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weinerliche Helden

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    #16
    @ Lael: Weil das jetzt doch arg spoilerig wird, hab ich die Antwort mal in meinen Projektthread verlegt: http://wortkompass.de/forum/handwerk...-docwagon-team
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #17
      Ich kann auf den Teil des Forum noch nicht zugreifen, aber ich hätte da noch eine ziemlich simple Methode parat um den Emo-Faktor von leidenden Figuren zu senken: Schwarzer Humor.

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        #18
        @Maggi: Stimmt. Aber ich hab schon ne Menge Charaktere mit entsprechender "Stimme", und irgendwo müssen sie sich ja auch unterscheiden.
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          #19
          Vom Schicksal gebeutelte Menschen haben das Potential zu ausgesprochen interessanten Romanhelden heranzuwachsen. Die meisten Leser haben doch auch schon Schicksalsschläge einstecken müssen und können mit deiner Figur mitempfinden und Sympathie aufbringen. Gerade in Krimis / Thrillern taucht der gebrochene Held, der entweder Alkohol- oder Drogensüchtig wurde, oder sich in eine träge Kleinstadt zurückgezogen hat, wo er eine ruhige Kugel schieben kann, und dann (widerwillig) wieder in sein altes (aktives, spannendes, gefährliches) Leben zurückgezogen wird, häufig auf.

          Ich habe keine Ahnung, in welchem Genre und mit welcher Zielsetzung du diese Geschichte schreibst, daher kann ich mit meiner Einschätzung völlig daneben liegen.
          Wenn es sich um deine Hauptfigur handelt und er bis zur Mitte des Buchs weinerlich und ziemlich passiv bleibt, dann sehe ich da eher ein Problem in der Leserakzeptanz. Bis dahin hätte ich persönlich das Buch schon lange zugeklappt, weggelegt und vergessen. In den ersten (wenigen) Kapiteln wäre das für mich noch OK, aber dann sollte sich eine Änderung zeigen. Es muss nicht sofort eine dauerhafte sein, aber für den Leser doch ein Funke seines alten Selbst erkennbar sein, das Aufblitzen einer Person über die wir gerne mehr erfahren würden, ein Vorgeschmack auf die zweite Hälfte des Buchs, wo er sich zum coolen Actionhalden verwandelt.



          I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

          Douglas Adams

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            #20
            @Peter: Die von dir angesprochenen Romanhelden haben aber normalerweise ihre Schicksalsschläge schon hinter sich, wenn der Roman beginnt, und werden gleich am Anfang durch irgendetwas in die Handlung gerissen, was sie aktiv werden lässt, oder zumindest ihnen nicht viel zeit zum jammern lässt. Find ich auch okay so.

            Bei mir ist das Problem, dass die Schicksalsschläge über die erste Hälfte des Romans verteilt kommen. Klar, der Prota hat auch sonst genug an der Backe und kaum Zeit, sich unter der Bettdecke zu verkriechen, aber wenn mans realistisch sieht, würde das jeder in seiner Situation gern tun. Ich mag auch lieber taffe Helden, wie wohl jeder, deswegen der Thread, aber ich kann auch nicht einfach ignorieren, dass er ein Mensch mit Gefühlen ist, die verarbeitet werden wollen.

            Das mit dem Aufblitzen ist gut. Ich versuche jetzt, ihn dazwischen mal kämpferisch zu zeigen, dass man das Gefühl bekommt, er kommt da wieder raus, dann verzeiht mans ihm wohl auch, wenn er nach dem nächsten Schicksalsschlag erstmal wie gelähmt ist. Und dann passiert eh was, was ihm ne neue Perspektive gibt, und er kommt wieder in die Gänge. Ich glaube, was mit gefehlt hat war zu begreifen, dass er auf die verschiedenen Schläge verschieden reagieren kann.
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              #21
              Es gibt ja einige Autoren, die den steten Wechsel von Proaktiven und Reaktiven Szenen bevorzugen. Reaktiv wäre in deinem Fall wohl das Einstecken und Verarbeiten des Schicksalsschlags, was auf verschiedene Arten gemacht werden kann.
              Gibt es denn auch proaktives Verhalten? Bewegt sich deine Hauptperson und mit ihm die Geschichte in eine erkennbare Richtung oder wird er nur durch die Schicksalsschläge getrieben? Wird genug Spannung und Empathie aufgebaut, dass die Leser nicht die Lust an der Geschichte verlieren und den Helden einfach aufgeben?

              Ich glaube gar nicht mal, dass wir alle die taffen Helden wollen. Sind es nicht eher die Menschen, mit Schwächen und Macken, so wie wir selbst, die dann aber in Extremsituationen auch über sich hinauswachsen, von denen wir gerne lesen?


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                #22
                Ich finde einen etwas weinerlichen Helden gar nicht so schlimm. Natürlich nur, so lange er nicht ausschließlich rumjammert. Aber gelegentliches lamentieren über seinen Zustand ist nur realistisch und kann ganz sympathisch machen.
                Wenn du dir Sorgen machst, dass es zu selbstmitleidig wirkt, zeig dem Leser vielleicht auf humorvolle Art, dass er einfach ein Pechvogel ist. Lass ihn in Hundekacke treten, lass es regnen, sobald er das Haus verlässt, lass eine Baustelle neben seinem Fenster entstehen. Einfach, um dem Ganzen durch ein bisschen Absudes eine Komik zu verleihen und den Anschein von ständiger Ernsthaftigkeit und Trübsal zu nehmen.
                Wenn dir das nicht zusagt oder es nicht ins Konzept passt, kannst du dir ja auch überlegen, wie er anders damit umgeht. Vielleicht ist er immer freundlich zu seinem Vorgesetzten, hat aber zu Hause ein Bild von ihm aus einer Zeitung ausgeschnitten und steckt Nadeln hinein. Es kann ja auch gut sein, dass er erst immer tut und macht, wie alle wollen und ihm irgendwann dann doch der Kragen platzt und er eben diese "Leck mich"-Haltung annimmt. Also eine Entwicklung durchmacht.
                Überhaupt könnte er erst ein etwas merkwürdiger Antiheld sein, der einfach nicht so richtig klarkommt mit sich und der Welt und vom Pech verfolgt wird und sich irgendwann aus seiner Lethargie erhebt und zum Helden wird. Wäre sicher auch nicht schlecht.

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                  #23
                  Ich denke, dass es die gute Mischung macht. Lass ihn nach harten Schicksalsschlägen trauern und apathisch oder angriffslustig werden - je nach dem, wie er tickt und in welcher Entwicklungsphase er sich befindet. Das kann man auch ruhig zeigen. Als Leser leidet man ja auch mit den Figuren mit und will sehen, wie sie nun reagieren. Wenn der Held völlig unbeeindruckt weiter durch die Welt zieht, wird es unrealistisch. Wie du schreibst, muss Mensch das verarbeiten.
                  Aber das, was der Leser mMn nach dem Schicksalsschlag sehen möchte, ist dass sich der Held wieder aufrichtet. Egal auf welche Art und Weise. Er muss weitergehen. Durch äußere oder innere Umstände dazu getrieben werden, aktiv zu werden. Die emotionalen Reaktionen darauf können unterschiedlich sein, sollten aber einem Entwicklungsbogen folgen, der immer mal wieder aufblitzt. Das Schema darf nicht jedes Mal gleich sein im Sinne von Schicksalschlag -Trauer-Schicksalsschlag-Trauer, sondern muss sich stetig verändern. So hält man den Leser bei der Stange, weil er die Entwicklung sieht und gespannt sein kann, in welche Richtung sich der Held entwickelt.
                  Soll heißen: Bau dir eine logische Emotionskurve von ihm auf, angepasst an die Schicksalsschläge und seinen Charakter.

                  Beispiel für einen Charakter, der sich dadurch in die Richtung bärbeißig / Leck mich am Arsch entwickelt:

                  - Erster Schicksalsschlag: Heulsuse, Apathie usw. --> durch äußere Umstände gezwungen weiterzumachen, vegetiert aber ansonsten vor sich hin.
                  - Zweiter Schicksalsschlag: Heulsuse, die Welt ist scheiße --> durch äußere Umstände gezwungen weiterzumachen und Charakterzug oder innerer Drang blitzt auf und veranlasst ihn weiterzumachen. (hier eignet es sich, Schlüsselmomente einzustreuen, die seinen wahren Charakterkern hervorzwingen und ihn sehen lassen, dass er ja doch etwas kann)
                  - Dritter Schicksalsschlag: Die Welt ist und bleibt scheiße, aus Eigenschutz ist mir ab jetzt alles egal --> innere Umstände treiben ihn voran, kleine Ziele kristallisieren sich heraus, geboren aus den Schicksalsschlägen.
                  - Vierter Schicksalsschlag: Schnauze voll, ich mach jetzt mein Ding, es reicht --> Proaktives Handeln, der Held geht auf "Gegenangriff" über.

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