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    Vielschichtigkeit

    Ich sah heute Baby Boss und ich war verblüfft, wie vielschichtig der Film war.
    1. Schicht normale Animationskomödie, die spannend, witzig und originell ist.
    2. Schicht Wie geht der Erstling mit einem neuen Geschwisterchen um? Was passiert, wenn jemand anderes der Boss ist? Wie geht das Kind mit seiner Eifersucht um?
    3. Schicht eine Geschichte über das Erzählen
    4. Schicht Kapitalismuskritik: Baby als CEOs, Casinohauptstadt Las Vegas als Ziel, Konkurrenz von Babys und Welpen beim Zielpublikum, was ja die Menschen als infantile Kunden degradiert.
    Und das ist ein normaler Hollywoodfilm, dem es vermeintlich nur um Unterhaltung geht.

    Nun die Frage, was ist für euch vielschichtiges Erzählen. Wie wichtig ist euch vielschichtiges Erzählen? Und sollen es alle Leser mitbekommen?

    #2
    Ich halte zunächst die Unterhaltungs-Schicht für die relevante. Vermeintlich die oberflächlichste, aber ohne Unterhaltung können mir tiefere Schichten egal sein. Als Paläontologe brauche ich ja auch einen interessanten Grund, um loszubuddeln. David-Lynch-Filme wären ein Beispiel, wo ich nicht auf tiefere Schichten vorstoße, weil sie mich nicht unterhalten, sondern einschläfern.
    Mir selbst bereitet es durchaus Vergnügen, in Büchern oder Filmen nach weiteren Schichten zu suchen. Die kann ich in einer Figur, in einem Dialog, in einer Szene oder in dem ganzen Werk suchen, und ganz ehrlich, ich werde etwas finden, was ich hineininterpretieren kann. In eine - vermeintlich banale -Donald Duck-Geschichte genauso wie in Goethes Faust, weil ohne eine Botschaft keine gute Geschichte zustande kommt, die mich unterhält. Ob meine Interpretation korrekt oder vom Autoren so gewollt oder doch nur von mir gesponnen wird, sei allerdings dahingestellt. Solange die Geschichte es hergibt, spinne ich gerne herum. Ich höre auch anderen beim Spinnen gerne zu.
    Das gilt auch für Dinge, die ich schreibe. Ich plane keine fünfzehn Erzählebenen; ich brauche für eine schon Ewigkeiten. Daher hätte ich nichts dagegen, wenn man meine Geschichten für flach hielte, aber dennoch könnte ich wohl Meta-Aussagen aus meinem flachen Erzählflussbett hervorschürfen. Und klar, wenn sich ein Leser darauf einlässt und auch schürfen will, ist er willkommen. Er darf aber einfach auch nur Spaß haben wollen.

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      #3
      Mir ist vielschichtes Erzählen sehr wichtig, auch wenn gerade weil ich im klischeebehafteten Genre schreibe.
      Die oberste Schicht ist "Frau und Mann verlieben sich und werden (nicht) glücklich". Wenn es nur dabei bleibt, ist es für mich unbefriedigend. Sowohl als Autor als auch als Leser. Darüber hinaus sind mir Themen wie Gleichberechtigung, Gleichwertigkeit, Selbstbestimmung usw. sehr wichtig. Da besonders in Romanzen viel Sexismus und Vorurteile stecken, möchte ich gegenhalten und die Leser sensibilisieren – ohne ihnen irgendwas aufzudrücken. Meine politische Gesinnung bleibt meine politische Gesinnung und der Roman soll als Erstes Spaß machen. Und, ich verteile gern hier und da mal Seitenhiebe, aber die braucht keiner mitzubekommen.

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        #4
        Ich sehe es ähnlich wie Dodo . Wenn ich keinen Zugang zur Geschichte finde, weil sie mich nicht unterhält, ist mir der Rest ziemlich egal. Das geht mir aktuell bei einem Buch so (Rezension folgt ), das wahnsinnig tiefgründig ist und voller Botschaften, sowohl hintergründig als auch mit der Holzhammermethode rübergebracht, steckt. Leider ist es für mich überhaupt nicht unterhaltsam, und es ist total wirr erzählt. Dann kann eine Geschichte noch so tiefgründig und wichtig für die Gesellschaft sein oder was weiß ich - tut mir leid, mir gefällt es dann nicht. Dann lese ich lieber einen Liebesschnulz von Nicholas Sparks Da gibt es auch Tiefgang.

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          #5
          Vielschichtigkeit bedeutet ja, dass etwas einem gefallen muss. Ich mag es, wenn eine Geschichte auf mehreren Ebenen funktioniert, ich finde, es ist auch unterhaltsamer.

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            #6
            Geschichten, die nicht vielschichtig sind haben in meinem Hirn eine ausgesprochen kurze Halbwertzeit. Ich bevorzuge es in die Geschichte abzutauchen und immer wieder neue Facetten und Ebenen zu erkennen.
            Es ist ein wenig wie bei den Simpsons. Der Humor funktioniert für Kinder, aber auch für Erwachsene, da wir weitere Ebenen verstehen, bzw. sie sich für uns erschließen. Allerdings benötigt der Konsument auch das Potential die Vielschichtigkeit erkennen zu können.
            Nein das war ich nicht.
            Ach so, das!
            Ja, das war ich.

            Kontakt: administrator@wortkompass.de

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              #7
              Vielschichtigkeit ist mir extrem wichtig. Ich liebe es, wenn unter einem profanem Handlungsstrang plötzlich Kritik verborgen ist, die überaus aktuell ist.
              Ob diese Geschichte dann auch unterhalten muss ... ich sehe das ein bisschen anders. "Die Wand" von Marlen Haushofer fand ich überhaupt nicht unterhaltend. Das war reine "Schichtlektüre". Und dennoch hat es mich so fasziniert, dass ich es heute noch zu einem der besten Bücher zählen würde, die ich je gelesen habe.

              Ob ich es nochmal lesen werde, ist fraglich. Wie gesagt: Keinen Unterhaltungswert.
              Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

              So nah, so fern.

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