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    Kampfszenen

    Beim Überarbeiten eines Fantasy Romans bin ich an eine Kampfszene gekommen, die ich komplett neu machen will.

    Was ist für euch an Kampfszenen entscheidend? Was mach sie spannend und was muss eine solche Szene leisten, um den Roman nach vorne zu bringen?

    Kampftechnik, Realitätsnähe, Leiden des Prota, Überlegenheit des Anta, moralische Überlegenheit/Unversehrtheit des Prota.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

    #2
    Kampfszenen finde ich nicht sonderlich spannend in Romanen, weil es doch etwas visuelles hat.
    Choreografien sollte man nicht beschreiben, vielleicht eher, was die Figur fühlt und denkt und bitte so kurz wie möglich.

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      #3
      Das kommt auch aufs Genre an. In einem Mantel und Degen Setting erwarte ich einfallsreiche Stunts und wortgewandte Dialoge, in einem realistischen Dark Fantasy Setting brutale Verletzungen und realistische Handlungen. Bei einem Historischen Roman lege ich wert darauf, dass der Autor Ahnung von mittelalterlichen Waffen, Taktiken und Gegebenheiten zeigt. Bei humoristischer Fantasy ist mir sowas dagegen eher egal, solange ich was zu lachen habe.

      Aber mal allgemein gesprochen: ich will verstehen, was passiert, ohne dass das Tempo unter zuviel Beschreibung leidet. Ich will wissen, was der Prota fühlt und denkt und mit ihm leiden und bangen. Und vor allem will ich gezeigt bekommen, was auf dem Spiel steht und wie knapp der Prota das verteidigt.
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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      • Peter
        Peter kommentierte
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        Ich tue mich mit brutalen Verletzungen eher etwas schwer, insbesondere bei meinem Prota. Sollte der schwerst verletzt auf dem Krankenlager liegen, ist der Fortgang der Geschichte eher schwierig.

      • Ankh
        Ankh kommentierte
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        Das hängt natürlich von seinem Plot ab, aber es kann durchaus interessant sein, wenn der Prota für den Rest der Geschichte eine Verletzung mit sich herumträgt, die ihn behindert und damit seine Aufgaben erschwert. Oder die seine (bisher geheime) Beteiligung bei diesem Kampf verraten könnte, wenn sie jemand bemerkt. Oder er begegnet auf der Suche nach einem Arzt einer für den Plot wichtigen Figur. Oder die Verletzung prägt ihn, physisch und psychisch, für den Rest seines Lebens.

      • Badabumm
        Badabumm kommentierte
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        Ich möchte einwerfen, dass während eines Kampfes wenig gefühlt und gedacht wird. Dafür ist gar keine Zeit. Das ist eher etwas für Vorher und Nachher. Kommt natürlich auf die Umstände an - so nehme ich an, dass schweißtreibende Zweihandschwertkämpfe auch mal Pausen brauchen, in denen man denken und fühlen darf. Ein Kampf, der allzu lange dauert und in denen 40 Faustschläge keine Spuren hinterlassen, ist Hollywood. Menschen verletzen sich schnell sehr schwer, wenn sie es unbedingt wollen - und dann ist Ende des Kampfes.

      #4
      Kampfszenen sind für mich nicht anders als andere Szenen. Sie müssen die Konsequenz aus der Handlung sein und wiederrum ihre Konsequenz für die weiterführende Handlung haben. Also das typische Action-Reactio Prinzip. Wie die Szene dann abläuft hängt also immer von der Ausgangssituation ab.

      Realitätsnähe ist ein wichtiger Punkt, auch wenn dieser in Fantasy nicht in Stein gemeißelt ist. Ich bin zum Beispiel sehr pingelig, was den medizinischen Aspekt angeht. Keiner kann unendlich einstecken und wenn einer dann mal trifft, ist es dann auch sehr schnell vorbei. Dennoch mag ich Kämpfe, die durch phantastische Aspekte einiges hermachen, sei es Magie, übermenschliche Stärke oder Schnelligkeit oder einfach dass ein Kampf länger ist, als er in der Realität wäre, weil eben dann beide so übermenschlich gut sind, dass niemand trifft.
      Ich mag es zudem richtig gerne, wenn der Körper als Waffe eingesetzt wird, das finde ich viel spanndender als alles andere. Ist aber auch nur eine Persönliche Präferenz. Mehr Mensch an Mensch Action.

      Zum Kraftverhältnis der beiden Parteien würde ich sagen, dass es hier auch stark vom allgemeinen Tonus des Romans abghängt. Allgemein muss der Leser jedoch mit dem Protagonisten mitfiebern können. Eine Gewisse Unterlegenheit bietet sich also immer an. Ich persönlich gehöre aber auch zu den Leuten, die es extrem langweilig finden, einen Protagonisten zu haben, der ständig auf die Fresse bekommt und nix hinkriegt. An einem gewissen Punkt, sollte sich jeder Protagonist erheben und am besten, dann wenn der Leser richtig drin ist und mitfiebert.

      Wirklich entscheidend für eine gute Kampfszene ist für mich aber nicht die Art sondern immer Tonus und Tempo (wie eigentlich für jede Szene, ich glaube das vergisst man schnell). Eine Kampfszene funktioniert nicht, wenn das Tempo nicht stimmt. Sie muss schnell sein und dennoch immer wieder Zeit lassen, um mit dem Protagonisten mitzufühlen, indem man seine Gefühle einfängt. Es geht auch meistens eher darum, wie der Kampf wirkt, weniger wie der Kampf ist. Einige Kampfhandlungen lassen sich sehr gut vorspulen. Ewiges rumgefechte lässt sich sehr gut zusammenfassen, um das Tempo oben zu halten. Lieber auf wichtige Momente fokussieren.

      Auch der Ton macht auch hier die Musik. Es kommt stark darauf an, welche Wörter man wählt, ob die Szene spannend bleibt, oder abflacht. Es gibt viele Wörter die beim Leser triggernd wirken und die die brutalität einer Szene hervorheben, wenn man sie sparsam und gezielt einsetzt. Zum Beispiel Schmerz, Brechen, Scharben. Wenn man damit um sich wirft, funktionieren sie jedoch eben nicht mehr.

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      • Peter
        Peter kommentierte
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        Ich halte meine Kampfszenen eher kurz. Max. 3 NS, insofern ist die Handlung kurz und prägnant.
        Der eigentliche Kampf ist meist nicht mehr als ein äußerer Rahmen, der die inneren Konflikte des Prota hervorbringt. Es geht dabei oft um Fragen, ob er überhaupt den Kampf sucht und wie weit er bereit ist zu gehen. Ist er fähig/willens zu töten, ist spannender als das Geklapper von Schwertern.

      • Schneeregen
        Schneeregen kommentierte
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        Peter Ein Kampf sollte aber keine philosophosche Abhandlung werden Machst du bestimmt auch nicht, klingt jetzt nur in der Beschreibung so.

      • Peter
        Peter kommentierte
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        Philosophische Abhandlungen auf max. 3 NS ist schwierig. Ich bin auch gewiss kein Philosoph.

        Beispiel aus den Hungerspielen:
        Kampfszene zwischen Katniss und Clove.
        Prota will eigentlich nicht, sondern viel lieber verschwinden. Der Kampf wird ihr in diesem Moment aufgezwungen. (Notwehr. Sie ist immer noch die Gute, die nicht töten will)
        Als es so aussieht als würde sie sterben, ist ihr Hauptgedanke nicht an den Tod, sondern daran nicht schwach auszusehen, um es ihrer Schwester, die zusehen muss, leichter zu machen. Sie hat gelernt über das 'Überleben wollen' hinaus zudenken und zu fühlen.
        Die Autorin lässt Clove dann von einem anderen Jungen, der Katniss beistehen will, umbringen, sodass sie immer noch mit sauberen Händen aus der Szene rauskommt. Dadurch kann sie sich noch immer den moralischen Anstrich geben und die eigentliche Aufgabe (Ist sie in der Lage kaltblütig zu töten, um die Spiele zugewinnen) ist für das Finale aufgehoben.

        Die ganze Szene dient (außer der Spannung) dazu, aufzuzeigen, wie und an welchen Stellen die Prota gewachsen ist. Wie hat sie sich verändert. Wie wenig hat der Anta es geschafft, sie moralisch zu korrumpieren.
        Das klappt auf unter 900 Wörtern. Also etwas über 3 NS:

      #5
      Ich habe tatsächlich als Leser große Probleme mit Kampfszenen. In 90 % der Fälle ralle ich einfach nicht, was der Autor da eigentlich von mir will, weshalb ich allzu verschwurbelte Beschreibungen vermeiden würde. Ich kann mir da unter einem "Er verpasste ihm einen Kinnhaken" ohne großartiges Tamtam drumrum einfach viel mehr vorstellen als unter einem groß aufgebauschten Geschwätz.

      Anders als die meisten, bin ich kein großes Sarah J. Maas-Fangirlie, aber eins kann sie so gut, dass selbst bei mir dann ein Film abläuft: Action und Kampf. Sie hat einen guten Mix aus klaren Ausdrücken und Emotion drauf, dass ich nicht mal Mühe habe, mir diesen ganzen Fantasy-Kram mit Riesenwürmern und Eisblitzen und was weiß ich vorzustellen. Falls Du eins ihrer Bücher zur Hand hast: gekämpft wird bestimmt mindestens einmal

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        #6
        Ja, der Leser will wohl eine gewisse Unterlegenheit des Protagonisten spüren, damit die Spannung wächst (und der Held realistischer wirkt). Das habe ich bei meinem "Leif" unterschätzt. Einige Rückmeldungen von Lesern haben moniert, dass Leif ja "immer der Sieger" sei.

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        • Peter
          Peter kommentierte
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          Habe heute einen ganz interessanten Artikel dazu gelesen. Hand in Hand geht (oft) die körperliche Unterlegenheit des Prota mit dessen moralischer Überlegenheit.
          Oft sieht man, dass der Prota den Kampf nicht sucht, sondern ihn aufgezwungen bekommt (Notwehrsituation) und auch den Anta nicht selber umbringt, sondern durch Dritte oder äußere Umstände. So bleibt der Prota über weite Strecken des Buchs moralisch sauber. Besonders in YA Geschichten.

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Peter das ist ein interessantes Konzept. Wobei es ja auch das Gegenteil gibt: Der zurückhaltende Krieger, der sich erst mal lieber beleidigen und herumschubsen lässt, als zur Waffe zu greifen, dadurch von seinen Gegnern komplett unterschätzt wird und sich am Ende als Meister entpuppt. Damit wird dann sein Charakter hervorgehoben, der trotz seiner Fähigkeiten eine friedliche Lösung bevorzugt und Blutvergießen vermeiden will.

        • Peter
          Peter kommentierte
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          Ankh
          Jep, sehe ich auch so. Widerspricht sich aber doch gar nicht.
          Worauf ich hinaus will ist, dass eine Kampfszene nicht nur dazu dient, das Blut bis zur Decke spritzen und ein paar Gedärme herumfliegen zu lassen, sondern den Charakter, dessen innere Konflikte, Motivation und Werte herauszustellen.

        #7
        Neben dem, dass die Kampfszene natürlich zur Geschichte passen sollte, wie Ankh ja schon schrieb, finde ich es wichtig, dass man das mitbekommt, was der Prota erlebt – nicht was am anderen Ende des Schlachtfelds passiert.

        Das andere ist, dass man einen Kampf relativ einfach halten sollte, denn was in einem Action-Film in zwei Sekunden gezeigt werden kann und da voll cool aussieht, funktioniert nicht in einem Buch, wo ich mehrere Seiten beschreibe und immer noch nicht sicher sein kann, ob es der Leser kapiert. Wichtiger sind mir hier die Emotionen, Gedanke und Gefühle des Protas.

        Und mein dritter Punkt: Ich bin Fan von kurzen Kampf-Szenen. Nicht nur, weil es meist realistischer ist, sondern auch, weil ich ein Buch nicht wegen Schlacht- oder Kampf-Beschreibungen lese. Dazu kann ich mir irgendeinen epischen Hollywood-Streifen anschauen
        »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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          #8
          Es geht auch meistens eher darum, wie der Kampf wirkt, weniger wie der Kampf ist. Einige Kampfhandlungen lassen sich sehr gut vorspulen. Ewiges rumgefechte lässt sich sehr gut zusammenfassen, um das Tempo oben zu halten. Lieber auf wichtige Momente fokussieren
          Ich schließe mich Schneeregen an.
          Der Kampf soll ja etwas transportieren und die Handlung voranbringen. Bei vielen Kampfszenen habe ich das Gefühl, die Autoren haben Spannung und Vorwärtsbewegung mit Zeitlupe verwechselt (nicht, dass ich es besser könnte).
          Mich nervt es, eine seitenlange Aufzählung von klingklongkling zackpuffau mit eben diesem Sinngehalt zu lesen. Ich will nicht über jedes Hin und Her, jeden Bodengewinn und -verlust informiert werden, sondern gezielt zu dem Stand geführt werden, der für den Fortgang der Geschichte wichtig ist. Ich mach mir, wenn ich einen spannenden Roman lese, keine Zeichnung zu detailliert geschilderten Truppenbewegungen, um die Taktik zu visualisieren, und ich kämpfe auch keine geschilderten Box- oder Fechtwettkämpfe nach. (Aber vielleicht andere Leser).

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            #9
            Gut gemachte Kampfszenen können die Highlights eines Romans sein, leider sind die meisten nicht besonders gut.

            Ich würde auch davon abraten, zu komplexe Choreografien zu beschreiben, das kann man als Leser nur schwer gedanklich umsetzen und bleibt dann verwirrt zurück.

            Ich mag Kampfszenen, weil man da zwei gegensätzliche Dinge so schön vermischen kann: Da sind zum einen warme und weiche Elemente, wie das menschliche Fleisch und Blut und die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten; und zum anderen ist da das Kühle und Harte, wie das Metall der Waffen und die Kampftechniken.

            Ich finde, solche Szenen dürfen auch ruhig länger sein. Richtig eingesetzt kann man damit den Roman auflockern und wieder in Schwung versetzen.

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            • Peter
              Peter kommentierte
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              Stimme dir zu. Bis auf die Länge. Ich halte diese Szenen lieber kürzer.
              Aber das ist reine Geschmacksache.

            #10
            Ich finde Kampfszenen schon sehr wichtig (auch wenn es natürlich auf das Genre ankommt. Aber epische Fantasy funktioniert nur schwer ohne epische Schlachten). Persönlich hasse ich es, sie zu schreiben und ich bin auch entsetzlich schlecht darin - und wenn es irgendwo DEN Tipp schlechthin gäbe, wäre ich äußerst dankbar.

            Gerade lese ich ein Buch, wo seit 150 Seiten mit kurzen Unterbrechungen gekämpft wird - und bei jedem Kampf ist es noch aussichtsloser. Ich leide wie ein Hund beim Lesen, weil man irgendwie doch hofft, sie würden siegen und es kommt einfach immer schlimmer. Das ist wirklich gut gemacht, trotz umfassender Choreographie und X schlägt Y die Nase ein. Meiner Meinung nach muss eine Kampfszene auch eine gewisse Länge haben, wenn auf sie in einer gewissen Weise hingearbeitet wurde. Ist sie etwa das Showdown, dann genügen keine zwei Absätze. Und ist es gar eine Endschlacht, dann erwarte ich da einige Seiten, vielleicht sogar Kapitel. Dass die sprachlich gut sind und nicht unverständlich, ist meine Erwartung an den Autor, immerhin ist das sein Job.


            Bei Kampfszenen ist mir ansonsten wichtig, dass etwas auf dem Spiel steht. Ich muss als Leser mit den Zähnen knirschen, weil ich so um den Prota und sein Ziel/seine Heimat/seine Familie bange.
            Außerdem mag ich es nicht, wenn es keine schmerzhaften Folgen gibt. Dazu gehören tote Kameraden, schwere Verletzungen und zerstörte Gebäude und Landstriche. Wir schneiden uns bereits beim Zerteilen einer Zwiebel in die Finger - da ist es wenig glaubhaft, dass man aus einem Tanz der Klingen vollkommen unverletzt heraustritt.
            Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

            So nah, so fern.

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            • Peter
              Peter kommentierte
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              Ich unterscheide zwischen Kampfszenen und Schlachtszenen. Eine ordentlich Schlacht hat natürlich seine Länge, allein schon wegen der Komplexität und den vielen Beteiligten.
              Schlachten habe ich nicht, die kommen erst in Band 5 oder 6. Geht doch nichts über eine gute Schlacht als Abschluss.

            #11
            Ich hab vor Kurzem erst zwei Bücher gelesen, in denen ich die Kampfszenen eher dürftig fand. Daher hier mal, was man meiner Meinung nach meiden sollte:

            1.) zu langatmige Beschreibungen, Schachtelsätze, Satzeinleitungen mit "Dann" oder "Danach" (zumindest ab einer gewissen Häufigkeit).
            Denn das alles lässt eine Szene schnell undynamisch wirken, die Spannung stellt sich nicht ein, die Szene hebt sich nicht vom Rest des Buches ab.

            2.) Übertriebene Metaphorik, ungenaue Aussagen
            Metaphorik kann sinnvoll sein, aber wenn die Perspektivfigur am Kampf beteiligt ist, sollten ihre Gedanken und Wahrnehmungen nicht in super kitschiger, verschlängelter Sprache geschildert werden. Wirkt unrealistisch und verlangsamt das Tempo.
            Ungenaue Aussagen sollte klar sein. Wichtig ist halt, dass der Leser versteht, was überhaupt abgeht. Das ist in solchen Szenen aufgrund des Tempos und eventuell der Anzahl der Beteiligten, ohnehin schon schwer genug. Da sind klare, knappe Sätze, die nüchtern schildern, was passiert, meist besser. Wobei man da natürlich auch aufpassen muss, nicht nur Hauptsätze aneinander zu reihen oder zu viel Tell und zu wenig Show zu liefern.

            Das wäre so das, was mir in letzter Zeit in Kampfszenen negativ aufgefallen ist.

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            • Kelpie
              Kelpie kommentierte
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              Stichwort "dann" und "danach" finde ich sehr treffend! Dazu gehört auch "anschließend" - sie alle lassen das ganze wie eine geplante Choreographie wirken, wie irgendetwas Mathematisches, Wissenschaftliches und töten damit alles, was irgendwie Spannung aufkommen lassen könnte.

              Apropos "damit": Auch das gehört für mich zu den Spannungstötern, sei es als Synonym für "mit diesem", sei es als kausale Einleitung. Generell sind die meisten Wörter, die mit "da-" beginnen, in Kampfszenen eher schlecht, finde ich.

            #12
            Danke für die vielen Rückmeldungen.

            Insgesamt deckt sich das überwiegend mit meinen eigenen Vorlieben, wobei es mir tatsächlich um den direkten Konflikt zwischen zwei (oder sehr wenigen) Personen geht. es ging mir um eine Kampfszene, nicht um eine Schlacht. Epische Schlachten habe ich bisher noch nicht beschrieben, und es steht auch absehbar nicht an. In die Länge gezogene Choreographien finde ich persönlich eher langweilig, genau wie die detaillierten Beschreibungen von den eingesetzten Waffen.

            Ich sehe Kampfszenen als ein großartige Möglichkeit, die Entwicklung/Wachstum/gewonnene Reife des Protas zu zeigen. Gerade in Extremsituationen muss er zeigen, dass er/sie etwas gelernt hat, ansonsten wäre die Geschichte an dieser Stelle zu Ende.




            Zuletzt geändert von Peter; 06.09.2017, 23:24.
            I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

            Douglas Adams

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              #13
              Also, ich ticke vielleicht etwas seltsam, was Kampfszenen in Büchern angeht: Da kommt es mir nämlich nicht so sehr auf die Technik an -- es sollte zwar nachvollziehbar sein (d.h. die 40 Kilo schwere Frau sollte keine Superkräfte besitzen, um den 120 Kilo schweren Typ mal eben auszuschalten -- es sei denn, es passt zum Plot und ist logisch erklärbar), aber in Büchern finde ich es mitunter extrem langweilig, wenn jeder Kampfschritt wie in ner Anleitung beschrieben wird (obwohl ich im RL selbst häufig mit KS zu tun hab). Mir geht es in einem Buch eher um Emotionen dabei und/oder um Symbolik, usw. Aber nicht um trockene, seitenlange Aufzählungen.
              Anders sieht es in Filmen aus. Da find ich detailliert dargestellte Kampfszenen dynamisch und spannend (und mitunter ästhetisch in Szene gesetzt), da dürfen sie ruhig auch etwas länger dauern.
              Es liegt bei mir also am Medium an sich. Vielleicht muss ich aber einfach auch erst eine spannende Beschreibung in die Hände kriegen

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                #14
                Ich finde Kampf- und Schlachtszenen sehr schwierig. Ich bin Kampfsportlerin und sehr darauf trainiert, genauen und sauberen Choreografien zu folgen, wodurch ich ganz andere Kampfabläufe im Kopf habe. In Filmen achte ich sehr genau auf die Kampfchoreografie, weil ich das einfach faszinierend finde und natürlich Fehler schneller sehe. Das blockiert mich aber auch beim Schreiben. Da ich mein Projekt an Testleser geben werde, werde ich da besonders um Feedback bei den Kampfszenen bitten.

                An sich stehe ich total auf Kampfszenen. In Büchern finde ich es einfach schwierig, weil geschriebene Worte das Tempo nehmen. Ich muss dazu sagen, selten Bücher mit Kampfszenen gelesen habe und die, die ich las, fand ich nicht gut.
                Aber ich tendiere dazu, Kampfszenen als kurzes, flottes Highlight einzubringen, weil es sonst sehr langatmig werden kann. Epische Schlachten schreibe ich sowieso nicht, das würde sowieso in einem Desaster enden
                Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
                Nordfriesentote (2021) - Twentysix

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                • Gloria Regali
                  Gloria Regali kommentierte
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                  Ja, die Details werden mir zum Verhängnis. Ich liebe Details, ich liebe Choreografien und saubere Techniken. Aber Leser in der Regel nicht so

                • Nachtmahr
                  Nachtmahr kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Genau deswegen meide ich sie. Wie soll man die Bewegungen und Handlungen richtig beschreiben, sodass der Leser sieht was ich beim Schreiben vor meinem inneren Auge sah (möglichst ohne ihn zu Tode zu langweilen)? Ich finds schade, dass die Kämpfe ins Manuskript übertragen, ziemlich farblos wirken.

                  Kampfchoreographien mag ich auch ziemlich und seh genau hin, aber ich hab mir sagen lassen, das da ziemlich viel Hollywood und nur zu einem geringen Teil richtige Kampftechnik drinsteckt. Seitdem betrachte ich sie mit etwas mehr "Vorsicht".

                • Gloria Regali
                  Gloria Regali kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Ist auch so. Viele Kampfszenen ergeben keinen Sinn, aber es gibt immer wieder gute Ausnahmen. Aber seit ich selber trainiere, bin ich da auch sehr skeptisch geworden Daher habe ich an mich den Anspruch, Kampfszenen realistisch zu gestalten. Und wenn ich damit nur meinen inneren Monk zufriedenstelle

                #15
                Mit Kampfszenen ist es schon merkwürdig. Habe mal aus Spaß im Nibelungenlied geblättert, das ja vor Gewalt nur so strotzen soll. Tatsächlich wird ein Kampf aber verhältnismäßig selten geschildert. Gerade im Finale ist die Schlacht geradezu mystisch abgehoben.

                Nun ist das ja höfische Vortragskunst, es kommt viel mehr darauf an, wer wen erschlägt, als wie er dies tut. Vermutlich wissen die zuhörenden Ritter ohnehin wie das geht, es ist also ein Vortrag für Kenner. Deshalb wechseln sich längere Strophen mit Dialogen und Befindlichkeiten mit kurzen, fast zu kurzen Kampfschilderungen ab. Da steht dann nur, dass „sein Ger durch die Rüstung drang“ oder „er schlug ihm den Kopf ab“ , aber das war's dann auch schon. Oft wird nicht mal der Schlag selbst beschrieben, sondern nur „er hob das Schwert...“ und danach war der Gegner tot. Wer also Emotionen haben will, kommt hier nicht zu kurz, denn vor jedem Kampf wird ausführlich geschildert, wer wen beleidigt, wessen Ehre oder Name besudelt wurde, was jeder Recke gerade denkt oder in welchem Loyalitätsdilemma ein Kämpfer steckt (extrem wichtig!).

                Tatsächlich erscheinen die Kämpfe fast wie „zensiert“, denn obwohl Blut reichlich fließt und Metall auf Metall knallt, wird das eigentliche Gemetzel - vielleicht wegen der anwesenden Hofdamen? - grundsätzlich abgekürzt. Verletzungen gibt es eher wenig, diese werden dann auch besonders betont und erklärt. Hagen blieb bis zum Schluss wir durch Wunder fast unverletzt, obwohl er wütete wie ein Berserker - da schimmert also bereits Hollywood durch. Ähnlich ist es auch in der IlIas. Einige Helden ragen durch „Unverwundbarkeit“ besonders hervor.

                Das ist natürlich keine Vorlage für einen „realistischen“ Roman, denn so ein Epos ist so unrealistisch wie eine Oper. Gehobene Kunstunterhaltung eben. Aber das Grundprinzip erscheint mir richtig: der Kampf als Vorgang selbst ist gar nicht so wichtig. Wichtig ist, warum x den y erschlägt. Die Nebenfiguren, die nicht kämpfen, (in diesem Falle der Spielmann oder Kriemhild) steuern dann auch „Kommentare“ zu dem Geschehen bei, sie sind also eine Position von außen. Ansonsten wird das meiste eher aus der Sicht Hagens geschildert, der zwar nicht per se Hauptprota in einem Hundertpersonenstück ist, aber so auftritt, als fände der Kampf aus seiner Perspektive statt. Einen konkreten Betrachtungswinkel gibt es ja nicht, es ist eine Erzählung aus dritter Hand.

                Als Anmerkung: das Sterben selbst findet kaum statt, da ist das Epos anders als Hollywood. Keine stundenlange Abschiedszene, kein Seufzen, keine Versprechungen, Schwüre und Eide. Tot ist tot - fertig.
                Zuletzt geändert von Badabumm; 14.07.2021, 17:57.

                Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
                Mark Twain

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