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    Ruf als Pornodarstellerin oder Prostituierte

    Ich würde mal gern mit einer Figur arbeiten, die als Pornodarstellerin oder Prostituierte ihr Studium finanziert. Da ich nicht einschätzen kann, wie so was wirkt, wollte ich euch fragen, was ihr von solchen Berufen haltet. Ihr müsst nicht eure persönlichen Ansichten darlegen (wäre trotzdem interessant), mir reicht es zu wissen, wie ihr als Leser von solchen Figuren denkt.

    Welchen Unterschied macht es zudem, wenn die Figur den Job temporär wählt, um besser über die Runden zu kommen, wenn sie den Job zum Hauptberuf macht, wenn sie "zufällig reingerutscht ist", wenn sie ihn bewusst wählt. Wo ist für euch der Unterschied zwischen Pornodarstellerin und Prostituierte hinsichtlich des Ansehens? Wie fühlt ihr euch, wenn euer Partner euch gesteht, einen solchen Beruf auszuüben? Wie fühlt ihr euch, wenn ihr es selbst herausfindet? Wann sollte man dem Partner von dem Beruf erzählen?

    #2
    Zu lesen fände ich es auf jeden Fall interessant. Gerade weil es nicht so alltäglich ist und mit Sicherheit teilweise auf Ablehnung stößt, würd ich gern wissen, wie sie das erlebt.

    Einen Unterschied macht es für mich eigentlich nicht, ob das nun temporär ist oder ne längere Karriere (Pornodarsteller werden den Beruf wohl auch nicht bis zur Rente machen). Wichtiger finde ich, dass es ihre freie Entscheidung ist, denn dieses "Frau wird zu XY genötigt" ist schon ein arges Klischee. Wenn sie es sich ausgesucht hat, lässt das auf eine selbstbewusste Persönlichkeit schließen, das find ich interessant.
    Hinsichtlich des Ansehens von mir, oder wie ich die Gesellschaft einschätze? Gesellschaftlich stehen Prostituierte (wenns nicht gerade Escort ist) sicher noch ne Stufe drunter. Ich persönlich bin da tolerant. Hab schon zu beidem Erfahrungsberichte gelesen, und die Leute waren alle sympathisch.
    Ich finde, ein Partner sollte das von vorneherein wissen. Wenn man in eine Partnerschaft geht, hat ja jeder seine Vorstellungen von Treue, und dass einer regelmäßig mit anderen Sex hat, sei es vor der Kamera oder im Wohnwagen, sollte der andere schon wissen um ne Entscheidung zu treffen, ob er sich darauf einlassen kann. Wenn ich sowas erst später herausfinden würde, wäre das für mich ein Vertrauensbruch, wenn ichs selbst herausfinde nochmal schlimmer als ein spätes "Geständnis". Wann mans am besten mitteilt, naja, irgendwann beim Kennenlernen kommt sicher die Frage "was machst du so?". Da sollte sie dann halt nicht nur das Studium erwähnen Ist bestimmt für sie auch besser, gleich die auszusieben, die damit nicht klarkommen, bevor sie sich lange Hoffnungen auf eine Beziehung macht.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #3
      Wow, Vickie. Schwierige Fragen.

      Zuerst einmal: Ich halte überhaupt nichts davon. Bei dem Thema kann ich richtig konservativ sein, für mich haben diese Menschen keine Würde und wenn ich erfahren würde, dass jemand in meinem Freundeskreis das macht, würde ich den Kontakt vermutlich abbrechen. Mich ekelt der Gedanke richtig an, dass insbesondere Pornodarsteller Sex dermaßen instrumentalisieren und völlig auf das Produkt Sex reduzieren. Ähnlich sehe ich das bei Prostituierten, da aber nicht ganz so heftig, einfach weil der Beruf schon eine lange Geschichte hat und in gewisser Weise intimer ist. Denn während man eine Prostituierte bezahlt, um mit ihr zu schlafen und sich so Befriedigung holt (meine Güte, manche haben es eben nötig, das ist kein Verbrechen), befriedigen Pornos nichts, sondern geilen nur auf und senken die Hemmschwelle. Die Darsteller schlafen miteinander, um letztendlich von anderen angeschaut zu werden. Philosophisch betrachtet kehrt ein Porno das Aufeinander-Bezogene total um und macht Sex zu etwas, das nur für den Zuschauer stattfindet (boah, wie eklig). Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass Pornos das Private in den Schlafzimmern pervertiert haben. Früher war Sex noch was Magisches, Verbotenes, etwas, das man ausprobieren musste. Heute kennt jeder die Bilder, tausend Stellungen und wird vielfach belächelt, wenn er noch so "unschuldig" ist, davon keine Ahnung zu haben. Unsere Jugend wird mit diesen Erwachsenenspielchen zugebombt, anstatt sich selbst langsam an die eigene und partnerschaftliche Erotik heranzutasten. Blödes Wortspiel, entschuldigt.

      *auskotz*

      Ähm, ja. So viel zu meinen Vorbehalten zu Pornographie und Prostitution allgemein. In einem Roman kann man damit aber anders umgehen. Eine Pornodarstellerin wäre mir dennoch alles andere als sympathisch, weil ich - Vorurteil oder nicht - davon ausgehe, dass jemand, der sich beim Sex filmen lässt, ein krankhaft exozentrisches Verhalten an den Tag legt.
      Prostitution finde ich in dem Zusammenhang "spannender". Ich glaube, junge Frauen kommen viel leichter auf den Strich als an einen Pornodarsteller, daher finde ich dort die Zeichnung des Konflikts, wie auch immer der aussieht, glaubhafter. Die Frage ist halt: Soll sich der Leser mit der Figur identifizieren, mit ihr sympathisieren oder soll ihn einfach interessieren, wie es weitergeht? Mit einer freiwilligen Prostituierten könnte ich mich nie identifizieren, aber es kann durchaus interessant sein, in einen Kopf zu schlüpfen, der schlicht kein Problem mit dem Job hat und ihn deswegen macht. Wie gesagt, meine Haltung zu diesen Frauen ist recht eindeutig, aber das ist sie auch bei Jägern und Politikern und ich könnte dennoch einen Roman über sie lesen.
      Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

      So nah, so fern.

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        #4
        Ich glaube, die beiden einzigen Möglichkeiten, um Spannung zu erzeugen, sind leider auch die am meisten bemühten, und die würden mich wohl etwas nerven:

        Es dem Partner gar nicht erzählen, er findet es raus, findet es grauenvoll, macht Schluss usw.
        oder
        Es dem Partner gleich zu Beginn erzählen, er nimmt sich vor, kein Problem damit zu haben, hat es aber doch usw.

        Die zweite Variante hätte meiner Meinung nach mehr Potential, interessant und schön tragisch zu werden.

        Hinsichtlich des Ansehens: Ich glaube, einer Pornodarstellerin unterstellt man eher, dass sie Spaß an ihrem Job hat als einer Prostituierten. Dass sie den Beruf "absichtlicher" gewählt hat und sowieso den ganzen Tag an nichts anderes denken kann, als an Sex. Bei einer Prostituierten, wenn Du sie nicht in einem Edel-Escortservice arbeiten lässt, ist man gleich gedanklich an der nächsten Straßenecke, die ist wahrscheinlich drogensüchtig und legt sich für ein paar Mark fuffzig kurz mal lustlos hin. Was nicht heißen muss, dass jemand, der Pornos dreht, gesellschaftlich "im Vorteil" wäre. Nach dem Motto: "Was, die dreht Pornos? Na, da kann sie ja offenbar nicht genug kriegen." Im Gegensatz zu: "Was, die muss sich prostituieren, um über die Runden zu kommen? Können wir ihr nicht helfen, einen richtigen Job zu kriegen?"
        (Ich persönlich hab übrigens immer unwillkürlich den Mama-Gedanken im Kopf: "Aber die sieht doch so nett aus, warum macht sie das denn nur?" )

        Ich überlege gerade, ob es vielleicht noch eine andere Plotvariante gibt... Sie wird von ihm da reingebracht, quasi als ihr Zuhälter...? Hm, könnte unromamtisch werden Ich mach mir noch ein paar Gedanken

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        • Lael
          Lael kommentierte
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          Zu den Mama-Gedanken:
          In fast allen Fällen, wo bisher in den Dokus davon berichtet wurde, zerbricht das Verhältnis zu den Eltern (teilweise zur gesamten Familie, wobei Geschwister potentiell toleranter scheinen) tatsächlich komplett. Und wenn es doch noch "intakt" ist, dann wird auf jeden Fall NICHT über diesen Job geredet. Ich habe bisher das Gefühl, dass sich Eltern sogar mit Homosexualität besser anfreunden können als damit, dass das Kind einen "schmuddeligen" Job ausübt (wobei das mit der Homosexualität grundsätzlich zu begrüßen ist, nur, damit das hier nicht falsch verstanden wird!). Für gewöhnlich schauen sie betreffende Filmchen natürlich auch gar nicht erst an, selbst, wenn sie davon wissen. Das wiederum kann ich komplett nachvollziehen, würde ich von meinem Kind auch nicht sehen wollen. ^^

        • Amilyn
          Amilyn kommentierte
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          Wenn meine Kinder mal irgendwann nach Hause kommen und mit ner DVD (oder auf was auch immer man bis dahin Filme guckt) in der Luft rumwedeln und sagen: "Komm, wir gucken meinen neuen Film", dann können die sich aber warm anziehen. Das mag intolerant sein, aber... nee...

        • Lael
          Lael kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Allein die Vorstellung ... nope. Aber ich glaube, da können wir uns ein Stück weit selbst beruhigen, denn: Falls so etwas tatsächlich passieren sollte, hätte unsere jeweilige Familie wohl noch ganz andere Probleme als nur "so was", d. h. das betreffende Filmchen O.o (Und davon gehen wir ja nicht aus.)
          Das hat in dem Fall dann auch nichts mit "Intoleranz" zu tun, finde ich.

        #5
        Dieser Thread gefällt mir jetzt schon ...
        Es gibt wohl nur wenige (deutsche) Dokus zu beiden Themen, die ich noch nicht gesehen habe.
        Also, falls du das tatsächlich in der ein oder anderen Form umsetzt: Ich bin als Leserin definitiv dabei!

        Für mich persönlich ist weder der eine noch der andere Beruf "schlimm",
        solange er auf Freiwilligkeit beruht. Denn dann sehe ich ihn als genau das an,
        was er ist: ein Beruf. Eine Dienstleistung wie jede andere auch.
        Für mich persönlich macht es deshalb im Ansehen auch keinerlei Unterschied.


        Ich finde es allerdings manchmal schwierig, wenn die Begründung der Personen nur lautet
        "Ich brauche eben das Geld" - klar kann man sich da teilweise 'ne goldene Nase verdienen,
        aber die Zeiten sind mittlerweile (dank Flatrates *schüttel!* & Co.) auch schwieriger geworden.
        Auf der Straße natürlich noch mehr als in den Bordellen - wo man zumindest noch teilweise das Gefühl
        haben kann, dass die Welt "in Ordnung" ist. (Kommt natürlich auf den/die Zuhälter/in an ...)
        Für mich ist auch ein "Ich brauche das Geld" eine Form von freiwilliger Entscheidung für das
        Anschaffengehen, weil man für gewöhnlich auch noch andere Jobs ausüben könnte. (Und ganz
        davon ab: Wenn man dafür absolut nicht "geeignet" ist, schafft man es auch nicht, das durchzuziehen.
        Es sei denn, man wird dazu gezwungen, aber ich rede gerade explizit nicht von Zwangsprostitution.)
        Was natürlich keineswegs heißt, dass die Frauen (und Männer!) damit dann nicht doch massive Probleme (Psyche, Umfeld etc.) haben (können), selbst wenn sie sich eigenhändig dafür entschieden.

        Und für Pornodarsteller gilt das eigentlich genau so, nur, dass das Umfeld dort noch mal deutlich anders ist. Aber in meinen Augen ist es im Prinzip auch eine Art von Prostitution - was die Darsteller größtenteils anders sehen (Was sie btw meist damit begründen, dass sie sich ihre Drehs & Drehpartner selbst auswählen können, was nicht unbedingt von der Hand zu weisen ist, denn gerade am Straßenstrich ist das eindeutig schwieriger ...). Dieser Unterschied zeigt sich für mich auch im Ansehen. Gesellschaftlich betrachtet wird ja beides gerne unter den Teppich gekehrt (z. T. auch verständlich), aber dennoch haben Pornodarsteller in der Szene ein ganz anderes Ansehen als "normale Prostituierte": Mit ordentlichem Marketing sind sie wie Stars (siehe Erotikmessen) und deren Fans behandeln sie auch ähnlich wie Fans, die z. B. ihre Musikidole vergöttern (was ich faszinierend finde). Aber normalerweise, so im Alltag, sollte man mit beiden Tätigkeiten nicht unbedingt hausieren gehen. Wobei ich auch da denke, dass Pornodarsteller vielleicht noch einen minikleinen Vorsprung gegenüber Prostituierten hätten.


        Wenn eine Person das nur temporär macht bzw. zufällig hinein rutscht, ist das natürlich schon anders
        als wenn sie sich bewusst dafür entscheidet und das dann sogar hauptberuflich macht. Letzteres finde ich, offen gestanden, sogar ein Stück weit bewunderswert für diese Personen.

        Was das dann aber für die Partnerschaften bedeutet, da kann ich mich den Vorrednern nur anschließen: Man sollte die Karten von vornherein auf den Tisch legen. Sexualität ist ja ein sehr heikles Thema und es wird wohl in gefühlt mind. 95% der Fälle nach hinten los gehen, wenn der Partner es selbst herausfindet. Ich wüsste nicht, wie ich selbst damit umgehen würde, wenn mein Partner so einen Job hätte. Wenn ich von Anfang an davon weiß, kann ich zumindest versuchen, damit umzugehen. Wenn ich es per Zufall mitbekommen würde, käme ich mir wohl extrem verarscht und wie betrogen vor und würd's sein lassen. Aber ... tja ... wann sollte man am besten davon erzählen? So früh wie möglich. Wenn man sicher weiß: Ich fühle was für die Person, die Person fühlt was für mich und da könnte was Ernstes draus werden.
        Alles ist Gift. Es kommt nur auf die Dosis an. (Paracelsus)

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          #6
          Welchen Unterschied macht es zudem, wenn die Figur den Job temporär wählt, um besser über die Runden zu kommen, wenn sie den Job zum Hauptberuf macht, wenn sie "zufällig reingerutscht ist", wenn sie ihn bewusst wählt. Wo ist für euch der Unterschied zwischen Pornodarstellerin und Prostituierte hinsichtlich des Ansehens? Wie fühlt ihr euch, wenn euer Partner euch gesteht, einen solchen Beruf auszuüben? Wie fühlt ihr euch, wenn ihr es selbst herausfindet? Wann sollte man dem Partner von dem Beruf erzählen?
          Puh, so viele Fragen auf einmal. *grübel*

          Also: Ich find am Beruf der Pornodarstellerin oder der Prostitution nix Schlimmes, ich finde ihn sogar nützlich, weil er in manchen Fällen evtl. Ventile bietet. Außerdem ist Sex das Normalste der Welt. So wie Essen. Und wenn Koch ein Beruf ist ... ^^
          Wer für Sex zahlen will, der solls halt tun, wer dafür Geld nehmen möchte, auch.

          Der Unterschied zwischen Pornodarstellerin und Prostituierten hinsichtlich des Ansehens, puh. Also, soweit ich das mitverfolge, erhalten Pornodarstellerinnen schon ein etwas höheres Ansehen. Wenn man sich in manchen Foren umliest oder mit Pornodarstellerinnen-Fans plaudert, die reden von den Darstellerinnen teilweise halt so wie die Mädels von Justin Bieber o.ä. und sehen die nicht immer nur als "Vorlage". Bei Prostituierten hab ich bislang gemischte Erfahrungen gemacht.
          Es kommt aber auch bei Prostituierten vermutlich auf das Umfeld und das Klientel an. In einem gehobenen Etablishment werden Prostituierte vermutlich nen Tick mehr Respekt genießen als die Drogensüchtige am Bahnhof.

          Ich hab jetzt aber ne Quelle rangezogen und mal wen gefragt, der die Szene ein wenig mitverfolgt und kennt. Derjenige behauptete, Pornodarstellerinnen hätten überwiegend nicht mehr Ansehen als Prostituierte, zumal zumindest die Darstellerinnen in B-Movies (also nicht die spärlichen, bekannten Porno-Sternchen) nebenbei meistens ebenfalls als Prostituierte arbeiten (was ich, soweit ich das bislang mitverfolgt hab, bestätigen kann). Für viele seien Pornodarstellerinnen einfach ... nix, und gerade diese Leute zögen sich gerne die Filmchen rein. Und was ich so an Geschichten gehört hab, wird mit Pornodarstellerinnen bei Hardcorefilmchen auch nicht immer sehr zimperlich umgegangen. Selbstmorde kommen da dann schon mal vor (nach vorangegangenen Depressionen o.ä., hab ich zumindest gelesen, aber gut, auch die Suizidrate bei Zahnärzten ist angeblich recht hoch).

          Ich persönlich sehe das Problem des Ansehens darin, dass es leider noch immer viele Schwarze Schafe in der Porno-Industrie gibt und dass es keine klaren Regelungen für dieses Gewerbe gibt. Gibt ja bislang auch keine geregelte Ausbildung dafür.

          Es ist halt so: Die Lust nach Sex, der Trieb, das wird wohl nie aussterben (ist ja evolutionstechnisch auch logisch), daher lässt sich damit auch am schnellsten Geld verdienen. Und dadurch verdienen halt auch immer wieder sehr "kaputte" Menschen Geld damit, die aus irgendwelchen Gründen (sozialisationsbedingt, krankhetitsbedingt, ...) diesem Job nachgehen ohne ihn wirklich machen zu wollen. Das kann mMn (fast) nur schiefgehen.
          Und mir hat ein Erlebnis vor ein, zwei Jahren schon gereicht, wo die Emanze in mir schon aussteigen wollte und ... *Zensur*. War mit meinem Partner und seinem Bruder auf nem Parkplatz meine Autofahrkünste auffrischen. Dort gabs ne zeitlang Prostituierte. Vor uns Freier, die sich da ein Mädel ins Auto geholt hatten. Nach ein paar Minuten wurde die dann wieder rausgeschmissen (und das fast wortwörtlich). Das fand ich absolut ekelhaft, aber ist, was das nicht vorhandene Ansehen angeht, wahrscheinlich gang und gäbe, wie mir gerade gesagt wurde.

          Aber du wolltest ja persönliche Meinungen wissen. Also: Ich hab grundsätzlich schon mal Respekt vor der Stärke, die man besitzen muss, wenn man seinen Körper so ziemlich jedem Dahergelaufenen anbietet. Das stell ich mir schon ziemlich hart vor. Egal ob da jetzt wirklich Lust dabei ist, oder ob es nur ums Geld geht (gibt etliche "normale" Jobs, die auch nur des Geldes wegen gemacht werden.)
          Und ganz zu schweigen vom Können und der Erfahrung bei diversen Praktiken. Und wenns in den harten Hardcore-Bereich fällt, ist da dann ohnehin schon massives medizinisches/anatomisches Wissen notwendig, wenn man die Kunden nicht umbringen will. Das lernt man sich ja auch erst alles an und wird einem nicht in die Wiege gelegt, und das respektiere ich genauso, wie die Erfahrungen des Kochs.
          Und ich respektiere erstmal jeden Menschen, der mich auch respektiert. Mir egal, ob das jetzt der Top-Manager oder die Bahnhofsprostituierte ist, für mich zählt der Mensch dahinter. Und daher kann der Mensch hinter dem Beruf für mich so oder so dann ein großes oder ein geringes Ansehen besitzen. Mit einigen Prostituierten hab ich aber Mitleid, weil ich mir denke, die sind in einer Situation, die kann nur demütigend sein.

          Was Romane angeht:
          Da bin ich immer zwiegespalten. Mal wieder ^^. Ich habe überhaupt nichts gegen Prostituierte an sich in Romanen, weil ich auch in der Realität nichts gegen sie hab. Aber ich las schon Finanzierungsproblemprostitutionsgeschichten, wo ich mir echt nur dachte: "Einfältiges Huhn." Die Stories, wo es zig andere Möglichkeiten gegeben hätte, an Geld zu gelangen, aber der Prota nix besseres einfällt, als an den superzwielichtigen Typen zu geraten, weil sie ja "das Geld braucht" und sie alle Alarmzeichen mal eben wegsteckt, weil "sie ja das Geld braucht", und alle anderen Pläne, die die Geldnot dämpfen könnten, nicht mal in Erwägung zieht, weil "sie ja das Geld braucht" und fünf Seiten später kann man sich dann Orgien eines naiven Dummchens hingeben. *grusel* So eine Prota ist bei mir ziemlich schnell unten durch, weil Prostituierte sind ja auch keine IQ-losen Puppen.
          Also wenn jemand schon rein aus finanzieller Not heraus so etwas macht, dann möchte ich wenigstens lesen, warum gerade diesen Job. Neugierde? Kein anderer Job frei und generell nix mehr zu verlieren? Reingerutscht? Stark unter Druck stehend? Hart im Nehmen und grad Bock drauf? -- Aber bitte nicht so tun, als wäre das grundsätzlich IMMER die einzige Möglichkeit, um als Frau an Geld zu gelangen ^^.

          Was ich tun würde, wenn ich rausfände, dass mein Partner einen solchen Beruf ausübt?
          Ich würd mir denken: "Hoffentlich immer mit Gummi wegen HIV und so." und wohl nen HIV-Test verlangen. Ich bin halt paranoid diesbzgl.
          Und dann würd mich erst mal die Sparte und das Klientel interessieren xD.
          Selbst rausfinden fände ich nicht so toll, ich würde wollen, dass er es mir sagt, was auch so wäre.
          Der Zeitpunkt? -- Na ja. Je eher, desto besser ^^.

          Kommentar


            #7
            Abend,

            interessante Frage Vickie *Kelpie zur Vorsicht schon einmal eine Kotztüte geb*

            Eigener Standpunkt
            Ich habe weder etwas gegen Prostitution noch gegen Pornodarsteller. Für mich ist sind das Berufe wie jeder andere Beruf auch, die von mir aus auch meine Schwester, Mutter oder Kinder ausüben können, wenn sie da Spaß dran haben.
            Wie ich da drauf reagiere / reagieren würde, wenn mir wer sagt, er ist Prostituierte? ich kenne drei Pro-Dominas. Ich finde das interessant, was die machen. Ich lasse mir auch gerne erzählen, was die machen aus reinem Interesse. Zusätzlich kenne ich zwei Mädels, die der Prostitution nachgehen. Wie "intensiv" weiß ich nicht.
            Pornodarsteller kenne ich nicht. Das wäre bei mir vermutlich auch ein "Och... schön. Wie bist denn dazu gekommen?". Denn prinzipiell - ich muss es nicht machen und wenn wer anderes Spaß dran hat, bitte. Je nach Pornos finde ich diese tatsächlich auch sehr hilfreich. Ich leiste u.a. Jugendarbeit in einem Forum für BDSM-interessierte Jugendliche. Ja, da haben Pornos nix mit zu tun. Aber durch eben diese finden die oftmals heraus, das es noch andere gibt, die auf "diesen Kranken Scheiß" stehen und versuchen sich weiter zu informieren.
            Fazit: Es sind für mich Berufe wie jeder andere auch. Wenn auch ungewöhnliche, aber solange die Leute sich den selber ausgesucht haben und ggf. noch ihren Spaß dran haben? Why not. Wenn es eine Nachfrage gibt, sollte es auch einen Markt geben, der diese Anfrage deckt. Ich hab lieber 580 Menschen Teenie-Porn und Vergewaltigungs-Porn gucken als das sie sich eine 14jährige suchen oder die den nächstbesten Kerl vergewaltigen. Auf die Idee kommen Menschen auch ohne Pornos.
            Ich lebe da ganz nach dem Motto: Leben und Leben lassen. Wenn sie niemanden stören können'se machen was sie wollen. Ich hab da sogar eher Respekt vor: Es braucht verdammt viel Mut, Selbstachtung und auch Selbstbewusstsein, einen der beiden Berufe auszuüben. Und da es richtige Berufe sind, haben die bei mir ungefähr genau so viel Ansehen wie ... ein Maurer oder so.


            Standpunkt in Büchern
            Hier kommt es darauf an, wie deutlich es angesprochen wird. Ich bin ja kein Freund von expliziten Szenen o.ä. Dementsprechend fände ich ein Satz über den Beruf ausreichend, von mir aus kann die Person auch "Nach anderen Männern riechen" etc - sobald Sexszenen im Plot vorkommen o.ä. bin ich raus.
            Ich würde, aufgrund meiner Einstellung, weder gut noch schlecht von der Person denken. Sie hat halt einen Job. Yaaay! Der Staat muss sie nicht finanzieren. Aber was soll daran nun interessant sein? (Gut, wie man merkt, ich lebe auch in einer etwas anderen Welt manchmal ). Das wäre für mich kein NoGo für den Charakter, kein absolutes Plus. Menschen können nicht nur auf den Beruf beschränkbar sein. Die Figur rutscht weder in meinem ansehen, noch steigt sie.


            Zu den Fragen

            [QUOTE=VickieLinn;n6144]
            Zitat von VickieLinn Beitrag anzeigen
            Wo ist für euch der Unterschied zwischen Pornodarstellerin und Prostituierte hinsichtlich des Ansehens?
            Nirgendwo. Beides Neutral
            Zitat von VickieLinn Beitrag anzeigen
            [B]Wie fühlt ihr euch, wenn euer Partner euch gesteht, einen solchen Beruf auszuüben?/[B]
            Hatte ich noch nie. Das würde vermutlich (100% kann ich das nicht sagen) nicht wirklich groß was ändern, da ich kein eifersüchtiger Mensch bin. Bei mir können die Partner außerhalb der Beziehung auch Sex haben, solange ich es weiß. Aber das ist es halt: Sex. Bei polygamen oder polyamoren Gegebenheiten möchte ich wieder involviert sein und mitreden können.
            Zitat von VickieLinn Beitrag anzeigen
            Wie fühlt ihr euch, wenn ihr es selbst herausfindet?
            Vor der Beziehung? Neutral. Während der Beziehung? Na dann ist aber Holland in Not, ich kann es nicht leiden angelogen zu werden.
            Zitat von VickieLinn Beitrag anzeigen
            Wann sollte man dem Partner von dem Beruf erzählen?
            Sofort. Und damit meine ich direkt sobald die Frage nach dem Beruf aufkommt oder es absehbar ist, das die Beziehung nach den eigenen Standards eine Liebesbeziehung wird. Der Partner hat ein Recht darauf zu wissen, was sexuell außerhalb der Beziehung geschieht.


            So, das waren meine 2-Cent dazu. Ich hoffe ich konnte helfen.

            Kommentar


              #8
              Ihr habt ja natürlich alle recht, dass man es gleich zu Anfang sagen sollte, wenn man Prostituierte oder Pornodarstellerin ist. Nur... dann ist doch auch gleich zu Anfang vom Buch die Spannung flöten

              Kommentar


              • Ankh
                Ankh kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                @DreamBell: Genau so sehe ich das auch. Wenn sich die Prota schon ganz am Anfang so dämlich/ unfair verhält, dann mag ich auch nichts über sie lesen. Es gibt schon zu viele Autoren, die denken, ein guter Konflikt kommt nur zustande wenn sich alle Beteiligten grunzdoof aufführen. Dann ist nämlich auch die Auflösung am Ende kein echter Gewinn, sondern höchstens die Rückkehr in eine vernünftige Denkweise. Wenn der "Konflikt" allein dadurch gelöst werden könnte, dass man einfach mal miteinander redet, und dann tun sie das 100 Seiten lang nicht, dann sind sie einfach selber an ihrem Unglück schuld.

              • Amilyn
                Amilyn kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Ja, das sehe ich ja auch so. Wie gesagt, die Variante "gleich erzählen, es gut finden aber doch ein Problem damit haben", finde ich besser. Mir ist aber auch noch eingefallen: Gleich erzählen, es mega-scharf finden und überall auf der Uni damit angeben. Hm? Also, wenn Vickie das nicht schreibt, schreib ich es

              • Ankh
                Ankh kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Interessant wäre auch, wenn er gar kein Problem damit hat, aber selbst auch mit anderen Frauen rummachen will, was sie wiederum eifersüchtig macht.

              #9
              Was ich zum Thema Mama-Gedanken nicht ganz verstehe: Wieso toleriert ihr die Entscheidung einer fremden Frau, als Prostituierte oder Pornodarstellerin zu arbeiten, bewundert sie gar für ihren Mut - aber bei euren eigenen Kindern überwiegt dann doch das Entsetzen? Warum?


              Edit:

              @Dingelchen
              Also: Ich hab grundsätzlich schon mal Respekt vor der Stärke, die man besitzen muss, wenn man seinen Körper so ziemlich jedem Dahergelaufenen anbietet. Das stell ich mir schon ziemlich hart vor.
              Ich frage da jetzt nicht nach, um dir meine Meinung aufzuzwingen, sondern weil ich es schlicht nicht verstehe. Was findest du stark daran, wenn jemand seinen Körper "so ziemlich jedem Dahergelaufenen anbietet"? Ich finde das verdammt schwach. Wenn wir beim Thema Sex bleiben, finde ich es eher stark, wie manche Frauen sich ihr erstes Mal bis nach der Ehe aufsparen, weil sie hohe Idealvorstellungen haben.
              Was ist stark daran, sich zu verkaufen? Was daran kann man mit Respekt betrachten? Ich finde sowas in erster Linie entsetzlich traurig und ernüchternd. Für mich sind solche Menschen das genaue Gegenteil von selbstbestimmten, freien Menschen. Daher empfinde ich eher Mitleid für sie. Und wie wir alle wissen, ist Mitleid der Mörder allen Respekts.



              DreamBell
              *dankend die Kotztüte annehm*

              Ich hab lieber 580 Menschen Teenie-Porn und Vergewaltigungs-Porn
              Teenie-Porn? Sag mir jetzt bitte nicht, dass es Pornos gibt, in denen die Darsteller wie Teenager aussehen ... (Teenies werden es aufgrund der Rechtslage doch ganz bestimmt nicht sein, oder?) ...

              Es braucht verdammt viel Mut, Selbstachtung und auch Selbstbewusstsein,
              Da. Schon wieder. Warum findet ihr/du, dass dazu Selbstachtung gehört? Gerade die Selbstachtung ist es doch, was die meisten Menschen davon abhält, so einem Beruf nachzugehen. Ich habe viel zu viel Respekt vor meinem Körper, meiner Sexualität und dem, was Mutter Natur mir hier geschenkt hat, als dass ich es jedem dahergelaufenem Freier anbieten würde. Das ist doch keine Selbstachtung.

              Zuletzt geändert von Kelpie; 20.07.2016, 10:41.
              Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

              So nah, so fern.

              Kommentar


              • DreamBell
                DreamBell kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Ganz simpel - deine Psyche muss verdammt stabil sein um zu sagen "jo, ich bin Prostituierte" - dein Selbstbewusstsein auch. Und das sind Menschen die sich dazu entschieden haben, etwas zu machen, worin sie entweder gut sind oder was ihnen Spaß macht. Kann ich derzeit von meinem Job nicht behaupten. Was du darüber denkst ist mir dabei auch ziemlich Latte - was Mutter Natur dir geschenkt hat, kannst du nutzen, wie du magst. Diese Menschen haben sich anders entschieden als du.

                Zu den Pornos: Es gibt spezielle Bildbearbeitungsprogramme die kleine Darstellerinnen sogar wie Kinder aussehen lassen soweit ich weiß. Aber ja - es gibt genug professionelle Pornos, in denen die Darsteller bewusst wie Teenies aussehen, sowohl Männer als auch Frauen. Bei Männern nennt man es dann "Twink" - und je nach Rechtslage gibt es auch Pornos mit jugendlichen Darstellern. Und, nicht vergessen, die ganzen privaten Pornoseiten oder denen, wo jeder hochladen kann

                "So ziemlich jedem Dahergelaufenen" ist ebenfalls falsch. Die Freier kann man sich aussuchen.

                Und ich habe keinen Mama-Gedanken. Also, so halb, eher "macht ihr das Spaß" - wie geschrieben, in meinem Umfeld herum wäre es mir egal und bei meinen Kindern auch. Wenn es die glücklich macht, unterstütze ich sie in ihrer Berufswahl, egal ob Prostituierte, Nobelpreisträger, Soldat oder Mainzelmännchen

              • Mona
                Mona kommentierte
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                Was die "so ziemlich alle Dahergelaufenen" angeht: Ich hab da wie gesagt nicht den Insider-Einblick. Aber was ich so mitbekam, wenn ich in speziellen Foren gestöbert habe, unterhalten sich Freier gern mal über diese und jene Prostituierte inkl. Bewertungen. Wenn da also eine sehr, sehr wählerisch ist, ohne entsprechenden Status zu haben, dann kann das mMn auch nach hinten losgehen, also jobtechnisch.
                Um bei meinem Kochbeispiel zu bleiben: Ein Sternekoch kann sich die Gäste vielleicht auswählen inkl. Gästeliste (gibt da z.B. in meiner Stadt ein Lokal, wo die Besitzerin angeblich alle Liebespärchen, die sich beim Essen küssen, rauswirft xD -- gilt trotzdem als Geheimtipp). Ein einfacher Gasthofbesitzer, der erst mal Kunden gewinnen/halten muss, wird irgendwann auf seinem Essen sitzenbleiben, wenn er, was weiß ich, Veganer grundsätzlich rauswirft, weil er die alle doof findet, oder Typen in rosa Hemden nicht mag, weil er davon Augenkrebs bekommt.

                (Und hab da jetzt noch mal nachgefragt und wurde mir bestätigt, dass die Freier alle recht gut vernetzt sind. Wenn sich da eine sehr "zickig" anstellt, wird eben die Konkurrenz gewählt und die mit den "Allüren" ist schnell mal unten durch und muss sich eher die Touris suchen. Ist auch irgendwie logisch. Natürlich muss sie nicht jeden Dahergelaufenen nehmen -- je nach Rahmenbedingungen -- aber förderlich ist das für ihr Geschäft halt nicht unbedingt. Die Konkurrenz ist groß.)
                Zuletzt geändert von Mona; 20.07.2016, 21:52.

              • Kelpie
                Kelpie kommentierte
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                Ich weiß nicht, ob das ein Klischee ist, aber auch in Dokus, in denen Prostituierte interviewt werden, ist mir noch keine untergekommen, deren Psyche nach Jahren mit diesem Job noch stabil wäre. Auch ob Spaß wirklich in den meisten Fällen dabei ist, wage ich zu bezweifeln. Ich denke, wenn jemand Spaß am Sex hat, dann treibt er sich einfach in Diskotheken rum und reißt hübsche Typen auf. Aber Spaß dabei zu haben, auch mit Typen zu schlafen, die dir eigentlich zuwider sind - ich bezweifle es. Klar kannst du auch einige ablehnen (auch wenn dann das passieren kann, was Mona schreibt). Aber du kannst nicht jeden Kerl ablehnen, der dir nicht gefällt - dann brauchst du mit dem Job gar nicht erst anfangen.

                Und das mit diesen Teen-Pornos schockiert mich ehrlich gesagt. Auch wenn die Darsteller erwachsene Menschen sind, aber finde nur ich es bedenklich, wenn sich Leute daran aufgeilen vermeintlichen Beinahe-Kindern beim Sex zuzuschauen?! Weniger als vorbeugend wirkt das wohl eher fördernd für Pädophilie.

              #10
              Zitat von Kelpie Beitrag anzeigen

              @Dingelchen

              Ich frage da jetzt nicht nach, um dir meine Meinung aufzuzwingen, sondern weil ich es schlicht nicht verstehe. Was findest du stark daran, wenn jemand seinen Körper "so ziemlich jedem Dahergelaufenen anbietet"? Ich finde das verdammt schwach. Wenn wir beim Thema Sex bleiben, finde ich es eher stark, wie manche Frauen sich ihr erstes Mal bis nach der Ehe aufsparen, weil sie hohe Idealvorstellungen haben.
              Was ist stark daran, sich zu verkaufen? Was daran kann man mit Respekt betrachten? Ich finde sowas in erster Linie entsetzlich traurig und ernüchternd. Für mich sind solche Menschen das genaue Gegenteil von selbstbestimmten, freien Menschen. Daher empfinde ich eher Mitleid für sie. Und wie wir alle wissen, ist Mitleid der Mörder allen Respekts.

              Ich find es stark im Sinne von "Man muss eine hohe (Frustrations-)Toleranz und eine stabile Psyche haben, wenn man sich dazu entscheidet, sich diverse Kunden anzutun". -- Ich hab mal im Verkauf (Drogerie) gearbeitet, wo mir ständig eingetrichtert wurde: Der Kunde ist König. Ich hab nur Mascara und Cremchen verkauft, aber selbst da hatte ich mit manchen Kunden schon meine Problemchen, die ich natürlich wegstecken musste ^^. Und wenn ich mir vorstelle, ich übe einen Dienstleistungsberuf aus, wo ich nicht Cremchen, sondern mich selbst anbiete, und der Kunde eben der "Hero" ist, dann ... uff. Ich könnte das vermutlich nicht. Wer das irgendwie wegstecken kann und einen Weg findet, damit umzugehen, der ist für mich in diesem Sinne stark.
              Ich gebe dir aber genauso beim anderen Extrem recht. Ich finde es ebenfalls stark, wenn Frauen sich keinem Gruppenzwang o.ä. hingeben und darauf pfeifen, ob sie mit 25 noch Jungfrau sind oder nicht. Ich find es stark, wenn Frauen sich aufheben wollen und das durchziehen, obwohl schon vieles sehr sexualisiert ist. Diese Frauen haben ebenfalls meinen Respekt dafür.
              Irgendwie haben beide Gruppen eben auch mit Unverständnis zu kämpfen. Bei den einen heißt es dann eben "Was, du bist noch unbefleckt, du Mauerblümchen?", bei den anderen eben "Was, du gehst anschaffen, du bist nichts wert!"

              Mitleid definiere ich ein bisschen anders. Ich hab bewusst Mitleid geschrieben, ich hätte auch "Mitgefühl" schreiben können. Wenn ich mitfühle, dann versetze ich mich ins Gegenüber rein. Wenn ich Mitleid empfinde, dann leide ich mit. Und wenn ich mir -- siehe Parkplatzbeispiel -- die Situation mancher Prosituierten (v.a. Babystrich) anschaue, dann leide ich mit. Das ist tatsächlich traurig und ernüchternd, und diesen Menschen wird wirklich der Respekt genommen. Das bedeutet aber nicht, dass ich meinen Respekt deshalb ablege. Das mach ich gerade nicht bei den Menschen, die schwächer sind als ich und die in der Sch*** stecken. Meine Verachtung, wenn überhaupt, gilt dann meistens eher denen, die andere in diesen Mist reinreiten und verantwortungslos agieren, Menschen ausnutzen. Diejenigen können sich nämlich gegen meine Verachtung noch wehren, wenn sie wollen.

              Vielleicht denke ich deshalb so, weil ich früher bei nem Bahnhof zur Schule ging und da öfter mal in den Mittagspausen mit Obdachlosen ins Gespräch kam. Wenn du dich näher mit ihnen unterhalten hast, hast du gesehen, dass das auch Menschen sind, u.a. sehr kluge Menschen, die halt aus div. Gründen auf die schiefe Bahn geraten sind. Da gabs z.B. den "Aufpasser", der irgendwelchen Geschäften nachging, die er mir nie verraten wollte^^, dann den traumatisierten Kriegsarzt, der sich mit Alkohol so lange zugesoffen hat, bis er auf der Straße landete, und den Blut kotzenden Junkie, ein Jugendlicher, der war deren Nesthäkchen, auf den haben sie besonders aufgepasst. Und weil ich neugierig war, wollte ich alles aus deren Leben wissen. Und da saß ich dann, und hab dem Junkie die Nägel schwarz lackiert (Metaler), was für ihn irgendwie wie Geburtstag war, während mich der "Aufpasser" mit philosophischen Erkenntnistheorien vollgelabert hatte (der war so ne Art wandelndes Lexikon).
              Immer, wenn ich an ihnen dann vorbei ging, begrüßten die mich schon mit nem freudestrahlenden "Mona-Lisaaaa!" *lach* und haben mir stolz alle Zigaretten, die sie mir am Vortag geschnorrt hatten, wieder zurückgegeben. Strenge Rechnung-gute Freundschaft quasi.
              Dann wurde ich mal auf dem Bahnhof bedroht und ging danach wieder an der Gruppe vorbei. Der Alk-Arzt fragte mich, was los sei. Ich hab ihnen von der Sache erzählt und er nur: "Wenn ich dabei gewesen wär, dann ... *Zensur*. Wenn das nächste Mal was ist, sag uns gleich Bescheid, Mädel!!!" -- Und zu nem Freund meinte der "Aufpasser" mal, ich sei ein cooles Mädel, man solle gut auf mich aufpassen.
              Lange Rede, kurzer Sinn: Das waren Leute, auf die viele wahrscheinlich herabgesehen haben, weil sich keiner mit ihnen auseinandergesetzt hat. Aber wenn man mal von ihnen akzeptiert wurde, wollten sie dir auch immer was zurückgeben. Und diese Solidarität alleine hat schon meinen Respekt verdient.

              Mit Prostituierten war ich nie wirklich in Kontakt, ich kannte nur mal eine, die kurzfristig auf den Strich gegangen war, weil sie in falsche Kreise geraten war und ich die zufällig während eines KH-Aufenthalts beim Rauchen kennenlernte. Da wusste ich noch nichts von ihrer Vergangenheit. Als ich dann davon erfuhr, war ich zwar schockiert, aber hab sie deshalb nicht weniger respektiert. Die Entscheidung mag dumm oder naiv gewesen sein, aber das macht noch immer keinen schlechten Menschen aus, zumal diese Entscheidung einem anderen Menschen zuliebe getroffen worden war. Und ich hab lieber Menschen, die mal Fehler machen, weil sie anderen helfen wollen, als Menschen, die andere von Vornherein verachten (ich meine nicht dich, Kelpie, ich meine vordegründig div. Freier).

              Das waren jetzt ein paar Hardcore-Beispiele von den Leuten, die eben oft Verachtung erfahren. Da rede ich noch gar nicht von den "normalen" Prostituierten, die den Job gern machen, die nicht auf der Straße landen, die vielleicht sogar stolz auf ihre Tätigkeit sind (solls ja auch geben).

              Wenn also etwas keinen Respekt von mir bekommt, dann sind es eher die Kunden/Freier, die den Mensch hinter dem Job vollkommen vergessen und Frauen (oder auch Männer) nur als Ware sehen. Den Koch hinter dem Essen würdigt man ja auch ein bisschen. Oder Pornodreher, die ohne irgendwelche Schutzmaßnahmen dummes Zeug drehen. Das sind für mich die eher Verachtenswerten, nicht die Lust an sich, auch keine Pornos, auch keine Darsteller o.ä. Es gibt nämlich auch Seitenbetreiber/Filmdreher, die da halbwegs verantwortungsvoll agieren. Und die fehlende Verantwortung ist es, die mich nervt. Vor allem gegenüber Schwächeren. Ein bissl Disziplin und Verantwortung schadet auch testoserongesteuerten Menschen nicht, wir leben ja nicht mehr in der Steinzeit.

              LG
              Mona

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                #11
                Ich find es stark im Sinne von "Man muss eine hohe (Frustrations-)Toleranz und eine stabile Psyche haben, wenn man sich dazu entscheidet, sich diverse Kunden anzutun".
                Okay, ich verstehe, was du meinst. Aber es ist die Frage, ob man diese Kunden wirklich wegstecken kann oder ob nicht sie vielmehr der Grund sind, warum viele Prostituierte völlig auf Grund laufen. Ich meine, es ist eins, wenn du Cremes verkaufst und dir dafür Kritik vom Kunden anhören musst. Etwas ganz anderes ist es, wenn diese Kritik, Verachtung, Nachlässigkeit, was auch immer, sich gegen deinen Körper, im schlimmsten Fall gegen deine Person richtet. Ich glaube nämlich nicht, dass Freier nur den Körper beurteilen. Oftmals zieht sie ja meinetwegen die Schüchternheit oder was weiß ich an.

                Aber eben: Auch hier stelle ich mir die Frage: Was daran soll ich bewundern? Es fühlt sich für mich ähnlich an, als würde ich einen Junkie dafür bewundern, wie systematisch er sich seinen Körper zerstört. Er brauch das Zeug ebenso wie eine Prostituierte das Geld, er hat den Mut, mit seinem Leben und Körper Dinge anzustellen, die ich niemals wagen würde. Das kann man feige nennen. Ich sehe es mehr als Achtsamkeit, Selbstrespekt und Lebensfreude. Auch mit dem Junkie habe ich Mitleid und ich verachte ihn sicherlich auch nicht. Auch kann ich Respekt vor ihm als Mensch haben. Aber sicherlich habe ich keinen Respekt vor seinen Taten - ebenso wenig wie bei Prostituierten.

                Ich muss da an eine Afrikanerin denken, die ich letztes Jahr im Urlaub getroffen habe. Sie saß auf einer Decke und hat kleine Schnitzereien und Bilder aus ihrer Heimat angeboten. Meine Eltern und ich haben da nach einem Mitbringsel für meine Schwester gesucht. Und um den Preis herunter zu handeln, wandte mein Vater eine Taktik an, die ich richtig ekelhaft finde und mich in dem Moment auch angewidert hat: Er hat begonnen, die Ware schlecht zu reden. Das sei unsauber geschnitzt. Das sei ja nur Spanholz. Das sei doch keine Kunst. Das sei höchstens 10€ wert.
                Und diese Afrikanerin hat ihn richtig empört angesehen, hat ihre Waren verteidigt und gleichzeitig habe ich gesehen, wie weh ihr diese Worte getan haben, weil sie sich gegen etwas richteten, was sie sehr liebte: Ihre ferne Heimat. Und gerade deswegen ist sie in meinem Ansehen enorm gestiegen. Eben weil sie verletzbar war, sobald es um Dinge ging, die ihr etwas bedeuten.
                Was also bedeuten sich Prostituierte, wenn sie respektlosen Umgang von Kunden wegstecken können? Und was bedeuten sich Prostituierte, wenn der Umgang ihnen die Seele zerbricht - und sie dennoch weitermachen?

                Und wie gesagt - wir sprechen ja über freiwillige Prostituierte, denn bei Zwangsprostitution sieht das alles schon wieder ganz anders aus.
                Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

                So nah, so fern.

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                  #12
                  Schwierige Thematik.

                  Der Ruf von beiden Tätigkeiten ist denkbar schlecht und in der Regel geht auch niemand damit hausieren, dass er Erfahrungen mit der einen oder der anderen Sache gemacht hat. Es ist ein gesellschaftliches Tabu und dient in der Regel auch nicht der Aufwertung der eigenen Person/Persönlichkeit. Wobei, vielleicht würde es eine Frau doch beeindrucken oder beruhigen, wenn ihr neuer / potentieller Partner gesteht, dass er bereits viel Erfahrung bei käuflicher Liebe sammeln konnte oder auf ein breites Spektrum sexueller Praktiken zurückgreifen kann, das er ihm Rahmen visueller Recherchen erlangen konnte.

                  Ich hatte erst neulich bei Youtube eine Doku über Drogen und Pornofilme gesehen und die Einblicke waren da doch sehr bestürzend. Man darf sich berechtigterweise fragen, warum eine Frau einen Job macht, den sie nur unter Meth ertragen kann und trotzdem damit nicht aufhört. Die Themen Sucht und Triebe spielen in beide Bereiche mit hinein und das macht es schwer, dabei Rationalität heranzuziehen. Für beides gilt zudem, dass die Nachfrage das Angebot generiert und dieses Angebot entsteht nicht selten unfreiwillig oder leichtsinnig. Abgesehen von Zwang ist es doch fast immer die Aussicht auf das schnelle Geld, bei Pornos vielleicht auch kurzzeitiger Ruhm. Einmal in der Spirale geht es wahrscheinlich ganz schnell soweit rein, dass man nicht mehr ohne Weiteres rauskommt. Ich hatte damals eine Bekannte, die einen Zuhälter kannte (keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist), der sie auch immer mal wieder gefragt hat, ob sie sich nicht was neben dem Studium dazuverdienen wöllte. Manche sagen da vielleicht ja.

                  Rein von der Popularität her betrachtet, würde ich der Prostituierten den schlechteren Ruf unterstellen. Das Thema Krankheiten jeglicher Art ist damit eher verknüpft, als mit Pornografie, wo man zumindest hört, dass es gewisse medizinische Grundansprüche zu erfüllen gilt, wahrscheinlich abhängig von der allgemeinen Qualität der jeweiligen "Produktion". In den Medien nimmt man auch eher Pornosternchen wahr, als eine konkrete Prostituierte, was irgendwie in der Natur der Sache liegt, weshalb das Ansehen von Pornodarsteller/innen wahrscheinlich höher liegt, auch wenn es hinter vorgehaltener Hand ist, kann man da wohl schon von Fans sprechen.

                  Ich würde nur vermeiden, alle über ein Kamm zu scheren, innerhalb ihrer Gruppe als auch berufsfeldübergreifend. Dahinter stehen mit Sicherheit Schicksale, denen man mit einer Pauschalverurteilung Unrecht tut, selbst wenn es in anderen Fällen eine Form von Berechtigung gäbe.

                  Was die Offenheit mit dem Thema angeht, möchte ich mich den meisten Vorrednern anschließen. Wenn der (zukünftige) Partner das nicht im Vorfeld weiß, geht das in der Regel schief und je später desto heftiger. Auf der anderen Seite hört man ja auch von Männern, die sich in Damen aus beiden Gewerben verlieben und daraus, wenn auch als Ausnahme von der Regel, auch mal eine Beziehung wird. Aber selbst in dem Fall wäre vorher klar, was Sache ist.

                  Ich erinnere mich im Übrigen an eine Law & Order-Folge, die auch das Thema hatte, dass sich eine Studentin mit Pornos ihren Lebensunterhalt verdient. Sie wurde dann von Kommilitonen vergewaltigt, genau auf die Art wie sie es selbst vorher in einem "Film dargestellt" hatte, war dann glaube ich auch wieder so eine Nein heißt Ja-Sache, bin da aber nicht mehr sicher. Sie hatte bis dahin ihren "Job" weitestgehend geheim halten können, doch nach dem Prozess, den sie natürlich verloren hatte, weil sie erst nach und nach mit der Wahrheit rausgekommen ist, war ihr Ruf im Arsch und sie wurde von der Uni geworfen und hatte dann am Ende ihren Nebenjob zum Hauptberuf gemacht / machen müssen. Serie eben.
                  Panta rhei.

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                  • ThetaHelion
                    ThetaHelion kommentierte
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                    Und vor allem amerikanisch. Nach außen prüde ohne Ende und "Hachgottchen der Ruf der Uni", aber unter der Oberfläche ist's richtig schmutzig.

                  • Amilyn
                    Amilyn kommentierte
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                    Ich glaube übrigens tatsächlich, dass in der Pornoindustrie eine sehr viel größere Gefahr besteht, sich eine Geschlechtskrankheit zu holen als bei der Prostitution. Ich hab neulich einen Artikel gelesen, dass ein Darsteller diverse Kolleginnen mit HIV angesteckt hat, weil immer wieder Filme ohne Kondom gedreht werden, einfach nur, weil es den Konsumenten stört, sich einen Film anzusehen, in dem der Mann ein Kondom trägt. Diese Filme werden weniger gekauft. Und da mittlerweile jeder zu Hause im Internet die Privatvideos von den Nachbarn sehen kann, beugen sich die Filmemacher oft, um ihre Sachen zu verkaufen. Und die Darsteller beugen sich, weil die meisten nun mal keine Stars sind, die einen Haufen Kohle verdienen und über die die Bloodhound Gang einen Song macht.
                    Ein Mann, der zu einer Prostituierten geht, wird - zumindest gehe ich davon aus - allein aus Selbstschutz schon ein Kondom benutzen. Wahrscheinlich, weil er davon ausgeht, dass die Frau eher was hat als eine schillernde Pornodarstellerin.

                  • Mona
                    Mona kommentierte
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                    Amilyn Kann ich nicht sicher beantworten, aber dein Argument klingt irgendwie logisch. Ich glaub, den Artikel las ich auch ...

                  #13
                  Okay, ich verstehe, was du meinst. Aber es ist die Frage, ob man diese Kunden wirklich wegstecken kann oder ob nicht sie vielmehr der Grund sind, warum viele Prostituierte völlig auf Grund laufen. Ich meine, es ist eins, wenn du Cremes verkaufst und dir dafür Kritik vom Kunden anhören musst. Etwas ganz anderes ist es, wenn diese Kritik, Verachtung, Nachlässigkeit, was auch immer, sich gegen deinen Körper, im schlimmsten Fall gegen deine Person richtet. Ich glaube nämlich nicht, dass Freier nur den Körper beurteilen. Oftmals zieht sie ja meinetwegen die Schüchternheit oder was weiß ich an.
                  Die Kritik hat sich oft genug gegen meine Person gerichtet -- spätestens wenn du wüst beschimpf wirst. Aber ich weiß, es ist kein Vergleich. Trotzdem war ich oft schon ein bissi genervt *hust*. Eben weil du in ner Position bist, wo du trotz allem freundlich bleiben MUSST. Mittlerweile bin ich da ziemlich abgebrüht (dank anderen Jobs), aber anfangs dacht ich echt nur "Gott, rutscht mir alle runter!"
                  Mir ging es bei den Freiern jetzt weniger um die Kritik/Beurteilung, sondern eher um den Umgang mit, sagen wir, Dienstleistungspersonal. Wenn dir da jetzt der Unsympathler schlechthin vor Augen tritt, der dich noch blöd anmacht, aber nicht so krass, als dass du ein Argument gegen die trauten Stunden zu zweit hättest (oder ihn in meinem Fall aus dem Geschäft schmeißen kannst), dann find ich das hart. Wenn man sich für die Prostitution entscheidet, dann eben nicht nur für den Traumtyp, mit dem man gern im Bett landen würde, sondern auch für so ziemlich alle anderen.
                  Und damit umgehen zu können, finde ich eben stark. Vielleicht auch "abgebrüht". Ist mir im Grunde egal. Das hat für mich im Dienstleistungsbereich auch einfach was mit "Drüberstehen" und "Disziplin" zu tun. Ich bewundere generell Disziplin im Job. Egal, ob es jetzt Verkäufer, Sanitäter, Polizisten, Stewardessen, oder eben Prostituierte sind. Alle, die mit Menschen arbeiten (v.a. im Sinne der Dienstleistung) werden früher oder später mal auf unbequeme Leute treffen. Und wenn du professionell agieren willst, wirst du auch nicht jeden, der dir nicht passt, rausschmeißen/verprügeln o.ä. Ansonsten wird bestenfalls dein Ruf bald geschädigt sein, schätz ich mal.

                  Ich weiß jetzt nicht ganz, was du mit der Schüchternheit meinst. Das sehe ich jetzt nicht als Beleidigung an, eher als Merkmal, aufgrund dessen eben Prostituierte A und nicht Prostiuierte B kontaktiert wird.



                  Aber eben: Auch hier stelle ich mir die Frage: Was daran soll ich bewundern? Es fühlt sich für mich ähnlich an, als würde ich einen Junkie dafür bewundern, wie systematisch er sich seinen Körper zerstört. Er brauch das Zeug ebenso wie eine Prostituierte das Geld, er hat den Mut, mit seinem Leben und Körper Dinge anzustellen, die ich niemals wagen würde. Das kann man feige nennen. Ich sehe es mehr als Achtsamkeit, Selbstrespekt und Lebensfreude.
                  Als Prostituierte zerstört man nicht automatisch systematisch den Körper. Es liegt ja grundsätzlich in deinem Ermessen (wenn wir jetzt von vollkommen freiwilliger Prostitution ohne Druck sprechen), wie weit du gehst (oder sollte es zumindest). Ich bin da wie gesagt kein Insider (müsst mich erst wieder erkundigen, wie das genau läuft^^), aber wenn ich mal recherchiert hab auf div. einschlägigen Seiten, ist da häufig angegeben, was angeboten wird und was nicht. Purer Sex zerstört den Körper jedenfalls nicht, oder nicht mehr, als wenn ein Ehepärchen jeden Tag dem Beischlaf beiwohnt. Die Frage ist dann halt eher, in welche Richtung geht man und was nimmt man dafür in Kauf. Jetzt mal als Klischee Brustvergrößerungen um in der Porno-Industrie groß rauszukommen, wo OPs dann schieflaufen und die halt schlimmstenfalls bis zum Tod führen (da gabs mal nen Fall). Das find auch ich nicht achtsam und eher sehr destruktiv -- aber das ist mit Doping im Sport oder mit sich Ritalin einwerfenden Studenten oder bei Watte essenden Magermodels auch nicht anders, hat also nicht speziell was mit diesem Beruf zu tun. Da gibt es einige andere, wo man sich schön zerstören kann, auch.

                  Mal ein Beispiel: Angenommen, ich bin zeigefreudig und beschließe, ab nun als Webcam-Girl zu arbeiten. Ich strippe ein bissl rum, halte die Kunden im Chat bei Laune und fummel ein bisschen an mir rum. Was daran zrestört meinen Körper? Ich wäre ja dann bereits eine Pornodarstellerin. Und angenommen, ich würde dann User dazu küren, sich mit mir real zu vergnügen. Warum wäre das für meinen Körper destruktiv? Weil ich dann Geld dafür nehmen würde? Dann wäre normaler Sex auch destruktiv. Und es gibt Leute, die haben dabei offenbar tatsächlich eine Lebensfreude.
                  Und im Prinzip kann man es auch umgekehrt sehen: Typen, die Geld für Sex ausgeben (müssen), sind arme Schweine und haben keinen Selbstrespekt. Frauen spielen mit ihren Reizen, weil sie wissen, was an ihnen reizvoll ist.

                  Drogen müsste man im übrigen auch definieren. Alkohol ist auch eine Droge. Wenn du damit aber Dinge konservierst, ist er konstruktiv. Und mein Arzt behauptete schon mehrmals, ein Achtel Wein pro Tag sei gesund für den Kreislauf. ^^

                  Du hast schon recht damit, dass Prostitution/Pornodrehs u.U. tatsächlich den Körper zerstören. Aber ich finde, da muss man differenzieren und erst mal überlegen, warum das so ist bzw. was so destruktiv daran ist. Ich lass aufgrund des Jugendschutzes mal konkrete Beispiele weg, aber es wird ja auch in Pornos mitunter "gedopt", um dem Kunden ne Scheinwelt zu verkaufen. Und da geht es dann auch mitunter in den unguten Bereich, für männliche als auch für weibliche Darstellerinnen. Das hat aber für mich noch immer nicht mit der Sache an sich zu tun, sondern mit einer mitunter verantwortungslosen Rangehensweise. Und die verurteile ich genauso. Da müsste man als Kunde dann vielleicht solche Drehs boykottieren, aber erstens wird der Kunde nicht so schnell rausfinden, wie ein Porno zustandekam, zweitens find ich das Konsumentenverhalten in vielen anderen Bereichen auch nicht gut (Stichwort: Massentierhaltung).

                  Und diese Afrikanerin hat ihn richtig empört angesehen, hat ihre Waren verteidigt und gleichzeitig habe ich gesehen, wie weh ihr diese Worte getan haben, weil sie sich gegen etwas richteten, was sie sehr liebte: Ihre ferne Heimat. Und gerade deswegen ist sie in meinem Ansehen enorm gestiegen. Eben weil sie verletzbar war, sobald es um Dinge ging, die ihr etwas bedeuten.
                  Was also bedeuten sich Prostituierte, wenn sie respektlosen Umgang von Kunden wegstecken können? Und was bedeuten sich Prostituierte, wenn der Umgang ihnen die Seele zerbricht - und sie dennoch weitermachen?
                  Kann ich nachvollziehen. Wäre mir wahrscheinlich ähnlich ergangen, wenn ich dabei gewesen wäre.
                  Was die Prostituierten angeht: Ich weiß es nicht. Es gibt wahrscheinlich welche, die sich tatsächlich nichts bedeuten, und welche, die gerade deshalb wegstecken, weil sie sich etwas bedeuten und sich das alles nicht zu nahe gehen lassen wollen.
                  Wenn ich in nem feinen Restaurant esse, und ich beanstande das Essen und mach hier Wirbel und rufe den Koch, wird der im Normalfall auch in professioneller Freundlichkeit irgendetwas säuseln und mir evtl. eine Wiedergutmachung zur Verfügung stellen. Jedenfalls wird er wohl eher nicht vor meinen Augen losheulen. Und wenn man sich in einem Beruf, wo man Kritik ausgesetzt ist, alles verdammt zu Herzen nimmt, dann kann das destruktiver sein als wenn man es nicht tut. Stell dir vor, du veröffentlichst einen Roman, wo es nur negative Rezensionen hagelt. Würdest du dann in der Öffentlichkeit unbedingt zeigen, wie nahe dir das geht? Oder würdest du so etwas freiwillig nicht gern wegstecken können?
                  Wie gesagt: "wegstecken" bedeutet nicht immer, dass es einen nicht doch im Innersten irgendwie wurmt. Aber Verdrängen klappt gut. Und Abhärtung ist bis zu einem gewissen Grad mMn wichtig in vielen Dienstleistungsberufen. Die Frage ist dann wieder, was "gesunde" Abhärtung ist und was ein Verdrängen aufgrund eines Traumas ist. Und da bin ich dann wieder bei dem Punkt, dass in der Porno-Prostituierten-Branche sich bzgl. Konsumentenverhalten und auch bei den Machern etwas ändern sollte (weshalb ich auch bei manchen "BDSM"-Romanen btw. die Krise krieg).
                  Vielleicht wägen manche einfach ab und nehmen nicht prickelnde Erlebnisse in Kauf, weil sie den Beruf trotzdem mehrheitlich lieben.
                  Aber ich bin keine Prostituierte, also kann ich auch nicht sagen, was in diesen Prosituierten wirklich vorgeht.
                  Nur so viel: Jemand, der sich selbst nichts (mehr) bedeutet, hat trotzdem meinen Respekt. Sonst könnte ich den beispielsweise vor vielen psychisch kranken Menschen nicht haben.

                  Aber anscheinend sind wir uns ja darin einig den Menschen hinter dem Beruf trotz allem zu respektieren.

                  LG
                  Mona
                  Zuletzt geändert von Mona; 20.07.2016, 14:35.

                  Kommentar


                    #14
                    @Teenie-Porn: Doch, genau das ist gemeint. Aber die Darsteller dürften 18+ sein,
                    weil wir ja nicht über die illegale Seite der Industrie sprechen - aus gutem Grund.

                    @Mama-Gedanken: Was mich anbelangt: Ich finde nicht, dass "Entsetzen" das richtige Wort ist.
                    Wenn Tochter oder Sohnemann mir erzählen würden, dass sie - freiwillig - anschaffen gehen oder Filmchen drehen, würde ich mich vor allem erstmal wundern. Ich würde mich fragen, was sie dazu bewegt, weil das jetzt nicht gerade der Nr. 1-Berufswunsch von Kindern sein dürfte ... D. h. ich würde auf jeden Fall das Gespräch suchen, da ich mir wohl vor allem Sorgen um das Wohlergehen machen würde. Das würde ich aber auch, wenn sie z. B. Polizisten werden wollen würden o. ä. Ich halte Prostitution halt für noch einen Tick gefährlicher und würde aus diesem Grund wohl auch versuchen, sie zu überzeugen, das lieber bleiben zu lassen - immerhin ist es mein eigen Fleisch und Blut. (Und das man sich die Filmchen wohl eher nicht anguckt, versteht sich eigentlich von selbst.)

                    Bei Fremden sehe ich das anders, weil ich keinerlei Recht habe, mich da überhaupt einzumischen. Außer vielleicht auch dort das Gespräch zu suchen und zu hinterfragen: Hey, geht`s dir gut? Willst du das wirklich? bzw. falls ich darum gebeten werde. Wenn sie das wirklich wollen, dann finde ich das durchaus stark und selbstbestimmt - aus den Gründen, die Mona schon so schön aufgezählt hat.

                    Nichtsdestotrotz verstehe ich auch deine Sichtweise und Argumentation Kelpie und würde dem z. T. auch zustimmen. Es macht für mich eben einen deutlichen Unterschied, was man für sich selbst will und was andere wollen dürfen. Und, ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen: Es gibt sogar einen verschwindend geringen Teil, die das wirklich brauchen. Die sagen sich eben "Hey, ich kann sogar Geld damit verdienen? Genial!" und machen das dann einfach. Das dürfte aber nicht die Norm der Dienstleister/innen sein (wobei das bei Männern ggf. noch mal anders ist als bei Frauen).
                    Zuletzt geändert von Lael; 20.07.2016, 14:59.
                    Alles ist Gift. Es kommt nur auf die Dosis an. (Paracelsus)

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                    • ThetaHelion
                      ThetaHelion kommentierte
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                      Wäre spannend zu wissen, wie viele Betroffene da einsteigen, weil sie das Hobby zum Beruf machen wollen oder ihre natürlichen Triebe sie praktisch dazu zwingen (z.B. Nymphomanie).

                    • Mona
                      Mona kommentierte
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                      Ne Studie meinst du? Fänd ich auch spannend!

                    • Kelpie
                      Kelpie kommentierte
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                      Klar, solche Frauen sollen das machen. Aber wie du sagst, ich denke, wir sprechen da über einen verschwindend geringen Teil.

                    #15
                    Ich denke, man muss erst einmal fragen, welche Art Prostituierter Vickie vorschwebt?
                    Ich denke bei dem Begriff nicht an irgendwelche High-End-Escort-Service-Damen, bei denen ich mir vielleicht vorstellen könnte, dass sie tatsächlich ein wenig in der Hand haben, wie weit sie sich hergeben. Ich denke eher an leicht bekleidete Frauen unterschiedlichsten Körperbaus, die bei nahezu jedem Wetter am Straßenrand oder im Schaufenster stehen und sicher über verklärende Romantik nur schal lächeln können und gewiss nicht die Großherzigkeit besitzen, die uns die üblichen Klischees servieren. Bei diesen Frauen glaube ich auch nicht an die innere Freiwilligkeit, sondern an die schnöde Notwendigkeit, die sie ihre Körper auch an irgendwelche Specklurche verkaufen lässt. Sicher gibt es noch Abstufungen dazwischen, aber letzteres verbinde ich halt mit dem Begriff "Prostitution".
                    "Pornodarsteller" kommt da etwas klinischer 'rüber, überprüfter, gereinigter. Ob das tatsächlich immer so ist? Doch ich persönlich hielte die Pornodarstellerin für autonomer und damit besser gestellt als die "Prostituierte", immer noch nicht gut, aber ... na ja.

                    Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass in meinem Bekanntenkreis irgendjemand der einen oder anderen Berufung nachginge. Und wenn? Mir egal. Hauptsache, Mensch gut.
                    Partner? Au Backe. Ich bin mehr der exklusive Typ. Das ginge gar nicht.

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                    • Ankh
                      Ankh kommentierte
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                      Ich denke, eine Studentin, die vorhat, das nur zur Zwischenfinanzierung zu machen, würde eher ins Escort-Raster fallen. Immerhin hat sie eine Wahl, und auch eine bessere Zukunftsaussicht. Bevor sie auf dem Straßenstrich landet oder im Bett mit irgeneinem Freier, den sie widerlich findet, gibt es sicher andere Möglichkeiten, an Geld zu kommen. So viel braucht man als Student auch nicht, dass nicht die meisten anderen mit Bafög und Kellnern über die Runden kommen.

                    • Dodo
                      Dodo kommentierte
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                      Natürlich hat die Studentin ein anderes Ziel als das Wrack vom Straßenstrich, um es krass zu formulieren. Ich verbinde mit dem "Beruf" der Prostitutierten, die nichts anderes macht, etwas Verlorenes und Alternativlosigkeit. Da habe ich nicht das Hobbyhürchen vor Augen, obwohl ich mir auch das als harten Nebenjob (neben der - unentgeltlichen - Haupttätigkeit des Studierens) vorstelle.
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