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Die Gefälligkeits-Falle

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    Die Gefälligkeits-Falle

    Ich habe das lesenswerte Sachbuch "Geschmack" gelesen. Dort erklärt der Autor, dass Geschichten, die wir sofort verstehen und auch gleich mögen, am Ende schlechter bewerten als Geschichten, bei der wir anfangs fremdeln. Wie entkommen wir Gefälligkeitsfalle?

    #2
    Welche Begründung liefert der Autor, weshalb das so sei?
    Dass wir mit der Geschichte die Komfortzone und unsere verlässliche Sicherheit verlassen und letztlich dem Reiz der Urlaubsexotik erliegen (oder eben nicht)? Das war so meine spontane Assoziation, kann völlig daneben liegen. Es wäre aber in dem Falle spannend zu erfahren, was für ein Buch die Exotikfans als nächstes lesen wollen.
    Und um die Frage bedenken zu können ... Was genau ist eine Gefälligkeitsfalle? Wer stellt sie auf, wer tappt hinein?

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      #3
      Ja, wir müssen unsere Komfortzone verlassen und unsere Synapsen müssen etwas leisten.
      Nein, es ist ein normales Phänomen. Man darf auf der anderen Seite nicht so sehr übertreiben, dass niemand mehr das Buch lesen will. Was wir kennen, mögen wir mehr.

      Due Gefälligkeits-Falle würde ich so definieren, dass eine Geschichten keine Ecken und Kanten hat und nicht polarisiert.

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      • weltatlas
        weltatlas kommentierte
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        Eine Geschichte die keine Ecken und Kanten hat und nicht polarisiert ... das Buch will ich mal lesen.

      #4
      Naja, vielleicht wäre der Trick dann ein Buch zu schreiben, das auf den ersten Blick etwas Vertrautes, Beliebtes anbietet, und in die Geschichte dann herausfordernde Gedanken einzustreuen, sobald der Leser sich eingelesen hat?
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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      • Milch
        Milch kommentierte
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        Wahrscheinlich wäre es besser, wenn man eine bekannte Sache vollkommen anders beleuchtet, aber das sollte man auch gleich mitbekommen, so dass man sich darüber aufregen kann. Mir fällt spontan kein Beispiel ein, was ich hier verraten will.

        Oder gleich Kontroversen auslösen? So ein "Was erlaubt er sich?", das muss auch irgendwie zu eigenen Einstellung passen.

      • Victoria
        Victoria kommentierte
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        Ich mag keine Aufmachungen, die darauf abzielen, die Aufmerksamkeit zu bekommen, indem sie andere aufregen. Das hat für mich zudem was von click baits. Wirkt sehr aggressiv.

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Ich halte etwas Aufregung und Debatte nicht für so schlecht(, sofern es nicht reaktionär und AfD-lastig wird).
        Am Ende buhlen wir alle um Aufmerksamkeit.

      #5
      Man müsste sich erst einmal fragen, wo die Bequemlichkeit endet und die Synapsenleistung - das Mitdenken, Umdenken, Abwägen - beginnt.
      Damit ist für mich jetzt nicht gemeint, dass Schafe Kriminalfälle lösen, die keine sind, sondern das man gewisse gesellschaftlich vielleicht kontrovers belegte Themen bzw. Gedanken einflicht, die den Leser aus dem gemütlichen Trott reißen können, aber nicht müssen.
      Wie Milch schon schrieb: Wenn man es übertreibt, schreckt es ab. Wenn es zu belehrend oder zu einseitig daherkommt, schreckt es ab.
      Deshalb halte ich Denksportaufgaben für den Leser für nur eine Ebene in einer Geschichte, die den Leser auch emotional und spannungstechnisch packen soll und die je nach Zielgruppe eben unterschiedlich positiv bewertet würde. Ich schrieb schon einmal an anderer Stelle, dass ich glaube, dass man in fast jeder Geschichte mit nur genug Zeit, Bereitschaft und Nachdenken eine tiefere Ebene finden kann, sozusagen eine philosophische Botschaft. Das wäre von Leserseite.
      Als Autor kann ich mir Prämissen für verschiedene Ebenen überlegen. Ich kann das nicht so gut im Vorfeld, ich finde meine Prämissen beim Plotten und manchmal sehr viel später (dann finden sie mich), aber egal. Für den Leseeindruck wird eher entscheidend sein, wie sehr mein Text den Leser zum Nachdenken über die Prämisse anregt. Da muss ich mich als Autor entscheiden, wie weit ich den Leser treiben will. Einige werden sich treiben lassen wollen, andere finden den Weg allein ... Gefühl und Wellenschlag und die Frage, wie wichtig mir als Autor ist, dass der Leser über die Unterhaltung hinaus ins Grübeln kommt.

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        #6
        Es muss keine Moral sein, die einen fremdeln lässt, es kann auch eine ungewöhnliche Form sein.

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        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Von dem Ziel, dem Leser moralische Ideen anzudrehen, sind wir wahrscheinlich seit der Zeit der Fabeln abgerückt. Jedenfalls würde ich einem Buch mit Moralkeule ausweichen. Aber wenn man sich brennender Zeitthemen annehmen mag, sollte man das tun, aber nicht mit moralischem Zeigefinger, egal ob fremdelnd oder nicht. (Ethik ist etwas anderes, Zeitloses.)
          Ich persönlich bin beim Lesen eher von formalen Experimenten abgeschreckt. "Das Schiff des Theseus" von J. J. Abrams ging noch (sehr schön sogar), da ist noch eine klassische Geschichte drin, dann die Lovestory in den Randbemerkungen, doch dann wurde mir die Rätselebene zuviel.

        #7
        Sorry, war schon zu müde, um richtig zu lesen.
        Zuletzt geändert von Peter; 24.02.2018, 06:19.
        I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

        Douglas Adams

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          Man kann auch sagen, wenn zu viele gleich sagen, dass etwas super ist, kann es langweilig werden, weil Geschichte ein Geheimnis haben mögen.
          Ein bissel fremdeln finde ich schon ein Qualitätsmerkmal, sofern es nicht körperlich anstrengend ist, etwas zu lesen. Schrift ohne Absätze seitenweise strengen mich an.

        • Peter
          Peter kommentierte
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          Ups. War schon zu spät in der Nacht.
          Dodo Milch Sorry.

        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Für mein Langeweileempfinden spielt es keine Rolle, was andere denken oder sagen ...

        #8
        Letztlich ginge es wohl um einen gedanklichen Kick durch etwas Neues, das aber auch nicht zu fremd sein darf. Im Gegensatz dazu die "Langeweile" durch die x-te Version derselben, aber bei dem Leser beliebten Geschichte und Gedanken.
        In meinen Augen ist es Geschmackssache von Autor und Leser. Wenn sich beide treffen, auch aus oder in Gefälligkeit, sind beide zufrieden.

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          Nein, ist es nicht, wenn man Tom Vanderbilt glauben darf. Wenn es zu gefällig ist, dann wird es langweilig, dann gefällt es uns am Ende auch nicht mehr.
          Zuletzt geändert von Milch; 23.02.2018, 23:40.

        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Ich kenne Tom Vanderbilt nicht und er mich offenbar auch nicht. Außerdem neige ich nicht glauben (schon gar nicht irgendwem), sondern begründet wissen zu wollen.
          Ich kenne nur meinen Geschmack, und wenn mir etwas gefällt, dann finde ich es per defintionem nicht langweilig, weil mir Langeweile nicht gefällt.

          Aber ich denke an einen Aspekt, wo ich den Gedankengang verstehen kann. Wenn man wie alle anderen in einem Möbelhaus ständig die/dasselbe stinklangweilige Orchidee/Kerze/Kissen kauft. Es fehlt das Individuelle an dem Gegenstand. Trotzdem würde ich ihn nicht kaufen (müssen), wenn er mir (*hust* "uns") nicht irgendwo ... gefiele. Als Geschenk jedoch fiele das Ding wegen mangelnder Originalität bzw. Individualität durch. - Allerdings findet man doch bei Geschichten fast immer etwas Individuelles, wenn nicht gerade Textbausteine verwendet werden.
          Zuletzt geändert von Dodo; 24.02.2018, 07:50.

        #9
        Ich las jetzt nur den Eingangsbeitrag (weil ich gleich wieder zum Backofen eilen muss^^), und ich vermute, dass es sehr stark auf die Zielgruppe und das Genre ankommt.
        Ich persönlich liebe Romane mit "schwereren" Themen, wo es mindestens einen rätselhaften Charakter gibt, der in mir selbst Vermutungen und Phantasien anregt. Gerne auch mit Symboliken, über die ich dann erst mal rumgrübeln kann, worauf die wohl anspielen (werden), etc.
        Allerdings habe ich das Gefühl, mit diesen Lesevorlieben relativ allein dazustehen, wenn ich mit meinem Umfeld so übers Lesen quatsche. Wenn mir der Autor zu viel verrät, dann komme ich mir eher als dumm verkauft vor, und so Holzhammerdinge finde ich nerviger, als einen Roman evtl. nicht gänzlich durchschauen zu können (denn Letzteres lässt mir ja wieder Interpretationsspielraum, sodass ich mir den Roman auch quasi "zurechtdenken" könnte, bis ich zu einem zufriedenstellenden, logischen Ergebnis komme).
        Das Dumme ist dass ich dann auch beim Schreiben offenbar so paranoid bin, dem Leser zu viel zu verraten, dass ich manches dann doch zu sehr zurückhalte. Das ist definitiv ein Punkt, den ich mir bei meinem Geschreibsel noch näher anschauen sollte ... den Spaghat zwischen "keine Gefälligkeitsfalle" und "doch nen Anker liefern". ^^

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          Wobei ich auch vorsichtig bei zu rätselhaften Charakteren, ich will schon etwas greifbares, aber vielleicht noch nicht alles.

        • Mona
          Mona kommentierte
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          Ja. Kannst Du vielleicht ein Beispiel geben?
          Ich finde gerade diese Gratwanderung ab und an gar nicht so einfach ...
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