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Wiedergeburt / Auferstehung / Reinkarnation

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    Wiedergeburt / Auferstehung / Reinkarnation

    Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, welcher Aspekt mich in diesem Zusammenhang am meisten interessiert, aber ein Ziel ist der Vergleich der "Funktionsweise" aus einem meiner Projekte mit den Vorstellungen / Erwartungshaltungen von anderen.

    Zur groben Orientierung würde es mir um Dinge wie Voraussetzungen / Rahmenbedingungen, Ablauf oder Folgen gehen, aber auch ganz allgemeine Gedanken zur Thematik wären sehr interessant. Es handelt sich in meinem Fall um ein Fantasy-Setting, aber Antworten müssen nicht darauf beschränkt bleiben. Vielleicht auch, was ihr von den "gängigen" irdischen Ansichten dazu haltet.

    Viele Grüße,
    Theta
    Panta rhei.

    #2
    Okay. Schönes Thema.

    In der Religion des Tengrismus ist man davon ausgegangen, dass jedes Wesen innerhalb seiner Rasse wiedergeboren wird. Darin unterscheidet sich diese Religion beispielsweise stark vom Hinduismus mit dem Karma - dort werden Lebewesen ja sozusagen bewertet und einer Rangliste unterteilt. Bei niedrigem Karma wird man dann meinetwegen zum Wurm.

    Wiedergeburt hat auf jeden Fall etwas mit dem Glauben an eine Seele zu tun, die nicht an ihr irdisches Dasein bzw. ihren Körper gebunden ist. Das heißt, nach dem Tod ist es möglich (vielleicht sogar erzwingend), dass die Seele ihren toten Körper verlässt und sich ein neues Dasein sucht.

    Weiter im Tengrismus: Die Anhänger dieser Religion glaubten an drei verschiedene Seelen. Die Suld-Seele war fest an das Leben gekettet. Wenn sie den Körper verließ, starb er in jedem Fall. Nach dem Tod bleibt diese Seele in der Natur. Das sind die Ahnengeister, die angerufen werden können. Wird sie vergessen, kehrt sie in Berge, Bäume oder Ähnliches ein.
    Die zweite Seele ist die Ami-Seele. Sie ist für die Atmung zuständig. Nach dem Tod verwandelt sie sich in einem Vogel und fliegt zurück zum Weltenbaum. Von dort aus wird sie wiedergeboren.
    Auch die dritte Seele, die Suns-Seele, wird wiedergeboren.

    Heutzutage gehen die meisten Menschen ja etwas pragmatischer an die Thematik Tod heran. Gerade das Leben nach dem Tod kann schließlich nicht erforscht werden, daher dringt die Wissenschaft nicht durch. Und Vieles, was die Wissenschaft nicht erfasst, ist für manche Menschen nicht vorhanden. Aus diesem Grund ist das Leben nach dem Tod bzw. die Vorstellung, was nach dem Tod ganz allgemein passiert, ausschließlich in religiöser Hand.

    Egal, wie genau die Wiedergeburt nun aussieht, in meinen Augen ist sie etwas, worin wir uns verhältnismäßig sicher sein können. Auf der Welt existieren ausschließlich Kreisläufe - niemals Ketten (selbst die Nahrungskette endet ja eigentlich mit einem Kreislauf). Egal ob wir nun an die Jahreszeiten denken, an das Blühen und Verwelken von Pflanzen, an den toten Tierleib, der durch die Maden, die ihn zerfressen wieder zum Leben erwacht, an den Wasserkreislauf - unser Universum dreht sich und dreht sich und dreht sich. Den Aufbau der Sonnensysteme finden wir mit erstaunlicher Ähnlichkeit im Aufbau der Atome wieder. Warum sollte es mit unserem Leben anders sein? Warum sollten wir nicht um unser Leben kreisen wie Planeten - wieder und wieder und wieder?
    Ich sehe unser Leben ganz ähnlich wie einen Fluss. Er entspringt irgendwo, kämpft sich durch die unterschiedlichsten Landschaften, es wirkt, als fließe er recht eindeutig von A nach B und mündet schließlich ins große Meer (= Tod). Aber eigentlich ist es eindeutig, dass das vielleicht das Ende des Flusses, nicht aber des Wassers ist. Und nicht umsonst wird Seelen häufig das Element des Wassers zugerechnet.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      Dass Wissenschaft sich ständig widerlegt und überholt, dient in meinen Augen nicht ihrer Glaubhaftigkeit, sondern lässt sie im Gegenteil wanken. Damit meine ich nicht Dinge, die tatsächlich erwiesen wurden. Hier hat sie uns wohl gute Dienste erwiesen. Aber ich weigere mich strikt, die ganze Welt durch die Wissenschafts-Brille zu sehen, als sei alles, was diese mir nicht zeigt, inexistent.
      Wissenschaft ist ein starkes Instrument für alle Dinge, die über Sinne wahrnehmbar sind oder irgendwelche bekannten Spuren auf unserer Erde hinterlassen. Für alles andere ist sie einfach blind. Sie dennoch darauf anwenden zu wollen, gleicht dem Versuch mit einem Thermometer die Lautstärke einer Musikanlage messen zu wollen - es wird nichts oder etwas Falsches anzeigen.

      Dodo, gutes Beispiel! Wie esoterisch der einzelne wird, ist wohl im selbst überlassen. Ich finde nur den Gedanken, dass wir nicht einmal eine Seele haben, sondern tatsächlich nur ein Ergebnis chemischer Vorgänge entsetzlich traurig. Dann wären meine Kinder (habe keine, aber im übertragenen Sinne) plötzlich auch nicht mehr, als ein Endprodukt, bei dem halt ein paar Zellen mit den meinen übereinstimmen und zu denen ich aufgrund irgendwelcher Gehirnaktivitäten, die ich nicht kontrollieren kann, eine festere Beziehung habe. Das deucht mich schon sehr nihilistisch.

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Ja, nur kurz ... jemand, der ständig seine Ideen und Annahmen überprüft und Fehler korrigiert, ist in meinen Augen um Lichtjahre glaubwürdiger als jemand, der sagt: So isses und nicht anders. Wo (Natur-)Wissenschaft nichts überprüfen kann, wird sie sich auch nicht profilieren wollen. Daher wildert glaubwürdige Naturwissenschaft nicht in Esoterik.

    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      Wissenschaft ist eh ein großes Wort. Habe schon einige Wissenschaftler erlebt, die trotz oder gerade wegen ihres Berufs gläubige Menschen sind. Das eine schließt das andere also nicht aus. Deswegen lässt sich Religion/Spiritualität meines Erachtens nicht mit Wissenschaft widerlegen.
      Esoterik ist ein mir übrigens ziemlich unliebsamer Begriff. Irgendwie klingt da zu sehr der ganze Humbug von Jahrmarktswahrsagern rein.

    #3
    Danke Kelpie. Tengrismus kannte ich noch nicht. Habe eben noch bei Wikipedia reingelesen. Sehr interessant.

    magico
    Mit dem Fehlen eines wissenschaftlichen Beweises für eine unsterbliche Seele habe ich irgendwie keine Probleme. Wir können auch nicht erklären, warum anorganische Elemente in bestimmter Konstellation aus Kohlenstoff, Wasserstoff und noch etwas mehr plötzlich anfangen herumzuwuseln (auch wenn es allem Anschein nach eine ganze Weile gedauert hat, bis es soweit war). Und es ist auch noch nicht so richtig sicher, warum elektrischer Strom bzw. Energie ausreicht, um Dinge wahrnehmen zu können und in unserem Fall sogar die Fähigkeit entsteht, sich darüber Gedanken machen zu können. Irgendwas muss es geben, was den entscheidenden Unterschied macht zwischen chemischen Verbindungen und chemischen Verbindungen, die leben und nur weil wir ihn nicht messen können, kann oder eher muss es ihn trotzdem geben.

    Ob das nun eine Seele ist oder etwas anderes, sei dahingestellt und mir als nicht religiösen Menschen ziemlich egal. Aber es beflügelt die Fantasie.
    Panta rhei.

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    • Gast-Avatar
      Gast kommentierte
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      Na ja ... der Mensch muss eben alles benennen. Dann heißt es eben "Seele".

    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      Letztendlich ist ja eh unklar, was die Seele ist. Jeder versteht wohl etwas eigenes darunter.

    #4
    Seele ist die Sehnsucht nach Identität.

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Oder ist die Sehnsucht die Seele der Identität?

    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      Heißt in deinen Augen, dass wir nur von Seelen sprechen, damit wir uns eine Identität geben können? Oder habe ich dich da falsch verstanden?

    #5
    Was ich noch einwerfen will, ist das Manteln! (Englisch)

    http://elderscrolls.wikia.com/wiki/Mantling

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      #6
      In den hindusitsichen Religionen hat sich die Vorstellung des Wiedergeburtskreislaufs langsam entwickelt. HIer ein kurzer Abriss.

      Die Anfänge aus dem Rgveda kann man folgendermaßen beschreiben: Es wird an ein Leben nach dem Tod geglaubt (wie eigentlich alle Religionen daran glauben). Für das Leben nach dem Tod kann und muss man sich im Diesseits vorbereiten, in dem man Opferdienste darbringt. Stirbt nun der Mensch und geht seine Seele ins Jenseits ein, so lebt diese dort von den noch im Leben erbrachten Opferdiensten sowie von den Opferdiensten, die seine Familie ihm nun nach seinem Tod bringt. (So wie auch die Götter von den Opfergaben der Menschen leben.) Sind die Opferdienste aufgebraucht, was unweigerlich passiere muss, so kehrt die Seele auf die Erde zurück - und zwar in die eigene Familie als (Ur)urenkel. Als die Menschen noch an diese Einheit glaubten, erhielten Neugeborene entsprechend den Namen des Großvaters, um dieser Identität und dem Kreislauf des Lebens Rechnung zu tragen.
      Dieser Kreislauf hatte noch ganz positive, tröstende Bewertung und war ein rituelles Hin und Her zwischen Diesseits und Jenseits.

      Im Laufe der Zeit änderten sich aber Vorstellungen und Kult und Philosophie und Gesellschaft, dies hatte auch Auswirkungen auf die Vorstellungen der Wiedergeburt.
      Der einzelne Mensch trat immer mehr in den Vordergrund, sodass die Familie nicht mehr für den einzelnen Opferdienste machen konnte. Außerdem wurde mit der Zeit die Wirksamkeit von Opferdiensten in Frage gestellt. Daher befürchtete man, die Seele im Jenseits könnte ihre Vorräte komplett aufbrauchen und dort nochmals sterben. Dieser "Wiedertod" wurde schließlich als Rückkehr auf die Erde interpretiert - und zwar eine unerwünschte Rückkehr.
      Zusätzlich zu dieser als Trauma empfundenen ewigen Wiederkehr entwickelte sich auch die Vorstellung, dass man nicht nur als Mensch, sondern auch als Tier und Pflanze wiedergeboren werden konnte (das ursprünglich nicht in diesem Kreislauf enthalten war). Gegen 400 v Chr entwickelte sich dann die Vorstellung einer einheitlichen Seele, vorher war der ganze Mensch Teil des Kreislaufes, nun ist es die Seele, die wandert. Auch gewinnt jetzt das moralische Handeln immer mehr Gewicht - nicht mehr nur das rituelle Tun und der Opferdienst. Je weiter das Ritual in der Achtung der Menschen und der Religion sank, desto wichtiger wurde das moralische Handeln - und damit Karma - um das Alternieren zwischen Himmel und Erde zu lenken.
      Heute glauben fast alle hinduistische Religionen an die eine Seele, die im Wiedergeburtskreislauf wandert und zwar auf der Grundlage des eigenen moralischen Handelns.
      Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
      to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
      A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
      You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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