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Wann wäre eine neue Beziehung moralisch i.O.

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    Wann wäre eine neue Beziehung moralisch i.O.

    Okay, nehmen wir mal den Fall an, dass ein Mann seit Jahren mit seiner Freundin zusammenlebt. Die Beziehung ist erkaltet, keiner erwartet noch irgendwas vom anderen, man lebt so vor sich hin und ist in dem Stadium, wo schon gar nicht mehr viel gestritten wird, sondern man schlicht aneinander vorbeilebt. Dann erfährt der Mann, dass seine Freundin fremdging. Großer Zorn natürlich, Streit. Kurz darauf, noch ehe sie sich trennen konnten, stirbt die Freundin in einem Unfall.

    Jetzt frage ich mich: Wie bald danach würdet ihr es als Leser hinnehmen, dass er eine neue Liebe findet und verfolgt ohne dass ihr ihm "Arschloch!!!" vorwerfen würdet? Klar - die Liebe fällt, wohin sie fällt, aber es wird nun nicht märchenhafte Liebe auf den ersten Blick sein.
    Also grob gefragt: Wie viel Zeit fändet ihr da anständig zu warten?

    Wäre lieb, wenn ihr eure Wahl in den Kommentaren begründet
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    Beerdigung sollte vielleicht schon abgewartet werden ...
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    1 Woche
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    2-3 Wochen
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    1-2 Monate
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    Vierteljahr bis halbes Jahr
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    1 Jahr
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    Länger als ein Jahr
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    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

    #2
    Für mich gibt es da keinen Zeitrahmen. Wenn ihn die Liebe in den Allerwertesten beißt und er es zulässt, dann wäre auch ein Tag danach in Ordnung. Allerdings wird er, auch wenn die Beziehung erkaltet ist, Trauerarbeit zu erledigen haben. Sowas nimmt einen emotional sehr ein. Die Frage ist, würde er eine neue Liebe erkennen in dieser Zeit? Wenn ja, wäre es dann was ernstes, oder nur eine Kompensation gegen die schlechten Gefühle der Trauer, um nicht allein zu sein, zu fliehen?

    Die Frage hat für mich wenig mit Moral zu tun, sondern viel mit Individualität. Was passt zu diesen Menschen?
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

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      #3
      Das sehe ich ähnlich wie weltatlas. Wann ist er denn bereit für eine neue Liebe? Wenn die beiden sich nicht trennen wollten, dann war wenn auch keine Liebe, so doch bestimmt eine gewisse Gewohnheit und Verbundenheit da, und wenn die fehlt, dann bleibt da ein Schmerz, der zu überwinden ist. Wenn das Fremdgehen weh tat, dann waren da auch Gefühle und nicht nur "mir egal".

      Aber angenommen, er fühlt sich eher befreit als belastet und ist selbst offen für eine neue Beziehung, dann soll er meinethalben sofort loslegen. Ich bin nicht der Typ, der anderen da Vorschriften macht. Klassische Trauerzeit, um auch die konservativste Tante zufriedenzustellen, wäre dagegen ein Jahr, jenseits dessen wird dir bestimmt keiner Vorwürfe machen Es kommt mMn auch darauf an, in welcher Gesellschaft sich dein Prota bewegt und was seiner Erziehung nach angemessen wäre; im Zweifelsfall urteile ich dann nämlich nach seinen kulturellen Normen, nicht nach meinen.
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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        #4
        Ich persönlich würde sagen mindestens ein bis zwei Monate, eher ein halbes Jahr, bis man wirklich mental auch in der Lage ist, sich nach so einem Vorfall wieder auf jemand neues einlassen zu können.
        Aber wie die anderen beiden vor mir auch schon richtig erkannt haben, ist dies individuell und noch von vielen weiteren Faktoren abhängig.
        "Angst schließt das Licht in Dunkelheit ein, Mut ist der Schlüssel." - KH.

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          #5
          Ich sehe das wie weltatlas .
          Die Wut über das Fremdgehen muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass er noch etwas für sie übrig hatte. Das kann auch arg gekränkter Stolz sein. Oder die Tatsache, dass sie zuerst eine neue Liebe hatte. Also. Meines Erachtens kann er sich stante pede in die Bestatterin oder die Pastorin am offenen Grab verknallen. Und Anständigkeit und Moral hat für mich damit nichts zu tun. Aber ich bin aufgeklärter, vielleicht abgeklärter Großstädter in einer westlichen Welt.
          Es kommt natürlich auf seine Umgebung an, wie er damit durchkäme. Was erwartet seine Umwelt / Zeitgeist / eventuell moralinsaure Gesellschaft?

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          • Ankh
            Ankh kommentierte
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            Meines Erachtens kann er sich stante pede in die Bestatterin oder die Pastorin am offenen Grab verknallen. Und Anständigkeit und Moral hat für mich damit nichts zu tun.
            Ich denke, moralisches Verhalten hat auch damit zu tun, dass man sich rücksichtsvoll anderen gegenüber verhält.

            Angenommen, die Verstorbene hinterlässt eine Mutter, die sich immer gewünscht hat, dass die beiden mal heiraten und die der Prota sehr gern hat. Um der weiteren Schmerz zu ersparen, fände ich es durchaus unmoralisch, zur Beerdigung mit einer neuen Flamme aufzutauchen.

            Hier geht es weniger darum, was mich als Leser verletzen würde, sondern wie der Prota sich gegenüber der anderen Figuren in seiner Welt verhält. Und da kann es je nach Umständen durchaus angemessen sein, sich eine Weile zurückzuhalten, auch wenn der Prota und sein Bekanntenkreis ebenso abgeklärt sind wie unsereins. Wenn er sich da so verhält, dass er andere verletzt, könnte ich um der verletzten Figuren willen als Leser durchaus sauer auf ihn sein.

          • Dodo
            Dodo kommentierte
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            Eine neue Flamme muss nicht automatisch die Gegnerin der alten Flamme sein. Wenn sie zu der Beerdigung mitginge, kann es auch ein Zeichen einer gewissen Wertschätzung sein. Ein neuer Partner kann ja auch zu der Beerdigung eines nicht gekannten "Schwieger-"Elternteils mitgehen, wenn es der/m Trauernden hilft. Es bedeutet ja nicht, dass die beiden anschließend gleich Party machen.
            Wenn ich als Leser das Gefühl hätte, hier mit der Moralkeule eines übergeschwungen zu bekommen, würde ich das Buch zuklappen. Es ist meine ureigene Auffassung, klar, dass nur der Tote gestorben ist; sein Partner, Kind, Elternteil aber ein Leben haben, das weitergeht und nicht mitendet.
            Deswegen schrieb ich ja schon oben, in anderen Worten, dass die Sozialisierung und Umgebung der Figur eine Rolle spielt, wie also seine Umgebung sein Verhalten ahndet. Wie die anderen Figuren urteilen, möchte ich schon wissen - und es muss nicht mit meiner Meinung übereinstimmen.
            Aber ich als Leser möchte nicht gesagt bekommen, wie ich zu urteilen habe bzw dass meine Auffassung unmoralisch sei (wäre das sozusagen eine Prämisse, wäre es kein Buch für mich); ich sehe aber gerne Figuren, die meine Auffassung unmoralisch finden könnten und umgekehrt. Es wäre also eine Frage von "Was ist spannender? Ein Prota, der sich den Moralisten beugt, oder einer, der es nicht tut, weil das Leben weitergeht, oder einer, der andere einfach nur verletzen will?" Wäre die Frage, was für ein Typ Kelpie da vorschwebt.

            Aber meine Antwort auf die "Arschloch"-Frage ist weiterhin: es gibt für mich keinen Mindest- oder Maximalzeitraum.
            Es wird Figuren geben können, die ihm sofort eine neue Liebe zugestehen, und solche, die ihm niemals verzeihen, dass er nicht mitgestorben ist.

          #6
          Zitat von Dodo Beitrag anzeigen
          Die Wut über das Fremdgehen muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass er noch etwas für sie übrig hatte. Das kann auch arg gekränkter Stolz sein. Oder die Tatsache, dass sie zuerst eine neue Liebe hatte. Also. Meines Erachtens kann er sich stante pede in die Bestatterin oder die Pastorin am offenen Grab verknallen.
          Sehe ich, in diesem speziellen Fall, ebenfalls (weshalb ich mal die erste Möglichkeit angeklickt habe). Als Leser fände ich es sogar ganz reizvoll, wenn er sich sehr schnell nach ihrem Tod verliebt, vielleicht sogar in die Polizistin, die ihm die Nachricht vom Unfall überbringt. Das kann ein sehr schönes Gefühlschaos geben

          Übrigens, mein erster Impuls, bevor ich die Frage komplett durchgelesen hatte, dachte ich: "Da fehlt die Antwortmöglichkeit: länger als 10 Jahre"

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            #7
            Ich bin ... überrascht. So wie das Ergebnis aussieht, hätte ich sogar noch eine Zeitspanne vor der Beerdigung angeben müssen xD Eigentlich war schon das "Beerdigung abwarten" eher ironisch gemeint, weil ich nicht gedacht hätte, dass das jemand ankreuzt.

            Wie gesagt ... ich bin überrascht. Und muss jetzt erstmal sortieren, was hier meine eigenen Moralvorstellungen sind, was anerkannte Moralvorstellungen sind und was mein Prota darüber denken würde.
            Auf jeden Fall schon mal danke für die Gedankenanstöße und Antworten. Habe tatsächlich mit was anderem gerechnet. Da kann man mal sehen, für wie selbstverständlich man seine eigenen Vorstellungen nimmt
            Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

            So nah, so fern.

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            • Amilyn
              Amilyn kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Ich denke, dass man mit den Moralvorstellungen super spielen kann. Wenn das Paar nach außen hin einen glücklichen Eindruck gemacht hat, werden es Freunde und Familie (vor allem ihre Familie) ihm sehr übel nehmen, egal, wann er mit der Neuen auftaucht (ihre Familie wird das sicher nie so wirklich gerne sehen). Leute, die sie nur vom Sehen kannten, werden sich erst recht die Mäuler zerreißen.
              Es gibt einen wirklich guten Film, der da heißt "Moonlight Mile", der so etwas behandelt, d.h. die Verlobte wird bei einem Überfall getötet und der Mann hängt bei ihren Eltern fest und hat Hemmungen, ihnen zu erzählen, dass sie sich kurz vor dem Überfall getrennt hatten, währenddessen verliebt er ich in eine andere.
              Zuletzt geändert von Amilyn; 23.10.2017, 19:37.
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