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Mittwochsfrage #30: Als Autor das Lesen genießen?

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    Mittwochsfrage #30: Als Autor das Lesen genießen?

    Als Autor das Lesen genießen?

    Ich sah mal eine Reportage über einen Urlauber, der wirklich arm dran war.
    Er stand unschlüssig im Hotelzimmer herum, überlegend, welche Ecken und Ritzen er bezüglich Staub und Dreck kontrollieren könnte. – Einstweilen vor dem Fenster: Sonne, Strand, Meer. Aber der Mann war zu sehr mit den Ecken und Ritzen beschäftigt.
    Irgendwann resignierte er und seufzte in die Kamera: „Wissen Sie, ich bin Hoteltester. Im Urlaub dann abzuschalten, ist quasi … unmöglich.“


    Wie geht es uns Autoren eigentlich hinsichtlich unserer Arbeit? – Könnt ihr, die ihr Ahnung vom Autorenhandwerk habt, noch ein Buch lesen, ohne häufig über Formulierungen zu stolpern oder auch nur zu denken: „Nettes Stilmittel, das muss ich mir merken …“?
    Oder resigniert ihr wie der arme Hoteltester, weil euch einfach jedes Fehlerchen am Genießen hindert?

    #2
    Den Autor abschalten? Hm, wenn ich was für's Schreiben mitnehmen kann, finde ich das eigentlich ganz angenehm. Ich habe höchstens Skrupel, eine Idee allzu offensichtlich zu klauen

    Was ich wirklich hasse, wenn ich den Lektor nicht abschalten kann. Gestern habe ich gerade wieder ein Buch angefangen, das lief ungefähr so:

    Ankh (Lektor): Naja, der erste Satz ...
    Ankh (Leser): So schlimm ist er auch nicht, lies einfach weiter.
    Ankh (Lektor): Das sind jetzt aber schon unnötig viele Adjektive ...
    Ankh (Leser): Adjektive sind nicht schlimm! Viele Menschen verwenden Adjektive! Lies einfach!!
    Ankh (Lektor): Das ist viel zu viel Infodump! Die ersten vier Seiten bestehen praktisch nur aus Infodump! Hat das niemand lektoriert?!
    Ankh (Leser): Das wird bestimmt besser. Ankhängsel hat das Buch empfohlen, das gefällt dir bestimmt. Herrgottnocheins, jetzt versuch doch endlich mal das Buch zu genießen!
    Ankh (Autor): Also, ich finde ja die Cyberpunkathmo hier ganz gut beschrieben. Warum bekommst du das nie so hin?
    Ankh (Leser): Könnt ihr jetzt vielleicht mal alle die Schnauze halten? Ich hab überhaupt nicht mitbekommen, was ich im letzten Absatz gelesen habe!
    Ankh (Lektor): War bestimmt eh nur Infodump ...
    Ankhängsel: Oh, du hast es angefangen. Wie gefällt's dir?
    Ankh (Lektor, vorlaut): Naja, ist ein bisschen viel Infodump auf den ersten vier Seiten ...
    Ankhängsel: Stimmt. Aber das wird besser.
    Ankh (Leser zu Lektor): Siehste!

    Wundert es noch irgendwen, dass ich kaum zum Lesen komme? XD


    Ankh (Lektor): In dem Dialog hast du jetzt aber ganz schön viele Ausrufezeichen benutzt ...
    Ankh: (Forenmitglied): Das bleibt so!!
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Mona
      Mona kommentierte
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      So ähnlich tickt mein Autorenhirn ab und an auch. Scheint, als hätte ich da was mit Lektoren gemeinsam.

    • Amilyn
      Amilyn kommentierte
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      Ankhängsel ist ja auch brillant

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Mona ich denke, sobald man ein gewisses Grundwissen über das Schreiben hat, hat jeder einen inneren Lektor, auch wenn man es nicht beruflich betreibt. Ein Hobby- Autoschrauber sieht ja irgendwann genauso wie ein gelernter Mechaniker, was falsch verdrahtet ist. Wichtig ist, dass man benennen und begründen kann, was nicht funktioniert, und Strategien hat, wie man es besser machen könnte.

      Bei mir selbst ziehe ich die Linie zwischen Lektor und Autor, dass der Autor sich gute Dinge *für den eigenen Text* abschaut und sich vornimmt, schlechte Dinge zu vermeiden, die ihm auffallen. Der Lektor versucht, den Text zu verbessern, *den er gerade liest* was bei einem bereits veröffentlichten Buch, das ich einfach nur genießen will, natürlich kontraproduktiv ist.

    #3
    Natürlich fallen mir als lesender Autor andere oder mehr Dinge auf als vor x Jahren, als ich "nur" Leser war. Aber mich stören beim Lesen auch heute nur die Dinge, die mir früher ebenfalls aufgestoßen wären. Es gibt halt unterschiedliche Arten zu schreiben, und wenn sie mir nicht passt, lege ich das Buch weg.
    Hauptsache ist, dass es dem Autoren gelingt, mich als Leser zu fesseln und in den Text zu ziehen. Darum lese ich. Dann habe ich auch keine Lust zu fragen, wie ihm das gelingt, die Antwort fällt dem Schreiber in mir wahrscheinlich eh auf (und mir ist eh nicht unbekannt, welche Arten Stil mich begeistern). Wenn ich einen Text näher analysieren möchte, ist es kein Lesen für mich, sondern Textanalyse.

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      #4
      Seit ich mich ernsthaft mit der Schreibtheorie und dem ganzen Kram dahinter befasse, fallen mir deutlich häufiger Dinge auf als zu der Zeit, als ich das Schreiben nur als planloses Tastenklappern-Hobby betrieben habe. Ob ich mir damit selbst die Lust am Lesen nehme?
      Das kann ich ehrlich gesagt gar nicht so genau beantworten. Gestört haben mich viele Sachen sicherlich schon früher, aber damals konnte ich die Ursache wesentlich schlechter benennen, weshalb mir weniger davon in Erinnerung geblieben ist.

      Mir fällt aber auf jeden Fall auf, dass ich gerade nach einer Phase, in der ich vergleichsweise wenig oder gar nicht gelesen habe, deutlich größere Schwierigkeiten habe, als einfacher Leser an die Bücher ranzugehen und den inneren Lektor in irgendeine Kiste zu werfen. Wenn ich dagegen in einem regelmäßigen Leserhythmus bin, dann reißen mich die Geschichten auch wieder mehr mit und ich werde zunehmend betriebsblinder - habe dann aber auch deutlich mehr Spaß an der Sache.

      Außerdem hängt die Kritikschwelle auch deutlich davon ab, welches Genre ich lese. Klassische Fantasy ist interessanterweise ganz schwierig, vermutlich weil ich mich schon beim Schreiben sehr intensiv mit dieser Form der Geschichte auseinandersetze und sehr genau weiß, was wieso nicht funktioniert oder wie das eigentlich hätte ablaufen müssen, damit mich die Geschichte wieder packt. Das gleiche Phänomen habe ich festgestellt, als ich zwischendrin an einer Historienromanze gesessen und mir gleichzeitig ein paar aktuelle Werke in dieser Richtung zu Gemüte geführt habe. Da war ich dann sehr sensibel für jede kleine Unstimmigkeit, die ich dank meiner Recherchen aufgefunden habe, selbst wenn sie eigentlich nichts zur Sache taten.
      Gegenüber Krimis und normalen Liebesromanen bin ich dagegen überhaupt nicht kritisch. Da lese ich einfach nur als Leser und fühle mich wohl in dieser Rolle. Da werden dann auch Fehler verziehen - selbst Rechtschreib- und Tippfehler (trotz lektorierter Verlagsbücher) fallen mir dann manchmal gar nicht auf.
      "Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub."
      (Peter Pan)

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      • Arynah
        Arynah kommentierte
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        So geht es mir ähnlich. Obwohl ich selbst Fantasy schreibe, lese ich fast nur Thriller oder Krimis. Zumindest in letzter Zeit. Da nehme ich höchstens schöne Formulierungen mit, übe aber beim Lesen sehr wenig Kritik aus. Da kann ich tatsächlich genießen, weil ich ohnehin nicht in diesem Genre schreibe (hab es versucht und bin gescheitert) und es sich wirklich stark von "meinem" Genre abgrenzt. Schon allein im Erzählstil.

      #5
      Ich lese einfach. *Autor ausknipps*

      Was ich nicht kann ist, wenn mir jemand einen Testtext zum lesen gibt, keine Kommentare reinzuhauen. Selbst wenn ich gebeten werde: "Es geht nur um einen Eindruck." Fällt mir was auf, schreibe ich es hin (und lösche es dann wieder raus, wenn der Leseauftrag eben nur der 1. Eindruck ist.).
      Nein das war ich nicht.
      Ach so, das!
      Ja, das war ich.

      Kontakt: administrator@wortkompass.de

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        #6
        Zitat von Sophie Beitrag anzeigen
        Seit ich mich ernsthaft mit der Schreibtheorie und dem ganzen Kram dahinter befasse, fallen mir deutlich häufiger Dinge auf als zu der Zeit, als ich das Schreiben nur als planloses Tastenklappern-Hobby betrieben habe. Ob ich mir damit selbst die Lust am Lesen nehme?
        Das kann ich ehrlich gesagt gar nicht so genau beantworten. Gestört haben mich viele Sachen sicherlich schon früher, aber damals konnte ich die Ursache wesentlich schlechter benennen, weshalb mir weniger davon in Erinnerung geblieben ist.
        Das ist bei mir ganz genauso.

        Ich lese ziemlich viel und schreibe ja Rezensionen bei lovelybooks. Seit etwa einem Jahr, also seit ich mich auch mehr dafür öffne, Strukturen zu akzeptieren und anzuwenden und nicht mehr denke, dass alles phantastisch wird, wenn man nur ordentlich Herzblut reinpfeffert, bin ich deutlich geiziger mit meinen Sterne-Bewertungen und meine Durchschnittsbewertung ist ordentlich nach unten gesackt. Nichts will mich mehr so richtig zufriedenstellen. Ich lese aber auch jeden Scheiß fertig, was ich früher nicht gemacht habe, weil ich durchaus auch vom Scheiß was lernen kann.

        Übrigens, das mit den Hotels kenne ich auch

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        • Mona
          Mona kommentierte
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          Ankh Ich finde, das hast Du gut auf den Punkt gebracht. -- "Was" in den Rezis steht, ja. Denn in meinem Fall war es mitunter sogar schon so, dass in schlechten Rezis Dinge kritisiert wurden, die für mich eigentlich sehr positiv waren (Also, mal banal ausgedrückt, die Kritik z.B.: "Mir war der Text viel zu dramatisch, ich wollte nur ne nette Love Story", und Mona denkt so: "Yeah, schwere Themen -- kaufen!").

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Mona genau, gerade bei einem Buch wie deinem gibt es bestimmt Leute, die einfach etwas anderes erwartet haben und deshalb enttäuscht sind, und nicht, weil das Buch an sich schlecht wäre. In dem Fall sind schlechte Rezensionen, die darüber aufklären, dass es eben kein SoG-Aufguss ist, sogar hilfreich für alle potentiellen Leser, die eben genau einen SoG-Aufguss befürchten
          Ich muss auch gestehen, dass ich schon von Büchern und Filmen enttäuscht war, weil ich einfach etwas völlig anderes erwartet habe. Bei späterer objektiverer Betrachtung waren die gar nicht mal schlecht, sondern ich hatte beim ersten Mal einfach den falschen Maßstab angelegt.

        • Mona
          Mona kommentierte
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          Ankh Ich meinte jetzt eigentlich nicht speziell meinen Roman (Mir gehts wirklich bei anderen Romanen durchaus so wie beschrieben ^^), aber, ja, Du hast recht, mein Roman polarisiert da mitunter, zumal er auch nicht ganz unkritisch ist ^^. Aber das war mir eh schon vorm Veröffentlichen klar.
          Ich überlege gerade, wo ich schon falsche Erwartungshaltungen hatte. Hm. Mir fällt jetzt gleich mal "Carmen" ein, das lag aber nur daran, dass diese Oper bis zur Unkenntlichkeit modernisiert wurde ... Ansonsten ... ja, bei Filmen ging es mir tatsächlich auch schon so. Wobei das dann meistens in einen sehr amüsanten Filmabend mündete, also unterhalten wurde ich dann so oder so xD.
          Bei Büchern passiert mir so etwas komischerweise kaum. Ich überlege gerade, aber mir fällt tatsächlich keines ein auf die Schnelle.

        #7
        Ich kann das bisschen Fachwissen, das ich habe, beim Lesen durchaus ausblenden. Allerdings funktioniert das nur so lange, bis ich an eine besonders gute oder eine besonders schlechte Stelle komme. Ab diesem Zeitpunkt wird es quasi unmöglich den Testleser-Blick nicht anzuwenden. Bei manchen Sätzen/Formulierungen, denke ich auch nur: Wie genial oder zumindest witzig. Letztens musste ich erst wieder lachen, als ich folgenden Satz las: "Sie schloss die Tür so sachte, als wäre sie aus Blätterteig."
        Blöderweise komme ich nur noch selten zum Lesen. Vielleicht wird es in der kalten, dunklen Jahreszeit wieder mehr.

        Parallel dazu kann ich noch davon berichten, dass es Musikern genauso geht. Bevor ich anfing Musik zu machen, habe ich Musik einfach gehört und genießen können. Danach wurde es streckenweise echt nervig, denn ich hörte nur noch die einzelnen Instrumente heraus und nicht mehr die Gesamtheit. Dazu musste ich mich wirklich zwingen. Mittlerweile funktioniert das wieder ganz gut. Am besten beim Autofahren.

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        • Arynah
          Arynah kommentierte
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          Das mit der Musik habe ich auch Liegt hauptsächlich daran, dass ich mit einem Orchester zusammen ein Instrument gelernt habe und man sich angewöhnen musste, die anderen zu hören. Das vergeht mit der Zeit wirklich bzw man gewöhnt sich daran und findet seine Vorzüge darin, sich auf bestimmte Stimmen zu konzentrieren.

        #8
        Ich mache es wie weltatlas , ich lese einfach. Wenn ich ein Buch in der Hand habe, bin ich kein Autor, sondern einfach nur Leser. Wenn es mich nicht sonderlich anspricht, dann versuche ich schon herauszufinden an was es genau liegt oder auch das Gegenteil, wenn sie mich besonders ansprechen, schaue ich schon, ob es tatsächlich nur am Inhalt, der Sprache und den Charas lag oder ob der Autor mich auch mit Schreibtricks, um den Finger gewickelt hat. Das mache ich dann aber bewusst.
        Doch meistens ist es ja so, dass ich mich auf Bücher freue sie zu lesen und da ist so ein innerer Lektor nervig. Wird ausgeschalten, in eine Schublade gesteckt und für die eigenen Geschichten rausgeholt.

        Ich muss dazu aber auch sagen, dass ich wahrscheinlich auch nicht so mega kritisch bin. Wenn mich ein Buch im Insgesamten überzeugt, kann ich auch über handwerkliche Schnitzer hinwegsehen. Ganz nach dem Motto: Das Endergebnis zählt.

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          #9
          Ich lese zwar nach wie vor gerne, aber meinen Lektor kann ich kaum ausschalten. Der mischt sich sogar teilweise bei Sachbüchern ein und bemängelt die Wortwahl. Infodump und Wortwiederholungen fallen mir am meisten auf und können sogar meinen Lesefluss hindern, indem ich anfange, Alternativen zu suchen.
          Positiver finde ich, dass ich inzwischen benennen kann, warum ich ein Buch abbreche; also nicht nur "der Plot gefiel mir nicht", sondern das begründen kann. Wenn mir also Lücken im Spannungsbogen etc. auffallen, finde ich das im Gegensatz zum Stillektor nicht lästig, sondern freu mich drüber, weil man sich daran tatsächlich üben kann. Aber meinen schriftstellerischen Fähigkeiten bringt es herzlich wenig, wenn mir bei Günter Grass eine Wortwiederholung auffällt

          Oh Mann, wenn ich als Autor nur halb so viel sehen würde, wie ich beim Lektorieren, ich wäre ja ein Bestellerautor ohne Weiteres
          Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

          So nah, so fern.

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          • Tsaphyre
            Tsaphyre kommentierte
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            Du schreibst wirklich gut! Ist jedenfalls meine Meinung. Und außerdem ist es ja auch immer die Sache mit der Betriebsblindheit bei sich selbst, wenn man seinen Text schon zum tausendsten Mal liest. Trotzdem glaube ich, dass man, wenn man als Leser ein geübtes Auge hat, auch als Autor bei seinen eigenen Texten sehr davon profitiert!

          • Kelpie
            Kelpie kommentierte
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            Danke dir Das ist echt süß von dir :3
            (War aber natürlich ein bisschen ironisch gemeint, weeßte oder? Also das mit dem Bestseller)

            Profitieren tut man sicherlich davon. Ganz blind ist man ja bei sich selbst auch nicht.
            Am schönsten wäre es, wenn das bereits beim Schreiben der Rohfassung einsetzen würde ^^'

          #10
          Bei mir ist das alles gaaanz anders...

          Mich stört es überhaupt nicht, wenn ich Bücher jetzt nicht mehr so unvoreingenommen lesen kann. Ganz im Gegenteil, für mich ist das ein Gewinn. Das geht so weit, dass ich schlechte Bücher ganz durchlese, die ich früher nicht ertragen konnte. Heute lese ich diese Bücher bis zum Ende, weil ich dabei auch noch andere Interessen habe, als nur die reine Unterhaltung.

          Beim Schauen von Filmen ist das ähnlich bei mir: Es war schon immer eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, Geschichten zu erfinden. Darum habe ich bei Filmen auch immer auf alles Mögliche geachtet, was für das Erzählen von Geschichten wichtig sein könnte. Ich habe mich also nicht einfach nur von der Atmosphäre berieseln lassen, sondern ich habe beobachtet, was sich im Hintergrund abspielt, wie die Kulissen aufgebaut sind und wie die Kameraeinstellungen wirken. Zudem habe ich auf Logikfehler geachtet und mir für interessante Szenen ständig Alternativversionen durch den Kopf gehen lassen.

          Ich glaube, wäre ich der Hoteltester im Urlaub, dann könnte mein Beruf mir nicht den Spaß nicht verderben...ich hätte wahrscheinlich sogar doppelt so viel Spaß!

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          • Lacerta
            Lacerta kommentierte
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            Das ist interessant. Beim Anschauen von Filmen kann ich mich viel besser zurücklehnen. Das "Zerlegen" des Films in Hinblick auf Kameraeinstellungen etc. geschieht erst beim zweiten, meister erst beim dritten oder vierten Sehen. Und auch da will mir das nicht immer so recht gelingen, weil ich mich von den Bildern fesseln und mitnehmen lasse.

          • Mona
            Mona kommentierte
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            Amilyn Weil Du gerade Deine Arbeit im Tourismus erwähnst, das ist interessant, was Dir alles auffällt. Hab selbst mal in dem Bereich was gemacht, finde es aber überhaupt nicht dramatisch, wenn irgendwo ein Löffel fehlt oder falsch serviert/abserviert wird ^^. Auch kleine Makel in Hotelzimmern kann ich noch hinnehmen. -- Was mich dagegen wirklich stört, das ist, wenn ich mitbekomme, wie sich jemand im Gastro-Lebensmittelbereich nicht an Hygienevorschriften hält bzw. "locker" damit umgeht (Seit ich Kochkunde hatte, bin ich etwas penibel. Da schau ich auch nicht lange zu).

            Und so geht es mir auch mit Büchern. Ich glaub, ich bin da ziemlich offen, vielleicht, weil ich auch schon viel testgelesen habe, und es braucht schon sehr viel, um mir 1* zu entlocken, weil ich bislang kaum 1*-Romane las. Beschissener (bewusst so krass ausgedrückt) Stil kann trotzdem eine gute Spannungskurve aufweisen, etc. -- Aber es gibt sie, diese Romane, die mich zur Weißglut bringen. Ähnlich wie lockere Hygienevorschriften ^^.

          • Amilyn
            Amilyn kommentierte
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            Mona Ich finde das eigentlich auch nicht dramatisch, aber gerade weil ich schon so viele Reklamationen bearbeiten musste (von alten Leuten, die französische Hotelstandarts mit deutschen vergleichen, was einfach nicht fair ist), fällt mir jeder Mist auf, und wenn ich nur denke: "Hm, also der Busfahrer von Kunde Sowieso hätte mich schon längst angerufen." Ich will das gar nicht. Das ist ein ganz fieser Automatismus.

            Übrigens, wenn ich ein Buch lese, das ich sehr schlecht fand, schreibe ich dafür auch eine ehrliche Rezension. Genauso, wenn ich ein Buch lese, das ich großartig fand.

          #11
          Huhu,

          ich lese nach wie vor wahnsinnig gern, suche mir aber ohnehin schon seit vielen Jahren gezielt Bücher aus, von denen ich weiß, dass mir der Schreibstil gefällt oder mich das Thema sehr fesselt. Wenn man älter wird, wird man sowieso anspruchsvoller, ganz egal, ob man selber schreibt oder nicht. Zumindest in meinem Bekanntenkreis ist es so. Und da ich schon sehr lange schreibe (zwar insgesamt nicht viel, aber eben schon seit 30 Jahren), stolpere ich schnell über Holpersätze und fasziniere mich für gekonnte Metaphern oder brilliante Formulierungen. Für mich gehört der Blick auf die Feinheiten und Kleinigkeiten, auf das, was ich toll finde und was ich persönlich für schlecht halte, zum Lesen dazu und ist ein Teil meines Genusses. Ich lese auch Bücher gerne, bei denen nicht alles für mich rund ist, und kann dabei sehr gut in die Geschichte eintauchen. Lesen, Wahrnehmen, Beurteilen, Lernen und gleichzeitig Eintauchen, das alles ist für mich ein großer Spaß!

          Tsaphyre
          Das kreative Chaos ist ein Trancezustand angenehmster innerer Verwirrung und seltsam zusammenhangloser Verwunderung. (Tsaphyre Ziegenfuß)

          Musenselig Sirenenberauscht - Verborgene Gärten der Sehnenden Lust

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          • Kelpie
            Kelpie kommentierte
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            Das ist irgendwie auch eine schöne Sicht. Annehmen und es genießen - das passt zu dir

          #12
          Je mehr Schreibhandwerk ich erlerne, desto mehr fallen mir zumindest manche Fehler auf. Und je nachdem, worum es geht, stört es mich oder nicht. Ich weiß nicht, ob ich deswegen auch Bücher eher abbreche oder nicht, da ich früher zum einen viel weniger gelesen habe (bzw. die Bücher, die ich mochte mehrfach anstatt anderer) und ich zum anderen die wenigen Bücher dann meinte zu Ende lesen zu müssen. Da bin ich heute teils wählerischer, allerdings versuche ich vermehrt vor dem Kauf zu sondieren, womit ich auf die Nase fallen könnte. Bei meinen Fehlgriffen innerhalb des letzten Jahres habe ich überwiegend bewusst weitergelesen, aus Neugier.

          Das Lesevergnügen schränkt es teilweise leider wirklich ein. Manchmal gibt es Bücher, die laut Klappentext gut klingen, bei denen die Leseprobe okay ist, aber dann im Aufbau irgendwann etwas stört. Früher hätte ich das meist gar nicht wahrgenommen oder nur mal mit der Stirn gerunzelt, heute erkenne ich, was da meiner Meinung nach nicht gut gemacht ist und weiß dann auch, dass der Autor nicht mehr für mich in Frage kommt, vor allem, wenn er schon länger auf dem Markt ist.
          Ich komme aus Ironien.
          Das liegt am sarkastischen Meer.

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            #13
            Wenn es ein Buch nicht schafft, dass sich der Lektor zufrieden zurücklehnen und genießen kann. dann leg ich es beiseite. Ich will ja Spaß beim Lesen haben.
            Aber das heißt nicht, dass ich mich selten an einem Roman erfreue. Ich kann generell ganz gut zwischen "noch verbesserungswürdig" und "passt" unterscheiden. Passt-Romane kann man immer noch zerlegen, denn irgendwo findet man immer was Kritisierbares – auch bei dreifach lektorierten Werken. Aber das ist mir egal. Der Roman funktioniert und ich hab Spaß dran; auch wenn ich die "Fehler" sehe. 'ne Party muss ja auch nicht perfekt glänzen, sondern einfach Freude bereiten.

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              #14
              Ich kenne nur zwei Fälle. Ich finde es so toll, dass ich es einfach genießen kann oder ich fange an, jeden Satz auf die goldene Wage zu legen.
              Das ich im Kopf korrigiere hatte ich aber schon immer, schon bevor ich selbst angefangen habe aktiv zu schrieben. Nur jetzt kann ich es benennen und den Text noch effektiver demontieren.

              Allerdings kann ich doch noch das ein oder andere genießen. Es gibt Dinge, die mir einfach so gefallen und die ich auch nicht ändern möchte. Das müssen keine Meisterwerke sein, sondern einfach Dinge, die mich ansprechen und die ich mir selbst nicht kaputt machen will oder auch nicht kann. Bei Büchern die mir gefallen sehe ich genausooft Fehler, finde sie einfach nur nicht schlimm.

              Anders als bei anderen Büchern, wo ich mich an jedem winzigen Fehler aufhängen kann.

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                #15
                Ja, ich lese die Bücher wie früher (gut, langsamer, aber prinzipiell ). Für mich ist das unerheblich, ob ich dabei auch Autor bin oder nicht. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, gefällt es mir nicht. Der einzige Unterschied zu "früher, vor dem Autorendasein" ist nur, das ich nun echt fancy Wörter für die Fehler kenne.

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