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    Zeigen, dass etwas NICHT da ist?

    Ihr Lieben,

    mein erstes größeres Werk ist "fertig". Ich bin nicht wirklich zufrieden, vieles muss noch verändert und feingeschliffen werden. Das meiste sind Ungenauigkeiten, kleine Plotholes und natürlich unschöne Formulierungen. Kein Riesenproblem, aber eine Sache, die von meiner ersten Betaleserin (und der einzigen, die den Text schon durch hat) moniert wurde, hinterlässt mich etwas ratlos.
    Und zwar geht es ums Setting: Mein Setting ist weitestgehend modern. Es gibt Glühbirnen, Kunststoff, Züge ... Aber bestimmte Dinge, die wir aus unserer Welt kennen, gibt es eben nicht: Handys, Fernseher, Computer ...
    Hinzu kommt, dass es so etwas wie Autos und Telefone zwar gibt, aber nicht für jedermann.
    Meine Frage an euch: Wie würdet ihr so eine Welt darstellen? Klar, es ist einfach, meine Protagonisten Zug fahren zu lassen, aber wie würdet ihr zeigen, dass bestimmte Dinge eben NICHT oder nur begrenzt existieren? Ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung, wie ich das darstellen soll. Insbesondere auch, weil es sich eben nicht um ein klassisch historisches Setting handelt. Bis jetzt habe ich es einfach weggelassen, aber das warf bei der Betaleserin natürlich die Frage auf, warum die Protagonisten z.B. mit dem Zug fahren, anstatt mit dem Auto, usw. Und dass beim Leser Fragen bezüglich des Settings bleiben, ist wohl eher weniger ein Indikator für ein gelungenes Buch. ^^'
    Also, irgendwelche Tipps oder Ideen? Erfahrungen? Vorlagen aus anderen Büchern?
    Danke im Voraus,
    Chandra

    #2
    Das Problem ist, dass Gegenstände und Technologien nicht einzeln erfunden werden und man sie beliebig weglassen oder austauschen kann, sondern sie entstehen aus einem Prozess der ideenfindung. In Steampunk-Settings kann man immerhin postulieren, dass bestimmte Dinge noch nicht erfunden wurden, z.B. Halbleiter. Also gibt es keine Computer und keine digitalen Bestandteile. Aber in einer modernen Welt dürfte es schwierig sein, das als gewachsenen Prozess zu erklären. Man hätte im Laufe der Technikgeschichte bestimmte Wege dann nicht einschlagen dürfen.

    Dann hilft fast nur noch, fehlende Technologien mit restriktiver Politik zu erklären. Das heißt: bestimmte Grundlagenforschung wurde unterdrückt. In deinem Beispiel scheint die Technik in den 1930er Jahren Halt gemacht zu haben, das könnte durch Rohstoffmangel (z.B. von seltenen Erden und Silicium) oder diktatorische Unterdrückung (man denke an Kuba) erklärt werden. Züge fuhren ja bereits ab 1835 ganz ohne digitale Technik und das bis ca. 1960. Kunststoffe, wenn auch nicht in dem vielseitigen Umfang, gab es bereits als Bakelit u.a. Dass es Autos und Telefone nur für eine Minderheit gab, stelle ich mir nicht unplausibel vor - das war um 1900 tatsächlich so. Schlicht, weil sie so teuer und selten waren. Diese Autos können aber nicht aus Verbundkunststoffen und digitaler Technik bestehen. Wie soll man diese Techniken vor den anderen "verstecken"? Sondern sie müssten aus den verfügbaren Werkstoffen und Komponenten bestehen. Also kein ABS, kein Airbag, keine intelligente Einspritzung...

    Das heißt, du musst dir in deinem Setting klar werden, was es NICHT geben kann und ab welcher Stufe du die Entwicklung abbrechen möchtest. Bis die ersten Kunststoffe auf den Markt kamen, waren alle Produkte zwangsläufig aus Naturmaterialien gefertigt. z.B. auch die Telefone: Holz, Metall. Zum Herstellen von hochkomplexen Kunststoffen wie wir sie heute kennen, gehört eine ausgefeilte chemische Industrie. Die funktioniert auch mit analoger Technik, aber eben nicht so gut. So ein Mischmasch: hier ein bisschen supermoderne technik und da wieder nicht, halte ich für kaum begründbar und auch für Plot-überflüssig.


    Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
    Mark Twain

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    • Chandramukhi
      Chandramukhi kommentierte
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      Die 1930ger spiegeln vielleicht tatsächlich eher den Stand meiner Welt wieder, jetzt wo du's sagst, eben bis auf die Tatsache, dass die Kunststoffindustrie mindestens auf dem Stand der 70ger ist.
      Autos sind erfunden und auch funktionstüchtig, aber lohnen sich nicht in der Anschaffung, da kein Straßennetz vorhanden ist. Man kann sie also praktisch einfach noch nicht benutzen und nur bestimmten Menschen ist es vorbehalten, damit durch die Gegend zu fahren (z.B. Regierungsvertreter), einfach weil die Straßen für Fußgänger konzipiert sind und eben diese sich auch darauf rumtreiben (andere Länder sind was das angeht sogar schon weiter).
      Röhrenfernseher sind erfunden, haben sich aber auch noch nicht durchgesetzt, der Computer ist höchstens im Säuglingsstadium, bzw. technisch theoretisch schon in den Anfängen machbar, aber einfach noch nicht konzipiert (zumindest nicht das, was wir heutzutage gemeinhin als Computer verstehen, also das Ding vor dem ich gerade sitze, z.B. XD).
      Ich muss da nochmal genau drüber nachdenken und werde mich noch mal eingehend mit Kunststoffherstellung beschäftigen, um zu sehen, was da möglich ist und was nicht, bzw. ob ich kreative und logische Erklärungsansätze finde.
      Wenn nicht, dann werf ich einfach alles über den Haufen und mache das Setting komplett modern. Dann muss ich zwar viel umschreiben und ein bisschen was kaputt machen und neu aufbauen, aber im Moment spiele ich eh mit dem Gedanken, den Anfang noch einmal komplett neu zu schreiben (ich war ziemlich jung als ich angefangen habe und mein Schreibstil hat sich einfach enorm verändert/verbessert mit der Zeit) und da tut das bisschen dann auch nicht mehr weh.
      Das Setting war bis dato nicht vollständig modern, weil dann einige Handlungsstränge anders verlaufen würden und bestimmte Dinge einfach so nicht in unsere moderne Welt hineinpassen, ein wirklich historisches Setting lehne ich aber nach wie vor ab, bzw. finde es unpassend für meine Geschichte.
      Jedenfalls vielen Dank für deine Ausführungen, ich werde mir noch einmal ganz genau überlegen, was ich wo wie verändere oder eben nicht.

    #3
    Ich weiß nicht, welche Masse an Gegenständen diese Inexistenz betrifft, aber zumindest bei ein paar Sachen könnte ich mir vorstellen, dass du ihr Nichtvorhandensein durch kleine Erwähnungen einbaust. Bspw. ein Zeitungsartikel, in dem berichtet wird, dass Forscher Soundso nun XY herausgefunden hat und dass es daher vorstellbar wäre, dass man bereits in fünf Jahren mit einem Gerät über weite Distanzen miteinander kommunizieren kann.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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    • Chandramukhi
      Chandramukhi kommentierte
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      Welches gerät du jetzt meinst, weiß ich nicht. Das Telefon existiert ja schon.
      Aber grundsätzlich ist das keine schlechte Idee, wenn z.B. in der Zeitung stünde, dass das Straßennetz ausgebaut wird oder Wissenschaftler die Grundlagen für eine Rechenmaschine, ähnlich unserem Computer, entwickelt haben.
      Danke.

    #4
    In Ergänzung zu allem vorher Geschriebenem, dem ich mich anschließe, und wenn Du Dir klargemacht hast, welche eigentlichen Selbstverständlichkeiten fehlen, könntest Du die Mühsal Deiner Figuren beschreiben, wie sie entsprechende Dinge erreichen, also die technikreduzierten Alternativen darstellen. Nachrichten aus dem TV / Internet : Zeitungen kaufen, Gedrängel im Zug, wenn geblättert wird, etc. Mal ein einsames Auto beschreiben, Neid aufkommen lassen auf den Typen, der offenbar mehr Geld und Vitamin B hat. Schnell mal etwas dem Kumpel oder der Freundin erzählen? Man sieht sich abends im Restaurant / in der Kneipe oder man sucht eine Telefonzelle.

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    • Chandramukhi
      Chandramukhi kommentierte
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      Auch dir vielen Dank.

      Das habe ich bei Autos z.B. schon (offensichtlich nicht besonders erfolgreich ^^') versucht, bei anderen Dingen nicht. Aber du hast Recht, ich könnte meine Figuren stundenlang am Radio rumfummeln lassen oder einfach beschreiben, wie ein Protagonist davon träumt, mal Auto zu fahren, was aber leider eher nicht möglich ist, da nur bestimmte Behörden und Persönlichkeiten so etwas besitzen und benutzen dürfen.
      Ich glaube, ich habe einfach generell zu wenig Fokus auf die Beschreibung des Settings gelegt. :/

    #5
    Ich würde auch vor allem den Fokus auch die Dinge legen, die durch diese Technologien ersetzt wurden. Wenn deine Figuren ständig Briefe schreiben oder in ganz dringenden Fällen Telegramme aufgeben (wenn das möglich ist) wird dem Leser schnell auffalllen, dass die alle irgendwie keine Telefone kennen. Eine Rikscha oder Droschke (oder eine Straße voller Ochsenkarren, irgendwie müssen Lasten ja trotzdem transportiert werden) sollte klarmachen, dass Autos eben nicht zur Verfügung stehen. Also erwähne bewusst die Dinge, die in unserer Welt deplatziert wirken, aber nötig sind, um die fehlende Technologie zu kompensieren, dann begreift der Leser schnell, dass die Technologie selbst eben fehlt.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Chandramukhi
      Chandramukhi kommentierte
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      Danke.
      Deine Idee gleicht ein wenig der von Dodo und sie zeigt mir ebenfalls, dass ich einfach etwas mehr auf das Setting eingehen sollte. Ich werde sehen, was ich da tun kann. (Wird sicherlich spaßig, da den ein oder anderen Zwischenfall zu beschreiben *freu*.)
      Ansonsten muss ich halt wirklich überlegen, ob ich das Setting ändere. ^^
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