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Freitagsinfusion 2/22: Abschiede (räumlich)

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    Freitagsinfusion 2/22: Abschiede (räumlich)

    Schreibe eine Szene in der Dein*e Prota einen Raum verlässt, von dem er*sie weiß, dass er*sie ihn nie wieder betreten wird.

    PS: ... jaaaa, ich weiß ... es ist schon Samstag ...
    Always avoid alliteration.

    #2
    Die leergeräumte Wohnung lockte wieder mit dem Flair des Neuanfangs, all der Möglichkeiten, die man hatte, sich darin einzurichten, von einer individuellen Basis aus in die Zukunft zu ziehen. Na?, schien sie zu flüstern. Wollen wir es nicht doch nochmal miteinander versuchen?
    Nein, danke.
    Wozu die Erinnerung an ungenutzte Chancen, die Streitereien, die Lügen, die Fehlentscheidungen füttern?
    Möge der nächste Mieter glücklichere Entscheidungen treffen als er. Stephen schulterte den Rucksack und zog die Tür hinter sich zu.
    Wie sagte ein bekannter Dichter? "The end is where we start from"*?
    Oder so.
    Er ging hinunter und stieg in das Taxi. "Zum Flughafen."


    *T. S. Eliot
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      #3
      Er ging noch einmal durch die Räume um zu prüfen, ob er nichts vergessen hatte. Bis auf das Büro, das ließ er aus. Dort war nichts mehr. Nur der Fleck auf dem Teppich, den er nicht noch einmal sehen wollte.
      Man würde den Teppich rausreißen, die letzten Möbel auf den Sperrmüll werfen. Die Wände streichen, vielleicht sogar umsetzen. Je mehr sie veränderten, desto besser. Hoffentlich würde eine Familie einziehen, die in der Wohnung eine neue laute, bunte und fröhliche Geschichte begann, unbeschwert von Erinnerungen.
      Die Tür fiel schwer ins Schloss. Er zog sich den Riemen der Tasche über die Schulter, ging ein letztes mal die Stufen hinunter und nahm den Schmerz der Vergangenheit mit.
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      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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        #4
        WiP aus dem neuen Roman.


        Der Schemel knirschte unter meinem Gewicht. Ich reckte mich und stieß die Spitzen meiner Finger so lange gegen das Holzkreuz, bis es sich von der gekalkten Wand löste. Ich schnappte danach, war aber zu langsam.
        »Verd–«
        Klappernd fiel es auf den Dielenboden. Ich erstarrte, hielt den Atem an und lauschte. Nichts rührte sich auf dem langen Flur vor meinem Zimmer. Sie haben es nicht gehört. Wahrscheinlich befanden sich noch alle im Andachtsraum. Es konnte nicht lange dauern, bis sie mein Fehlen bemerkten. Spätestens wenn die Aufgaben und vor allem die Bußen verteilt wurden.
        Mutiger im Herzen hob ich das Kreuz auf. Für etwas, das mir so viel Leiden verursachte, fühlte es sich unreal leicht an. Kurz überlegte ich, es zu zerbrechen, doch ich wollte es nicht weiter anfassen und warf es auf das wackelige Bett.
        Benzin tropfte vom durchnässten Laken auf den Boden und lief in einem schmalen Rinnsal in Richtung der Tür. Ich öffnete das Fenster und ein Windstoß des aufkommenden Mistrals verwirbelten die schweren Benzindämpfe, der den Raum erfüllten und meinen Magen zucken ließen. Die beiden Benzinkanister hatte ich eigenhändig aus dem Schuppen hergeschleppt. Fast hätte Serrault mich erwischt. Ein Küchenmesser steckte in der hinteren Hosentasche, aber ich zweifelte, ob ich den Mut gefunden hätte, es tatsächlich zu benutzen.
        Es gibt kein Zurück mehr. Sie würden dich totprügeln, wie Stephane.
        Ich kletterte auf den Fenstersims. Mit der linken Hand hielt ich mich an der Regenrinne fest, mit der rechten zog ich das Zippo-Feuerzeug, das ich Serrault geklaut hatte, aus der Hosentasche. Ich nahm Abschied von der Zelle, in der ich aufgewachsen war. Bett, Kleiderkiste, auf der eine Bibel lag, und das Holzkreuz. Mehr Mobiliar hielt die Gemeinschaft für lästerlich.
        Mit einem leisen Ratschen fuhr das Reibrad über den Feuerstein. Funken flogen und die Flamme des Benzinfeuerzeugs flackerte in der Dunkelheit. Ich warf einen Blick auf die beiden noch fast gefüllten Kanister. Jetzt würde es sich zeigen, wie nahe der Prophet und sein Gott sich wirklich standen. Entweder irrte ich mich oder er würde noch in dieser Nacht einen Vorgeschmack auf das Höllenfeuer erhalten, über das er sich so gerne und ausführlich ausließ.
        Ich warf das Sturmfeuerzeug auf das Bett. Eine Stichflamme schoss in die Höhe. Im gleichen Augenblick sprang ich vom Fenstersims hinab in die Finsternis.
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        Zuletzt geändert von Peter; 19.01.2022, 05:09.
        I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

        Douglas Adams

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        • Stef
          Stef kommentierte
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          Ich bin gerade etwas verwirrt. Der Prota befindet sich im Flur vor seinem Zimmer, aber das scheint draußen zu sein, wegen der Regenrinne?

        • Peter
          Peter kommentierte
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          Stef

          Jetzt war ich verwirrt.
          Da war ein Tippser. Im Flur vor meinem Zimmer, nicht von meinem Zimmer. Danke.

          Klar ist sie in ihrem Zimmer und springt von dort aus hinunter.

        • Stef
          Stef kommentierte
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          Ah, ich habe nicht gerafft, dass sie durch das Fenster nach draußen klettert.

        #5
        So nahm ich meine große Tasche und ging zur Tür...

        Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nicht noch mal innezuhalten und mich umzublicken. Doch ich konnte nicht anders. Ich hielt an, drehte mich um und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich wusste, es würde die Sache nicht einfacher machen, obgleich ich auch wusste, dass es richtig war. Außenstehende mochten es schwer nachvollziehen können, aber dieser letzte Blick zurück war für mich so etwas wie ein letztes, großes Dankeschön. Ja ich bedankte mich bei diesem Zimmer, bei diesen vier Wänden, die längst nicht mehr so weiß waren wie bei meinem Einzug. Ich dankte auch dem einzigen Fenster, vor dem immer mein Schreibtisch gestanden hatte und wo die grüne Farbe auch immer mehr abblätterte. Wie oft hatte ich den Blick hinausgeworfen, wie oft hatte ich mich in der Ferne verloren und gleichzeitig neue Ideen aufgegriffen? Wie oft hatte ich auf meinem Bett gelegen, zur Decke gestarrt, während nebenan meine Nachbarn sich wieder sehr lieb hatten? Aber wie oft, egal ob es ruhig war oder nicht, waren dann an der Decke neue Bilder aufgetaucht, freilich vor meinem geistigen Auge. Aus Bildern wurden Szenen, aus Szenen Geschichten, aus Geschichten Büchern. Ja, hier fing alles an. Hier begann mein Weg, dem ich bis heute folgte und der mich nun von dem Ort fortbrachte, wo alles begann.

        Es wäre falsch gewesen, ohne einen letzten Blick zu gehen...
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        It's my life, don't you forget, caught in the crowd, it never ends! (Talk Talk)

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