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Freitagsinfusion #53: Humor und drei belegte Brötchen

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    Freitagsinfusion #53: Humor und drei belegte Brötchen

    Bei der Mittwochsfrage haben wir uns mit Parodien beschäftigt. Bleiben wir bei dem Thema und nehmen uns mal ein paar Klassiker zur Brust.

    Hier ist als Beispiel der Anfang von Friedrich Schillers „Der Ring des Polykrates“:

    Er stand auf seines Daches Zinnen,
    Er schaute mit vergnügten Sinnen
    Auf das beherrschte Samos hin.
    „Dies alles ist mir untertänig“,
    begann er zu Ägyptens König.
    „Gestehe, dass ich glücklich bin.“

    Ich bin bestimmt nicht die Einzige, die das in der Schule auswendig lernen durfte. Bei uns auf dem Pausenhof wurde daraus schnell:

    Er stand beim Bäcker in der Schlange,
    Er blickte ernst und auch leicht bange,
    Auf drei belegte Brötchen hin.
    „Dies alles ist mir viel zu wenig“,
    begann er zu dem Bäcker mehlig.
    „Gesteh', dass ich gefräßig bin.

    (Über die Qualität dieser Parodie dürft Ihr Euch auch gerne auslassen. Strafmindernd möchte ich anmerken, dass das in der 6. Klasse gewesen sein muss...)

    Nehmt Euch einen Literaturklassiker und schreibt eine Parodie dazu. Es muss sich nicht zwingend reimen, nur muss, ganz im Sinne einer Parodie, das Originalwerk irgendwie erkennbar bleiben. Vielleicht schafft Ihr es sogar, einen Eurer Charaktere vorkommen zu lassen?

    Einige Anregungen finden sich hier:

    Schiller: Der Ring des Polykrates
    Schiller: Die Bürgschaft
    Claudius: Abendlied
    Goethe: Der Zauberlehrling
    Rilke: Der Panther
    Always avoid alliteration.

    #2
    Haha! OMG.

    Okay. *Alle naheliegenden FSK18-Szenen zensiere, streiche, verbanne* *tief durchatme*

    Kann es auch eine Szene aus einem Buchklassiker sein, z.B. aus Goethes Faust?

    Kommentar


    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Natürlich. Nimm Dir als Vorlage, was Du magst. Auch Pixi-Hefte und das Lustige Taschenbuch sind Literaturklassiker. Wichtig ist nur das Parodiekriterium: Vorlage muss irgendwie erkennbar bleiben.

    • Mona
      Mona kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Okay, alles klar
      Mal gucken, ob ich irgend etwas finde

    #3
    Öhm. Ich hab da schonmal was vorbereitet


    Wagner in 10 Minuten: Tristan und Isolde

    Isolde: *seufz*
    Brangäne: Wat is?
    Isolde: Ich hab keinen Bock drauf, den König zu heiraten. Lieber soll dieses dämliche Schiff mit Mann und Maus untergehen.
    Brangäne: Okay, das fällt dir ja früh ein. Wir sind gleich in Cornwall.
    Isolde: Sag Tristan, dass ich ihn sprechen will.
    Brangäne: Tristan, Isolde will dich sprechen.
    Tristan: Sach ihr, isch muss dat verdammte Schiff lenken, isch kann hier nisch weg.
    Brangäne: Sie wird stinkig sein, wenn du nicht spurst.
    Tristan: Isch spur doch, isch mach allet, datt sie sischer ankommt.
    Melot: Das Weib soll sich nicht so aufführen, immerhin haben wir die Schlacht gewonnen und sie kann dem König zeigen, wie sehr sie Frieden will, hehehe.
    Brangäne: Tristan hat gesagt, er kann nicht vom Steuer weg.
    Isolde: Was noch?
    Brangäne: Er hat gesagt, er macht alles für dich.
    Isolde: Das sollte er auch besser, nachdem ich ihm den Arsch gerettet habe.
    Brangäne: Und Melot hat gesagt -
    Isolde: Ich hab gehört, was Melot gesagt hat. War laut genug.
    Kurwenal: Kommt Mädels, das Schiff hat angelegt.
    Isolde: Sag Tristan, wenn er nicht mit mir redet, kann er mich auf dem Buckel zum König schleppen.
    Kurwenal: brb
    Isolde: Brangäne, gib mir die Instant-Trankmischungen.
    Brangäne: Willste nen Liebestrank brauen?
    Isolde: Nö, ein Gift. Dann kanner mal sehen, wie der König guckt wenn wir beide tot sind.
    Brangäne: Boah! Das kannste doch nicht machen!
    Tristan: Wat is nu los, Mädels?
    Isolde: Du weichst mir aus!
    Tristan: Wat soll isch machen, isch kann doch der Braut meines Königs nich ständig am Hacken kleben, dat gehört sisch nisch.
    Isolde: Du schuldest mir was. Nachdem du meinen Verlobten gekillt hast, hab ich dich gesund gepflegt, und wie dankst du es mir? Verheiratest mich an den König!
    Tristan: Wat denn, dat is doch ne gute Karriere?
    Isolde: Ich geh nicht mit, bevor wir das nicht aus der Welt geschafft haben.
    Tristan: Okay, und wie?
    Isolde: ich hab geschworen, dich umzubringen!
    Tristan: *seufz* Okay, dann mach.
    Isolde: Wir könnten auch zusammen einen trinken und die Sache vergessen.
    Tristan: Auch gut.
    Isolde: Brangäne, die Drinks!
    Tristan und Isolde trinken. Peinliche Pause.
    Isolde: Tristan!
    Tristan: Isolde!
    Brangäne: Ähm upps, das war wohl der Liebestrank.

    Ende des ersten Akts. Pause und Käsebrot.

    Brangäne: Isolde, das ist keine gute Idee.
    Isolde: Halts Maul und mach das Licht aus. Dann weiß er, dass er reinkommen kann.
    Brangäne: Das gibt Ärger.
    Isolde: Mach ichs halt selber aus. Geh Schmiere stehen.
    Isolde löscht das Licht.
    Tristan stolpert rein.
    Isolde: Tristan!
    Tristan: Isolde!
    Die beiden Liebenden fallen singend übereinander her.
    Kurwenal: Wenn er jetzt noch einmal "Isolde" auf "Holde" reimt, beiße ich in die Auslegeware. Übrigens schleicht Melot hier rum, wenn der dem König petzt, wirds schattig.
    Tristan, post-koital: Ich dachte schon, du machst das Licht nie aus. (fängt an, über die Vorzüge der Nacht gegenüber dem Tag zu philosophieren).
    Isolde: Weißt du, das ist alles nur wegen dem Trank.
    Tristan: Liebestrank, Gifttrank, scheißegal. Hauptsache, es bleibt ewig Nacht.
    Brangäne: Wird es nicht, es wird bald hell.
    Isolde: Wir könnten uns umbringen? Dann sind wir ewig zusammen oder so.
    Tristan: Gute Idee.
    Brangäne: Macht hinne, es wird hell.
    König: a-HA!
    Tristan und Isolde: Upps.
    König: Wie konntest du?! Du hast mich überredet zu heiraten, obwohl du mein einziger Erbe bist. Du wolltest mir die schönste Frau von allen bringen, und jetzt das?!
    Tristan: ...
    König: Und Isolde! Ernsthaft?!
    Isolde: ...
    Tristan: Dat mit dem Heiraten war sowieso Melots Idee!
    Melot: Ja, und du Arsch ruinierst alles! Stirb!
    Tristan: Okay!

    Ende des zweiten Aktes. Rauchpause.

    Kurwenal: Is das Schiff noch nicht da?
    Ausguck: Nö. Ist Tristan wach?
    Kurwenal: Nö.
    Tristan: Wo bin isch?
    Kurwenal: Daheim!
    Tristan: Häh? Wat will isch daheim? Wo is meine Ho -
    Kurwenal: uffpasse!
    Tristan – Isolde?
    Kurwenal: Ist auf dem Weg hierher. Sie soll deine Wunde da pflegen, damit hat sie ja Erfahrung.
    Tristan: Oh Wonne! Hab isch dir schon erzählt, wie isch auszog, sie für den König zu umwerben?
    Kurwenal: Ja. Dreimal.
    Tristan: Und die Geschichte mit dem Liebestrank, dat muss isch dir erzählen!
    Kurwenal: Hast du auch schon. Außerdem war ich dabei.
    Tristan: Okay, dann sterb isch halt. Hab ich dir schon erzählt, wie ich schon immer fürs Sterben bestimmt war?
    Kurwenal: Jetzt reiß dich mal zusammen, sie kommt ja gleich.
    Tristan: Wann kommtse denn nu?
    Kurwenal: Keine Ahnung, das Schiff ist überfällig.
    Tristan: Da kommts!
    Kurwenal: Nee, da ist nichts.
    Tristan: Da kommts aber wirklich!
    Kurwenal: Ja, jetzt seh ichs auch. Steuert am Riff vorbei.
    Trsitan: Du hast dem Käpt'n doch von dem Riff erzählt, oder?
    Kurwenal: Klar.
    Tristan und Kurwenal gucken aufs Riff.
    Tristan: Uff, das war knapp.
    Kurwenal: So viel Spannung, und wir sind erst mitten im dritten Akt!
    Tristan: Isch seh sie! Sie steigt aus!
    Kurwenal: Hör auf rumzuhüpfen und leg dich zurück ins Bett. Ich geh sie abholen.
    Tristan: Fort mit den Verbänden! Wenn isch ihr blutend entgegenlaufe, siehts gleich viel dramatischer aus.
    Isolde: Tristan!
    Tristan: Isolde!
    Tristan fällt um und stirbt.
    Isolde: Nee, nä? Hättste jetzt nicht noch'n bisschen warten können?!
    Brangäne: Hey, guckt mal, ich hab den König mitgebracht!
    Kurwenal: Der kommt hier nicht rein!
    Melot: Schnauze!
    Kurwenal: Nur über meine Leiche!
    Melot: Okay!
    Kurwenal stirbt.
    König: Wat soll das denn hier?! Die Brangäne hat mir von dem dummen Liebestrank erzählt, da bin ich hergekommen um euch zu sagen, dass ihr von mir aus heiraten könnt. Ich wollte die dumme Zicke ja eh nie. Und jetzt sind hier alle tot?
    Isolde: ich nicht! Aber jetzt wo du's sagst ... Das Stück geht eh schon viel zu lange.
    Isolde stirbt.

    Vorhang und Applaus

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    Poems are never finished.
    Just abandoned.

    Kommentar


    • SaKi
      SaKi kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich musste ziemlich lachen Musste das Original nie lesen, aber es klingt nach einer klassischen Tragödie *g* Wunderbar parodiert in meinen Augen Jetzt hab ich auch Lust bekommen, eine Parodie zu schreiben *g*

    • Ankh
      Ankh kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      SaKi Lesen müssen musste ich das auch nie. Ich geh halt ab und zu in die Oper, und manchmal werde ich dadurch inspiriert

    • SaKi
      SaKi kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Okay, ich habs auch noch nie in anderer Art und Weise serviert bekommen und bisher war mein Interesse nicht so furchtbar riesig, dass ich mir das selbst mal zu Gemüte geführt hätte. Wenn ich aber jetzt doch mal irgendwann das Original lese/sehe, werde ich sicherlich nur an deine Parodie denken und die ganze Zeit kichern. Das ging mir bei Sweeney Todd im Kino auch so. Da hatte ich eine Parodie gelesen, bevor ich den Film gesehen hab und dann saß ich im Kino und war die einzige, die die Hälfte der Zeit vor sich hin gelacht hat

    #4
    Der Lichterkette ist aufgehangen,
    Die goldnen Sternlein prangen
    An der Fassade hell und klar;
    Der Nachbar steht schlaflos und schweiget,
    und aus den Glühbirnen steiget
    Das weisse Licht wunderbar.

    Wie ist das Schlafzimmer so helle
    Und in der Lichter grelle
    Seht er steht müd und sorgenvoll!
    In seiner stillen Kammer,
    Wo er des Tages Bürogejammer
    Verschlafen und vergessen soll.

    Seht ihr den Projektor dort stehen? –
    Er ist nur halb zu sehen
    Surrt laut und monoton
    Projekziert manche Sachen,
    Die wir am Tage belachen,
    Des Nachts bleibt nur die Aversion.

    Er stolzer Bürohengst
    Am Ende längst
    Von Elektrizität weiß er nicht viel;
    Wirblende Rentiere spinnen Lichtgespinste
    Dazu des Elfs hämisches Gegrinse
    Und nun ist sicher: Beende das Spiel.

    Gott, laß uns den Nachbarn schauen,
    Auf seine Filmkenntnisse trauen,
    Auf seine dunkle Nacht freun!
    Laß uns jedoch stutzig werden
    Gibt es keine Rollläden auf Erden?
    Wie ein Igel im Tiefschlaf sein!

    Will sich doch nur Grämen
    Anderen die Freude nehmen
    Durch einen kurzen Schnitt!
    Und, wenn das Licht genommen,
    Laß uns zum Schlafe kommen,
    Da nun Dunkelheit eintritt!

    So legt euch denn, ihr Brüder,
    Sonst seid ihr morgen todmüder;
    Kalt ist der Abendhauch.
    Verschon uns, Monteur mit Strafen,
    Und laß uns ruhig schlafen!
    Und unsern müden Nachbar auch!
    ~ We know the songs the sirens sang
    See us dream every tale true ~

    T. Holopainen

    Kommentar


    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Du siehst mich beeindruckt.

    • SaKi
      SaKi kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Wow, klasse! Ich hoffe, der Nachbar hat nun in der Dunkelheit Schlaf gefunden und keinen Jahrzehnte dauernden Nachbarschaftsstreit heraufbeschworen
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