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Weltenfrage #9: Biologie und Physiologie erdachter Kreaturen

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    Weltenfrage #9: Biologie und Physiologie erdachter Kreaturen





    Mit der Frage, ob man neue Rassen/Wesen für seine Welt erschafft, haben wir uns ja schon hier beschäftigt.
    Heute geht es konkreter um die Frage: wie macht man das?

    Man kann es sich da recht leicht machen: einfach irgendein Wesen erfinden, und dessen faszinierende, fremde Biologie mit „ist halt so in meiner Welt“ begründen.
    Spezies 8472 aus Star Trek hat keine Haut und kann im Vakuum des Weltraums überleben weil… na, die sind Aliens und unterliegen deshalb anderen Naturgesetzen! Rowlings Feuersalamander verbrennen nicht im Kaminfeuer weil… äh… weil sie eben magisch sind. Und Legolas läuft über den Schnee, ohne Abdrücke zu hinterlassen, weil Elfen das eben können. Mir doch egal, warum er dann nicht auch über Wasser wandeln kann. Basta.
    Tatsächlich funktioniert diese Herangehensweise sogar erstaunlich gut. Denn in den genannten Beispielen ist es für den Plot überhaupt nicht relevant, warum genau diese Wesen überleben. Im Gegenteil – dass wir es nicht auf Anhieb (und auch nicht nach genauem Nachdenken) verstehen unterstreicht sogar noch ihre mysteriöse Fremdartigkeit.

    Allerdings sind auch alle dieser Beispiele Nebencharaktere bzw. sogar nur Hintergrundausstattung. Da lasse ich persönlich viel durchgehen als „ist halt so“. Bei Protagonisten, und solchen Charakteren/Wesen, die häufig auftreten und den Plot wirklich vorantreiben, will ich dagegen einen gewissen Grad an Realismus sehen. Ich mag es überhaupt nicht, wenn der Autor erzwungen kreativ wird und deshalb Wesen erschafft, deren einziger Job darin besteht, sensationell ausgefallen zu sein.
    Bei Hauptfiguren fange ich sehr schnell an nachzugrübeln, ob denn diese Wesen überhaupt lebensfähig wären. Und nein, ein feuerspeiender Drache mit 60 m Flügelspannweite wäre nicht lebensfähig. Genausowenig ein gasförmiges Alien. Oder eine 3 m große Spinne.

    Will man seine selbsterdachten Kreaturen so realistisch wie möglich schaffen, dann muss man sich über grundsätzliche Fragen Gedanken machen:
    • Sind sie vernunftbegabt, und wenn sie kommunizieren, wie tun sie das? Sprache? Telepathie? Gesang?
    • Wie funktioniert ihr Stoffwechsel? Brauchen sie Nahrung, Flüssigkeit, Sauerstoff, Sonnenlicht? Scheiden sie Abfallprodukte aus?
    • Gibt es eine Form von latentem Leben? (Ein Zustand ohne Stoffwechselaktivität, in dem sie wie tot erscheinen, um dann unter den richtigen Bedingungen zum Leben zu erwachen – gibt es z.B. bei Moosen und Pilzsporen.)
    • Wie regulieren sie ihre Körpertemperatur?
    • Wie bewegen sie sich? Haben sie überhaupt Extremitäten? Sind sie an einen Standort gebunden? Können sie schwimmen, tauchen, fliegen, und wenn ja – wie?
    • Was für Sinnesorgane haben sie? Wie werden die Reize im Körper fortgeleitet, haben sie Hirn und Rückenmark oder eine andere Art von (Zentral)Nervensystem?
    • Wie pflanzen sie sich fort? Ist Sex angenehm für sie oder nur zweckdienlich?
    • Wie sieht die Evolution bei dieser Spezies aus? Was für Mutationen können auftreten?

    Natürlich muss man nicht all diese Details ausgearbeitet haben. Ich finde nur: das, was man dem Leser anbietet, sollte in sich stimmig sein.
    Ein Beispiel: es gibt sehr wohl Lebewesen, die blaues, grünes, violettes oder sogar farbloses Blut haben – man kann also einen Vulkanier mit grünem Blut gut erklären. Und auf einem Planeten mit einer anderen Schwerkraft und Atmosphäre als der unseren könnte es gigantische Insekten geben.

    Wie handhabt Ihr das?

    Macht Ihr Euch überhaupt Gedanken über die Biologie und Physiologie sorgsam selbst entwickelter Spezies, oder darf es für Euch auch gerne das Standard-Alien mit grüner Haut und der gewöhnliche Zwerg sein?

    Legt Ihr, was den Realitätsgrad betrifft, verschiedene Maßstäbe an bei Haupt- und Nebencharakteren bzw. Hintergrundausstattung wie Tiere und Pflanzen?

    Habt Ihr gerne eine Welt, in der sich Dutzende erfundene Spezies tummeln, oder reicht Euch eine fantastische Rasse als Ergänzung?
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    Zuletzt geändert von Alys II.; 10.09.2018, 00:51. Grund: gefühlt 5x bearbeitet weil Bildgröße und Zeilenabstände zickig. oder ich übermüdet.
    Always avoid alliteration.

    #2
    Hm … schwer zu sagen. Bis jetzt habe ich erst eine einzige "Rasse" selbst "erschaffen", besser gesagt hat mich ein Tintenfleck darauf gebracht. Den Namen hatte ich tatsächlich schon länger … komische Geschichte wie es zu dem gekommen ist. Jedenfalls haben sich die Fragen, die du oben geschrieben hast, nie gestellt.
    Zur Erklärung: Diese Kreatur hat eine schwarze Haut und ledrige fledermausartige Flügel, einen unglaublich scharfen Verstand, einen Schnabel voll scharfer Zähne und Krallen, so scharf wie Messer. Sie hatte in meiner Geschichte nur einen kurzen Nebenauftritt, weshalb ich mir über sie nicht wirklich viel mehr Gedanken gemacht habe, da sie in sich durchaus stimmig ist. Vielleicht sollt ich dazusagen, dass ich sie nie näher beschreiben wollte, um ihren mystischen, gefährlichen Charakter beizubehalten.

    Was den Realitätsgrad angeht, bin ich mit der Zeit immer genauer geworden. Vor ein paar Jahren waren Elben, Zwerge und Drachen noch vollkommen ok, mittlerweile bevorzuge ich aber eher "realistischere" Geschichten. Das bedeutet nicht, dass diese Spezies nicht auch vorkommen … aber nicht mehr als lebendige Wesen, sondern als Mythen und Legenden. Bei diesen geht es nicht unbedingt um Realismus. (Man schaue sich nur das Nibelungenlied an … Realismus pur.)

    Zur Erschaffung neuer Wesen: Es ist mittlerweile bestätigt, dass man nichts komplett Neues erfinden kann, da unser Gehirn dazu gar nicht in der Lage ist. Vielmehr nehmen wir schon vorhandenes und mischen es durcheinander, um etwas "Neues" entstehen zu lassen. Elben/Elfen, Zwerge und Drachen sind auch keine neuzeitlichen Erfindungen, sondern haben sich durch die Jahrhunderte verändert und entwickelt. Wenn man sich die Mythologie der Griechen, Ägypter oder anderer altertümlicher Völker anschaut, findet man meiner Meinung nach genug Wesen, die noch ziemlich unbekannt sind und mit denen man arbeiten kann. (Weil, ganz ehrlich, etwas anderes hat Tolkien auch nicht gemacht.)
    Man sagt, dass ein Buch Einblick in das Innerste des Autors gibt ... wenn das stimmt, möchte ich mit mir nichts mehr zu tun haben.

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    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Klar, Tolkien hat einfach viele alte Sagen/Legenden genommen, gründlichst ausgewertet, und daraus etwas Neues geschaffen. Keiner von uns macht das anderes.

    #3
    Macht Ihr Euch überhaupt Gedanken über die Biologie und Physiologie sorgsam selbst entwickelter Spezies, oder darf es für Euch auch gerne das Standard-Alien mit grüner Haut und der gewöhnliche Zwerg sein?
    Ich mache mir X-Gedanken darüber. Meine 600 Seiten Recherchematerial sprehen wohl Bände ... ne, es sind nur 60 Seiten. Aber dafür das ich für die Spiegelwelt wenig recherchieren muss (außer hin und wieder ein Medikament) ist das schon viel an Info die ich zusammen getragen habe.
    Jede Spezies hat sich schlicht und ergreifend in ihrem Biotop entwickelt. Die Spezies im hohen Norden folgen den biologischen Gesetzmäßigkeiten "Anpassung an Kälte", die im Sumpf passen sich dem Wasser an und die Gnome dem Berg.
    Tierisches Leben ist auch reichlich vorhanden. Die Tiere sind an ihr Ökosystem gebunden, aufgrund ihrer Anpassungen. Ändert es sich wandern die Tiere ab, was aktuell der Fall ist, so dass es zu einem Druck in den neu besiedelten Ökosysteme kommt.

    Es ist alles ein Kreislauf.

    Das erzähle ich nur niemanden, denn ich schreibe ja kein Biobuch. Für mich ist es allerdings wichtig es zu wissen, wie für andere die Augenfarbe des Protas, die ich bei meinem immer noch nicht kenne.

    Legt Ihr, was den Realitätsgrad betrifft, verschiedene Maßstäbe an bei Haupt- und Nebencharakteren bzw. Hintergrundausstattung wie Tiere und Pflanzen?
    Nob, muss alles passen.

    Habt Ihr gerne eine Welt, in der sich Dutzende erfundene Spezies tummeln, oder reicht Euch eine fantastische Rasse als Ergänzung?
    Das kommt total darauf an, woran ich gerade schreibe. In der Spiegelwelt gibt es eine Vielzahl verschiedener Lebewesen. In meinem anderen Projekt im Grunde nur eine.
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

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    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Vielleicht als ergänzendes Werk zum eigenen Weltbestseller (wie Fantastic Beasts and How to Find Them), um noch ein bisschen mehr Kohle zu machen. Vorher arbeite ich erstmal lieber an selbigem Bestseller. Oder einfach daran, endlich mal ein Manuskript fertigzukriegen.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Ich würde nicht sagen, dass es für die Katz ist. Wenn etwas stimmig ist, dann spürt man das beim Lesen, auch wenn man es nicht bewusst hinterfragt. Oder umgekehrt, wenn etwas nicht stimmig ist, dann stolpert man darüber. Ich habe mich schon oft bei Monstern gefragt, wie die über Jahre in irgendwelchen abgeschlossenen Gruften ohne Nahrungsquelle überlebt haben ...

    • weltatlas
      weltatlas kommentierte
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      @Monster, sie leben von Staub und Rachelust.

    #4
    Bisher sind die Lebewesen in meinen Geschichten entweder aus der realen Welt oder mit einem mythischen Hintergrund, sodass die wichtigen Aspekte für die Geschichte meist bereits von anderen eruiert sind und ich sie nur an mein spezielles Setting anpassen muss. Das macht mir bei mythischen Wesen Spaß, aber meist behalte ich diesen "mythischen" Aspekt drin, sodass ein bisschen "it's magic" bestehen bleiben soll. Zu viele Details vergraueln das "Wundern". Aber ich interessiere mich stark für Biologiegeschichte, Evolutionstheorie und Paläologie etc, sodass ich für meine Lebewesen (ausgedacht oder nicht) plausible, auf moderne Erkenntnisse beruhende Erklärungen mag und für sinnvoll halte.


    Aber im Moment fange ich an, mir eine sehr eigene Welt zu basteln, in denen auch Lebewesen vorkommen werden, die es in echt und auch im Mythos nicht gibt. Diese Lebewesen werden wichtig für die Plots und die Figuren sein und ich will gute Erklärungen haben. Allerdings bin ich kein Biologe, da stoße ich also durchaus an Grenzen. Recherche, Recherche, Recherche.
    Allerdings zäume ich das Pferd von hinten auf: Ich überlege mir erst, was ich von diesen Lebewesen in meinem Plot brauche. Welche Eigenschaften und Besonderheiten müssen sie definitiv und in jedem Fall haben und dann überlege ich mir, wie der evolutionäre Verlauf gewesen sein könnte und welche Ursache-Wirkung-Beziehungen zu diesen Besonderheiten geführt haben könnten und was für Konsequenzen aus diesen Besonderheiten noch folgen.
    Da ich mir mit den Plot-Eigenschaften noch nicht hundert Prozent einig bin, stehen Biologie und Physiologie noch ein wenig hinten an. Ich muss mich erst noch ein bisschen von dem Ursprung meiner Idee lösen, um gute Erklärungsansätze zu finden. Denn der Ursprung (ein anderes Werk) meiner Idee ist sehr heterogen und von undurchdachten Erklärungen übersät, dass ich da noch Spreu vom Weizen trennen muss.
    Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
    to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
    A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
    You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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      #5
      Bis jetzt hatte ich noch nichts geschrieben, wo andere Figuren als "normale" menschen aufgetreten sind. Wäre mal ne Herausforderung, so etwas zu versuchen.

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        #6
        Ich mache mir sehr viele Gedanken. Allerdings kann man nicht so perfekt wie Gott oder die Evolution sein. An irgendeiner Stelle muss man einfach abbrechen. Für meine Meerjungfrau-Geschichte hatte ich mir einige Punkte festgelegt (von Deviantart, deshalb in meinem billigen Englisch):

        On second thoughts I made four rules for myself about mermaids:

        1. Assuming that their upper part is mammal and their lower part is fish the tail fin switches from left to right, not up and down. That means they can't sit in the usual human way as you see on pictures.

        Also mermaids haven't gills because they breath like a mammal. Like f.e. seals they can stop breathing for maybe 30 minutes.

        2. Mermaids don't have hair. I think they don't need it under water.

        3. Of course mermaids are propagable. There are a lot of jokes about missing genitals, but how mermaids proliferates? My mermaid has.

        4. Do mermaids have a voice? Maybe, but I think they haven't.

        Das Resultat weicht demnach von der Standard-Vorstellung ab, weil ich die Biologie mehr berücksichtigen wollte.

        Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
        Mark Twain

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        • Badabumm
          Badabumm kommentierte
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          Ab und zu gibt es Meermenschenkonzepte, in denen die zwei Beine innen eine Art "Klettverschluss" haben. An Land gehen sie zweibeinig, unter Wasser nutzen sie beide Beine zusammen als "Monoflosse". Dieses Tauchprinzip soll übrigens energiesparend sein.

        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Dodo Wie das bei Pinguinen aussieht, weiß ich gar nicht. Aber die meisten Vögel haben ihren Schwerpunkt woanders als wir. Ich kenne erstmal kein Vogelskelett, das seine Organe mit dem Becken auffängt, wie der Mensch es tut. Aber wäre mal zu überlegen, ob's hülfe nachzuschauen.

          Badabumm Das mit dem "Klettverschluss" klingt interessant. Ich bin mir sicher, es haben sich schon viele kluge Köpfe mit diesem "Problem" beschäftigt, worauf man selbst dann aufbauen kann. Sobald ich meine Meermenschenwelt wirklich in Angriff nehmen kann, wird hart recherchiert. Im Moment muss ich mich aber zusammenreißen, mir liegt eine Deadline im Nacken und ich denke nur über Meermenschen nach, um nicht zu arbeiten^^°

        • Badabumm
          Badabumm kommentierte
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          Kenn ich. Ging mir im Studium genauso. Da entstanden die besten Geschichten, obwohl ich eigentlich Bio studierte ...

        #7
        Ich möchte hier wieder mal meinen ständigen Einwurf loswerden: die Kommunikation ist das Problem. Wir wissen auch heute noch nicht, wie sich Wale unterhalten und ob sie es überhaupt auf "intelligente" Weise tun. So wunderbar fremd ein Wesen ist, so wunderbar schwierig wird es werden, mit ihm zu reden. Deshalb halte ich von diesen einfachen Lösungen, einen "Translator" um den Hals zu hängen, gar nichts. Im Grunde versteht man bereits Menschen aus anderen Bundesländern nicht mehr ...
        Für mich sind fremde Wesen, die nicht mit dem Menschen verwandt sind, eine sprachliche, keine biologische Herausforderung. Das wurde in "Arrival" gut als Thema gesetzt. Deshalb ist dieses "Star Wars"-Feeling, wo jeder jeden versteht, ziemlich absurd. Das gilt übrigens ebenso für Reisen in Zukunft und Vergangenhei ...

        Dieses Problem stellt sich besonders bei Literatur, wo ja miteinander geredet werden soll.

        Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
        Mark Twain

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        • In-Genius
          In-Genius kommentierte
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          Das geht mir auch so ungeheuerlich auf die Nerven!
          Dass in Star Trek, diejenigen Zivilisation der Förderation miteinander kommunizieren können, da gibt es sicherlich mittlerweile eine Verkehrssprache. Dass sie alle gesprochene Sprache nutzen, naja, mit im Grunde dem gleichen physischen Bauplan macht das vermutlich Sinn. Da ist Star Trek mehr EU als Aliens.
          Bei Voltron hat mich das allerdings sehr gestört. Da wacht die außerirdische Prinzessin nach 10tausend Jahren Schlaf auf, sieht zum ersten Mal überhaupt einen Menschen und spricht gleich im ersten Wort perfektes Englisch, aber das Fluchwort ist aus der außerirdischen Sprache, ist klar -.- Sonst ist die Serie ja großartig, aber das wurmt mich.

          Die Frage ist vielmehr, wie Wesen miteinander kommunizieren die nicht im Grunde Humanoide mit ein paar Beulen und einer anderen Hautfarbe sind. Wie eben die Wesen aus Arrival, deren Sprache entsprechend komplett anders funktioniert als menschliche Sprache. Hätten wir dann überhaupt die Sinnesorgane, deren Sprache wahrzunehmen oder zu erwidern? Tintenfische und Chamäleons kommunizieren über ihre Farbänderungen, selbst wenn wir das verstünden, könnten wir das nicht erwidern.

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Das mit der Kommunikation zwischen fremden Spezies ist ein sehr guter Punkt. In einem Setting, in dem verschiedene, aber ähnliche Spezies seit Jahrhunderten parallel zueinander leben mache ich mir da zwar keinen großen Kopf drum. Da gibt es sicher eine Hauptverkehrssprache, die sich mit der Zeit herausgebildet hat und die alle mehr oder weniger gut sprechen.
          Es wird schon schwieriger, wenn Wesen miteinander kommunizieren sollen, die sich biologisch unähnlich sind. Menschen, Zwerge und Elfen werden meist als humanoid dargestellt, haben also einen ähnlichen Sprechapparat und ähnliche Ohren. Sprechende Einhörner werden schon deutlich weniger plausibel.
          Und ganz krass ist es, da stimme ich Euch zu, bei Sci-Fi. Da kommt so eine superfremde Alienrasse an und wir sollen uns ohne weiteres mit denen verständigen können? Unrealistisch, sehr unrealistisch.

        #8
        Ein plausibles Beispiel von Meerfischmenschen (mit Schwanz):


        Quelle:
        https://www.deviantart.com/empyrean/...ture-136764629

        Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
        Mark Twain

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          #9
          Im Grunde gibt es für extraterrestrisches Leben zwei gegensätzliche Theorien: das Leben ist so normal wie die Planeten selbst - oder es war nur auf der Erde ein wahnsinnig unwahrscheinlicher Glücksfall.

          Als phantasiebegabter Autor tendieren wir natürlich zu Theorie 1.

          Dann stellt sich sofort die Frage: "Ok, wir haben jetzt Bakterien oder Amöben auf Planet x, aber warum entwickeln sich daraus Regenwürmer, Kängurus, Karpfen oder Gespinstmotten?" An und für sich ist die Bakterie nämlich bereits perfekt. Sie muss nicht zum Elefanten oder Affen werden. Sie bräuchte eigentlich nicht mal geschlechtliche Fortpflanzung.

          Die große Frage dahinter (und das ist bereits Religion): "Wenn das Universum mit Bakterien nicht zufrieden ist, warum erschafft es diese Vielfalt an Leben?"
          Für mich ist die Antwort tatsächlich transzendent: "weil es der einzige Weg ist, etwas zu erschaffen". Leben ist sozusagen Selbstzweck.

          Dieser Zweck wird durch Rekombination ermöglicht. Um es provokant zu sagen: "Sex ist Gott". Oder abgeschwächt: Sex ist der göttliche Schaffensprozess. Ohne Rekombination gäbe es keine neue Wesen. Jedes Wesen existiert nur zum Zecke der Fortpflanzung. Absurd: nicht die fehlerfreie Reproduktion ist das Ziel, sondern die Abweichung!

          Wenn diese Regel universell ist, gilt sie auch für Außerirdische. Sie wären denselben Prinzipien unterworfen. Abhängig von ihrer Umgebung sind sie evolutionär genauso geformt wie auch wir. Davon gehen die meisten SF-Autoren aus.

          Es könnte also durchaus einen plausiblen Grund dafür geben, warum Marsmännchen Hände zum Greifen haben, auf mindestens zwei Beinen gehen, ihre Augen im Kopf und Intelligenz im Gehirn haben. Das ist natürlich nur eine Hypothese, die besagt: "Intelligenzbehaftete Wesen müssen ähnlich aussehen wie wir, weil die Evolution zwangsläufig diesen Weg nehmen musste und nur so intelligentes Leben möglich sein kann". Wir haben noch keinen Gegenbeweis. Auch Delphine, denen wir Intelligenz zuerkennen, widersetzen sich unseren Theorien, denn bislang wissen wir nicht, ob und wie sehr sie intelligent sind. Die humanoide Theorie behauptet: "Sie können nicht intelligenter werden als sie sind, weil sie keine Hände haben". Nun denn, Zeit zum Grübeln ...

          Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
          Mark Twain

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          • In-Genius
            In-Genius kommentierte
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            Vor dem Kambrium gab es trilaterale Wesen, also Wesen mit drei Seiten, statt heute nur noch bilaterale Wesen.
            Auf einem anderen Planeten könnten sich daraus höherentwickelte Lebensformen gebildet habe. Das finde ich ein höchst interessantes Konzept.

            Nur weil das Hirn sich bei den Augen entwickelt und mehrzelliges Leben eine Röhre vom Mund zum Anus ist, kann das ja viele, viele Formen annehmen.

            Genauso Kraken. Die sind hochintelligent, sehr kommunikativ und jeder Arm hat Selbstbestimmung. Ich kann mir selbstdenkende Arme nicht vorstellen, aber das als Zivilisationsgrundlage wäre doch mal nett.

          • Badabumm
            Badabumm kommentierte
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            Zitat von In-Genius
            Vor dem Kambrium gab es trilaterale Wesen, also Wesen mit drei Seiten, statt heute nur noch bilaterale Wesen.
            Hast du mal eine Quelle?

            Übrigens würden ja auch Quallen z.B. rotationssymmetrisch sein.

          • Dodo
            Dodo kommentierte
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            Unter Trilobozoa findet man einiges im Netz.

          #10
          Bei Fantasy stoße ich auf ein generelles Problem: in der Regel ist es eine beliebige, aber immer selektive Auswahl von Lebensformen und Attributen. Es spielen fast immer Menschen und z.B. Pferde mit. Da Fantasy kein SF-mäßiger Planet ist, sondern eine imaginäre, aber irdische Welt, ist die Frage gestattet, wie ein Ökosystem funktioniert, aus dem man große Teile einfach entfernt hat.

          Nehmen wir das Pferd. Es frisst Gras. Gut, Gras muss also vorhanden sein. Gras ist im allgemeinen ein Windbestäuber. Insekten werden demnach nicht gebraucht. Aber wie sieht es mit Äpfeln aus? Dazu brauchen wir Insekten. Haben wir Äpfel in unserer Welt, brauchen wir Bestäuber. Das trifft auch für viele unserer Pflanzen zu.

          Da in Fantasy üblicherweise viel Holz verwendet wird, brauchen wir natürlich Bäume. Auch hier gilt: Windbestäuber können existieren. Einige Gehölze nicht. Es sei denn, wir führen das gesamte anhängende Ökosystem mit ein.

          Die Frage ist tatsächlich: bei Fantasy liegt die Herausforderung darin, Lücken im Ökosystem zu begründen - oder Phantasiewesen statt dessen einzufügen. Man könnte fast sagen: Fantasy führt uns vor Augen, wie komplex und vielfältig unser irdischen Leben eigentlich ist. Denn nehmen wir nur etwas heraus, könnte alles zusammenbrechen. Im Grunde können wir nichts entfernen, aber den Menschen ist das kaum bewusst.

          Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
          Mark Twain

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          • Alys II.
            Alys II. kommentierte
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            Badabumm, tatsächlich gibt es Kaffee in meiner Fantasy-Welt. Genau wie Kakao und Oliven. Aber eben nicht in der Ecke, in der die Geschichte spielt. Das ist der Grund, warum ich diese Begriffe wie „milchkaffeefarben“ und „wüstensandfarben“ und „oliv“ etc meiden will - sie wären meinen Charakteren nicht geläufig.

          • Badabumm
            Badabumm kommentierte
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            War ja nur ein Anlass. Mich interessiert, was man in solchen Fällen macht. Ich wollte darauf hinaus, dass es immer irgendwas Irdisches geben muss, das man benennen kann, wenn bereits irdische Lebensformen vorkommen. Irgendwas Braunes muss es dann doch geben. Das Problem kenne ich aus vielen Fantasy. Es ist in der Regel einfacher, auf Bekanntes zurückzugreifen, weil nur dann eine Beschreibung möglich ist.

          • Alys II.
            Alys II. kommentierte
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            Klar, deshalb plädiere ich ja immer dafür, auch erdachte Welten so realistisch wie möglich zu halten und viel Recherche reinzustecken. Der Leser braucht etwas Vertrautes, das ihm (unbewusst) einen Anker in der Fantasiewelt gibt - egal, ob das ein Setting á la Mittelerde oder eine Sci-Fi-Dystopie auf fernen Planeten ist.
            Allerdings muss allem Realismus zum Trotz nicht alles, was bei uns vorkommt, auch der erdachten Welt genau so vorkommen. Deine Beispiele mit den Insekten und Gräsern und so sind klar - lege ich fest, dasss es in meinem erdachten Ökosystem keine Regenwürmer gibt, dann muss ich mir etwas anderes einfallen lassen, das deren wichtige Aufgabe übernimmt. Aber Kaffee z.B. könnte man streichen: nicht die Pflanze an sich (die erfüllt ja auch eine ökologische NIschenaufgabe), aber das Getränk. Ich kann ohne weiteres festlegen, dass in meiner Welt die Menschen Kaffeebohnen nicht als Grundlage für ein Getränk verwenden, sondern als Gewürz, als Räucherstoff, oder gar auch einfach gar nicht.
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