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    Anfänger Komm, wir malen eine Karte...

    "Planetensonderanfertigungen sind schließlich sowas wie Luxusgegenstände, nicht wahr?" [Slartibartfast]






    Und deren kartographische Abbildungen sind die Werbeflyer?

    Der frühe Homo sapiens stellte sich auf einen Hügel und prägte sich den natürlichen Aktionsraum ein, malte das, was er sah, an eine Höhlenwand, und jeder Stammesjäger konnte sich orientieren. Später erschufen Gelehrte erste Karten mit fabelhaften und hypothetischen Inhalten, unnatürlich verzerrten Gebirgsketten, deren Gipfel von bösen Dshins bewacht wurden, oder einer Erdscheibe, die vier Elefanten auf dem Rücken liegt. Erst viele Jahrhunderte später versuchte man der Gestalt seiner Umwelt einen kausalen Zusammenhang zu geben. Weshalb gab es an dieser Stelle ein Gebirge, hier die Wüste, die von einem Wadi zerschnitten wird, und dort die Steppe?

    Ja, weshalb ist das so?

    Die naturwissenschaftlichen Grundlagen sind vermutlich jedem klar. Es ist Schulwissen. Ich erinnere mich, dass ich das erste Mal in der fünften Klasse etwas von Erdplatten und Tektonik gehört hatte. Und klar, wir wissen alle, dass Wasser nach unten fließt und dass auf hohen Gebirgsgipfeln Schnee liegt. Let‘s paint a Fantasykarte, das Basiswissen haben wir.
    Zutaten: Ein Blatt Papier oder Grafiktablett mit Bildschirm. Was brauchen wir für Farben:
    • Blau für Wasser
    • Grün für Pflanzen
    • Braun für Gebirge
    • Weiß für Schnee
    • Schwarz-weiß (gern mit Kontrastrot) für die Mittelerdefans

    Jetzt kann es losgehen.
    Ein krakeliger Strich. Ja, eine Küstenlinie ist niemals gerade. Da in die Mitte kommt eine Gebirgskette hin. Sieht leer aus. Noch ein Haufengebirge davor – oh, wie wäre es mit einem Vulkan? Vulkane sind immer gut, notfalls kann man dort Ringe einschmelzen.
    Flüsse, wir brauchen Flüsse! Krakel, krakel – und Seen und Sümpfe! Ein amöbenförmiges Gebilde und ein dunkelgrüner Fleck entstehen. Irgendwo muss noch ein Wald hin, und Felder, Wiesen und ein unbezwingbares irrlichtumwabertes Moor. Städte, Dörfer, Brücken und ein paar geschlängelte oder schnurgerade Straßen. Zack, fertig!
    Ganz ehrlich, im Grunde reicht diese Karte, um sich als Leser zu orientieren.

    Doch was wollt ihr? Wie realistisch soll die Karte eigentlich werden? Die häufigste Antwort „So realistisch wie möglich“ lässt mich in meine Geowissenschaftlerhände klatschen.
    Dort liegt nämlich die Krux: im Realismus. Es hat etwa 4,5 Milliarden Jahre gedauert, bis sich die Erde so geformt hat, wie wir sie kennen, und der Prozess ist nicht abgeschlossen. Das, was wir sehen, unterliegt einem kausalen Wirkungsgefüge, das – ich sage es noch einmal – Milliarden Jahre auf dem Buckel hat. Wo also anfangen?

    Im Gegensatz zu einem Mitglied des Europäischen Astronautenkorps könnt ihr Euch nicht ins Weltall schießen und von dort aus die Erde abzeichnen. Weder seid Ihr Astronauten, noch, und das ist viel wichtiger, gibt es Euren Planeten.

    Ihr müsstet aus dem Nichts eine Karte erschaffen, die in sich logisch ist, sofern keine Magie Flüsse bergauf fließen lässt. Das wiederum bedeutet, das Ihr Wissen braucht, welche morphologische, hydrologische, seismische, tektonische, bodenkundliche, vegetationsgeographische, atmosphärische, klimatische, chemische, physikalische, biologische, … Prozesse in Eurer Welt ablaufen. Diese Prozesse dürft Ihr natürlich nicht separat, sondern müsst sie im Zusammenhang betrachten und dann logische Rückschlüsse auf die Ausbildung der geographischen Formen ziehen, die Ihr schließlich nur noch auf das weiße Blatt vor Euch umsetzten müsst. Die Farben habt Ihr ja. Blau, für Wasser, Grün für Vegetation usw.

    Viel Spaß dabei.

    Ein weiser Mensch meinte vor kurzem zu mir: Aber ich will doch keine analytische Karte zeichnen, sondern lediglich etwas visualisieren.
    Genau darum sollte es gehen. Visualisierung. Ein nettes add-on zu Eurem Buch. Mal ganz ehrlich, wie oft saßt Ihr vor Mittelerde und dachtet: „Hm, wieso ist Mordor eigentlich von nahezu rechtwinkligen Gebirgszügen eingekesselt?“ Ich möchte nun gar nicht darauf eingehen, wie (un)korrekt die Karte von Skyrim ist.
    Und ich möchte keine Anleitung geben, wie man Karten malt! Punkt. Nur für Entspannung sorgen. Genießt Eure Visualisierungen und analysiert sie nicht zu Tode. Ich verspreche Euch, ich werde immer Fehler darin finden. Wisst Ihr was? Das ist wurscht.

    Hauptsache, Euer Protagonist und seine sieben Zwerge verlaufen sich nicht und finden immer wieder zurück in Eure Geschichte.
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

    #2
    Ich empfehle fürs Karten-Erstellen übrigens das kostenlose Browser-Tool Inkarnate. Damit habe selbst ich in wenigen Stunden ne sau gute Karte hinbekommen

    Meine Karten müssen NIE realistisch sein. Glaubwürdig ja, aber der rest wäre einfach viel zu viel arbeit mit viel zu wenig "lohn".

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