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Freitagsinfusion 2/21: Laaaangweilig!

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    Freitagsinfusion 2/21: Laaaangweilig!

    In der Mittwochsfrage dieser Woche habe ich gefragt, wie Ihr formale Situationen spannender gestaltet. Also, dann macht doch mal!

    Protagonist*in muss als Gast eine sterbenslangweilige Zermonie durchleben. Sei es die Verleihung des Ehrenpreises des deutschen Buchhandels, der Talent-Wettbewerb der Grundschule der Nichte 2. Grades oder die Renten-Verabschiedungsfeier des ungeliebten Chefs ... laßt Eurer Phantasie freien Lauf.
    Always avoid alliteration.

    #2

    Tom spähte jetzt schon gelangweilt über die Aula. Eltern mit erhitzten Gesichtern unterhielten sich mit anderen rotwangigen Eltern, aufgeregt, dass ihre Kinder plötzlich und unerwartet keine Schulkinder mehr waren. Ebenso vom Erwachsenwerden überraschte Teenager wuselten um die aufgestellten Stühle und die Bühne herum. Die Mitglieder der Schülerband suchten die richtigen Kabel aus dem Salat, um ihre Instrumente an die Verstärker anzuschließen. Als hätte die Schul-Aula die Ausmaße eines Stadions vonToronto Rocks. Die Ausrichtung der Lautsprecher versprach ein echtes Tinnitus-Erlebnis.
    Der Unterstufenchor formierte sich. Menschen hasteten auf ihre Sitzplätze. Murmeln.
    Gleich würden die Kleinen singen, dann folgte eine langweilige Rede nach der anderen. Die Reihenfolge wie immer: Direktor, Schülersprecher, Vertrauenslehrer, Elternvertreter. Einzig die Rede des Schulleiters dürfte ein Highlight werden. Dann die Verleihung des Abschlusszeugnisses an jeden. Einzelnen. Schüler.
    Blabla.
    Im Anschluss das Gedränge bei Häppchen und Orangensaft, wo die Eltern den Lehrern vorschwärmten, was ihre Brut in Zukunft machen würde, um anzugeben oder um den Lehrern eins auszuwischen, die den gottgleichen Fähigkeiten des Nachwuchses nie gerecht geworden waren.
    Gott, wie ermüdend. Tom kannte den Ablauf auswendig, war schon oft genug dabeigewesen, er sollte sich für jeden Jahrgang ein T-Shirt drucken lassen.
    Einschulungen waren viel cooler. Die Neugier und Ehrfurcht in den Kinderaugen. Die Eltern, die … Nein, die Eltern waren genauso.
    "Direktor Ratcliffe", hörte er die Stimme der Schulsekretärin. "Es kann losgehen."
    "Ich komme", sagte Tom. "Öffnen Sie schonmal die Fenster. Sonst wird's so stickig."

    Anm.: "Gast" hab ich hier mal als innere Einstellung ausgelegt
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      #3
      'We have gathered here today to celebrate the union of two souls.'
      It wasn't the first wedding between an angel and a demon, nor would it be the last. Of course, it was absolutely beautiful, and Lucifer was incredibly happy for them, and even happier that they wanted to send out a message about peace and unity and something with their union. It was great. Everything was great. And since the bride was a famous Celestial writer, and the groom was an Infernal entrepreneur and philanthropist, and they'd both been born rich and only become richer over the years, they'd decided to make it a big deal with a big and, most of all, lengthy celebration to ensure their message was spread. It was such a big deal that Lucifer himself was attending.
      'Two souls, who are in love, whose love for and dedication to each other persevered, through thick and thin, against all odds and hardships. Two people who have shown us all that love will always be stronger than hate, that love will conquer all, no matter the obstacles and prejudices it must face.' The bride's brother was a public speaker and obviously fond of hearing himself talk. His perfect preacher cadence made Lucifer's brain shut some parts of itself down, and the speech lost all its meaning and turned into a glossolalic singsong in his ears. Blah blah!, he cried out, Blablabla, he whispered, Blaballablah?, he queried, his voice hoarse with emotion, then answered his own question with an inspiring, resolute Blablabla blah!
      'Blah! BlablaBLAH! Blabla blah bla bla ... bla ... bla ...' The speaker got down to his knees with a dramatic 'BLAH!', then rose to his feet, a trembling hand extended to the sky. 'Bla ... blah.'
      Lucifer joined the thunderous applause that followed, feeling more inspired than ever at the thought that he was one step closer to the buffet opening.
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      There are many ways to make music.

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        #4
        So, ich hab auch mal etwas zusammen gezimmert. 😅
        Zum Schluss ist es vielleicht etwas holprig geworden. Vielleicht bau ich das nochmal zu einer Kurzgeschichte aus, wenn ich Zeit hab 😁
        Ich sollte lernen, mich kurz zu fassen...


        Einfach unglaublich! Da rammt mal einmal (aus Versehen!) den Wagen des Chefs und schon wird man zum Lokalteil verbannt. Letzte Woche schrieb Olaf noch einen Artikel über das Waldsterben und nun sitzt er hier, beim Wettbewerb der besten Fußmatte der Stadt! Er hatte bis gestern nicht mal gewusst, dass es so etwas überhaupt gab. Lustlos hatte er in krakeliger Schrift ein paar Notizen zum Ablauf festgehalten:
        • bestaunen der „Kunstwerke“ seit 2 Tagen
        • 3-minütige Vorstellung jeder Fußmatte
        • Jury bewertet
        • Auszählung
        • Siegerehrung
        • ein ganzer Tag im Eimer
        Olaf saß auf einem unbequemen Stuhl ganz hinten, der ihn an seine elende Schulzeit erinnerte. Und wie früher, war er auf der Sitzfläche weit nach vorn gerutscht und sein Kopf lag auf der harten Rückenlehne. An die Decke starrend, stellte er sich vor, wo er jetzt überall sein könnte. Zum Beispiel wartete ein neues, riesiges Lego-Set zu Hause darauf, aufgebaut zu werden.
        Da sein Nacken anfing zu schmerzen, setzte er sich auf und besah sich die anderen Zuschauer. Die Sitzplätze waren nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Jeder Mensch hier schien genau so gezwungen worden zu sein, teilzunehmen, wie er selbst. Er vermutete, dass es sich hauptsächlich um Familienangehörige handelte, die zu höflich waren um abzusagen. Dort drüben saß ein Vater mit seinen 2 quengelnden Kindern, die einfach nur weg wollten. Olaf konnte sie gut verstehen und stieß einen schweren Seufzer aus. Die meisten starrten auf ihre Handys um sich in die spannende Welt der sozialen Netzwerke zu fliehen. Jede Minute zog sich schlimmer als Käse auf einer Pizza. Vom herum sitzen fühlte er sich noch erschöpfter, als nach 2 Stunden Training im Park.
        Endlich begannen die Reden, doch wenn Olaf daran dachte, wie lange er noch hier sitzen und diesem sinnlosen Gequatsche zuhören musste wurde ihm ganz übel. Am liebsten würde er schreiend aufspringen und weg rennen. Um den dramatischen Effekt zu verstärken, sollte er sich vielleicht noch die Klamotten vom Leib reißen. Ein leichtes Schmunzeln huschte über sein Gesicht. Ja, das wäre doch mal eine Schlagzeile.
        Er wechselte erneut die Position. Seine verschränkten Arme lagen nun auf dem leeren Stuhl vor ihm und bildeten ein Kissen für seinen Kopf. Olaf konnte kaum noch die Augen offen halten. Es gab absolut nichts Spannendes oder Außergewöhnliches. Das ist meine persönliche Hölle, dachte er verdrossen. Wenn ich sterbe und es eine Hölle gibt und ich da lande, muss ich bis in alle Ewigkeit hier sitzen und mir Vorträge zu Fußmatten anhören.
        Mehr als 3 Stunden dauerte dieser Wettbewerb und Olaf kam es vor wie 3 Jahre. Ihm kam der Gedanke, ob er vielleicht in einer Zeitschleife feststeckte. Es war doch ganz und gar unmöglich, dass Zeit so langsam verging, oder?
        Bei der Siegerehrung gab es dann doch noch ein Highlight. Die Zweitplatzierte, eine Frau um die 40, schmal und hoch gewachsen mit einem Blick, der niemandem etwas Gutes gönnte, war nicht einverstanden mit der Beurteilung. Die Erstplatzierte, eine alte Frau um die 70 hätte vielleicht ihren hämischen Spruch für sich behalten sollen. Dann wäre es nicht zum Zickenkrieg gekommen. Die Hagere sprang die Oma an und warf sie zu Boden. Doch die Rentnerin war alles andere als schwach. Sie wälzten sich hin und her, zogen sich an den Haaren und Ohrfeigten sich. Die Umstehenden versuchten nur halbherzig dazwischen zu gehen. Sie hatten zu viel Angst, selbst was ab zu bekommen. Olaf sprang auf und freute sich, dass es hier doch noch Aktion gab. Sein Ruf: „Los Oma!“ wurde zwar mit einigen missbilligenden Blicken gestraft, aber das störte ihn nicht.
        Er blieb noch bis zum Ende des Kampfes, der ganze 10 Minuten andauerte, und ging dann nach Hause um einen wunderbaren Artikel zu schreiben. Die Überschrift hatte er auch schon: „Fußatten-Wettbewerb wird zum Fight Club“.
        Herrlich!

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          #5
          Der Androide sprach monoton, über die großen Verdienste der Diplomatie-Einheit DE-200132 bei der Entwicklung und Durchsetzung der Gesetze zur gleichberechtigten Wahrnehmung und Behandlung von künstlichen Personen, in einer modernen solidarischen Gesellschaft. Nolems halbgeschlossene Augen machten eine Runde durch den Saal und erkannten einen gleichberechtigten Konsens aller Anwensenden: Langeweile.

          Ohne Zweifel war dieser Abend wichtig. Die vereinten Nationen der Erde, Luna und sogar die Spinner vom Mars, haben erstmals in der Geschichte der Menschheit, das künstliche Leben auf eine Stufe mit dem biologischen gestellt. Viele Wartungsroboter der Klasse D bis I haben daraufhin auch sofort ihre Dienstpläne angepasst. Frisiert von der selben beschissenen KI, welche die Infrastruktur ganzer Staaten steuert. Schöne neue Welt.

          Nolen gähnte. Der Androide ging dazu über, die Rechenoperationseinheiten der Botschaft ihrer Dienstnummer entsprechend aufzuzählen. Es gab Hunderte von diesen Einheiten. Und es machte nicht den Eindruck, als handle es sich bei der Aufzählung um eine exemplarische Stichprobe.

          In den Provinzen gab es einiges an Aufständen nach dem Beschluss der so genannten Synth-Direktive. Diese Menschen hatten wahnsinnige Angst davor von den Künstlichen bedroht, abgehängt oder manipuliert zu werden. Nolen fügte gedanklich „in den Selbstmord getrieben durch Langeweile“ hinzu.

          Er blickte rüber zu Murka und zeigte fragend auf seine intelligente Uhr, welche mit der Klassifizierung M zu Glück nicht unter die Synth-Direktive fiel. Das raubtierhafte Grinsen seiner Assistentin, welches ihre kosmetischen, fluoreszierenden Vampirzähnchen zeigte, ließ wenig Raum für Hoffnung.

          Es würde ein sehr langer Abend werden.

          Der Androide begann nun, wohl um dessen Eleganz hervor zu heben, den Code der Übersetzersoftware der Botschaft wieder zu geben. Zeile für Zeile.

          Für die schöne neue Welt, stöhnte Nolen stumm und richtete seine Augen auf das perfekte, ebenmäßige Gesicht der Maschine, die ihm nun gleichberechtigt war.

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          Zuletzt geändert von Lem; 28.01.2021, 01:21.

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