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Freitagsinfusion #49: Irrwege

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    [Kreativität] Freitagsinfusion #49: Irrwege

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    Heute geht's an die Stressresistenz eurer Figuren.

    Stellt euch vor, jemand hätte euren Protagonisten / eure Protagonistin mitten in ein Labyrinth gesetzt, allein und mit Verpflegung für höchstens einen Tag.
    Was denkt eure Figur, wie würde sie mit dieser Situation umgehen?
    Wäre sie eher der kühle Taktiker oder verliert sie die Nerven?

    Schreibt eine kurze Szene dazu.
    Zuletzt geändert von Victoria; 23.11.2018, 12:53.
    "Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub."
    (Peter Pan)

    #2
    Zack!
    Mika rappelte sich auf. Ein Gang, schmal, begrenzt von hohen ... sehr hohen Mauern, die sich unendlich und konturlos auszustrecken schienen. Diffuses Licht erhellte den Korridor. Er reckte sich dem kaum erkennbaren Himmel entgegen und schüttelte wütend eine Faust. Wenn es überhaupt ein Himmel war und keine Höhlendecke oder irgendein Zauberschnickschnack aus der billigeren Effektkiste seines Bruders, der sich gewiss gerade ins Fäustchen lachte.
    "Soll das alles sein, was du zu bieten hast, Viktor?", brüllte Mika. "Ein popeliges Labyrinth?"
    Elender Mist. Mika hasste Labyrinthe.
    Er schaute in beide Richtungen. Es wäre nicht einmal auszuschließen, dass Viktor nur Sackgassen kreiert hatte. Es wäre leichter, wenn er oben auf der Mauerkante die Übersicht gewinnen könnte. Konnte er hochklettern? Seine Finger glitten über die warme, dadurch weich wirkende Wand. Er rümpfte die Nase. Wie widerlich. Möglicherweise pulsierte sie auch noch, als handelte es sich um die Schleimhäute eines riesigen Organismus. Mika hasste riesige Organismen.
    Contenance. Keine kopflose Panik. Ressourcen erfassen.
    Was hatte er bei sich? Er klopfte seine Jacke und Hosen ab. Ein Messer. Ein Schlüssel – für seine geheime Schatzkiste. Hier half das nichts. Das war's. Er blickte sich um. Hinter ihm lag ein Beutelchen, darin ein Laib Brot und eine Feldflasche mit Wasser. Für einen schmalen Dreizehnjährigen wie ihn reichte das einen Tag.
    Er drehte sich erneut einer beliebigen Stelle der Mauer zu und tastete sie ab. Nichts. Glatt und warm wie Mamas Wange. Ein Stich fuhr durch sein Herz. Er wollte zu Mama. Petzen.
    Grollend nahm er den Beutel und schlich betont lässig in eine Richtung los. Er war sicher, dass sein Startpunkt am weitesten vom Ausgang entfernt war, und daher konnte er auch gleich loslaufen. Es sei denn, der kranke Witz seines Bruders hatte den Ausgang gleich neben den Eingang positioniert, nur in der anderen Richtung.
    Mika drehte um, nicht mehr ganz so lässig.
    Vier Stunden später konnte Mika das elende Gammelweiß der Wände nicht mehr sehen, Schneeblindheit griff mit eiskalten Fingern nach seinen Augen. Gammelweißblindheit.
    Es half wohl nichts. Er musste zaubern, solange er noch vernünftig denken konnte. Er bedauerte, dass er die Seite mit den Levitationszaubern als zu schwer überblättert hatte. Traurige Ironie. Sonst hätte er nun an die obere Mauerkante schweben können. Zu schwer!
    Der Boden unter ihm gab nach. Eine Falltür öffnete sich, und Mika stürzte aus zwei Metern Höhe in das Studierzimmer seiner Mutter. Überrascht spürte er den dicken Orientteppich unter seinem Körper, setzte sich auf, wedelte den aufgewirbelten Staub aus seiner Nase und sah eine ausgebreitete Zeitung vor sich in Augenhöhe, die von zwei zarten Händen gehalten wurde. Die Stimme seiner Mutter klang trocken dahinter hervor.
    "Und, junger Mann? Wirst du dich nun eingehender mit der Levitationsmagie beschäftigen?"
    Mika hasste Lektionen.


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    Zuletzt geändert von Dodo; 02.11.2018, 13:37.

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      #3
      Lisann öffnete die Augen. Bewegte einen Finger nach dem anderen, bevor sie überhaupt die Umgebung betrachtete. Überprüfte die Gelenke. Fuhr sich über den Handrücken. Keine Schmerzen. Kein Widerstand. Alles flüssig.
      Damit war auch alles gut.
      Um sie herum waren Mauern. Dunkelgrau, feucht und porös. Und vor allem hoch und massiv. Sie selbst befand sich in einem Gang und die Erde unter ihren Füßen war dunkelbraun. Da die Luft frisch und erdig roch, konnte sie ausschließen, dass sie sich im End oder im Marenland befand. Da ihre Hände aber funktionierten, musste sie in Mara sein.
      Ein Seufzen entfuhr ihrer Kehle. Sie hatte keine Ahnung, wie sie hier hergekommen war. Eigentlich müsste sie wie immer bei Rust landen, aber sie konnte nicht mal seine Emotionen vernehmen. War er …? Nein, daran wollte sie nicht denken.
      Sie überprüfte ihre Taschen. Sofort stießen ihre Finger gegen Illy, die düster ruhte und darauf wartete, gebraucht zu werden. Doch ohne eine Pille könnte Lisann ihre Magie nicht verwenden. Und jene hatte sie nicht bei sich. Dafür stand neben ihr ein kleiner Sack, den sie öffnete und einen Laib Brot sah sowie einen Affaltar. Das würde zumindest für heute reichen. Sie warf den Sack über ihre Schulter und hob ihre rechte Hand vorsichtig an die Wand.
      Dann würde sie mal den Weg hinaussuchen und herausfinden, wer auf solch eine bescheuerte Idee gekommen war. Sie hörte Illy leise lachen, als Zorn Lisann überkam, aber dieses Mal würde sie ihn nicht bekämpfen. Nein. Sie setzte sich in Bewegung. Immer der rechten Wand folgend. Irgendwann musste sie herauskommen.
      Und dann würden Köpfe rollen.
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        #4
        Er schlug die Augen auf. Etwas stimmte nicht. Er bewegte langsam seinen Körper und erfühlte den Untergrund auf dem er gerade lag. Es war nicht sein weiches kuscheliges Bett, unter seinem Kopf befand sich auch nicht der flache Bauch der angetrunkenen jungen Schankwirtin von gestern Abend, sondern der gleiche kalte, raue Boden.
        Mit seinen Armen griff er um sich und griff ins leere, ertastete nur den steinigen Boden.
        Ruckartig drehte er sich um und blieb in einer Liegestützartigen Position liegen. Wie eine Katze auf der Jagd verharrte er und analysierte seine Umgebung.
        Ein langer Gang, mit hohen, grobsteinigen Mauern. Typisch.
        Langsam stand er auf, er schaute an sich herunter, sein Bauch war fest und hatte ein Waschbrett Muster bekommen, seine Beine waren muskulös und seine Arme hatten auch an Durchmesser gewonnen, nur sein bestes Stück hatte sich wie immer nicht verändert.
        Der verdammte Narr will mit mir angeben, dachte er erzürnt.
        Er schaute in beide Richtungen und überlegte was er tun sollte, er hatte eine Idee was man von ihm erwartete, doch das war ihm alles andere als Recht.
        Seine Kleider waren mit einem Lidschlag an seinem Körper erschienen und wie immer die alten, farbenfrohen Lumpen.
        Nie wird er dem ganzen Überdrussig.
        Er marschierte los und versuchte möglichst hilflos zu wirken während er die Wände abtastete und sich Kreuzungen einprägte.
        Er war schonmal in einem Labyrinth gewesen doch damals war er wirklich in Gefahr gewesen, sollte er hier nicht hinauskommen, so würde es ihn irgendwie im Plot weiter bringen, das wusste er.
        Er ging um eine Ecke und plötzlich stand ein Schaf vor ihm und starrte ihn mit leicht schielenden, unschuldigen Augen an.
        "Du verdammter, mieser Drecksack!" Er hielt plötzlich ein Messer in der Hand und da wusste er was von ihm erwartet wurde.
        Mit einem wütenden Schrei warf er das Messer gegen eine Wand, an der es stumpf abprallte und klirrend zu Boden fiel.
        Dann ließ er sich auf den Boden fallen und setzte sich in den Schneidersitz, verschränkte die Arme.
        "Was willst du tun? Ich werde mich nicht bewegen!" sagte er spöttisch.
        Da vernahm er plötzlich das Gestampfe und Gegröhle einer kleinen Horde Kobolde.
        Mutig wie er war, sprang er auf um sich das Messer zu greifen und sich den Kobolden zu stellen...
        Doch das tat er nicht, er blieb sitzen und wartete geduldig auf die Feinde.
        Sie kamen immer näher doch gleichzeitig auch nicht, ihr gegröhle wurde immer heller und schriller, bis es dem geräusch klich, das entsteht wenn man Luft aus der langgezogenen Öffnung eines Ballons entweichen lässt.
        Als sie vor ihm standen, waren sie kaum größer als sein kleiner Finger, jedoch kitzelten sie ihn, bei dem Versuch ihn mit ihren winzigen Waffen zu töten.
        "Netter Versuch." Er grinste hämisch.
        Da gab es plötzlich einen Ohrenbetäubenden Lärm, die Wände fingen an sich zu bewegen, sie wurden kleiner, sie versanken im Boden!
        Siegessicher stand er auf und begutachtete das Geschehnis, nicht mehr lange und er konnte einfach raus spazieren, doch dann stoppte das Spektakel wieder.
        Er seufzte und hoffte, dass es nur ein Scherz war, er würde gewinnen und seinen Willen durchsetzen, komme was wol…
        Eine neue Horde kam um die Ecke gerannt, diesmal waren es keine Kobolde. Es waren Frauen. Junge, Alte, Brünette, Blonde, Rothaarige, Vollbusige, Flachbrüstige, Leicht bekleidete, Hoch betuchte. Es war das gesamte aufgebot seiner Affären, die er hatte während er auf sein nächstes Abenteuer wartete und nichts besseres mit seiner Zeit anzufangen wusste.
        Du verdammter Hurensohn!
        Er nahm seine Beine in die Hand und rannte.
        Diese Runde geht an dich.
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          #5
          "Warum?!", brüllte Scratch in die düsteren Gänge des moosbewachsenen Gemäuers. "Warum musst du immer mich für diese beknackten Schreibübungen auswählen?!"
          Aber echt. Nutellaverschmierte Wohnzimmer, Einsatzflüge bei Schneesturm und jetzt das hier. Naja, wenigstens war er diesmal nicht blind.
          Er kickte missmutig einen Stein in die Dunkelheit, seufzte tief und betrachtete die Ausrüstung, die man ihm vergönnt hatte. Vier Energieriegel und eine Flasche Wasser. Keine Zigaretten. Das Wasser würde maximal einen Tag reichen. Die Energieriegel konnte sich jemand ganz bestimmtes herzlich gerne in den Hintern stopfen. Jedenfalls hatte er keinen Hunger, wie üblich, wenn er unter Stress stand, aber bevor er zusammenklappte, weil er wiedermal vergessen hatte zu essen, öffnete er eine der Folien und schob sich den Riegel in den Mund.
          Langsam kauend sah er sich um. Lange Gänge, unregelmäßige Abzweigungen. Steindecke. Keine Fußspuren. Und natürlich auch keine hübsch beleuchteten Notausgangsschilder. Ein Labyrinth, und er musste irgendwie hier rauskommen.
          Wiewardasnoch? Immer an einer Wand lang. Und wenn man dann im Kreis lief, war man gefickt. Oder so.
          Er bückte sich, hob einen Stein auf, warf ihn in die Luft und fing ihn wieder auf. Lag gut in der Hand. Das war wichtig, denn er und dieser Stein würden viel Zeit miteinander verbringen.
          Er biss ein Stück von seinem Energieriegel ab und schluckte das widerliche Zeug runter, dann schob er den nächsten Zentimeter nach. Wenigstens Zigaretten hätte sie ihm gönnen können, stand da nicht Verpflegung in der Aufgabe?
          Mit einem säuerlichen Blick zur Decke setzte er den Stein an die Wand und sich selbst in Marsch, den Beginn eine langen, sehr langen Linie in das Moos kratzend.
          Poems are never finished.
          Just abandoned.

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            #6
            Uuuh, das gefällt mir. So etwas ähnliches könnte tatsächlich in mein Projekt mit einbauen.

            Blinzelnd öffnete Conny die Augen. Gedämmtes Licht schien von der Decke hinab. Ein leises Stöhnen kam ihr über die Lippen, als sie ihren wummernden Schädel bemerkte. Am liebsten hätte sie die Augen wieder geschlossen und wäre zurück in die Bewusstlosigkeit gefallen, doch Conny zwang sich, den Körper langsam aufzurichten. Sie rutschte an die eiskalte Wand hinter sich und schaute sich um. Conny hatte keine Ahnung, was zu Letzt geschehen war. Eine Unterhaltung mit Tom, ein Streit, dass er sie endlich in Ruhe lassen sollte und dann… war es plötzlich dunkel geworden und jetzt saß sie in einem verfluchten Gang.
            Wahrscheinlich befand sie sich in eines von Toms unterirdischen Verstecken. Da Conny ihn schon das ein oder andere Mal folgen musste, wusste sie wie verwinkelt diese waren und dass man sich hier ohne weiteres verlaufen konnte. Bestimmt war das eine perfide Strafe für ihr Aufbegehren von ihm. Das würde zu Tom passen.
            Ein kalter Lufthauch streifte sie und ließ sie zittern. Mühsam hievte sie sich auf ihre Beine, obwohl ihr eher danach wäre, einfach sitzen zu bleiben bis… alles vorbei war oder sie verdurstet war, was am Ende auf das Gleiche hinauslief. Doch sie war nicht der Typ, der aufgab und Conny konnte keinesfalls Marius im Stich lassen.
            Mit einer Hand an der Wand schlich sie in die Finsternis. Sie dachte nicht daran, was für Tiere sich hier unten aufhalten könnten oder das in der absoluten Finsternis einer von Toms Handlangern auf sie lauern könnte. Ihre Gedanken konzentrierten sich auf Marius. Sie wollte ihn wiedersehen und sie musste ihn vor Tom beschützen. Es gab keine Alternative, kein Wenn und Aber.
            Blind lief sie durch die schwarzen Gänge, bog nach reinem Bauchgefühl an Weggabelungen nach links oder rechts ab. Es schien Stunden zu dauern, in der sie in vollkommener Dunkelheit umherirrte. Ihre Kräfte schwanden immer mehr und ihr war als würde sie gleich zusammenbrechen, bis sie plötzlich ein kleines Licht vor sich sah.
            Automatisch bewegten sich ihre Füße einen Schritt schneller und der helle Fleck wuchs an. Doch bevor sie innerlich aufatmen konnte, machte sie eine Person vor sich aus. Ihr wurde schlecht, da sie wusste, wer es war. Trotzdem blieb ihr keine andere Wahl als auf die Gestalt weiter zuzugehen.
            Tom grinste sie selbstzufrieden an und als sie nah genug an ihm dran war, packte er sie grob am Kragen. Er presste sie an die Wand und seine raue Stimme flüsterte in diesem leisen, bedrohlichen Tonfall: „Schön dass du den Weg zu mir zurückgefunden hast. Glaube mir, wenn du dich noch einmal so widerspenstig verhältst, dann werde ich dich an einer Stelle aussetzen, wo du den Rückweg ganz sicher nicht findest. Du wirst elendig in meinem Reich verenden.“
            Conny versuchte keine Angst zu zeigen, da sie wusste, dass sie ihm damit eine Freude bereitet. Doch war es nicht leicht diese zu überspielen, wenn man so offensichtlich bedroht wurde und man wusste, dass er diese wahrmachen würde. Seine amüsiert blitzenden Augen deuteten darauf hin, dass sie ihn sowieso nicht täuschen konnte. Auch wenn ihr Gesicht eine ausdruckslose Maske war, konnte er, so unangenehm nah wie er ihr war, sicherlich ihren rasenden Herzschlag spüren.
            „Glaube mir, es würde mir keinen Spaß machen zu dieser Maßnahme zu greifen. Du bist doch mein Lieblingsspielzeug. Allerdings stehen an zweiter Stelle meine Ratten und über so einen Festtagsschmaus würden sie sich gütlich freuen.“
            Abrupt ließ er Conny los und sie wäre beinahe zu Boden gesackt, so weich waren ihre Beine.
            „Also Liebes, tu mir den Gefallen und sei in Zukunft brav“, säuselte Tom. Der Verbrecherboss bedachte sie noch mit einem warnenden Blick, bevor er sich abwandte und sie ihn folgen musste. Die Spirale tief in den Abgrund nahm kein Ende.
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