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Freitagsinfusion #117: Urlaubsstimmung

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    Freitagsinfusion #117: Urlaubsstimmung

    Deine Hauptfigur nimmt endlich den langersehnten Urlaub. Als sie am Ziel (oder Start) ankommt, findet sie nur Chaos vor, wie auch immer Ihr das definiert. Schreib eine kurze Szene, was passiert und wie Deine Figur damit umgeht.

    #2
    Mit dem Chaos muss die Hauptfigur eines ganz neuen Projekts, das mir im Kopf herumschwirrt, fertig werden.
    Ist bisschen lang geworden.

    Annie steckte den Schlüssel ins Schloss ihres Ferienhauses. Endlich angekommen! Bei der Dauer ihrer Anreise, könnte man meinen, sie wäre nach Hawaii oder Neuseeland, oder an eine andere aufregende Destination geflogen. Doch es war nur eine staubige Kleinstadt irgendwo im Nirgendwo von Griechenland. Das kam davon, wenn man kein Geld hatte sich einen anständigen Flug zu leisten.
    Sie drehte den Schlüssel und wollte die Tür öffnen, doch die klemmte. War ja klar. Sie stellte ihre Reisetasche auf den ausgetrockneten Lehmboden und drückte fest mit der Schulter gegen das Türblatt. Ächzend gab es einige Zentimeter nach und verschaffte ihr einen spaltbreiten Eingang in ihr Feriendomizil. Ein bisschen weiter, und sie bekäme auch ihre Tasche durch. Annie stemmte sich gegen die Tür. Nichts bewegte sich. Sie versuchte es nochmal mit Schwung, warf sich regelrecht dagegen. Das einzige, was sie davon hatte, waren Schmerzen in der Schulter. Dann eben nicht. Das wichtigste war, dass sie selbst durchpasste, die Tasche konnte sie ja auch durchs Fenster hieven. Kein Grund sich zu beschweren. Von wegen geschenkter Gaul, und so. Bei dem was sie sich leisten konnte, bestünden ihre Ferien aus Urlaub auf ihrem Klopfbalkon*, neben Frau Dubcek, die ständig zum Rauchen und Telefonieren hinauskam, und den Schreibers, die ihn derzeit als Lager für ihren Vogeldünger-Versandhandel benutzten.
    Als ihr Mitbewohner angeboten hatte, sie könne das Ferienhaus der Kusine, der Freundin seines Vaters (oder war es der Vater der Kusine einer Freundin?) nützen, hatte sie dankbar zugesagt. Auch wenn ein bisschen Sorge mitgeschwungen war, womit sie sich in dieser Einöde zwei Wochen lang beschäftigen sollte.
    Sie schob sich durch Türöffnung ins Innere. Nach dem grellen Sonnenlicht, erschien ihr das, von den geschlossenen Fensterläden verursachte Halbdunkel, wie tiefste Finsternis. Sie tastete nach einem Lichtschalter. Dabei stieß die mit dem Fuß gegen einen Gegenstand, der laut scheppernd davonrollte. Was sie da wohl umgestoßen hatte? Sie bewegte sich langsam weiter und lief geradewegs in etwas, das sich anfühlte wie ein großer Karton. Sie schob das Ding so gut es ging beiseite. Es war überraschend schwer. Endlich ertasteten ihre Finger den Schalter. Es klickte, aber nichts passierte. Offenbar war die Glühbirne kaputt. Vorsichtig bahnte Annie sich ihren Weg durch die Dunkelheit, dorthin wo ein heller rechteckiger Umriss ihr den Standort des Fensters verriet. Sie fingerte am Riegel herum, öffnete es quietschend und stieß die Fensterläden nach außen. Na bitte. Somit hatte sie erstmal Licht, und die Birne konnte sie ja später wechseln. Nun wollte sie erstmal ihr Domizil in Augenschein nehmen. Sie drehte sich um.
    Chaos.
    Anders konnte man es nicht bezeichnen. Der Boden war vollgestellt mit Kisten, Kartons, leeren Farb- und Getränkedosen. Auf einer windschiefen Kommode türmte sich etwas, das schwer nach Dreckwäsche aussah. An der Stelle, wo sie ein Sofa vermutet hätte, lag ein einsamer Sitzsack im Sterben, und hauchte seine Restexistenz in Form kleiner Styrolkügelchen in den ganzen Raum. Neben der umgekippten Stehlampe in der Ecke lag ein Kinderwagen ohne Räder. Die Küchenzeile an der gegenüberliegenden Wand, bestand aus einem Brett, das über zwei umgedrehte Regentonnen gelegt worden war, einer verrosteten Kochplatte und einem Kübel mit Gartenschlauch, der als Abwasch** diente.
    Warum der Lichtschalter nicht reagierte hatte, wusste Annie jetzt auch. Von der Decke hing lediglich ein nacktes Kabel.
    Davor, nur untätig herumsitzen zu können, musste sie sich diesen Urlaub jedenfalls nicht fürchten.

    *)Kleiner Balkon, (früher) zum Ausklopfen von Teppichen
    **)österr. für Spüle

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    Zuletzt geändert von Jane Doe; 24.07.2020, 13:34.
    Ich arbeite dran ...

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