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Freitagsinfussion #48 - Überflüssige Wörter weglassen!

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    [Kreativität] Freitagsinfussion #48 - Überflüssige Wörter weglassen!

    Nehmt Euch Euren Text, einen kurzen Absatz, und lasst jedes überflüssige Wort weg (wenn es geht).

    Viel Spaß dabei! Ich bingespannt ob Eure Absätze merklich kürzer und ob der Lesefluss/Leseeindruck beinträchtigt werden.
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

    #2
    Ist natürlich die Frage, wie man überflüssige Wörter definiert. Füllwörter, klar. Wortwiederholungen sicher auch. Der Rest ist meiner Ansicht nach Geschmackssache. Einige Füllwörter sorgen ja auch für einen guten Lesefluss (nicht nur in Dialogen), wenn sie nicht im Rudel auftreten, daher bin ich niemand, der alles rausstreicht, das von den entsprechenden Füllwörtertests angstrichen wird.

    Ich versuch es einfach mal mit einem Stück aus »Minoru«, das ich noch nicht Korrektur gelesen habe. Das ist quasi geschrieben, wie es mir eingefallen ist.

    Original:
    Von draußen hörte er einen überraschten Ruf, dann Schritte und schließlich Minorus leises Klopfen.
    »Haru, was ist denn passiert?«
    Minorus Stimme klang ganz nah und gleichzeitig seltsam gedämpft durch das Metall der Tür. Als Haruki nicht reagierte, klopfte er erneut leise.
    »Haru …«
    Eine Pause entstand, in der Haruki versuchte, ruhig zu atmen und verzweifelt den Punkt am Boden anstarrte, in der Hoffnung, irgendeine Lösung möge daraus emporsteigen.
    Er konnte nicht.
    Das alles war nicht richtig.
    Nichts war mehr richtig.
    Was sollte er tun, damit alles endlich irgendwie ins Lot kam?
    Haruki fühlte sich müde und ausgezehrt, als hätte der Ausflug ihm das Wenige an Kraft aus dem Körper gesaugt, das er in den letzten Tagen angehäuft hatte.
    »Ich werde warten, bis du mich reinlässt.«
    Schritte vor der Tür, die sich langsam entfernten. Doch nach den ersten drei Stufen verstummten sie. Haruki lauschte – alles blieb still.
    Minoru würde nicht wirklich vor seiner Wohnung bleiben und warten, bis er die Tür öffnete – oder? Er musste doch wissen, dass Haruki das nicht konnte. Sicher würde er nach Hause gehen, wenn er merkte, dass Haruki nicht herauskommen würde. Und dann würde er eine SMS schreiben, wie er es jeden Abend tat, ihm eine gute Nacht wünschen und sich abermals bei ihm entschuldigen für etwas, das keiner Entschuldigung bedurfte. Zumindest nicht von Minorus Seite aus.
    Haruki schüttelte den Kopf, streifte seine Schuhe ab und schaltete im Vorbeigehen das Licht an. Er musste etwas tun, seinen Kopf frei bekommen, diese Gefühle und all die Ängste in geordnete, bekannte Bahnen leiten, sie verscharren in den hintersten Ecken seines Panzerhauses, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
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    Ohne überflüssige Wörter:
    Von draußen hörte er einen überraschten Ruf und Schritte, dann Minorus leises Klopfen.
    »Haru, was ist denn passiert?«
    Minorus Stimme klang nah und seltsam gedämpft durch das Metall der Tür. Als Haruki nicht reagierte, klopfte er erneut leise.
    »Haru …«
    Eine Pause entstand, in der Haruki versuchte, ruhig zu atmen und verzweifelt den Punkt am Boden anstarrte, in der Hoffnung, eine Lösung möge daraus emporsteigen.
    Er konnte nicht.
    Das alles war nicht richtig.
    Nichts war mehr richtig.
    Was sollte er tun, damit alles endlich ins Lot kam?
    Haruki fühlte sich müde und ausgezehrt, als hätte der Ausflug ihm das Wenige an Kraft aus dem Körper gesaugt, das er in den letzten Tagen angehäuft hatte.
    »Ich werde warten, bis du mich reinlässt.«
    Schritte vor der Tür, die sich langsam entfernten. Nach den ersten drei Stufen verstummten sie. Haruki lauschte – alles blieb still.
    Minoru würde nicht vor seiner Wohnung bleiben und warten, bis er die Tür öffnete – oder? Er musste doch wissen, dass Haruki das nicht konnte. Er würde nach Hause gehen, wenn er merkte, dass Haruki nicht herauskommen würde. Dann würde er eine SMS schreiben, wie er es jeden Abend tat, ihm eine gute Nacht wünschen und sich abermals bei ihm entschuldigen für etwas, das keiner Entschuldigung bedurfte. Zumindest nicht von Minorus Seite.
    Haruki schüttelte den Kopf, streifte seine Schuhe ab und schaltete im Vorbeigehen das Licht an. Er musste etwas tun, seinen Kopf frei bekommen, diese Gefühle und all die Ängste in geordnete, bekannte Bahnen leiten, sie verscharren in den hintersten Ecken seines Panzerhauses, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
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    Wirklich kürzer ist der Absatz nicht geworden, aber durch das Streichen von Füllwörtern (7% -> 4,9%) und einzelne Wörter ist er trotzdem besser geworden und ich werde ihn in dieser Form in mein Dokument einfügen
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    Kommentar


    • Mona
      Mona kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Es tut mir leid, aber mir gefällt der erste Absatz besser. Vor allem der einleitende Satz. "Rufe und Schritte" klingt für mich irgendwie falsch "verbunden", irgendwie nach hektischer Aufzählung. "erst Rufe, dann Schritte, schließlich leises Klopfen" klingt für mich einfach stimmiger und lässt mich als Leser behutsamer in den Absatz "hineingleiten".
      "nah und seltsam gedämpft" hört sich für mich ebenfalls weniger nachvollziehbar an als "ganz nah und gleichzeitig seltsam gedämpft". - Ja, das "ganz" kann man tatsächlich weglassen, aber "gleichzeitig" hätte ich in meinem Text vermutlich dringelassen, da Du ja offenbar die Diskrepanz von "nah" und "gedämpft" ursprünglich herauskehren wolltest. Wobei man, wenn man "gleichzeitig" tatsächlich streichen will, dann wohl auch "nah, jedoch seltsam gedämpft" schreiben könnte.

      Ich finde ebenso wie Du, dass Füllwörter ihren Sinn haben - für Betonungen, für Abfolgen, für Atmosphärisches.
      Weshalb ich übrigens auch Horváths Schreibstil so liebe und auch den Stil anderer Autoren, die eben nicht akkurat auf Füllwörter verzichten, sondern sie für den angenehmen Lesefluss oder aus anderen Gründen immer wieder miteinfließen lassen

      Ach so: Bitte nicht falsch verstehen, ich finde Deinen Text keineswegs schlecht. Ich fande ihn sogar sehr angenehm zu lesen, und mit kleinen Abstrichen auch beide Versionen! - Und das, obwohl ich den Rest der Story gar nicht kenne.

    • SaKi
      SaKi kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Danke für deine Rückmeldung, Mona!

      Der Satz mit den Rufen und den Schritten hat mir tatsächlich etwas weh getan und ich habe ihn bisher nicht geändert. Nach deiner Anmerkung werde ich ihn auch in seiner ursprünglichen Form belassen, weil er mir persönlich auch so besser gefällt. Deine zweite Anmerkung ist auch völlig richtig und ich fand die Stelle auch etwas unrund nach dem Streichen von »gleichzeitig«, also habe ich letztendlich nur »ganz« entfernt und »gleichzeitig« drin gelassen Die anderen kleinen Sachen, die ich korrigiert hatte, hab ich aber übernommen und noch ein doppeltes »würde« gestrichen, das mir bei der Schreibübung hier nicht aufgefallen war.

      Es freut mich übrigens sehr, dass dir der kleine Absatz gefällt Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann den Rest in einem Konfetti-Thread

    #3
    Dann mach ich mich auch mal an den Spaß. Ich habe den Ausschnitt zusätzlich nochmal bei Patchwork eingelesen und alle von dem Programm angekreideten Füllwörter und Adjektive (ohne sie natürlich durch andere, bessere Formulierungen zu ersetzen) gestrichen Ich persönlich mag das Original am liebsten, auch wenn dort mehr der verhassten Adjektive drin sind

    Original:
    Sie öffnete langsam die Augen. Sah benommen einfach gerade aus, ehe ihr Blick sich fokussierte und sie zu Rust aufschaute, der einen Meter vom Bett entfernt stand.
    Er erwartete, dass sie vom Bett springen würde, um zu fliehen. Erwartete, dass sie schrie. Dass sie jammerte und kreischte. Bettelte.
    Aber sie blieb stumm.
    Bis sie nach einigen Sekunden das Gesicht schmerzlich verzog und sich erhob. Sie zischte, hob eine Hand an ihre Stirn und betastete die Wunde an dieser. Dann sah sie sich ihren blutverschmierten Finger an. Lisann schien sich alle Zeit der Welt zu nehmen, sich selbst zu sondieren. Und Rust tat nichts anderes, als sie dabei zu beobachten. Er merkte, dass er es mit einer klugen Frau zu tun hatte. Eine, die sich nicht von Emotionen verwirren ließ und erkannt hatte, dass er ihr wohl nichts tun wollte. Zumindest nicht mehr.
    Sie hob die Hände vor ihren Körper und betrachtete sie. Bewegte jeden Finger einzeln. Fühlte über ihre Handrücken. Dann führte sie eine Hand an ihren Rücken.
    Sie schluckte, als sie wohl die erste Scherbe in ihrem Rücken fühlte und zog die Hand sofort weg. Sah zu Rust auf, der noch immer die Hemden in der Hand hielt. Ihr Blick brannte auf ihm. Sie starrte ihm in die Augen, als könnte sie dadurch etwas aus ihm lesen, aber er konnte sich nicht ausmalen, was sie wohl dachte. Er wusste nur, dass Lisann Everwood einiges hinter sich haben musste, wenn sie so gefasst bleiben konnte.
    „Lass mich dir helfen“, sagte Rust und trat nun wieder an das Bett. Er hob die Schnapsflasche, die Lisann ihm sofort abnahm und in der gleichen Sekunde auch die Hemden von seinem Arm zog.
    „Mit einer Hand?“, fragte sie und in ihrer Stimme lag etwas Abfälliges, das ihm suspekt vorkam. Es war nicht feindlich. Nicht böse ihm gegenüber. Fast schon, als wäre sie verbittert. „Ich kann das allein.“ Sie legte die Flasche und die Hemden auf das Bett und stand nun zitternd auf. Lisann wirkte schwach auf den Beinen, konnte aber gerade stehen und schob ihr Haar nach vorne, um in Ruhe die Schlaufen ihres Korsetts zu lösen.
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    Ohne überflüssige Wörter:
    Sie öffnete die Augen. Sah einfach gerade aus, ehe ihr Blick sich fokussierte und sie zu Rust aufschaute, der einen Meter vom Bett entfernt stand.
    Er erwartete, dass sie vom Bett springen würde, um zu fliehen. Erwartete, dass sie schrie.
    Aber sie blieb stumm.
    Bis sie nach einigen Sekunden das Gesicht verzog und sich erhob. Sie zischte, hob eine Hand an ihre Stirn und betastete die Wunde an dieser. Dann sah sie sich ihren blutverschmierten Finger an. Lisann schien sich Zeit zu nehmen, sich selbst zu sondieren. Und Rust tat nichts anderes, als sie dabei zu beobachten. Er merkte, dass er es mit einer klugen Frau zu tun hatte. Eine, die sich nicht von Emotionen verwirren ließ und erkannt hatte, dass er ihr wohl nichts tun wollte. Zumindest nicht mehr.
    Sie hob die Hände vor ihren Körper und betrachtete sie. Bewegte jeden Finger. Fühlte über ihre Handrücken. Dann führte sie eine Hand an ihren Rücken.
    Sie schluckte, als sie die erste Scherbe in ihrem Rücken fühlte und zog die Hand weg. Sah zu Rust auf, der noch immer die Hemden in der Hand hielt. Sie starrte ihm in die Augen, als könnte sie dadurch etwas aus ihm lesen, aber er konnte sich nicht ausmalen, was sie wohl dachte. Er wusste nur, dass Lisann Everwood einiges hinter sich haben musste, wenn sie so gefasst bleiben konnte.
    „Lass mich dir helfen“, sagte Rust und trat an das Bett. Er hob die Schnapsflasche, die Lisann ihm sofort abnahm und in der gleichen Sekunde die Hemden von seinem Arm zog.
    „Mit einer Hand?“, fragte sie und in ihrer Stimme lag etwas Abfälliges, das ihm suspekt vorkam. Es war nicht feindlich. Fast schon, als wäre sie verbittert. „Ich kann das allein.“ Sie legte die Flasche und die Hemden auf das Bett und stand nun auf. Lisann wirkte schwach auf den Beinen, konnte aber gerade stehen und schob ihr Haar nach vorne, um in Ruhe die Schlaufen ihres Korsetts zu lösen.
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    Patchwork-work
    Sie öffnete die Augen. Sah benommen aus, ehe ihr Blick sich fokussierte und sie zu Rust aufschaute, der einen Meter vom Bett entfernt stand.
    Er erwartete, dass sie vom Bett springen würde, um zu fliehen. Erwartete, dass sie schrie. Dass sie jammerte und kreischte. Bettelte.
    Sie blieb stumm.
    Bis sie nach einigen Sekunden das Gesicht schmerzlich verzog und sich erhob. Sie zischte, hob eine Hand an ihre Stirn und betastete die Wunde an. Sie sah sich ihren blutverschmierten Finger an. Lisann schien sich alle Zeit der Welt zu nehmen, sich zu sondieren. Und Rust tat nichts anderes, als sie zu beobachten. Er merkte, dass er es mit einer klugen Frau zu tun hatte. Eine, die sich nicht von Emotionen verwirren ließ und erkannt hatte, dass er ihr nichts tun wollte. Zumindest nicht mehr.
    Sie hob die Hände vor ihren Körper und betrachtete sie. Bewegte jeden Finger einzeln. Fühlte über ihre Handrücken. Sie führte eine Hand an ihren Rücken.
    Sie schluckte, als sie die erste Scherbe in ihrem Rücken fühlte und zog die Hand sofort weg. Sah zu Rust auf, der die Hemden in der Hand hielt. Ihr Blick brannte auf ihm. Sie starrte ihm in die Augen, als könnte sie aus ihm lesen, er konnte sich nicht ausmalen, was sie dachte. Er wusste, dass Lisann Everwood einiges hinter sich haben musste, wenn sie gefasst bleiben konnte.
    „Lass mich dir helfen“, sagte Rust und trat an das Bett. Er hob die Schnapsflasche, die Lisann ihm sofort abnahm und in der gleichen Sekunde die Hemden von seinem Arm zog.
    „Mit einer Hand?“, fragte sie und in ihrer Stimme lag Abfälliges, das ihm suspekt vorkam. Es war nicht feindlich. Nicht ihm gegenüber. Als wäre sie verbittert. „Ich kann das.“ Sie legte die Flasche und die Hemden auf das Bett und stand zitternd auf. Lisann wirkte auf den Beinen, konnte stehen und schob ihr Haar nach vorne, um in Ruhe die Schlaufen ihres Korsetts zu lösen.
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      #4
      Sein Hirn durchforstete seine Kenntnisse über Scheintod. Vergiftungen konnten den Exitus vortäuschen. Wie aber sollte er ein Gegengift verabreichen, wenn er das Agens nicht kannte? Doch eines nach dem anderen. Gab es für diese Situation überhaupt ein vorgeschriebenes Prozedere? Überschritt er die Schwelle zum Wahnsinn? Nein, nein, die Tatsache, dass er diese Selbstdiagnose erwog, sprach eigentlich dagegen. Eigentlich. Eigentlich hätte die Leiche keine Gänsehaut bekommen dürfen.
      Doktor Albert Magnussen, notfallmedizinische Koryphäe, schob die Augenlider des Mannes auf. In dem vorhandenen Licht waren die Pupillen mittelweit. „Sie brauchen keine Angst haben. Ich werde Sie nicht verletzen.“ Keine Angst haben. Der Kerl musste Höllenqualen leiden, wenn er denn überhaupt leiden konnte. Albert legte beherzt seine Hände über die viel zu klaren Augen der Leiche, um die Pupillenreaktion zu testen.
      Als er seine Finger hob, meinte er, die Pupillen minimal auf die vorherige Mittelweite zusammenschnurren zu sehen. Doch glauben hieß nicht wissen. Ärgerlich. Die Lichtverhältnisse halfen auch nicht gerade bei der neurologischen Evaluation. Rasch verbündete sich Alberts Ehrgeiz mit seinem Zorn über die widrigen Umstände zu einer schnellen Entscheidung. „Es tut mir leid. Aber ich werde Sie jetzt doch verletzen.“
      Seine Finger zitterten leicht, als er die Haut über dem großen Brustmuskel straffte und mit der anderen Hand das Skalpell ansetzte. „Es kann kurz wehtun. Aber ich töte Sie nicht. Keine Angst. Ich bin Arzt.“ Aber vielleicht ein irrer Arzt. Er biss auf seine Lippe und setzte einen tiefen Schnitt. Der Schmerzreiz hätte Patienten aus nicht allzu tiefer Bewusstlosigkeit gerissen, aber darum ging es Albert nicht. Er blickte in die Wunde und sah, wie sofort Blut austrat. Gegen die Schwerkraft. Der Mann besaß einen schwachen Kreislauf, der für einen spürbaren Puls oder ein eindeutiges Herzgeräusch nicht ausreichte. Vita minima.
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      Ohne die überflüssigen Wörter (bei der Entscheidung, welche überflüssig sind, half mir Papyrus, denn ich bin der Meinung, kein Wort war überflüssig )

      Sein Hirn durchforstete seine Kenntnisse über Scheintod. Vergiftungen täuschten den Exitus vor. Wie sollte er ein Gegengift verabreichen, wenn er das Agens nicht kannte? Gab es für die Situation ein vorgeschriebenes Prozedere? Überschritt er die Schwelle zum Wahnsinn? Die Tatsache, dass er diese Selbstdiagnose erwog, sprach dagegen. Die Leiche hätte keine Gänsehaut bekommen dürfen.
      Doktor Albert Magnussen, notfallmedizinische Koryphäe, schob die Augenlider des Mannes auf. In dem vorhandenen Licht waren die Pupillen mittelweit. „Sie brauchen keine Angst haben. Ich werde Sie nicht verletzen.“ Der Kerl musste Höllenqualen leiden, wenn er leiden konnte. Albert legte seine Hände über die klaren Augen der Leiche, um die Pupillenreaktion zu testen.
      Als er seine Finger hob, meinte er, die Pupillen minimal auf die vorherige Mittelweite zusammenschnurren zu sehen. Glauben hieß nicht wissen. Die Lichtverhältnisse halfen nicht bei der neurologischen Evaluation. Rasch verbündete sich Alberts Ehrgeiz mit seinem Zorn über die widrigen Umstände zu einer Entscheidung. „Es tut mir leid. Ich werde Sie verletzen.“
      Seine Finger zitterten, als er die Haut über dem Brustmuskel straffte und mit der anderen Hand das Skalpell ansetzte. „Es kann kurz wehtun. Ich töte Sie nicht. Keine Angst. Ich bin Arzt.“ Ein irrer Arzt. Er biss auf seine Lippe und setzte einen Schnitt. Der Schmerzreiz hätte Patienten aus Bewusstlosigkeit gerissen, darum ging es Albert nicht. Er blickte in die Wunde und sah, wie Blut austrat. Gegen die Schwerkraft. Der Mann besaß einen Kreislauf, der für einen Puls oder ein Herzgeräusch nicht ausreichte. Vita minima.
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