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Sexismus in Romanen

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    Sexismus in Romanen

    Halllöchen!

    Ich habe da eine Frage und brauche da wohl etwas Hilfe:
    Ich habe einen Charakter, der einen recht sexistischen Humor besitzt, das allerdings charakterlich überhaupt nicht so sieht oder gar auslebt. Im Gegenteil. Er hat keinerlei Überzeugungen dazu, er findet so manche Witze oder Sprüche schlichtweg lustig. Die Frage, die ich mir stelle ist nun, ob ich das im Zuge des Sensitivity Readings überhaupt ... nutzen kann? Darf? Soll? Ich bin in dem Punkt übervorsichtig.

    Konkret erklärt geht es um folgendes:
    Zwei Charaktere treffen zum ersten Mal aufeinander und bei diesem Treffen lässt o. g. Charakter die ein oder andere recht sexistische Bemerkung fallen. Er findet es lustig, empfindet es sogar als Kompliment für sie, sie jedoch ist (zurecht!) wütend darüber und kann ihn ab diesem Zeitpunkt eigentlich schon nicht mehr leiden.
    Bei einem erneuten Aufeinandertreffen wollte ich seinen sexistischen Humor im Zuge eines Streits zwischen den beiden noch einmal zur Sprache bringen, bei dem er ihr signalisiert, dass er das Problem nicht versteht, es als harmlos empfindet. Sie hingegen regt sich aber darüber auf und macht ihm klar, dass das absolut GAR nicht geht, eingerostete Denkweisen sind und er verstehen soll, dass das alles ganz und gar nicht lustig ist, sondern diffamierend, geringschätzend und - auf deutsch gesagt - einfach Scheiße ist. Er zeigt letztendlich auch Einsicht und entschuldigt sich auch dafür.

    Wie seht ihr das? Soll es rein oder lieber draußen bleiben?
    Ist das im Grunde gut oder mach ich da ein Fass auf, das besser geschlossen hätte bleiben sollen ...?
    Ich denke da ganz besonders an Victoria als - meines Wissens nach - Sensitivity Reading Expertin.

    Kannst du/Könnt ihr mir helfen?

    GLG
    tankrastra

    #2
    Sensitivity Reading ist ja vor allem da, damit dir nicht aus Versehen – in diesem Falle – Sexismus zwischen die Zeilen gerät. Also zum Beispiel, wenn du als Autorin genauso aufgewachsen bist wie der sexistische Typ in deinem Roman und es genauso lustig empfindest wie er und es als "normal" deklarierst. Die Protagonistin, die wütend ist, steht vor den Lesenden dann eher als verklemmte Schreckschraube da, die keinen Humor hat.

    In diesem Fall, würde ein*eine Sensitivity Reader kommentieren: "Du, der Typ ist sexistisch. Ist es von dir so gewollt? Wozu brauchst du es in deinem Roman? Was willst du damit aussagen? Aktuell liest es sich nach 'Ein bisschen Sexismus geht immer ' willst du das so?"

    Aber dir ist ja voll bewusst, was du machst.
    Konkret für deinen Roman fände ich es wichtig, dass sie und auch andere Figuren gegenhalten. Sodass die Lesenden kapieren, dass es nicht okay ist.

    Du schreibst ja auch für jüngere Leser*innen. Und für die Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene finde ich es gut, denn sie nicht mit Belästigungen, Gewalt oder anderen Ismen allein gelassen werden. (Einige bekannte Publikumsverlage haben für diese Genres auch Richtlinien dafür.)

    Stell dir einfach vor, dir wäre es passiert – als du genauso alt (und unsicher?) warst wie deine Protagonistin. Was hättest du dir gewünscht?
    Zum Beispiel, dass du ernst genommen wirst? Dass du darüber reden kannst? Mit Freundinnen darüber scherzen, damit es nicht mehr so schlimm ist?
    Und das kannst du deiner Protagonistin auch geben. Ich mein, diese sexistischen Fälle machen ja was mit ihr. Also darfst du sie im Roman auch emotional sein lassen, sie darüber nachdenken lassen und sie gegen handeln lassen. Handlungen sind immer cool. Und wenn diese Message junge Mädels erreichen soll, kannst deine Protagonistin ihnen zeigen, dass man schwach sein darf und wie man (durch Handlungen) stark sein kann.


    Kommentar


      #3
      Victoria
      Vielen lieben Dank für deine schnelle Antwort!
      Das hat mir sehr weitergeholfen!
      Dann kann ich ja ruhigen Gewissens das Thema ansprechen und auch - wie geplant - dagegen halten und meine Prota auch handeln lassen!



      Besten Dank!

      Kommentar


        #4
        Kommt bisschen spät, aber ich kann Victoria da nur zustimmen. (Und nein, ich bin keine Expertin für Sensivity Reading, hier spricht nur mein Bauchgefühl.) Mit Sexismus ist es für mich wie anderen unangenehmen Dingen, die für manche Leser*innen triggernd sein können. Ich finde, man muss sich selbst ehrlich fragen, ob es für die Geschichte notwendig ist oder nicht. Baue ich es nur ein, um effektheischerisch interessant zu sein - oder ist es für den Plot oder die Figurenentwicklung notwendig, dass ein Charakter sexistisch spricht und agiert? Wenn es notwendig ist, dann gibt es keinen Grund, es nicht auszuschreiben. Und gerade wenn Du schreibst, deine Prota handelt aktiv dagegen, dann ist es ja notwendig. Du brauchst die Szenen dann ja um zu zeigen, was sie beschäftigt und wie sie handelt.
        Always avoid alliteration.

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