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Weltenfrag #22 - Realismus

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    Weltenfrag #22 - Realismus

    Ich meine hiermit nicht die Literaturströmung, sondern stelle Euch die Frage: Wie viel Wert legt Ihr auf Realismus? Schaut man sich den Fantasybereich und auch SciFi an, dann werden dort mit Magie ganze Berge versetzt oder mit Lichtschwertern Feinde niedergestreckt. Ich nehme das meistens so hin, da ... Fantasy und SciFi. Ich bin im letztgenannten Genre allerdings pingeliger und wenn generell, also genreübergreifend, schlimmer Geoblablödsinn und andere Ungereimtheiten verzapft werden, nicht mehr all zu wohlwollend. Der Grund ist, das man alles recherchieren und entsprechend in die Geschichte transferieren kann.
    Natürlich liegt auch viel an der geistigen Möglichkeit des Autorenhirns, gutes recherchieren bringt nichts, wenn man das erworbene Wissen nicht umsetzen kann, Logiklücken entstehen oder Wissen wird falsch wiedergegeben, egal in welchem Bereich. Ich selbst gebe mir die größte Mühe, um in sich logisch und für meine Welt realistisch zu schreiben. Immerhin schreibe ich Fantasy, wo man ersteinmal alles mit Magie erklären kann ... Schaue ich mir den Recherchethread an, bin ich mit meiner Recherchemühe bzw. meiner Logikmühe nicht alleine.




    Wie haltet Ihr es mit dem Realismus? Recherchiert Ihr das ganze Mittelalter durch (sofern Euer Roman in dieser Epoche spielt), so dass Ihr ohne Probleme eine Masterarbeit in Mediavistik schreiben könntet? Plant technisch genau futuristische Handfeuerwaffen und tauscht Euch dabei mit Fachleuten aus? Fragt Ihr Ärzte, wenn es um Verletzungen/Krankheiten u.s.w. geht?
    Wie wichtig ist Euch Realismus in einem Buch? Ist es Euch wichtig, das alles so sein kann, wie der Autor es schreibt oder drückt Ihr auch mal die Augen zu, wenn andere denken: "Oha ... darüber gibt es sogar einen Wikiartikel, lies den doch einfach."?
    Was ist für Euch die größte Herausforderung?
    Was fällt Euch zu diesem Thema ein?
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

    #2
    Eine eindeutige Antwort habe ich nicht, ich möchte nur generell das Gefühl haben, dass der Autor weiß, was er da fabriziert. Wenn er mir falsche Fakten gut verkaufen kann, dann drücke ich auch mal ein Auge zu.
    Wenn ich mich mit etwas auskenne, bin ich natürlich pingeliger - vor allem, wenn es wirklich einfach zu recherchieren wäre (Mein persönliches Petpeeve sind Figuren in Filmen, die Geige spielen können, aber sich niemand für den Film die Mühe gemacht hat, dem Schauspieler wenigstens einen Crashkurs in "so halte ich eine Geige" zu geben. *Blickt böse zu BBC Sherlock*).
    Ich selbst mache mir, würde ich sagen, durschnittlich viel Mühe. Ich wähle meine Settings so, dass die Recherche sich mit meinen Interessen möglichst deckt, damit ich mich nicht zu Tode langweile, und ich suche mir - wo notwendig - auch Beta Leser, die entsprechend Ahnung haben. Aber ich recherchiere nicht jeden Begriff, den ich verwende, und ich habe schonmal Szenen geschrieben, in denen ich bestimmte Dinge verändert habe, nachdem die "realistische" Variante nicht zum Plot passen würde (beispielsweise reisen meine Charaktere im Fantasy-Projekt lange Strecken mit ihren persönlichen Pferden. Recherche sagt: so viel kann ein Pferd nicht laufen, aber ich sage: meine Charaktere noch mit Pferde-Logistik rumhandtieren zu lassen, würde den Text unnötig in die Länge ziehen, ich ignorier das jetzt bewusst).

    Viel schlimmer finde ich, wenn sich Autoren nicht an die Regeln ihrer Welt (egal wie unrealistisch diese sind) halten, und ich mich als Leser fragen muss, warum die Charaktere nicht Sci-Fi-Maschine X oder Fantasy Magie Z eingesetzt haben, um ihre Probleme zu lösen. Das fällt mir aber auch mehr in Filmen als in Büchern auf.
    Fallbeispiel aus dem Ende der zweiten Staffel von Star Trek: Discovery:
    Die haben so einen tollen neuen Antrieb, mit dem sie theoretisch an jeden beliebigen Ort im Universum mit ihrem Schiff springen können, instant, ohne Warp. Jetzt werden sie verfolgt, und ihre Verfolger sind recht gut organisiert und holen sie recht schnell immer wieder ein, meistens innerhalb von Stunden - ok, meinetwegen, das kann ich noch aktzeptieren. Doch dann kommt das Schiff in eine Situation, wo sie etwa 1 1/2 Stunden Vorbereitung für ihre nächste Aktion brauchen, dafür müssen sie etwas von einem bestimmten Planeten besorgen. Aber anstatt dann von dem Planeten wieder abzuhauen, entschließen sie sich, vor Ort und unter Zeitdruck ihre Vorbereitungen zu treffen, während die Verfolger nur 1 Stunde entfernt sind (und sie das wissen). Letztendlich kommt es zu einem "last stand", bei dem hunderte wenn nicht tausende draufgehen, obwohl es keinen guten Grund gab, nicht woanders hinzuspringen um dem ganzen aus den Weg zu gehen.
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      #3
      Ich sehe es ähnlich wie Ena, die innere Logik sollte eingehalten werden und der normale Menschenverstand nicht auf doppelte Breite und damit Rasiermesserdünnheit gedehnt. Wenn schon immense (Un-)Möglichkeiten vorgehalten werden, dann sollen die Figuren diese gefälligst auch konsequent nutzen.
      Das ist ähnlich wie mit den Leuten in den Horrorfilmen, die allein in den dunklen Keller gehen, nachdem schon fünfzehn andere dort zersägt herauskamen; die Doofheit, Implausibilität und Unlogik darf mir als Leser (Zuschauer) nicht wehtun. Da hat wahrscheinlich jeder einen anderen Schmerzlevel.
      Auf Realismus im Sinne von "In Flensburg gibt es keine Schwebebahn" dagegen lege ich keinen Wert. Dann gibt's in Flensburg halt eine Seilbahn über die Förde. Solange nicht vom Skiabfahrtsrennen geschrieben wird, frage ich mich nicht, ob vielleicht noch ein weiteres Flensburg in den Alpen gemeint sein könnte.
      (Das ist zwar jetzt kein Weltenbau, aber es gibt etwas Unrealistisches in vielen Filmen: Wenn am Ende eines Telefonates einfach aufgelegt wird. Ohne ein kurzes Tschö. Täte das so weh? Ich denke jedes Mal darüber nach, ob der Gesprächspartner jetzt verdutzt auf den stummen Hörer starrt, und bin raus. Ich weiß, dass es "Lehrmeinung" ist, keine Verabschiedung oder, pfui, ein "Hallo" zu schreiben, aber echt jetzt?)

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        #4
        Geschichten sind immer ein Ausschnitt der Realität.
        Die jahrelange Jahreszeiten in Westeros sind natürlich schwachsinnig, aber wen juckt es. Wer denkt so tief nach? Man muss den Künstlern künstlerische Freiheit zugestehen,
        Ärgerlich werde ich, wenn stets die selbsten Klischees benutzt werden, denn das ist langweilig.
        Man sollte sich nicht nur auf Wikipedia, weil viele auch auf diese Seite blicken.
        Auf die interessantesten Details stösst man zufällig,
        Zuletzt geändert von Milch; 29.04.2019, 16:43.

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        • Badabumm
          Badabumm kommentierte
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          Viel Spaß:

          U die Umlaufzeit,
          a die Große Halbachse,
          M1 und M2 die Massen des Zentralkörpers und des Satelliten,
          G die Gravitationskonstante.

          https://wikimedia.org/api/rest_v1/me...83e02fb16e2ae7

          Quelle: Wikipedia

        • Flori
          Flori kommentierte
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          Ihr habt ja Recht XD

        • weltatlas
          weltatlas kommentierte
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          Ne wir doch nicht, Newton.

        #5
        Normalerweise recherchiere ich schon recht ordentlich. Ich kann sicher keine wissenschaftliche Abhandlung über das Mittelalter schreiben, aber allzuviele Logikfehler sind in den Texten dann doch nicht drin.
        Ich erwarte auch ein gewisses Maß an Logik in den Geschichten, die ich lese, sehe aber auch über einige Logiklücken hinweg, wenn es der Spannung dient.

        Als Gedankenexperiment, auf dem die gesamte Geschichte beruht, bin ich auch mal bereit totalen Unsinn zu akzeptieren.
        Filme über Menschen, die sich den Weg zum Mittelpunkt der Erde suchen und dabei auf Dinosaurier stoßen, ein Forscher, der behauptet, dass wir nur 10% unserer geistigen Kapazität nutzen (obwohl, bei einigen meiner Zeitgenossen ...) und eine Frau, die das Gegenteil erreicht, ....xx andere Beispiele ......., hole ich einfach mal das Popcorn raus und lasse mich berieseln.
        I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

        Douglas Adams

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          #6
          Was ich schon immer wissen wollte, mich aber nie zu fragen getraut habe: Ist es Absicht, dass hinten bei Weltenfrage das e fehlt?
          I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

          Douglas Adams

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          • Alys II.
            Alys II. kommentierte
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            Natürlich war das Absicht!
            Das war eine psychologische Vorbereitung auf die im Bereich "kreatives Schreiben" noch zu stellende Frage: "Achtet Ihr auf die Überschriften (so, wie Peter das macht), oder überlest Ihr die einfach (so, wie Alys das macht)?"

          • Badabumm
            Badabumm kommentierte
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            (so, wie Alys das macht)
            Who, the f... is Alys..?

            Ich meine, wo es doch schon Alys II gibt?

          • Alys II.
            Alys II. kommentierte
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            Badabumm, Alys wurde leider nach ihrer Anmeldung von einem hartnäckigen Forengeist verscheucht und musste deshalb unter der Tarnidentität Alys II. wiederkommen.

          #7
          Die meisten Autoren scheitern ja nicht am politischen System und Geografie, sondern an Kleinigkeiten wie Keksen in einer Mittelalterwelt. Zumindest das Wort Keks stammt aus dem 19. Jahrhundert.

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          • Winterherz
            Winterherz kommentierte
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            Das ist ja schon Level 100, für Sprachforscher oder so. ) (Eigentlich müsste man dann eine Menge Worte nicht benutzen, z.B. alle die auf eine Person zurückgehen (die es ja nur in unserer Realität gab/gibt) usw. - Kaiser/Zar, Guillotine, etc.
            Besonders in der Fantasy.

            Ist mir erst aufgefallen, als ich mir ein kleines Wörterbuch machen wollte für meine Fantasysprache, das es einige Begriffe so nicht geben würde, die man je nach Setting zunächst benutzt, weil man es so gewohnt ist.

          #8
          Ich kann meinen Vorpostern nur zustimmen. Die Logik darf einfach nicht gebrochen werden. Dazu gehört für mich einerseits natürlich die eigene Logik der Welt aber auch bestimmte Logiken unserer Welt solange sie nicht anders erklärt werden. Die Definition, was jetzt die Logik ist, die wirklich aus unserer Realität auf die phantastische angewandte wird, ist natürlich nicht immer eindeutig. Für mich fängt das sehr häufig bei Fachbegriffen an. Wenn reale Fachbegriffe aus dem Zusammenhang gerissen und falsch erklärt oder benutzt werden, dann stört mich das. Mich stört auch, wenn Verletzungen und Krankheiten falsch dargestellt werden. Komplett realistisch will ich solche Dinge dann allerdings auch nicht wissen. Es soll ja keine Abhandlung werden. Aber wie Ena schon erwähnte, wenn man einfach kurz hätte recherieren können ist das schon ärgerlich.
          Ein Beispiel das mir leider im Kopf. Hängen geblieben ist, ist die Beschreibung wie geschrumpft zum Herzen gereist wird. Blöderweise durch die Aorta und die geht ja nunmal mit der Strömung vom Herzen weg. Das wäre super einfach zu recherieren gewesen dass das nicht funktionieren kann.

          Bei mir achte ich deshalb auf solche Dinge, mit einem gewissen Grad an Disbelief.
          Dafür komme ich aber immer öfter in die Situation, wo ich das Gefühl habe mit zwischen Realismus und Phantastik entscheiden zu müssen.
          Die Realität ist halt meistens nicht besonders spannend oder phantastisch und das kommt mir beim weltenbau wie auch beim plotten und beschreiben oft in den Weg. Wenn ich vollkommen realistisch schreiben würde, wäre das bei mir wahrscheinlich die langweiligste Geschichte überhaupt.
          Erst wenn ich mich bewusst drauf einlassen, dass auch mal was cooles, vllt ein bisschen unrealistisches passiert dann wirds erst interessant. Aber genau das sucht man ja dann auch und phantastischen Geschichten.

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            #9
            Ich bin Realismus-Fetischist und je phantastischer die Welt ist, umso mehr Realismus muss sein. Weil ich es einfach nicht leiden kann, wenn Autoren es sich leicht machen mit diesem "In meiner Welt ist das halt so!"
            Always avoid alliteration.

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              #10
              Es kommt auf das Buch an. In Terry Pratchetts Scheibenwelt sind Anachronismen und verrückte Geografie schon wieder Teil des Weltenbaus, darauf kann ich mich auch gut einlassen. Wenn allerdings ein Buch den Anspruch erhebt, dass es eine Welt beschreibt, die nach unseren pysikalischen und biologischen Gesetzen funktioniert, dann erwarte ich auch, dass die davon abhängigen Dinge entsprechend funktionieren. Ein Pferd, das in einer Stunde 100 Kilometer schafft, ist Unsinn, egal wie die Welt heißt. Ein erfundenes Reit-/Flugtier, dass das in der Fantasywelt schafft? *schulterzuck* Warum nicht? Solange der Reiter auch entsprechende Verletzungen davonträgt, wenn er runterfällt ...

              Die Dinge, die ein Autor offensichtlich dazuerfindet (z.B. Überlichtantriebe oder Wurmlöcher in SciFi) damit sein Universum funktioniert, kann ich akzeptieren, sofern sie gut in den Rest eingebunden sind und vielleicht noch den Anstrich einer wissenschaftlichen Plausibilität mitbringen. Was ich nicht akzeptiere, ist, wenn die Geschichte sich nicht an die Logik der eigenen Welt hält, wie in Enas Beispiel, oder wenn der Autor explizit den Anspruch erhebt, einen historischen Roman zu schreiben, und da dann anachronistische Schnitzer reinbaut.
              Poems are never finished.
              Just abandoned.

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                #11
                Mir ist Realismus sehr wichtig, weswegen ich mich gerne an unserer Welt orientiere und dann die phantastischen Elemente einfüge. Diese versuche wiederum möglichst "logisch" zu machen, d.h. Naturgesetze wenigstens ein Stückweit zu verwenden oder zumindest Regeln dafür festzulegen. Das Problem dabei ist nur, dass man irgendwann an eine Stelle kommt, wo es eben mit Logik, Realismus und co nicht mehr weitergeht. Und da gibt es dann gerne einen netten Knoten im Hirn

                Generell finde ich, dass eine Welt stimmig sein muss und man als Leser wenigstens das Gefühl haben muss, es gibt irgendwelche Gesetze oder Regeln und die Dinge funktionieren halt nicht gerade eben, weil es der Plot braucht oder der Autor es cool fand.
                »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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                  #12
                  Ich versuche, meine Welten möglichst logisch und realistisch zu gestalten. Leider ist das nicht immer so einfach, wie es klingt.

                  Die Probleme fangen schon bei solchen Dingen an wie dem Gestaltwandeln. Angenommen, ich möchte eine Figur einbauen, die sich in, was weiß ich, eine Ratte verwandeln kann (so wie die Figur in Harry Potter, mir fällt der Name gerade nicht ein). Daraus ergeben sich ein paar weitreichenden Konsequenzen, und damit meine ich nicht das altbackene Problem mit der Kleidung. Die verwandelte Form wird in der Regel nicht das gleiche wiegen wie die Figur. Die Elementzusammensetzung ist wahrscheinlich auch ein wenig anders. Daraus ergibt sich die Frage, woher die zusätzliche Masse kommt bzw. wohin sie verschwindet. Besitzt die Figur die Fähigkeit, die Materie selbst zu manipulieren, also Atome umzuwandeln? Warum sollte sie dann auf bestimmte Formen begrenzt sein? Was hindert sie dann daran, sich in ihr jüngeres Ich zu verwandeln? Oder in ihren unverletzten Zustand, sobald sie verwundet ist? Ein Rattenhirn ist kleiner als ein menschliches Gehirn. Damit Bewusstsein und Erinnerungen erhalten bleiben, müssten diese Dinge von den grauen Zellen und damit vom Körper unabhängig sein. Die Figur wäre dann quasi unzerstörbar. Sie kann sich ja jederzeit aus ihrem Bewusstsein heraus einen neuen Körper schaffen. Und überhaupt, warum ist die Fähigkeit auf den eigenen Körper beschränkt? Die Figur könnte ebenso gut Wasser in Wein verwandeln. Oder Blei in Gold.

                  Über so etwas kann ich mir stundenlang den Kopf zermartern.
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                    #13
                    Mal eben ein Abstecher ins Forum... (leider schon wieder mit ganz anderem beschäftigt als mit dem Buch).

                    Als Leser bin ich da nicht so kritisch. Früher habe ich gelesen und mir wenig dabei gedacht. Seit ich mich selbst mit dem Schreiben beschäftige, fällt mir das aber eher auf, bzw. manchmal achte ich bewusst darauf. Dann fällt mir alles mögliche auf, wobei man ohne Recherche oft nicht sicher sagen kann, ob etwas noch sein kann oder nicht.

                    Beim Schreiben bin ich dann also auch extrem darauf fixiert, ob alles realistisch ist, und hadere oft mit dem, von dem ich weiß das ich - auch ganz bewusst - ins unrealistische gehe. Das sind dann weniger Dinge wie Drachen, schwebende Gesteinsformationen oder Raumschiffe an sich (ohne solche Dinge würde einfach was fehlen), sondern die Details dazwischen. Bzw. es sind wohl die Details und deren Zusammenspiel, die eine "große" Realitätsverzerrung glaubhaft erscheinen lassen.

                    Ich recherchiere dann auch ganze Wissensbereiche durch, manchmal erfolgreich, manchmal aber auch nicht. Manchmal sind auch gezielte Recherchen besser. So habe ich etwa ganz gezielt recherchiert darüber, ob man mit Pferden im Dunkeln tatsächlich reiten kann oder nicht. Und ja, man kann, Pferde sehen im Dunkeln vergleichsweise gut, nur die Dämmerungsphase ist für die Pferde schlecht sichtbar, so wie für Menschen auch. (Warum genau die Pferde nachts sehen habe ich aber vergessen (Augen-Anatomie))

                    (EDIT: Der Rückschluss liegt nahe, das Raubtiere dewegen gerne in der Dämmerung jagen, da sehen viele Beutetiere am schlechtesten.)

                    Wenn Nachts (durch-)geritten wird um z.B. Verfolger abzuhängen, ist das also realistisch. Allerdings kann es für den Reiter gefährlich sein (der sieht ja nichts), und das Pferd sollte keinen Galopp hinlegen müssen wenn vermeidbar (kann dann doch schiefgehen). Auf Straßen, weiten Flächen etc. kann man aber problemlos nachts reiten, auch recht schnell.

                    Für alle die das noch nicht wussten und es brauchen.
                    Zuletzt geändert von Winterherz; 10.05.2019, 20:11.

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                      #14
                      Realismus in der Welt ist mir nicht besonders wichtig. Gut ist es, wenn sich die Geschichte an ihre eigenen Regeln hält, aber ob diese Regeln sinnvoll oder mit unserem wissenschaftlichen Wissen über die Welt vereinbar sind, überlass ich gern der Geschichte.

                      Eine meiner liebsten Geschichten ist der Manga One Piece. Die Welt ist einfach nur verrückt. Der Protagonist dehnt seine Gliedmaße wie Gummi, telefoniert wird mit Schnecken und es gibt zwei verschiedene Arten von Meervolk, die Leute überleben die schrecklichsten Verletzungen ohne mit der Wimper zu zucken und mein Lieblingscharakter kämpft mit einem Schwert im Mund.
                      Realistisch ist diese Welt wahrlich nicht.
                      Aber die Figuren sind echt. Selbst die kleinsten Nebenrollen haben ihre Hintergrundgeschichten und eigene Persönlichkeiten und ihre Aktionen sind realistisch, weil sie menschlich sind. Das ist das wirklich wichtige: Dass die Figuren glaubhaft agieren. Zumindest ist mir das wichtig, wenn ich Geschichten lese und wenn ich sie selbst schreibe. Die Figuren müssen sich anfühlen, als hätten sie wirklich eine Persönlichkeit und als hätten sie ein Leben außerhalb der gezeigten Situation. Dann ist für mich eine Geschichte realistisch, egal wie die phyiskalischen Gesetze sind.
                      Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
                      to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
                      A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
                      You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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                        #15
                        Logik und Plausibilität sind wirklich sinnvoll. Aber sobald man eine neue Welt erschafft, die eben NICHT nur ein Mittelalter-Abklatsch oder Mars-Pendant ist, wird man nie fertig. Das hat den Grund, dass man Gott sein müsste, um all die versteckten Fallstricke zu erkennen und zu beseitigen. Irgendeiner wird immer irgendeinen Fehler merken oder sich einfachste Lösungen ausdenken, die einem als Auto nie eingefallen wären.

                        Nehmen wir die ganzen Endzeit-Zombie-Szenarien. Warum müssen da immer Menschen gegessen werden, wo doch das Ende der Menschheit dazu führen wird, dass es in unseren Städten vor Rehen, Hasen, Füchsen, Hunden, Ratten und einer Million anderer Tierarten nur so wimmeln wird. Das bescheuertste (wenn auch tollste) Beispiel ist das Endzeit-Game „The Last of Us“, wo Menschen zu Kannibalen werden. Warum?

                        Viele Probleme zeigen sich erst nach einer tiefen Beschäftigung mit der Materie. In vielen SF ist die Rotation gerne das Mittel der Wahl, um Schwerkraft zu erzeugen (von so absurden Dingen wie impulsloser Antrieb und Gegendruck-Schwerkraft rede ich lieber nicht) . So einfach ist das allerdings nicht, im Gegenteil: für die echte Marsmission ist die Rotation des Schiffes nicht mal annähernd möglich und navigatorisch nicht lösbar. Hat jemand bei Star Trek je über Blutstau im Gehirn, Knochenschwund oder Blasenschwäche nachgedacht...?

                        Als Autor muss man einen akzeptablen Kompromiss gehen. Klar sind Überlichtantriebe und Wurmlöcher absurd. Na gut, wenn man sie braucht, um ferne Welten zu erreichen? Sie dienen nur als Zauberstab, nichts weiter. Erzählen will man was anderes, nämlich wie sich Raumschiff-Prinz und Raumschiff-Prinzessin unter einer roten Sonne endlich irgendwann kriegen. Das sind Kinderspiele, bei denen man nicht auf die Ritzen zwischen den Steinen treten darf, und dafür ist es in Ordnung.

                        Ich laboriere seit 6 Monaten (!!) an einer Geschichte, und je weiter ich recherchiere, desto weiter entfernt sie sich. Je tiefer ich in die absurde Physik meiner Welt einsteige, desto mehr Fragen tun sich auf. Heute weiß ich, dass ich sie niemals ohne Reue und Gewissensbisse schreiben könnte, weil ich WEISS, dass da riesige Patzer und Logiklöcher drin sind. Sie lassen sich nicht lösen. Es ist wie mit der Hohlwelt: um sie naturwissenschaftlich zu erklären, müssen neue physikalische Gesetze aufgestellt werden. Aber das ist mir zuviel Mathematik...

                        Das nehme ich wie Swift in Gullivers Reisen, der sich auch nur die nötigsten Erklärungen ausgedacht hat, um eine moralische Geschichte zu schreiben. Kann Laputa fliegen? Können Pferde reden? Können Menschen klein wie Walnüsse sein...? Nein. Aber es bleibt unterhaltsam.

                        Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
                        Mark Twain

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                        • weltatlas
                          weltatlas kommentierte
                          Kommentar bearbeiten
                          *hust* Bosonen. *flüster*

                          Und, es gibt ein Buch von Strugatzki: Die bewohnte Insel, sehr spannend, da hier die Einwohner tatsächlich auf der Innenseite ihrer Welt leben. Dient vor allem einer Metapher.

                        • Dodo
                          Dodo kommentierte
                          Kommentar bearbeiten
                          Für Unterhaltungsliteratur würde ich eine Grenze sehen: Wo wird der Anspruch des Lesers grotesk, wissenschaftlich korrekt unterhalten zu werden?
                          Nein, man kann niemanden so verkleinern, dass er im Blutstrom der Lunge die Sauerstofftanks seines Reisevehikels auffüllt. Kann jemand, der so pitzelklein ist, überhaupt Sauerstoffatome in seinen eigenen roten Blutkörperchen unterbringen? Nein, der verreckt sofort und kurvt dann als Mumie durch die Blutbahn. Geschichte tot. Schade. Könnte eine tolle Geschichte sein, und ich finde die "Reise ins Ich" und die "Phantastische Reise" eben das, was sie sein sollen: fantastisch und phantastisch. Ich hab heute noch Albträume von den Antikörpern. Und wer weiß, was uns mit der Quantentheorie für (erzählerische) Möglichkeiten Richtung Mikrokosmos (und Big Bang) offenstünden, wenn nur irgendwer diese Theorie wirklich verstehen würde und/oder erklären könnte. Mr. Feynman sagt, niemand versteht die Quantentheorie. Also muss ich als Leser nicht so tun, als könnte ich's. Als Autor kann ich aber behaupten: Läuft schon.

                        • Badabumm
                          Badabumm kommentierte
                          Kommentar bearbeiten
                          Stimmt, Bosonen. Aber die sind ja inzwischen auch entdeckt...

                          Es gibt interessante SF mit extremen Verhältnissen, z.B. "das Drachenei" oder "Unternehmen Schwerkraft". Aber hier geht es größtenteils um gemäßigte Umwelten.
                          Faszinierend finde ich die Vampir-Erklärung von Anne Rice, die zwar auch mit Dämonen (also mit Übernatürlichem) erklärt wird, aber immerhin eine innere Logik aufweist.
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