit schrieb und ein stereotypes Denken seiner Zeit zu Papier brachte. Astrid Lindgren schrieb ja auch vom Negerkönig. Oder (vor allem in den frühen) Tim&Struppi-Heften sind üble rassistische Klischées.

          • Victoria
            Victoria kommentierte
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            Es wundert mich nicht, dass solche Stereotypen verinnerlicht sind. Wir sind alle rassistisch sozialisiert (was uns aber nicht zu einem Rassisten macht). In der Grundschule haben wir Kinder "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" gespielt und sehr oft "Jedem das Seine" gesagt – aber mit der Bedeutung, dass jeder das machen darf, worauf er gerade Lust hat. Als Erwachsene sehe ich diesen Rassismus, kann ihn dennoch nicht nachempfinden; ich denke, das es auch nur jemand wirklich kann, der zu den Betroffenen gehört.

            Es sind jedoch rassistische Wörter, Redewendungen und in diesem Fall Stereotypen, die man reproduziert. Und solange man dies tut, ob bewusst oder unbewusst, bleiben sie in den Köpfen verankert. (Im Austausch mit schwarzen Menschen habe ich gelernt, dass diese das aufgeschriebene N-Wort sehr als schmerzhaft empfinden, auch wenn es z. B. von einer liberalen, weltoffenen Person benutzt wird, um Kritik an Rassismus zu üben. Ein Grund war aich eben diese Reproduktion.)

            Deshalb freut es mich seht, dass so offen über dieses empfindliche Thema geredet wurde (ohne Schuldzuweisung, Kränkung oder Gegenangriff), und Arynah den Post editiert hat.

          #13
          Ich wollte erst einmal ein paar Antworten abwarten, ehe ich selbst meinen Senf dazugebe.

          Generell habe ich aber einen ähnlichen Eindruck wie Ihr bisher. Gerade die Sprache mit den vielen ironischen Elementen, die man leicht überlesen könnte, hat es mir unglaublich angetan. Und mir gefällt sehr, dass Clara ganz passend "die Klare" ist, die ruhig und analytisch denkt. Trotzdem kommt gut durch, dass sie Nathanael von Herzen liebt. Er ist dagegen ein sehr emotionaler Typ - hat sowas von Mulder & Scully.
          Lothar kann ich auch noch nicht ganz einordnen, aber er scheint ehrlich und vernünftig zu sein.

          Die ganzen Schilderungen des Sandmanns fand ich sehr gruselig. Dass damit auch ständig die Symbolik der Augen herausgekehrt wird gefiel mir auch.

          Nebenbei finde ich interessant, wie Hoffmann eine gewisse Bildung bei seiner Leserschaft voraussetzt - die Anspielung auf Franz Moor und Daniel zielt ja auf "Die Räuber" ab, die auch nicht gerade jeder kannte in der Zeit. Es schafft auch eine Bindung zwischen dem Leser, der den Hinweis versteht, und Nathanael und Lothar, für die das Stück offenbar zum Alltagswissen gehört.
          Always avoid alliteration.

          Kommentar


            #14
            Ich beteilige mich sobald der Magen-Darm-Virus ... abgeklungen ist. (Die ganze Kita ist entleert, im wahrsten Sinne des Wortes.) Ich hoffe ich kann dann noch nachreichen?
            Nein das war ich nicht.
            Ach so, das!
            Ja, das war ich.

            Kontakt: administrator@wortkompass.de

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            • Alys II.
              Alys II. kommentierte
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              Klar. Ist ja nicht wie in der Schule hier. (Obwohl... Alle setzen! Hefte raus! Klassenarbeit!)

            • In-Genius
              In-Genius kommentierte
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              Gute Besserung.

            • Badabumm
              Badabumm kommentierte
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              Driiiiiiiiiiiiiiing!

            #15
            Wie gefällt Euch ganz generell die Methode, die drei Briefe als Intro zu nutzen?
            Prinzipiell ist das eine ganz nette Methode, eine Geschichte zu beginnen. Auf Dauer fände ich es aber zu anstrengend, es quasi nur erzählt zu bekommen, statt dabeizusein.

            Was habt Ihr aus den Briefen erfahren über Nathanael, Clara und Lothar? Und über weitere Figuren?
            Lothar bleibt ziemlich außen vor, dadurch, dass er gar nicht zu Wort kommt. Er ist Claras Bruder und Nathanael scheint ihm zu vertrauen.
            Clara wirkt aufgeklärt. Sie versucht Nathanael zu beruhigen, indem sie ihm rationale Gründe für seine Erlebnisse schildert. Sie scheint zu erkennen, dass es ihm nicht guttun wird, wenn er an seinem Glauben festhält, dass Coppola und Coppelius dieselbe Person sind und diese Person sich mit bösen Mächten beschäftigt. Nathanael beschränkt sich bei ihr hauptsächlich auf ihr Äußeres, was zu der Zeit passt, in der die Geschichte geschrieben wurde. Dass sie eine intelligente Frau sein könnte, kommt für ihn gar nicht in Frage, weshalb er ihre Erklärungen auch abtut.
            Nathanael passt es nicht, dass Clara seine Erlebnisse nicht glaubt und ihn deshalb in seinem Glauben nicht unterstützt. Er ist Physikstudent, was eigentlich so gar nicht zu ihm passt. Physik und seinen Hang zur Mystik widersprechen sich einfach.
            Coppelius wird von Nathanael als eine Art schwarzer Magier und "Kinderfresser" skizziert. Vor ihm hatten selbst Nathanaels Eltern Angst. Ob er und der Wetterglashändler Coppola dieselbe Person sind, wird bisher nur vermutet.

            Wie stellt Ihr Euch die drei vor, sowohl vom Charakter her als auch vom Aussehen? Wecken die Namen irgendwelche Assoziationen bei Euch?
            Bisher kann ich mir nur Clara und Coppelius vom Aussehen her vorstellen. Clara stelle ich mir schlank, blond und mit blauen Augen vor. Keine absolute Schönheit, aber doch recht hübsch. Coppelius geht gebeugt und seine knotigen Gelenke an den Händen lassen mich an Rheuma denken. Rheumatische Schmerzen würden seinen Hass auf Kinder erklären, die Schmerzen damals nur vom Hinfallen oder Hintern versohlen kannten. Er könnte neidisch auf sie sein. Ich habe kein Bild von seinem Gesicht, aber das ist Nathanaels Abscheu diesem Mann gegenüber geschuldet. Solchen Menschen schaue ich nicht gerne ins Gesicht.
            Beim Charakter sieht es schon anders aus. Nathanael ist ein Träumer. Er neigt in emotionalen Momenten zu überstürzten Handlungen, scheint ansonsten aber eher eine passive Natur zu sein. Clara wirkt wie sein Gegenteil. Sie ist rational und handelt entsprechend. Von den anderen kommt nur Nathanaels Sicht von Coppelius' Charakter noch klar rüber. Dieser Mann soll absolut böse sein und sich einen Spaß daraus machen, vor allem die Kinder zu trietzen.
            Die Namen wecken in mir keine Assoziationen.

            Wie gefällt Euch das Stilmittel, dass der Erzähler im Abschluss an die Briefe den Leser direkt anspricht?
            Sowas kann funktionieren, wobei ich den Übergang dieses Stilmittels zum weiteren Verlauf der Geschichte nicht bemerkt habe. Es ließ sich einfach seltsam lesen und es verwirrte mich.

            Was wollt Ihr sonst noch loswerden als ersten Eindruck?
            Puh, bei der bisherigen Umsetzung hätte ich am liebsten schon auf der ersten Seite abgebrochen. Dabei hat das Thema spannende Aspekte, die sogar gruselig sein könnten. Vielleicht hat das zur Zeit der Veröffentlichung funktioniert, heute und bei mir klappt es nicht. Es würde mich reizen, die Geschichte in das 21. Jahrhundert zu holen. ^^

            Kommentar


            • Alys II.
              Alys II. kommentierte
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              Mach doch! So eine Neuerzählung könnte sehr spannend sein. Mails statt Briefe, chemische Hobbyversuche statt Alchimie... das könnte echt was haben.

            • Earu
              Earu kommentierte
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              Oh, führe mich nicht in Versuchung! Ich habe doch so viel auf der Agenda - Roman endlich beenden, zwei Kurzgeschichten für 2019 und 2020 (ja, ich weiß, da habe ich noch viel Zeit -.-), die noch nicht überarbeiteten Kurzgeschichten auf meiner Festplatte überarbeiten, die Kinderbuchidee gemeinsam mit Butterblume plotten und meine aktuell favorisierte Idee für einen neuen Roman beginnen. Ich bin auch unsicher, wie so eine Neuinterpretation gehandhabt werden darf.
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