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    Bindung zur Figur

    Du grübelst über den nächsten Schachzug, um den anderen Spieler in eine Falle zu locken, und da schlägt er plötzlich ein Pferd.
    Ist das ärgerlich? Vielleicht.
    Leidet ihr unter diesem Verlust? Eher nicht. (Bitte nicht widersprechen, nur um mir zu widersprechen. )

    Wie wäre es mit dieser Situation:
    Aus dem gleichen Holz geschnitzt, hatten sich Pferdinand und Pferderike damals das Wort gegeben. Wie in guten so in schlechten Zügen … Doch das Schicksal kannte nur Schwarz und Weiß. Und so standen sich Pferdinand und Pferderike gegenüber. Der eine schwarz, die andere weiß.
    Pferdinand wehrte sich mit aller Kraft, als ihn der Mensch mit den schwitzigen Wurstfingern am Kopf ergriff. Langsam schwebte er über die Felder – eins, zwei gerade aus –, sah seiner Pferderike in die sanften tiefliegenden Augen.
    „Es tut mir leid“, sagte er stumm.
    „So ist das Leben“, antwortete sie mit lächelndem Blick und fiel.

    Besser?



    Egal wie toll die Geschichte ist, wenn der Leser keinen Bezug zur Figur hat, wird er den Roman höchstens aus Pflichtgefühl lesen – ob zu der Person, die ihm das Buch geschenkt hat oder zu seinem Portemonnaie.

    Nun die Frage an euch:
    • Welche Bücher oder Filme fandet ihr langweilig, weil ihr keinen Bezug zur Figur gefunden habt? (Wenn die Figur ätzend ist und ihr ihr den Tod wünscht, ist es ein Bezug. Auch wenn nicht positiv.)
    • Wäre es ein gutes Buch oder ein guter Film geworden, wenn die Hauptrolle jemand anders bekommen hätte?
    • Wie erschafft ihr die Verbindung zwischen dem Leser und euren Figuren?
    Zuletzt geändert von Victoria; 31.01.2017, 11:14.

    #2
    Ich überlege, ob das Buch an das ich denke, darunter fallen würde.
    Das Problem an die "Flüsse von London" war für mich nämlich, dass die Charaktere alle zu sterotyp waren, sodass sie mir beim lesen alle egal waren. Das ging soweit, dass ich stellenweise die Charaktere nichtmal mehr auseinander halten konnte, weil sie alle die gleiche Stimme hatten. Der Hauptcharakter war ja ein netter Typ, aber auch nicht mehr als das. Er war komplett austauschbar, ich glaube sogar, dass er selten irgendwas selbst gemacht hat.
    Da die Nebenfiguren noch langweiliger waren, als der Hauptcharakter, hätte es das für mich auch nicht gerissen. Das Buch wäre für mich gut, wenn man allen Charakteren neue Dialoge geben würde und einfach eine charaktertypische Eigenschaft, die nichts mit der Rolle in der Handlung zu tun hat. Ticks, Ausdrucksweise und ein Hauptcharakter, der eine abwechslungsreiche Gedankenwelt hat.

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    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Austauschbar plus passiv ist eine echt schlechte Mischung …

      Mich stört es auch, wenn die Figurenrede langweilig ist. Vor allem, wenn dann nicht gesagt wird, dass die anderen Figuren voll darüber lachen und das Eis gebrochen ist.

    • Schneeregen
      Schneeregen kommentierte
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      VickieLinn Oh ja! Das hatte ich auch schonmal, dass Dinge angeblich total witzig sein sollten und ich die einfach nur dämlich fand. Im zweiten Kapitel ist da Buch dann auch direkt in den Abgrund des Vergessens gestoßen worden.
      Das war gepaart mit Charakteren, deren Handlungen ich komplett unnachvollziehbar fand. Wenn ich eine Organisation wäre, die die Stränge zieht, dann würde ich mich da intelligenter anstellen. Charaktere deren Handlungen man dumm findet, finde ich auch sehr langweilig. Bei mir artet das aber auch schnell in Hass über die Dummheit aus.

    #3
    Vickie... Du bist genial... Lass dich umarmen...
    Dein Beispieltext ist so göttlich, jetzt hab ich leider, leider keine andere Wahl, als dein Fangirl zu werden. Ja, ich weiß, das passt uns beiden nicht, aber du musst zugeben, dass es deine alleinige Schuld ist. So spielt das Leben! (pun intended)

    Tatsächlich passt dieser Thread zeitlich gesehen bei mir wie die Kappe auf den Füller. Es begab sich zu einer Zeit, drei lange Jahre ist es schon her, dass der Muffin sich aufmachte, um ein Praktikum im Buchhandel zu absolvieren. Muffin meisterte alle Prüfungen und bekämpfte den bösen Drachen, rettete die holde Jungfer und bekam von Ihrer Majestät ein Buch überreicht als Zeichen der Verbundenheit.
    Doch Muffin wusste nicht, dass das wirkliche Gräuel noch auf sie wartete...
    *räusper* Das Jugendbuch trägt den Titel "Throne of Glass - Die Erwählte" und stammt von der jungen Autorin Sarah J. Maas, die eine Vorversion der selbigen Geschichte vor dem Self-Publishing bereits im Internet veröffentlicht hat. Nun bin ich aus Erfahrung gegenüber Internetautoren, die selbst publizieren, schon skeptisch gewesen. Die Geschichte beschäftigt sich mit einer Assassinin, die in einer Fantasywelt aus ihrer Sklavenhaltung Befreiung finden kann, indem sie als Champion des Königs bei den Hungerspielen irgendeinem Tunier antritt, in dem es nur einen Überlebenden geben kann.
    Verzeihung, ich habe die Gute gar nicht gebührend umschrieben. Sie ist nicht nur irgendeine Assassinin. Okay? Sie ist nämlich unglaublich stark, wenn nicht die Stärkste von allen! Und das auch noch in so jungem Alter, nicht einmal volljährig ist sie! Das ganze Land kennt ihren Namen, aber niemand weiß, wie sie aussieht, denn sie hat es fabelhaft verstanden, ihre Identität geheimzuhalten. Und wie hübsch sie auch noch ist! Ganz bezaubernd, wie sie in der ersten Szene dort vor dem König steht in einem zerfetzten Lumpen und dem Dreck der letzten Jahre Bergwerkarbeit und den Schwielen überall und mit langen, verfilzten Haaren und den Narben von der Arbeit und der Peitsche... Aber trotzdem noch so hübsch! Hübsch genug, dass sich gleich zwei Männer in sie verlieben, nämlich der Captain der königlichen Leibgarde und der Königssohn höchstselbst. Und vorlaut ist sie auch noch. Aber das macht sie ja so sympathisch, nicht?
    Was ich hier beschreibe, ist das erste Kapitel. Die Eingangsszene. Immer, wenn ich weiterlesen möchte, ist es, als würde die Autorin mich davon abzubringen versuchen. Mal ganz davon abgesehen, dass die beiden Herren der Schöpfung noch wesentlich, wesentlich unsympathischer sind als sie. Eigentlich finde ich derzeit noch überhaupt niemanden sympathisch. Von Identifizierung ganz zu schweigen. Und dabei will ich gar nicht sagen, dass das Buch per se schlecht ist! Die Fantasywelt ist interessant, die Handlung zumindest einen Blick wert, und tatsächlich gibt es auch einige lobenswerte Details - sogar an der Assassinin -, die die Figuren lebendiger werden lassen. Doch weiter oben erwähnte ich ja, dass ich gegenüber Internetpublishern skeptisch bin. Ich erkenne eben so einige Muster wieder - allem voran diese Eckdaten der Protagonistin. Sie ist ja so toll. Und so stark. Und so unabhängig. Und toll ist sie auch noch! Das blockt mich massiv darin, mich ihr nahe zu fühlen.
    Und da ist noch ein Punkt, den ich nicht ganz einzuordnen weiß... Das ist aber nichts fatales, vielleicht ist es auch Meckern auf ganz, ganz hohem Niveau. Ich durchblicke ganz genau, was die Autorin beabsichtigt mit ihren Worten. Ich habe das Gefühl, kein Leser zu sein, der sich von der Story tragen lässt, sondern analysiere unfreiwillig, weil mir die unterschwelligen Eindrücke zu offensichtlich sind. Als Beispiel, die Prota fand den König extrem unsympathisch - aber dann kommt aus dem Kontext gerissen so ein Satz a la "In dem Licht und mit der Kleidung sieht er aber überraschen heiß aus" (frei zitiert). Ja, okay, du willst ganz offensichtlich überleiten, damit die Romanze anfangen kann - aber warum muss es er sein? Der Typ, der am allerwenigsten zu der Protagonistin passt? Hätte der Satz nicht noch ein bisschen plumper und unpassender sein können?
    Ich bin auf Kriegsfuß mit dem Buch. Aber ich werde gewinnen. Damit ich hoffentlich hier her zurückkommen kann, um zu sagen: "Hab mich geirrt! War doch keine Lebenszeitverschwendung!"

    Bei Filmen würde ich noch gern "Lucy" erwähnen. Ein Actionfilm, in dem eine Frau mit einer neuartigen Droge in Kontakt gerät, die sie dazu befähigt, mehr als die üblichen 10 % ihres Hirns zu nutzen (was übrigens ein fälschliches Gerücht ist, der Mensch nutzt sehr wohl sein ganzes Hirn, nur nicht alles zeitgleich). Vorher war sie eine ganz normale Frau mit Gefühlen, und danach eine emotionslose, apathische, rücksichtslose Maschine. Mehr nicht. Sie hat sogar monoton geredet. Wie soll ich mich mit so jemanden identifizieren? Einer, der alles egal ist und die jegliche Menschlichkeit verloren hat? Der Film wurde von Minute zu Minute uninteressanter (aber dafür lauter, peng peng knall bumm). Apathische Figuren sind bei mir No-Go-Faktor Nummer 1, um von Büchern und Filmen zu lassen.


    Und, ach ja: Ich widerspreche. Wenn mein Pferd fällt, dann leide ich qualvollen Schmerz. Bin Vegetarier. Und ein schlechter Verlierer.
    i'm somewhere... you're somewhere... i could go there... but i don't

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    • Scribere
      Scribere kommentierte
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      Haha ist das witzig. Der zweite Teil der Throne of Glass Reihe steht auf meiner "Kaufen" Liste
      Ich habe eine andere Meinung als du zum Buch, aber ich denke, dass liegt an den Vorraussetzungen. Du hast ja geschrieben, dass du gegenüber Internet Autoren kritisch bist, ich denke das du das unbewusst schon so mit aufgenommen hast als Grundmeinung her, als Einfluss. Bei mir war es nämlich das genaue Gegenteil. Ich habe Sara J. Maas auf der Buchmesse (2013 glaube ich) getroffen, ihrem Vortrag gehört, mir das Buch geholt und es signieren lassen. Ich hatte vorher weder von ihr noch vom Buch gehört, aber ihre Schilderungen, wie sie auf das Konzept gekommen ist, fand ich interessant. Denn sie hat die Geschichte entwickelt nach dem Prinzip "Was wäre wenn? Wenn Cinderella keine Prinzessin gewesen wäre, sondern eine Assasin?" Ich erinnere mich nicht mehr sooo gut an das Buch, muss ich zugeben, aber ich meine, dass ich die Protagonistin okay fand, wobei mich am Anfang genau das gestört hat, was du jetzt hier anführst. Gut fand ich glaube ich das Setting, Konzept und ich weiß noch, dass ich besonders zur Mitte/Ende des Buches mitgefiebert habe und Typ 1 total toll fand und Typ 2 fand ich blöd und hab mit den Augen gerollt. Ich glaube den Prinzen fand ich doof Also jedenfalls, was ich damit sagen will: meiner Meinung nach wird es später noch besser

    • Mohnmuffin
      Mohnmuffin kommentierte
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      Ankh Würdest du mir das erläutern? Ich bin neugierig, wie reißt man eine Mary Sue in den Abgrund? Und vor allem, wenn sie anfangs so sue-ig ist, wie hält man den Leser bei der Stange?

      Schneeregen Every Anime Fanfic ever made (more or less )

      Scribere Irgendwie hatte ich erwartet, dass jemand das Buch hier kennt
      Ich bin kritisch, weil sich Internetautorin oftmals durch Amateurfehler auszeichnen, so wie das Mary-Sue-Ding oder die zu offensichtlichen Unterschwelligkeiten (ich will nicht anfangen, Shades of Grey als zweites Beispiel anzuführen, oh Gott...). Aber wie gesagt finde ich das Buch ja gar nicht durch und durch grottenschlecht. Sonst würde ich nicht weiterlesen. Ich bin sehr interessiert an dem Setting, diesem Turnier und an dem Worldbuilding. Na da hab ich ja laut dir noch was, auf das ich mich freuen kann Ich nehme an, dass es eine Trilogie wird. Momentan weiß ich wirklich noch nicht, mit was die Dame drei Bücher füllen will, aber deine Worte lassen mich auf ein paar gute Plottwists hoffen.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Mohnmuffin Eigentlich einfach dadurch, dass man ihr Umfeld realistisch gestaltet, und diese ganzen Dinge, die ihr der Tragik wegen angedichtet werden, auch tatsächlich mal tragische Auswirkungen haben. Nicht behaupten, dass sie ein armes Hascherl ist während ihr alle zu Füßen liegen und ihr das Händchen tätscheln, sondern sie tatsächlich brutal leiden lassen. Onscreen (und damit meine ich jetzt nicht die obligatorische fast-Vergewaltigung).
      Wie mache ich so jemanden sympathisch? Zuerst mal indem ich eben zeige, dass die Welt eines solchen Protas kein Ponyschlecken ist. "So beautiful it's a curse" z.B. sollte genau das sein - ein Fluch. Mein wunderhübscher Prota startet seine Reise im Knast, und du kannst dir vorstellen, dass er da kein schönes Leben hat. Seine tragische Vergangenheit holt ihn immer mal wieder ein, wenn er es gerade überhaupt nicht brauchen kann, seine außergewöhnlichen Fähigkeiten rufen Arbeitgeber auf den Plan, die ihn nicht wieder gehen lassen wollen, und dass Tiere ihn anhimmeln nervt ihn eigentlich nur, aber bringt ihn kein Stück weiter.
      Was ihn weiter sympathisch macht ist, dass er nicht bloß rumjammert wie fies die Welt zu ihm ist und wartet, bis ihn jemand erettet, sondern dass er darum kämpft, sein Leben zu verbessern. Und wenn er dabei immer wieder aufs Maul bekommt, dann steckt er das ein (nicht ohne dass es psychische und physische Narben hinterlässt) und kämpft weiter.

    #4
    Mary Sue wurde schon angesprochen und das ist auch mein Problem: Bücher mit weiblichen Protas mag ich in 80% der Fällen nicht. Bzw. nicht unbedingt das Buch - einfach die Prota. Das sind z.B. die Bücher von Trudi Canavan, wo ihre POVs - egal ob männlich oder weiblich übrigens, meistens kommt eh beides vor - so entsetzlich gut sind und die böse Welt retten wollen und eigentlich wollen das eh alle, nur denkt keiner dran. Und ach, kommt, lasst uns die Steuern senken und den Armen helfen, lasst uns Ärzte werden, für Gleichberechtigung aller Menschen kämpfen und überhaupt ... nee. Einfach nee. Das langweilt mich so dermaßen, dass mich höchstens die Antagonisten am Buch halten.

    Aber wie bereits gesagt, weibliche Protas finde ich generell schwierig. Außerhalb von Game of Thrones fallen mir nur wenige ein, die mir gefallen haben.

    Was tue ich also dagegen? In erster Linie schreibe ich aktuell mit wenigen weiblichen Protas XD Nein, Spaß beiseite. Ich versuche einfach die Charakterzüge zu vermeiden, die mich selbst beim Lesen so nerven. Ich weiß nicht, ob ich dadurch wirklich eine Verbindung zum Leser bekomme, aber ich denke, wichtiger als richtige Sympathie ist eigentlich nur, dass der Leser den Prota aus irgendeinem Grund mag. Und wenn es ein ekliger Folterknecht ist, dessen Perspektive einfach auf lustige Art und Weise verschroben und zankig ist.
    Mir ist einfach wichtig, dass die Protagonisten rund sind, aber imstande sind, den Leser zu überraschen. Es soll eben nicht von Anfang an klar sein, dass sie sich für das Wohl aller einsetzen und ja sooo respektvoll zu allen sind. Irgendwo suche ich daher nach Brüchen in jeder meiner Figur.

    Apropos - eine der besten Charakterzeichnungen, die ich seit langem gesehen habe, war der Kommissar im Tatort am Sonntag. Hat den sonst noch jemand gesehen?
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      Schneeregen, so einen Thread würde ich auch gebrüßen ... begrüßen Brauchst ja nicht viel dazu schreiben, ich glaube, bei dem Thema sind ohnehin viele dabei.

      Amilyn, das war der vor 2 Tagen, also Saarbrücken. Ich weiß nicht genau, wie der Kommissar heißt ... :/

    • Zwielicht
      Zwielicht kommentierte
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      Kelpie Devid Striesow als Kommissar Jens Stellbrink. Ich fand den auch gut, nur der Tatort an sich war extrem klischee-ig. Aber der Herr Stellbrink war so ein angenehmer Nicht-Kommissar. Eben kein Klischee

    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      Mir haben einfach die Szenen extrem gut gefallen, wo er die Gastfreundschaft der Verdächtigen genoss, Schach spielte, Austern aß und plötzlich völlig umschwang und sie plötzlich mit Mordverdacht konfrontierte.

    #5
    Zitat von Kelpie Beitrag anzeigen
    Ich versuche einfach die Charakterzüge zu vermeiden, die mich selbst beim Lesen so nerven. Ich weiß nicht, ob ich dadurch wirklich eine Verbindung zum Leser bekomme, aber ich denke, wichtiger als richtige Sympathie ist eigentlich nur, dass der Leser den Prota aus irgendeinem Grund mag.
    Bei weiblichen Charakteren stoße ich da aber schnell auf das Problem, dass in unserer Gesellschaft das Aussehen eine sehr große Rolle spielt. Klar, man kann eine sympathische hässliche Frau schreiben, aber ich denke, dass es Leserinnen schwerer fällt, sich mit ihr zu identifizieren. Eher würde man sie als Freundin betrachten.

    Außerdem gibt es bei Männern viel mehr "neutrale" Typen. Bart oder nicht Bart ist Geschmackssache, schlank oder kräftig gebaut auch, selbst eine Hakennase kann beim richtigen Typ attraktiv sein. Da gibt es in der Beschreibung viel mehr Varianz, ohne dass man sich damit auf positiv oder negativ festlegt. Bei Frauen dagegen enthält jede Beschreibung gleich viel stärker eine Wertung und man ist versucht, das irgendwie zu optimieren. Warum straßenköterblond, wenn sie auch weizenblond sein könnte? Warum eine kräftige Figur, wenn eine pixiehafte doch viel attraktiver ist? Und was sollen die Leser überhaupt davon halten, wenn meine Protagonistin eine Krächzstimme hat? Was will die Autorin damit sagen, etwa dass sie nicht geeignet ist, den Prinzen am Ende zu bekommen?!
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #6
      Ankh, ich glaube, die Attraktivität wäre eh noch egal. Also nicht, ob sie attraktiv ist (das scheint sie tatsächlich sein zu müssen ... und mal ehrlich, wer hat sich Arya Pferdegesicht wirklich hässlich vorgestellt? Die Schauspielerin im Film trifft meine Vorstellung dagegen perfekt), sondern wie sie es ist. Irgendwie kriegt man auch eine Frauenhakennase hübsch oder auch ein Pummelchen (es gibt so viele dicke oder pummelige Frauen, die so eine Ausstrahlung haben ...!).

      Ich halte unser aktuelles Frauenbild selbst für das Problem. Tatsache ist, dass Emanzipation etc. ganz was Neues ist und daher scheinen wir irgendwie noch keinen richtigen Umgang mit Frauen gefunden zu haben. Klingt absurd, ist absurd. Aber das kuschende Mädel, das den Mund nicht aufkriegt, spielt doch bestimmt darauf an, dass der Autor die Unterdrückung der Frau befürwortet, die energische Kriegerin hat "Emanze" ja schon beinahe auf die Stirn tätowiert, die Mutter ist viel zu traditionell, der von-einem-Bett-ins-nächste-flüchtenden haftet immer noch das Bild der Schlampe an ... jede dieser Rollen wäre beim Mann unproblematisch.
      Ich sehe das ähnlich wie bei Schwarzen, Juden oder anderen Randgruppen in Büchern. Wir können ihre Rolle nicht unvoreingenommen betrachten - bzw. manche von uns können es vielleicht, aber der Autor wird immer die Sorge im Hinterkopf haben, dass er die Figur nicht differenziert genug darstellt. Der fehlerlose Schwarze ist unrealistisch, der jähzornige Schwarze ist rassistisch usw.
      Zuletzt geändert von Kelpie; 31.01.2017, 18:15. Grund: isch vielleischt doch Verben einsetzen tun muss *hüstel*
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        #7
        Kelpie da gebe ich dir uneingeschrenkt recht, das ist nämlich auch der Grund, warum ich keine Frau im Cast habe: Weil das exakt gleiche Verhalten immer negativ und/ oder klischeehaft gedeutet werden könnte bzw alles überhaupt interpretiert wird.

        Bei der Attraktivität meinte ich nicht, dass pummelige Frauen nicht attraktiv oder sympathisch sein können, sondern dass man sie sich eben nicht so vorstellen will, wenn man sich mit ihnen identifiziert. Bei Frauen ist das äußere Erscheinungsbild ein viel stärkerer Faktor ihrer Identität, sodass Heldinnen meistens jung und gutaussehend beschrieben werden, während es bei Männern auch kein Problem ist, wenn sie älter und leicht heruntergekommen sind. Da kommt es tatsächlich mehr auf das Verhalten und die inneren Werte an, während ich mich an keine Geschichte erinnern kann, wo eine Weggefährtin der Heldin hübscher ist als die Heldin selbst.
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        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Ich kriege hier die ganze Zeit Protagonistenideen: Die Mutter, die zum Drachen für ihre Kinder wird, die 40jährige Heldin, die irgendwas kaut und üblen Atem hat ... XD

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Kelpie Kennst du "Weiberregiment" von Terry Pratchett?

        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Nein ...?

        #8
        Ich bin mal beim Film: ich war immer davon überzeugt, dass der Schauspieler die Rolle ausmacht, und in vielen Fällen sehe ich das auch jetzt noch so. Manche schaffen es, einen Film irgendwie über die Runden zu kriegen, den ich sonst abgeschaltet hätte, selbst, wenn derjenige nicht gerade ein Meister der Schauspielkunst ist (ich sag nur: Charisma. Es gibt Leute, die mit begrenzten künstlerischen Möglichkeiten ihre erfahrenen Kollegen übertrumpfen, vor allem, wenn die Erfahrenheit hartnäckig mit Botox bekämpft wird ...).
        Allerdings hat es mir auch schmerzlich gezeigt, dass ein großartiger Schauspieler manchmal nicht gegen das Drehbuch anspielen kann.

        In Büchern kann ich mir manchmal noch irgendwie selbst behelfen. Wenn mir da ein Langweiler begegnet, ist ein bisschen Phantasie angesagt, da muss der Rest aber dann stimmen. Die letzten, bei denen das nicht gewirkt hat, waren ein schnuckeliges Weihnachtsbuch, in denen die Figuren sich durch nicht viel mehr auszeichneten, als dass sie Weihnachten entweder mochten oder nicht, und ein "Sci-Fi"-Roman, in dem die Charakterbeschreibung der beiden Hauptfiguren "rothaarig" und "Franzose" waren, wohlgemerkt kein rothaariger Franzose (mein Gott, das wäre an Persönlichkeit schon fast zu viel gewesen ...) - also entweder, oder. Interessanterweise war der Antagonist um einiges liebevoller und wesentlich interessanter beschrieben, allerdings war er nach der Hälfte auch kein Antagonist mehr Ach, das Buch hatte so einige Probleme

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        • Kunstmelodie
          Kunstmelodie kommentierte
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          Amilyn
          kein Problem, kenne ich

          Walkind Dead schaue ich nicht, deswegen kann ich dazu nichts sagen...aber ich glaube dir einfach mal

          Oh je X-Men! Ich liebe X-Men! Ja, mit James stimme ich dir voll und ganz zu...ganz ehrlich? ich fande Jennifer Lawrence wirkte irgendwie gelangweilit, so als hätte sie gar keinen Bock mehr auf die X-Men Filme....

        • Amilyn
          Amilyn kommentierte
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          Kunstmelodie Ja, finde ich auch. Ich hatte halt wirklich den Eindruck, dass vor allem Jennifer Lawrence gemerkt hat, dass das Drehbuch nicht wirklich viel her gibt außer Sprüche zu klopfen und sie sich erst gar nicht Mühe geben wollte, da was draus zu machen. Ich war erstaunt, dass der Film allgemein so gute Kritiken gekriegt hat ...

        • Kunstmelodie
          Kunstmelodie kommentierte
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          @Amilyn

          wobei ich zugeben muss, den Film fande ich trotzdem noch ganz gut. Nur ich mag Jennifer Lawrence nicht

        #9
        In dem Buch, was ich lese wird mir der Protagonist auch immer egaler. Denn alles was ich nur noch seher ist ein Typ mit nem Zettel auf der Stirn "Auserwählter" in einer schimmernden Plotrüstung.
        Seine größte Schwäche ist, wie ein Verlierer behandelt zu werden, was er auch von sich selbst denkt. Er kann nicht so gut mit Menschen. Okay.
        Darüber hinaus kann aber dann irgendwie doch alles, was der Plot gerade braucht. Das wird zwar auch früh angedeutet, aber es macht keine Spaß einen Charakter zu haben, der nicht scheitern kann. Natürlich hat er die krassesten Fähigkeiten, weiß immer was zu tun ist und selbst wenn er was Dummes macht hat er ja immer noch seine Plotrüstung, die ihn da immer glipflich rauskommen lässt. Ich habe wirklich Null Sorge, dass irgendwas mit diesem Charakter passiert, wenn er kann ja eh alles und weiß alles. Warum sollte ich mich um ihn Sorgen?

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        • Schneeregen
          Schneeregen kommentierte
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          Fantasy-Jugendbuch. Ich glaube deshalb an ein "Wish-Fullfilment" für die Zielgruppe. Für mich geht das aber überhaupt nicht auf. Das Buch kränkelt aber noch an genug anderen Stellen. Wäre ohne Mr Plotarmor nicht unbedingt ein Meisterwerk.

          Er hält sich halt natürlich auch selbst immer für einen Verlierer, aber natürlich widerlegt der Plot das regelmäßig.
          Ein anderer Kandidat für eine Schwäche ist, dass er sich immer mit allen Anlegen muss. Aber das hat nie Konsequenzen und ist natürlich gut
          für den Plot. Deshalb auch keine richtige Schwäche.

        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Wie heißt denn das Buch?

        • Schneeregen
          Schneeregen kommentierte
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          Seelenseher - Tougard

        #10
        Okay, eine Frage, die ich mir mittlerweile stelle: Ich habe in meinem Roman auch so einen Kerl, dem nicht viel passieren kann. Und wenn er mal unaufmerksam ist, dann kann man sich sicher sein, dass sein "Schatten" zur Stelle ist. Aus Plotgründen wäre es allerdings nicht so sinnvoll, ihn verletzlich zu machen. Was also tun, wenn man solche Figuren hat? Auch ganz allgemein gefragt; einige Plots verlangen ja durchaus allmächtige Protagonisten.
        Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

        So nah, so fern.

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        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
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          Feyien wäre ja auch ne andere Spezies als Yokai XD

          Hm, ich glaube bei Saloga ist es eine Mischung aus Asexualität und "niemand da". Aber inzwischen hat er sich so daran gewöhnt, das Treiben der Menschen eklig zu finden, dass er vermutlich nie ein anständiges Liebesleben hätte ^^

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Okay, das mit Feyien war auch eher ein Witz, aber zumindest wäre er als Spezies ein bisschen näher dran.
          Bei Saloga, hm, unterscheidet sich seine eigene Art so sehr von den Menschen um ihn, dass da keine biologische Anziehung bestünde? Ich könnte mir vorstellen, dass da einfach eine geistige Ebene fehlt, als dass er ernsthaft jemanden von denen als Partner haben wollte. Was die interessante Frage aufwirft, welche Emotionen (jetzt auch nicht-sexueller Natur) er seinen leuten gegenüber hat.

        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Kannst ja mal ne FF zu den beiden Viechern schreiben XD

          Naja, Salogas Art unterscheidet sich zwar nicht optisch, aber auf einer Metaebene. Ich denke, das wäre vergleichbar mit einer Liebesgeschichte zwischen Amsel und Baum. Kann passieren, wäre aber irgendwie auch ein bisschen absurd ^^ Und Saloga hasst ja die Absurdität.
          Puh, die Frage nach den Emotionen ist gut. Ich überlege gerade, ob das - wieder ein Vergleich - mit der Beziehung zwischen einem Mann und seinen Hunden vergleichbar wäre ... der sich ab und an wundert, wenn sie Kunststücke aufführen, die er ihnen nicht beigebracht hat Nee, das wäre zu heftig XD

        #11
        (Meine Ausführungen beruhen weitestgehend auf der Lektüre des Buches Story von Robert McKee.)


        Bei Bindung zwischen Leser und Figur würde ich zunächst gerne zwischen Sympathie und Empathie unterscheiden. Weil ich mir dieser Differenzierung lange Zeit selbst nicht bewusst war. Darum gab ich meinen Charakteren, allen voran meinen Protagonisten, "beliebte" Eigenschaften. Ich beschrieb sie wie Menschen, die man gerne als Freunde hätte. Attraktiv, clever, hilfsbereit, etc... damit war das Thema für mich gegessen. Bestimmt könnten die meisten Leser dadurch eine Bindung zu ihnen entwickeln, dachte ich mir.

        Damit erzeugte ich im besten Fall oberflächliche Sympathie. Aber Liebenswürdigkeit garantiert weder Mitgefühl noch Teilnahme beim Leser. Es ist bloß ein Teil der Charakterisierung, wie etwa Haarfarbe oder Körpergröße. Sympathie ist optional. Dazu gibt es genügend Beispiele für Figuren, mit denen man persönlich bestimmt kein Abendessen verbringen möchte, welche jedoch Empathie erzeugen (Macbeth, Hannibal Lecter, …).

        Ich glaube, es funktioniert ungefähr so: Als Leser muss ich zumindest eine Facette meiner eigenen Menschlichkeit in den Denk- und Handlungsweisen der Figur erkennen. Wir können völlig unterschiedlich sein, aber es braucht zumindest einen Verknüpfungspunkt. Bei Macbeth wäre es zum Beispiel sein Gewissen. Er hadert im Selbstgespräch mit seiner Schuld. Ich weiß, was Schuld ist. Ich weiß, wie sich ein schlechtes Gewissen anfühlt. Zum Glück in einem völlig anderen Kontext und Maßstab, aber trotzdem. Schuld besitzt eine gewisse Universalität.

        Mein Interesse als Leser am Protagonisten ist egozentrisch. Während ich mit ihm mitfiebere, drücke ich insgeheim mir selbst die Daumen. „Ich will, dass er bekommt was er will. Denn er ist so wie ich. Wenn er es schafft, dann gibt es auch für mich Hoffnung.“ So in etwa könnte man über das Unterbewusstsein des Lesers/Zuschauers spekulieren. (Darum wehren wir uns auch instinktiv gegen willensschwache, passive Figuren. Wer möchte schon so einen Spiegel vorgehalten bekommen?)

        Zwei konkrete Hebel zur Erschaffung von Empathie:

        Die Relation der Figur zur Umwelt der Geschichte: Der Pate erzählt eine Geschichte über korrupte und erbarmungslose Mafia-Familien. Aber „unsere“ Familie besitzt eine positive Eigenschaft: Loyalität. Darüber hebt sie sich gegenüber ihrer Umwelt ab. Und stellt eine Oase der Menschlichkeit in einer Wüste des Grauens dar, von der man als Leser zehren kann. Mantra des Zuschauers: „Wenn ich Mitglied einer Mafia-Familie sein müsste, dann würde ich gerne den Corleones angehören.“

        Das Schweigen der Lämmer: Zeichnet ein zynisches Gesellschaftsbild. Der Gefängnispsychiater ist ein Sadist. Die Wärter komplette Vollidioten. Hannibal Lecter vereint hingegen Eloquenz, Intelligenz, Humor, Ironie und Gelassenheit. Und wird dadurch, paradoxerweise, zu einer Instanz der Menschlichkeit. Und in der Konsequenz zu einem Empathie-Magneten.

        Körperliche Reaktionen: Oft trifft man auf rationale und kopflastige Figuren. Man wird seitenlang durch ihre Gedanken geführt. Dadurch soll der Leser ihre Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen können. Aber das ist keine Garantie für Empathie. Weil nicht jeder Mensch so rational ist und innerliche Checklisten anlegt. Sondern beispielsweise eher nach Bauchgefühl entscheidet. Art und Muster des Denkens sind nicht universell.

        Aber körperliche Reaktionen sind universell. Ich verweise etwa auf die Forschung von Paul Ekman, der Gesichtsausdrücke verschiedener Kulturen untersucht und verglichen hat. Ergebnis: Es gibt Basisemotionen und die Reaktionen darauf sind sehr ähnlich (z.B: Scham sieht bei den meisten Menschen gleich aus... egal, ob Büroarbeiter in Mitteleuropa oder Häuptling eines afrikanischen Stammes).

        Nicht jeder kann oder will ausschweifenden Gedankenketten folgen. Aber jeder weiß, was ein flaues Gefühl im Bauch ist. Jeder kennt es, vor Angst zu zittern. Jeder weiß, wie es sich anfühlt zu weinen.

        Diese Reaktionen beim Protagonisten zu beschreiben ist deswegen ein Zugang für den Leser. „Ich war zwar noch nie in so einer Situation. Keine Ahnung, was ich da denken würde. Aber ich weiß, wie es ist, wenn man kalte Füße bekommt. Armer Kerl!“ Und das ist die Grundlage für Empathie.
        "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht."

        (Papst Gregor der Große)

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