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Bewegungslos ist tot – oder wie Handlungen euren Text lebendig machen

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    [Handwerk] Bewegungslos ist tot – oder wie Handlungen euren Text lebendig machen

    Die Vermeidung übermäßiger Benutzung von Nomen zur Verbesserung der Lesbarkeit ist eine zu beherzigende Empfehlung für ernstzunehmende Autoren. Das Ziel dieses Schreibimpulses ist die Darstellung der mangelhaften Verständlichkeit von Texten mit geringer Verbquantität aufgrund der eingeschränkten Merkfähigkeit bei Auflistung von Fakten im Gegensatz zu in Handlung eingebundenen, mit dem Resultat der Entstehung sogenannter Eselsbrückenmethode mit der Idee der Erfindung von kleine Geschichten zu den zu merkenden Fakten. Ohne Handlung, ohne Bewegung ist der Text tot.

    .
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    Und jetzt noch mal mit Verben:
    Benutzt nicht zu viele Nomen, damit sich euer Text besser liest. Fakten lassen sich besser merken, wenn sie in einer Handlung – also mit Verben – eingebunden werden.

    Es geht jedoch nicht nur um die Menge der Verben, sondern auch die Art der Verben. In gängigen Schreibtipps hört man oft von „schwache/starke Verben“ oder „Verbfaulheit“ oder „passive/aktive Sätze“. Das hat nichts mit der Grammatik zu tun, sondern bezieht sich auf die Ausdrucksweise.
    Wenn ihr wie im ersten Absatz „ist“ benutzt, findet keine Handlung statt. „sein“ verbindet lediglich zwei Aussagen miteinander. Ähnlich verhält sich „haben“.
    Schwach: Es ist kein Sauerstoff mehr da.
    Stark: Es herrscht Sauerstoffmangel.

    Schwach: Er war mit der Schule fertig.
    Stark: Er schloss die Schule ab.

    Schwach: Er hat eine Vorahnung.
    Stark: Ihn beschleicht eine Vorahnung.

    Schwach: Sie macht Essen.
    Stark: Sie kocht, brutzelt, haut Eier in die Pfanne[1].

    Übung: Schreibt die folgenden Beispiele um oder benutzt einen eigenen Text, um eine lebendige Szene zu erschaffen.

    Vor mir war er. Ein großer bulliger Mann mit leicht ergrauten kurzen Haaren und hellen Augen in dem sonnengegerbten Gesicht. Er hatte ein weißes Poloshirt, eine blaue Hose mit Bügelfalten und ein Lederband mit blauen und weißen Perlen um den Hals. Sein Lächeln war ehrlich, als er die Hand ausstreckte.

    Der Blickschweifer ließ seinen Blick durch die Schenke schweifen. Da waren Tische und Stühle und sogar Gäste; darüber hinaus ein dicker Wirt – da Wirte immer dick sind – mit rotem Gesicht. Die Schankmaid hingegen war eine lebendige junge Frau, die bei den Gästen beliebt war. Ein Kamin mit knisterndem Feuer bzw. runtergebranntem Holz und glimmende Glut war auch mit in der Standardeinrichtung.

    [1] Achtet darauf, dass ihr nicht mit den starken Ausdrücken übertreibt, da der Text ansonsten karikativ wirkt.


    #2
    Die Gestalt in der dunklen Ecke ließ ihren Blick durch den Schankraum schweifen. Über den ganzen Raum verteilte Tische und Stühle, die von Gästegruppen in Beschlag genommen wurden; und Tavernenpersonal, das wie die Gestalt in der Ecke den gängigen Tavernenklischees entsprach. Der Wirt mit kugelrunden Bauch wischte die Theke mit einem alten Lappen ab. Mit jeder kreisenden Bewegung wurde das Gesicht immer röter.
    Die blonde Schankmaid währenddessen wirbelte leichtfüßig von Tisch zu Tisch, wobei sie mit ihrem Lächeln die Gäste ansteckte und abermals an einen der Tische gerufen wurde. Offenbar ging es nicht immer um Bestellungen.
    Das Feuer im Kamin tauchte die Szenarie in ein rötliches Licht, während es den Raum unter knistern und knacken mit Wärme füllte.

    Ich muss sagen, dass ich keine Paralellen zu den Sätzen oben und den Texten ziehen könnte. Bei Text 1 bin ich noch ratloser. Wahrscheinlich weil ich im Moment sehr zu meinem Leidwesen dazu neige Personen so zu beschreiben
    ~ We know the songs the sirens sang
    See us dream every tale true ~

    T. Holopainen

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    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      "Mit jeder kreisenden Bewegung wurde das Gesicht immer röter." Hihi, das ist cool.


      Wie meinszt du das mit den Parallelen?

    • Vampirwurst
      Vampirwurst kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Der Fleckt geht nicht raus, die Bewegungen werden intensiver, kräftiger. Die Handknöchel treten weiß hervor, das Gesicht röter und die Gesichtszüge unter dem üppigen Bart immer verspannte. Das Leben eines Wirtes eben

      Hat sich erledigt. Ich fand die Texte ehrlich gesagt nicht sooo tot wie die Sätze aus der Einführung.

      Aber eine klasse Übung, die hilft, das perfekte Mittelmaß für Beschreibungen zu lesen. Da habe ich Probleme. Entweder zu nüchtern oder zu überfüllt.

    #3
    Schwach: Es ist kein Sauerstoff mehr da.
    Stark: Es herrscht Sauerstoffmangel.
    Da finde ich die schwache Variante besser. Die starke empfinde ich als zu nominalisierend.


    Zu der Schreibübung:
    Er baute sich vor mir auf. Ein großer bulliger Mann mit leicht ergrauten kurzen Haaren und hellen Augen in dem sonnengegerbten Gesicht. Ein weißes Poloshirt spannte über seine Brust, die blaue Hose mit Bügelfalten wirkte grotesk darunter. Ein Lederband mit blauen und weißen Perlen schien seine Kehle zu würgen. Als er die Hand ausstreckte, erhellte ein ehrliches Lächeln sein Gesicht.

    Der Blickschweifer (xD?) ließ seinen Blick durch die Schenke schweifen. Stühle wimmelten sich um Tische, Gäste quetschten sich dazwischen. Ein dicker Wirt - da Wirte immer dick sind - mit rotem Gesicht wand sich zwischen zwei Lehnen hindurch. Die junge Schankmaid tänzelte um einen Kamin herum, in dem nur noch alte Glut glimmte, während ihr die Gäste lächelnd Platz machten.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Echt? "Da ist ..." klingt für mich nach schlechter Übersetzung oder Kindersprache. ^^;

    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      "Da ist" ist zwar das Gleiche wie "es ist da", aber letzteres klingt für mich eleganter, sogar eindringlicher. "Da ist" finde ich auch doof.
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