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Freitagsinfusion #43: Alt und weise

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    Freitagsinfusion #43: Alt und weise

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    Die Abenteuer eurer Protagonisten liegen schon Jahre in der Vergangenheit, nun sind sie alt und grau geworden.
    Doch wie beurteilen sie nun - aus der zeitlichen Distanz und mit der Erfahrung des Alters - ihr früheres Leben? Sind sie zufrieden, fühlen sie sich wohl? Oder bereuen sie es, eine bestimmte Entscheidung getroffen zu haben?

    Schreibt eine kurze Szene aus der Sicht eines eurer ergrauten Protagonisten.
    "Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub."
    (Peter Pan)

    #2
    Es klopft an der Tür. Sky sieht zur Uhr, legt das Buch beiseite, rappelt sich Knochen für Knochen von der Couch auf und öffnet. Die dunklen Anzüge der beiden Männer flattern wie winzige Flaggen in dem rauen Wind, der von der Küste heranweht.
    "Dr. Sky Winterberg?"
    Sky zieht eine Augenbraue hoch. Natürlich kennen sie ihn. "Agents?"
    Ein Mann holt ein flaches, graues Etui aus seiner Tasche. "Bitte."
    "New Den Haag?"
    "Old Strasbourg."
    Sky nimmt die elektronische Vorladung. "Ich werde kommen."
    "Vielen Dank."
    Einer der Männer wendet sich beim Verlassen des Grundstücks noch einmal um und nickt Sky mit einem Hauch Respekt zu. "Wir haben nichts anderes erwartet."
    Sky tritt in den Flur zurück und schließt die Tür. Er war bereit.

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    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Das klingt sehr mysteriös. Aber gleichzeitig so, als ob sein Leben am Ende einigermaßen erfüllt war.

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      *kopfkratz* Ja ... Ich denke beinahe, dass sein Leben mehr beinhaltet, als ich in meiner Geschichte unterbringen wollte ... (zurück zum Plot - nein - anderes Projekt durchziehen - *haare rauf*)

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Tehe. Dann wird es wohl doch ein Mehrbänder...

    #3
    Es ist heiß und stickig in der Taverne, und die Schneeflocken auf Aenoras Pelzkragen schmelzen. Sie schält sich aus der schweren Überkleidung und sieht sich dann neugierig um. In der Mitte des Raums ist eine große Feuerstelle, über der ein Kessel hängt. Die Luft ist schwer vor Rauch und Essensdunst.
    Lucan kommt zu ihrem Tisch und stellt zwei Becher ab. Dampfender Kräutertee für ihn, und für sie...
    "Was ist das?"
    "Sie nennen es Honigwein. Klang so, als ob es Dir schmecken würde."
    Sie probiert einen kleinen Schluck.
    "Sehr süß. Aber gut."
    "Die Schankmagd bringt uns gleich etwas zu essen."
    "Was denn?"
    "Ich habe nicht gefragt."
    Der Wirt selbst kommt und stellt zwei Teller mit dampfendem Eintopf vor ihnen ab. Dazu gibt es frisches Brot. Offenbar wittert er wohlhabende Gäste.

    "Du beobachtest mich. Schon wieder."
    Aenora wischt ihren Teller mit dem letzten Stück Brot aus und lächelt ihn an. Lucan lehnt sich entspannt zurück.
    "Nicht schon wieder", korrigiert er. "Wie immer."
    "Manchmal bist Du unterträglich."
    "Wie immer."
    Sie legt ihre Hand auf seine. Die Narbe an seinem Finger ist noch immer rau, nach all den Jahren.

    Als sie weiterreiten hat es aufgehört zu schneien. Die Luft ist eiskalt, klar und sauber. Der frische Schnee knirscht unter den Hufen der Pferde.
    "Dir gefällt Nordland."
    Es war keine Frage, trotzdem nickt Aenora.
    "Ja. Es ist wunderschön hier."
    "Möchtest Du hier bleiben?"
    "Für immer?"
    "Wenn Du das willst."
    Für einige Minuten reiten sie schweigend nebeneinander, während Aenora überlegt.
    "Nein," entscheidet sie dann. "Es ist nicht unsere Welt."
    Always avoid alliteration.

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      #4
      »Weißt du, damals als der Krieg aus war – ich war ungefähr zehn – da war die Obstbaumwiese unser Spielplatz. Wir sind auf die Mirabellen-Bäume geklettert und jeder wollte so hoch hinaus wie nur möglich. Oben angelangt winkten wir uns gegenseitig zu. Ja ja. Früher standen hier viele Bäume, genau genommen sieben. Wir waren nämlich sieben Kinder. Für jedes Kind wurde ein Baum gepflanzt. Auf dem Land war das so. Heute bin ich die Einzige die noch am Leben ist. Hans ist ganz früh gestorben und Karl hat mit einem Blindgänger gespielt. Es ist nicht gut ausgegangen.«
      Ich warf einen verklärten Blick ins Nichts.
      »Ja ja, so war das. Und ein Baum hat überlebt, knorrig wie ich ... Kindchen ... mach was aus deinem Leben.«
      Luise sah von Baum herab zu mir und schüttelte wie verrückt an den Ästen. Die Mirabellen prasselten nur so herunter. Ich bückte mich, um sie einzusammeln.
      »Luise, morgen gibt es wieder Streuselkuchen.«
      »Au ja, Oma.«

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        #5
        Khar haute ihm die flache Hand mit einer Wucht auf die Schulter, so dass Sergej fast die Tischplatte vor sich küsste. "Weißt du noch damals, also du der absolute Obertenek warst und die Gruft geöffnet hattest?"
        "Was soll das denn jetzt?" Schulterkreisend guckte er Khar an.
        "Ach, nur alte Kriegsgeschichten aufwärmen. Mir ist kalt."
        "Dir ist ... kalt? Hast Du dein Olgovor heute noch nicht angeheizt?"
        Sie atmete tief ein. "Ich glaube Du warst manchmal mehr Olgovor als ich."
        "Meinst du?"
        "Hör auf zu grinsen."
        "Das fällt mir schwer."
        "Du hast deine untrainnierte Lunge, deine kümmerlichen Beinmuskeln ..."
        "Khar!"
        "Nun, du hast deine körperlichen Defizite durch deine Gehirnleistung ausgeglichen. Damals war mir das nie so bewusst gewesen. Erst jetzt wo wir uns Uhel nähern und es kalt wird ..."
        Sergej nickte und legte ihr eine Hand auf den Unterarm. "Mir ist auch erst jetzt viel bewusst geworden. Das bringt das Alter wohl mit sich."
        Nein das war ich nicht.
        Ach so, das!
        Ja, das war ich.

        Kontakt: administrator@wortkompass.de

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          #6
          "Ich bin alt und grau...", sprach der alte Tide Hansen und sein Blick ging verklärt nach draußen. "Und ich habe schon viele Stürme und ebenso viele Sturmfluten gesehen."
          "Ja, Vater, das weiß ich, das wissen wir alle", erwiderte sein Sohn und packte die letzten Sachen in den Koffer. "Dennoch wird es besser sein, wenn du zu uns auf die Boyenswarft kommst. Wenn das Wasser erstmal da ist, können wir dir nicht mehr helfen."
          Doch der Alte schien nicht auf das zu hören, was der Sohn zu ihm sagte. Fast regungslos starrte er nach draußen, haftete den Blick auf das sich wiegende Gras, die sich biegenden Bäume und die immer höher aufkommenden Wellen, von deren Kämmen die Gischt wie Sprühnebel landeinwärts gefegt wurde.
          "Vater...", begann der junge Hansen, doch der Vater unterbrach ich: "Nein, ich bleibe hier. Bleibe in dem Haus, in dem ich geboren wurde. Werde auch hier dem Sturm trotzen, denn es wird mein letzter sein."
          Der Sohn stutzte und sah seinen Vater mit großen Augen an. "Vater, was redest du da? Es ist zwar gesagt worden, dass der Sturm schlimm wird, aber wir sind so gut gesichert, dass..."
          "Und dennoch wird es nicht einfach werden", unterbrach ihn der Alte erneut: "Es ist noch nie einfach gewesen. Weder für mich, noch für sonst jemanden. Jede Flut war anstrengend und immer mussten die richtigen Entscheidungen getroffen werden, um unser Leben zu schützen. Doch denke ich, dass ich mein Leben lang in jenen Situationen die richtigen Entscheidungen getroffen habe..."
          "Ja und das wirst du auch diesmal machen und in Zukunft", sagte der Sohn mit möglichst breitem Grinsen. "Doch jetzt komm...Elke wartet mit dem Essen."
          Doch der Vater reagierte nicht. Stand einfach nur und starrte. Starrte auf das sich wiegende Gras, die sich biegenden Bäume, auf die höher aufkommenden Wellen und auf die hagere Gestalt auf dem Schimmel, die sich über den kleinen Sommerdeich der Warft näherte. Die Gestalt, die nur ein Augenpaar erblicken konnte...
          It's my life, don't you forget, caught in the crowd, it never ends! (Talk Talk)

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          • Alvias
            Alvias kommentierte
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            Erinnert mich sehr an "Der Schimmelreiter" von Theodor Storm

          • Zukunftsträumer
            Zukunftsträumer kommentierte
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            Hm ... jaaa. Zumindest den, naja "Schimmelreiter" habe ich daraus entliehen.
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