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Freitagsinfusion #65: Wir kannten uns schon als Kinder

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    Freitagsinfusion #65: Wir kannten uns schon als Kinder

    Stell Dir vor, Dein/e Prota und eine andere wichtige Figur aus Deinem Buch wären sich schon als Kinder begegnet. Dein/e Prota war damals 5 Jahre alt, und sein/ihr Tag war vollkommen gewöhnlich, so wie immer, bis ...

    Beschreib die Szene, wie die beiden sich als Kinder begegnet wären.
    Always avoid alliteration.

    #2
    "Was spielst du da?"
    Tobias sah auf. Hinter dem Zaungitter stand ein kleines Mädchen. Sie sah aus wie Pocahontas, dunkle, lange Haare und wache Augen. Indianerin. Er setzte sich auf und guckte, ob sie Pfeil und Bogen dabei hatte. Igitt, nee, sie hatte ein Kleidchen an. Er wandte sich seinem Styropor-Flugzeug zu.
    "Spielst du Flugzeug?"
    "Siehst du doch." Gerade landete es in einem Laubhaufen, der neben dem Zaunsockel so schön hoch war. Tobias warf sich ebenfalls hinein und sackte in dem weichen Haufen ein. Mach dich nicht schmutzig, Tobi. Doch!
    "Ich spiel auch gerne Flugzeug", sagte sie.
    Die nervte.
    Er nahm sein Spielzeug, wischte ein paar glitschige Blätter ab und stiefelte durch das Laub in Richtung Auffahrt. Unter seinen Schuhen raschelte und knackte es, während er ein paar lahme Würmer und schnelle Spinnen verscheuchte. Vielleicht sollte er eine nach ihr werfen.
    Sie schlenderte neben ihm her. "Wir können ja zusammen spielen."
    Die war verrückt. Niemals! Er ging schneller. "Vielleicht." Das sagte er nur, um sie abzulenken.
    "Ich mag Flugzeuge."
    Er blieb stehen. "Du bist ein Mädchen." Ein kleines, auch noch. Fünf, vielleicht. Ein Baby. Er war neun.
    "Und?"
    "Du spielst mit Puppen."
    Sie stemmte die Fäuste in ihre Seite. "Ich kann im Stehen pinkeln."
    "Glaub ich nicht."
    "Hat mir mein Bruder gezeigt."
    "Glaub ich nicht."
    "Du bist doof."
    "Dann geh doch weg." Ziel erreicht.
    "Mach ich auch."
    Sie gingen schweigend nebeneinander her. Plötzlich bückte sie sich, hob einen Stock auf und ließ ihn an den Gitterstäben klappern, während sie weitergingen. Tobi schielte zu ihr hinüber. Ihr Kleid war zerrissen, der Saum hing auf einer Seite tiefer als auf der anderen. Und ihre Knie waren blutig verschorft. Ob sie doch nicht mit Puppen spielte?
    "Was ist denn dein Lieblingsflugzeug?", fragte er.
    "Boeing 747."
    OK, sie hatte keine Ahnung. Aber mehr Ahnung als Lindi, seine Nanny.
    "Kata!" Ein Junge brüllte in der Ferne.
    Das Mädchen verdrehte die Augen. "Mein Bruder. Ist voll peinlich."
    "Kata, alle warten auf dich! Komm jetzt!"
    Sie sah Tobi mit runden Augen an. "Ich muss weg."
    Endlich. "Dann tschüß."
    "Tschüß", sagte sie und lief in die andere Richtung.
    Irgendwie war das auch schade. Sie war die einzige in seiner Umgebung, die einen Flugzeugtyp grob benennen konnte.
    Tobias trat an das Gitter und rief ihr nach: "Bist du morgen wieder hier?"
    Sie blieb stehen, drehte sich um und brüllte zurück: "Vielleicht!"
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