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Entdeckendes Schreiben als „leichte Kost“ zwischendurch

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    Entdeckendes Schreiben als „leichte Kost“ zwischendurch

    Hallo zusammen,

    ich habe ein großes Schreibprojekt in Arbeit, das ist ein umfangreicher Roman, von dem der Plot inzwischen steht. Vor mir liegt ein riesiger Berg an Arbeit, u.a. viel Recherche zu Themen, mit denen ich mich noch nicht gut auskenne.

    Je größer der Berg an Arbeit mir erscheint (auf die ich mich auch freue), desto mehr wächst in mir jedoch auch der Wunsch nach Abwechslung und Entspannung zwischendurch, indem ich „einfach“ parallel etwas Leichteres schreibe, einfach drauflos, möglichst mühelos. (Aus einem ähnlichen Bedürfnis ist ja offenbar auch der Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler entstanden, als dieser mit „Krabat“ nicht weiterkam.)

    Habt ihr mit dieser Art von Zweigleisigkeit Erfahrungen? Und besteht nach eurer Einschätzung dadurch eher die Gefahr, sich zu verzetteln, oder haltet ihr das eher für motivierend und bereichernd?

    Vielleicht habt ihr Lust, generell eure Erfahrungen mit dem nicht geplotteten, entdeckenden Schreiben zu schildern?

    #2
    Hm, das sind mehrere verschiedene Aspekte für mich.

    Erstmal, "was anderes schreiben als das Hauptwerk": hab ich mal gemacht, als sich meine Figuren bzw. der Ton in eine Richtung entwickelt haben, die zu weit von dem abwich, wo ich eigentlich hinwollte. Ich habe daraus dann zwei andere, ähnliche Figuren gemacht, sie in ein anderes Setting gesetzt und sie ihre Dynamik ausleben lassen. Das war dann eher, dass ich einen Aspekt loswerden wollte, den ich nicht drin haben wollte, als mich jetzt vom Hauptwerk selbst zu distanzieren.

    Ich hatte auch schon die Situation, dass ich mit meinem Hauptwerk hing und von mehreren Seiten vorgeschlagen bekam, doch was anderes zu schreiben. Hab ich aber nie gemacht. Ich wollte gar nix anderes schreiben, und es hätte mich nicht wirklich weitergebracht, sondern mir eher noch mehr Zeit genommen. Ein paar Kurzgeschichten und solches Zeug hab ich mal hier und da eingeschoben, aber das sind ja eher zeitlich begrenzte Sachen und nichts, was wirklich parallel entsteht.

    Also ja, ich würde es eher als ein Verzetteln empfinden. Ich beiße mich gerne an etwas fest, auch wenn's gerade schwerfällt. Aber das ist einfach eine persönliche Präferenz. Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Autoren das gerne tun und hilfreich finden.


    Der andere Aspekt ist "entdeckendes Schreiben": Ja, mache ich, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Ich werfe meine Figuren gerne einfach mal in eine Situation und schau, was sie daraus machen. Aber irgendwann baut mein Hirn das in immer größere Zusammenhänge und ich entwerfe schließlich den Plot drumherum, den ich dann mit etwas gezielteren Szenen auffülle. Ich lasse mir dabei aber immer die Freiheit, Dinge zu ändern, auszubauen oder fallenzulassen. Wenn ich beim Schreiben eine Idee für eine Wendung habe, dann kommt die rein und ich muss halt schauen, wie ich den Bogen zu meiner ursprünglichen Planung bekomme (oder was ganz anderes draus mache). Ich kann mir nix langweiligeres vorstellen, als hunderte Seiten einer Geschichte zu schreiben, die ich bereits kenne.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #3
      Mir geht es ähnlich wie und doch ganz anders als Ankh, dieses Verzetteln war bei mir ganz fürchterlich; ich knabbere immer noch dran, mehrere Projekte gleichzeitig in der Luft gehabt zu haben. Ich bekomme derzeit schwer Plots zusammen.
      In diese Erfahrung spielt sicher auch die Tatsache hinein, dass ich in der Coronazeit nicht richtig reisen konnte. Ich brauche das Entdecken auch, allerdings nicht schreibend, sondern durchs Reisen, das schrubbt bei mir die ollen Krusten von den Hirnwindungen. Da hat wohl jeder eine andere Methode - und man kann froh sein, wenn man sie entdeckt hat.
      Wenn Du durch einen anderen Schreibflow, ohne Vorgaben, den nötigen Abstand vom Hauptprojekt gewinnen kannst, sodass Du Dir die Neugier und Kreativität erhältst, dann nutze es!
      (Noch zwei ÜA abschließen, dann, ja dann mach ich mich weiter an das "neue" Projekt, das schon teilweise steht; ich freu mich drauf, weil ich weiß, dass ich mich dann total darauf konzentrieren kann).

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        #4
        Aus aktueller Sicht fahre ich mit deiner angesprochenen Methode ziemlich gut. Mein (mittlerweile fertiggeschriebenes, aber noch nicht überarbeitetes) Projekt aus der Ecke tragikomische Liebesroman war eher seicht/leicht zu schreiben, während ich beim zweiten Projekt (Krimi) etwas mehr Hirnschmalz einfließen lassen muss.
        Diese Kombi funktioniert für mich ziemlich gut, allerdings habe ich zeitversetzt angefangen. Den Krimi habe ich begonnen als das andere Projekt schon zu 2/3 geschrieben war.
        Zwei Geschichten in etwa auf demselben Stand parallel zu schreiben würde bei mir definitiv eine Verzettelei auslösen. Wichtig war mir auch immer, dass eins der beiden Projekte eine klare Priorität hatte. Nämlich das, das zuerst fertiggeschrieben sein sollte.

        Letztendlich muss aber jede(r) für sich herausfinden, welche Form/Art des Schreibens zielführend ist.
        http://www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de

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          #5
          Ich bin ein Freund der klassischen Konditionierung. Da ich zu allem was ich schreibe Lieder, oder ganze Playlisten habe, muss ich nur den dazugehörigen Song spielen lassen um wieder im Thema (und den Problemchen) zu sein. Das Switchen würde mir bestimmt sonst schwer fallen. Ich persönlich kann beim Wechseln der Geschichten grade den benötigten Abstand zu meiner anspruchsvolleren Hauptgeschichte gewinnen. Und es tut mir gut - sagt mein Bauchgefühl.

          Ansonsten glaube ich, dass das Thema für jeden individuell zu bewerten ist. Wie oben bereits u.a. von magico geschrieben worden ist. 😊

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            #6
            Sehr interessantes Thema, denn ich schreibe gerade tatsächlich ein ernsthafteres Haupt-Projekt und daneben eine Art Entspannungs-Projekt. Ich tue mich zwar generell schwer mit dem Plotten, weil ich erst während des Schreibens ein Gefühl für die Figuren bekomme und herausfinde, welcher Teil der Handlung mich am meisten interessiert (was akribische Planung im Voraus schwer macht), aber trotzdem muss ich mir beim Hauptprojekt einige Gedanken machen: Es gibt viele Perspektiven, die ich irgendwie geschickt anordnen muss; ich muss mir überlegen, welche Hinweise ich wo einstreue, damit die Lesenden selbst miträtseln können, was genau am Schauplatz eigentlich vor sich geht; ich muss die Beziehungen zwischen Figuren jeweils an einer geeigneten Stelle etablieren und die Verflechtungen sinnvoll aufbereiten etc.

            Das Entspannungs-Projekt dagegen schreibe ich durchgängig nur aus einer Perspektive, es gibt neben der Perspektivfigur nur eine klar definierte Co-Protagonistin und wenige Nebencharaktere; die Protagonistin hat ein klares Ziel, auf das sie zuarbeitet, und es gibt nur wenige Nebenschauplätze. Innerhalb dieser klar abgesteckten Umgebung schreibe ich dann einfach drauflos - und es ist ein ganz anderes Gefühl, als an etwas "Ernsthaftem" zu arbeiten, denn dieses Projekt habe ich für mich selbst als reine Entspannungsübung deklariert und baue mir dadurch auch den Erwartungsdruck gegenüber mir selbst ab. Ich überlege nicht lange, ob das jetzt so passt oder gut klingt, sondern schreibe die Sätze einfach runter. Dadurch komme ich mit diesem Projekt auch wesentlich schneller voran. Das tut mir richtig gut, wenn ich im Haupt-Projekt gerade feststecke (weil das dann zumindest bedeutet, dass ich das Schreiben nicht ganz so sehr verlernt habe, wie ich es mir manchmal einbilde). Und es ist natürlich auch eine gute Abwechslung.

            Dadurch, dass die beiden Projekte sowohl vom Aufbau als auch vom Genre her völlig unterschiedlich sind und ich da jeweils mit einer ganz anderen Einstellung rangehe, besteht auch nicht die Gefahr, dass ich mich verzettele. Nur ein Problem habe ich manchmal (wobei das meistens so ist, wenn ich Dinge parallel schreibe): Ich habe gerade Zeit und Motivation fürs Schreiben und kann mich nicht entscheiden, woran ich denn nun weiterschreiben soll - und mache dann manchmal leider gar nichts.

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