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Freitagsinfusion 04/23: Hatschi!

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    Freitagsinfusion 04/23: Hatschi!

    „XY musste heftig niesen.“

    Nutzt diesen Anfang für eine kleine Szene, wobei XY der Name einer Figur ist. Warum wird geniest? Und was hat das für Konsequenzen?
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    #2
    CN Erkältung, Körperflüssigkeiten, Schimpfwörter, Klischees, Weltschmerz, falsch sitzende Kommata, ...



    Marie musste heftig niesen. Tränen schossen in ihre Augen. Blöde Erkältung.
    Mit der linken Hand tastete sie nach dem Stapel Tempo Taschentücher, der seit Arbeitsbeginn kräftig geschwunden war, die rechte lag über Mund und Nase.
    "Au", presste sie heraus, als sie mit dem Taschentuch über die wunde und rissige Haut an ihrer Stupsnase wischte. Wie kann so ein kleines Ding, einem das Leben derart versauen?
    Sie zielte und warf das zusammengeknüllte Tempo in den runden Papierkorb. Sie hatte so oft geübt, dass sie ihn auch mit geschlossenen Augen getroffen hätte.
    Vorsichtig tupfte sie die Tränen aus dem Auge und wandte sich dem Text zu, den sie bis Mittag fertig haben wollte.
    "Ach nee, was ein Scheiß."
    Der schicke, letztens erst ausgepackte Monitor war übersät mit kleinen, klebrigen Tropfen. Treffer. Selbst auf der Linse der Webcam klebte grünlicher Schnodder.
    Sie sah zu ihrem Tempo-Vorrat, überlegte kurz und schüttelte resigniert den Kopf. Hier musste etwas Stärkeres ran.
    Marie stand auf und ging zum Schreibtisch ihrer Kollegin, die klug genug gewesen war, sich mit ihrer Erkältung krank zu melden, statt auf der Arbeit zu erscheinen.
    Die Frau war ein Sauberkeitsfreak und hortete Reinigungstücher und Glasreiniger in ihrem Schreibtisch. Marie zog an der Schublade. Verdammt. Sie war abgeschlossen.
    "Was muss, das muss", murmelte Marie, nahm eine Büroklammer und bog sie auseinander. Mit dem Geschick jahrelanger Übung brauchte es keine Minute, bis das Schloss den Widerstand aufgab und seine Schätze freigab.
    "So ein Miststück." Marie griff nach einer leeren Flasche, auf der noch immer ein Zettel mit ihrem Namen klebte: der Smoothie, der aus dem Kühlschrank verschwunden war.
    "Kann man denn niemandem mehr vertrauen?"
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

    Kommentar


    • magico
      magico kommentierte
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      Ein schnoddervoller Kurzkrimi. Ob Marie ihrer Kollegin wenigstens in die Schublade niest?

    • Peter
      Peter kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      magico

      Ich bin der König der Cliffhanger. Scherz

      Das werden wir im zweiten Band erfahren.
      Genau wie den Grund, wieso Marie mit einer Büroklammer ein Schloss knacken kann. Tipp: Es stand nicht in der Jobbeschreibung.
      Zuletzt geändert von Peter; 05.05.2023, 10:10.

    #3
    Thomas Ehrlichmann musste heftig niesen. Einmal, zweimal, dreimal ... Danach hatte er aufgehört mitzuzählen.
    Weshalb musste dieser Provinzbahnhof, der lediglich aus zwei Bahnsteigen zu bestehen schien, inmitten dieser Kornfelder liegen, die, zu allem Überfluss, auch noch von riesigen Beifußpflanzen umrandet waren?
    Was machte er hier? Eigentlich hätte er es wissen müssen. Das erste Mal seit ... wie viel Jahren? Er wusste es nicht, doch ein paar Dekaden konnten es schon sein, in denen er keinen Zug mehr von innen gesehen hatte. Und nun: Triebwerkschaden. Endstation Pritzerbe, kurz hinter Bohnenland.
    Er nieste wieder. Wozu war Beifuß eigentlich nütze? Außer ihm die Nase zu verstopfen, die Augen zu verwässern und ihm die versammelte Menge der Mitreisenden vom Leib zu halten? Obwohl das ein gewisser Vorteil war.
    Ungeduldig sah er auf seine Uhr. 11:34 Uhr? Es musste doch mindestens um drei am Nachmittag sein. Hatte es wieder die ganze Welt auf ihn abgesehen?
    Ihm fiel seine neuste Errungenschaft ein. Das Handy, das ihm Birgit und Manfred aufgeschwatzt hatten. Nun konnte es das zweite Mal seinen Wert beweisen, nachdem er damit schon ein Treffen mit Silke hatte ausmachen können, das er nun aber wahrscheinlich gar nicht mehr wahrnehmen konnte.
    15:57 Uhr las er vom Display ab und noch etwas: Silke hatte versucht ihn anzurufen. Was sie wohl noch wollte? Immerhin konnte er ihr so sagen, dass er im Niemandsland gestrandet und vorrangig mit Niesen beschäftigt war.
    Jetzt kam es wieder. "Ha... Ha..." Doch bevor er zum so befriedigenden Teil eines Niesens übergehen konnte, funkte ihm eine penetrante Stimme dazwischen: "Thomas?"
    Gab es etwas Schrecklicheres als beim Niesen unterbrochen zu werden? Beifuß vielleicht.
    Er drehte sich zu allen Seiten, konnte aber niemand Bekannten entdecken. Als er sich wieder den Gleisen zuwandte, wurde ihm ein Taschentuch vor die Nase gehalten. Erschrocken wich er einen Schritt zurück. Seine Blicke tasteten sich vorsichtig von der Hand über den Arm und die Schulter, hin zum Gesicht.
    "Achim?"
    Oh nein! Von allen ihm bekannten Menschen dieses Planeten hätte er sich keinen schlimmeren vorstellen können, um mit ihm zwischen Kornfeldern in Pritzerbe gefangen zu sein.
    http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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