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    Zampano Kenne deine Zielgruppe!

    Kenne deine Zielgruppe!

    … wird in verschiedenen Artikeln übers Schreiben hingewiesen. Und spätestens, wenn man einen Verlag oder eine Agentur anschreiben will und das Exposé vorbereitet, wenn man vor der Frage steht, ob man neben seinem Autorennamen, Titel und Genre auch die Zielgruppe angeben soll, wäre es praktisch zu wissen, was man theoretisch angeben könnte. (44 Wörter in einem Satz! Wow. Rekord.)

    Ich stelle Autoren gern die Frage, ob die ihren Roman veröffentlichen wollen. Bei Jungautoren ist häufig die Antwort: »Keine Ahnung. Ich schreib erstmal für mich. Und dann … mal gucken. Vielleicht, wenn es sich irgendwie ergibt.«

    Natürlich ist es einfacher und auch sinnvoller, wenn man als Schreibanfänger nicht gleich nach den höchsten Sternen greift. Dennoch kann man sich schon mal damit befassen, worauf man achten könnte, damit man beim Sternegreifen nicht in den Tümpel fällt, weil sich an der Wasseroberfläche die Straßenlaternen spiegeln.

    Auch bevor ihr euren Roman beendet habt, ist es gut zu wissen, ob ihr veröffentlichen wollt und wo ihr veröffentlichen wollt, und was eure Zielgruppe sein soll. Denn was für euch persönlich funktioniert, könnte bei einer Veröffentlichung in einem großen Verlag hinderlich sein. Als SPler ist es einfacher, in Nischen zu schreiben; romantische Glitzervampire mit Gore lässt sich halt nicht so gut verkaufen.


    Also, für wen schreibt ihr denn und welche Bedeutung hat euer Roman für euch?

    Wenn ihr nur für euch und euer Glücksgefühl[1] schreibt, dann seid ihr einzig allein eure Zielgruppe. Schreibt so, wie ihr es für richtig erachtet und lasst euch in nichts reinreden. ω3ηη iнr iη â„“337 $cнr3!b3η ω0â„“â„“t, Á4ηη Ï„uÏ„ 3s. 3ur3 6e$cнicн73 1sÏ„ ƒür 3ucн uηÁ ηur ƒür 3ucн!

    Wenn ihr für Freunde oder für eine Fanbase schreibt, könnt ihr auch mehr experimentieren und braucht weniger für die Allgemeinheit erklären. Wenn ihr nur für eure Tänzerkollegen schreibt, braucht ihr die Geschichte über eine Ballettschule nicht so ausführlich und vereinfacht darstellen, als wenn ihr allgemein für Kinder und junge Teenager schreibt.
    Es ist auch nicht schlimm, wenn es Lücken im Roman gibt. Erstens kennen euch die Leser persönlich und wissen, wie ihr in etwa tickt, zweitens gibt es ein enges Verhältnis zwischen Autor und Leser. Schon beim Schreiben könnt ihr euch mit den Lesern austauschen, aufgreifen, was sie sich wünschen. Sie bekommen mit, was euch beschäftigt und können Parallelen erkennen. Und wenn es im Nachhinein Fragen beantwortet und über den Roman diskutiert werden.

    Wenn ihr für die Öffentlichkeit schreibt, müsst ihr schon Gedanken machen, wie ihr euren Roman einordnet (Genre und Zielgruppe). Das Handwerk sollte tadellos sein, denn der Leser kennt weder euch, euren Geschmack/Stil noch eure Welt und eure Figuren; ihr müsst ihn durch die Geschichte führen, damit er eure Gedanken folgen kann. Ob ihr ihn fest bei der Hand nehmt oder mit einem kleinen Abstand neben ihm lauft, hängt von eurem Stil und vom Genre ab – und vom Leser ab.

    Was kann man servieren, was nicht?
    Wenn man auf Nummer sicher gehen will, dass es allen schmeckt, serviert man am Buffett den typischen Kartoffelsalat und die typischen Würstchen. Noch eine Gemüse- und Käseplatte und ein bisschen Brot, und es geht hoffentlich niemand hungrig nach Hause.
    Wenn ihr für Kinder kocht, es nahrhaft und schon pädagogisch wertvoll sein. Bittere und scharfe Zutaten (Horror und Sex) sind eher was für Erwachsene. Wer »nur« eine Currywurst schreibt, die man nebenbei für den kleinen Hunger liest, braucht auch nicht auf so viele Details zu achten, als wenn er zum eleganten Dinner einlädt. Da sollte auch Geschirr zur Deko passen und die Weingläser auf Hochglanz poliert sein.

    Seid euch bewusst, was ihr kocht, wie ihr es serviert und wen ihr einladen wollt.
    Wenn ihr beim Weihnachtsessen statt einem Braten ein Birchermüsli mit Joghurt und Erdbeeren serviert, könnt ihr die Reaktionen abschätzen. Manche werden es neu und erfrischend finden, manche werden sich knurrenden Magens ärgern. Epos und Chroniken handelt man nicht innerhalb von 180 Seiten ab.

    Dennoch: Ihr seid der Koch. Wenn ihr ein Restaurant für Vegetarier eröffnet, die deftiges Essen ablehnen, und zu Weihnachten etwas Leichtes essen wollen, dann steht zu euren Kreationen. Wenn ein Gast meckernd nach fettem Fleisch schreit, schmeißt ihn raus.

    Dennoch-dennoch: Es gibt Zutaten, bei denen es besser ist, sie vorher bekannt zu machen. Dass in Schokoriegel immer Spuren von Nüssen sein können, weiß jeder Allergiker. Aber wenn ihr eine Speise, die so ganz und gar nicht nach Nuss aussieht, mit Macadamia und Mandeln auffüllt, kann es böse enden. Nicht jeder verträgt Glitzervampir plus Gore.

    [1] Für manche umfasst das auch Partner, Freunde oder Verwandte
    Zuletzt geändert von Victoria; 22.01.2018, 16:18. Grund: RS und so …

    #2
    Ich liebe die Koch-Metapher, denn sie ist super übertragbar auf fast alle Aspekte des Schreibens
    Vor allem weil ein Chefkoch mehr experimentieren kann, als ein Anfänger - oder zumindest erfolgreicher experimentiert, da er die Regeln kennt und sie gezielt brechen kann, während der Anfänger nichtmal weiß, wie viel Salz genug ist.

    Schöner Artikel

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    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Danke schön, Ena.

      Bei deinem Zusatz muss ich daran denken: Was ist eigentlich eine Prise? Brise? Bries?

    • Ena
      Ena kommentierte
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      Hm, einmal ins Salz pusten - was dann im Topf landet ist eine PBriese

    #3
    Kartoffelsalat und Würstchen- eine Freude für den Veganer.

    Ansonsten ist in der Kunst der Mittelweg der Tod, denn das ist langweilig und belanglos. Langweilig ist schlimmer als missglückt. Ob es nun ein Glitzervampir in einer Splattergeschichte sein müssen, sei mal dahin gestellt, denn da frage ich mich, was ist der Mehrwert. Am Ende ist das Gespür für den Zeitgeist wichtiger als das Genre.

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Stimme Milch völlig zu. Liebesgeschichte und Thriller müssen nicht seicht sein. Aber sie dürfen es, wenn der Leser es gerne seicht möchte. Es muss also auch eine seichte Oberfläche geben. Wie tief der Leser hinuntertaucht, bestimmt der Leser. Der Autor kann ihm größere Tiefen anbieten, aber vielleicht schreibt er auch nur für Schnorchler. Das würde den Gerätetaucher natürlich enttäuschen, aber dann war es eben eine Schnorchelgeschichte.

    • Peter
      Peter kommentierte
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      Dodo
      Gerade seichte Thriller gehen gar nicht. Bäh.

    • Milch
      Milch kommentierte
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      Ich weiß nicht, ob der Leser sich viel mehr an diesen hoffnungslosen, depressiven Geschichten stört. Für hoffnungslose Geschichte brauche ich auch die richtige Stimmung. Und nur weil eine Geschichte hoffnunglos ist, ist sie nicht gleich kulturell wertvoll.

    #4
    Die Übetragung von Textteig auf die Kochplatte ist interessant und drängt sich beinahe auf. Ich habe selbst auch schon mal so eine Rezeptur angedacht. Ich mache dazu aber mal woanders einen neuen Strang auf, sonst wird das zu off-topic...

    Wer sein Publikum noch nicht einschätzen kann oder einfach ein paar ehrliche Kommentare zu einem Werk möchte,dem kann ich die gute alte Leselupe.de ans Herz legen. Die Seite erstrahlt im Charme vergangener Zeiten, nichtsdestotrotz tummeln sich dort täglich hunderte von Schreibern und Lesern. Man arbeitet dort quasi öffentlich an seinemText, was durchaus Vorteile haben kann.
    Die Geschichte ist die Speise, der Stil die Würze dazu. Wenn es geschmeckt hat, war es ein gutes Rezept.

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      #5
      Für Küchenanalogien bin ich immer zu haben.

      Generell stimme ich dem zu, dass man sein Zielpublikum, dessen Vorlieben und Abneigungen, kennen muss, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Als Genre-Schreiber, der sich von seinen Romanen ernähren muss/will, muss man sein Zielpublikum und dessen Vorlieben, die do's und don'ts, in und auswendig kennen und anwenden. Man setzt sich damit natürlich einen Rahmen, den man kaum verlassen kann. Innerhalb dieses Rahmens muss die Geschichte nicht zwangsläufig langweilig sein.

      Die andere Möglichkeit ist es, ein neues Genre zu schaffen oder populär zu machen. Bis auf die allgemeingültigen Regeln, die für jeden Roman (der gelesen werden will) gelten (alles, nur nicht langweilen, etc.) gibt es keine feste Zielgruppe. Menschen mit bestimmten Vorlieben werden angesprochen und versucht, zum Lesen zu bewegen. Wenn es ihnen gefällt, bleiben sie und generieren eine neue Zielgruppe, deren Regeln noch ausgelotet werden müssen.

      Peter Ellis hat die Mittelalter Krimis populär gemacht und Umberto Ecco hat dem Genre mit dem Namen der Rose ein Krönchen aufgesetzt (ganz subjektive Meinung)

      Ich behaupte einfach mal als nicht Literaturwissenschaftler, dass mit den Inklings (Tolkien, Lewis, u.a.) schwertschwingende Fantasy, mit Twilight die schwülstig, sexy Vampire und mit SoG sowas wie BDSM für gelangweilte Hausfrauen, als Massenmarkt geschaffen wurde, den es in dieser Art vorher nicht gab.

      Durch das bewusste Durchbrechen von Regeln, werden neue Genres oder Subgenres geschaffen, die den Zeitgeist widerspiegeln. Insbesondere bei den LiRos sehe ich einige Subgenres, die es vor 30 oder 40 Jahren noch nicht in der Form gab. Meine Mutter hätte nie eines der Bad Boy Romance Bücher gekauft, die momentan weggehen wie warme Semmel. Wer noch in diese Genres rein will, muss sich wieder mit den Regeln vertraut machen und sie in einem hohen Maß Maß befolgen.


      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

      Douglas Adams

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        #6
        Donald Maass hat in seinem Buch 'Writing 21st Century Fiction' über den Tod des klassischen Genres spekuliert.
        Seiner Meinung nach wird es einerseits zu immer mehr Genre-Durchmischungen kommen, andererseits der Autor als Marke noch mehr an Gewicht gewinnen. Rowling, King, Patterson könnten das Oberhausener Telefonbuch abschreiben und es würde gekauft werden.

        Sorry, das ist jetzt wohl etwas Off Topic. Aber ich brauche etwas, um mich ums Überarbeiten zu drücken.
        I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

        Douglas Adams

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        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Ich finde die Idee ganz interessant. Das spiegelt ja die Inhomogenität der Leserschaft, die sich eben doch in mehreren Genres wohlfühlt und sich über das Crossover freut.

        • Peter
          Peter kommentierte
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          Dodo
          Bis auf die Hard Core LiRo Leserinnen, waren die Leser schon meist recht inhomogen, wobei die meisten von uns doch eine gewisse Vorliebe haben.

          Die Kunst scheint es zu sein, Menschen aus unterschiedlichen Interessensgebieten, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben, abzuholen und zu einer gemeinsamen Reise zusammenzuführen.
          Schau dir Schätzing an: Umweltschutz, Meeresbiologie, Geologie, Thriller, Mystery, Dystopie und, soweit ich mich erinnere, auch was fürs Herz. Das ergab dann eine gewaltige Schnittmenge.

          Crossover ist spannend.

        #7
        Was man allerdings wissen sollte. Was weiß die Zielgruppe? Was kann ich als gegeben voraussetzen? Wie organisiere ich die Fakten so, dass sie für den Insider genauso spannend sind für den Neuling.

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        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Um zu wissen, was die Zielgruppe weiß, muss man die Zielgruppe kennen.

        • Milch
          Milch kommentierte
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          Nein, die Menschen.

        • Dodo
          Dodo kommentierte
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