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Wie umgeht ihr den "Plot Armor?"

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    Wie umgeht ihr den "Plot Armor?"

    Hallo zusammen,

    letztens habe ich wieder alte Filme angeschaut und mir mehr als einmal gedacht: "Jaaaa, also streng genommen, wenn man jetzt ganz genau hinguckt... hätte der halbe Cast eigentlich schon zehn Mal sterben müssen..."
    Klar, der Protagonist sollte in Büchern und Filmen schon irgendwie bis zum Ende überleben, aber ich habe zumindest bei den Filmen gedacht, dass hier die Story-Logik umgangen wurde, damit die wichtigsten Figuren überleben.

    Wie macht ihr das in euren Projekten? Hattet ihr schon einmal die Situation, dass euer Prota oder wichtige Figuren eigentlich gar nicht mehr hätten leben dürfen? Wie habt ihr das gelöst? Oder habt ihr deswegen sogar wichtige Figuren wirklich gekillt oder schwer verletzt, weil es logisch und eigentlich unumgänglich war?

    Liebe Grüße
    Gloria Regali
    Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
    Nordfriesentote (2021) - Twentysix

    #2
    Geht mir oft auch so. Merkwürdigerweise werden die Bösewichte immer zu miserablen Schützen, wenn die Hauptfigur ins Spiel kommt, oder die Gesetze der Physik, die einen menschlichen Körper beim Aufprall in Stücke reißen sollten, sind gerade unaufmerksam.

    In meinen Geschichten hatte ich das Problem noch nicht. Ich schreibe in letzter Zeit hauptsächlich Cosy Crime. Es gibt Leichen, aber die Hauptfiguren kommen sehr selten in Lebensgefahr.
    Wenn ich jemanden loswerden will, versetze ich ihn oder schicke sie auf einen langen Lehrgang.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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    • Gloria Regali
      Gloria Regali kommentierte
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      Ja, oder redet erstmal ewig, bis der Held wieder genug Kraft gesammelt hat, um ihn fertig zu machen.

    #3
    Es gab die Situation, dass mein Prota überlebt hat, wo es eine andere Figur nicht geschafft hätte. Allerdings schreibe ich Fantasy (lasse aber die Finger von Deus ex machina). Seine Rettung war trotz unterstützender Magie sehr knapp und die Heilung dauerte seine Zeit, es war also nicht mit einem Fingerschnippen getan. Wenn eine Figur in meinen Geschichten überlebt, wo sie es mit hoher Wahrscheinlichkeit eigentlich nicht sollte, gibt es dafür meistens nachvollziehbare Gründe, während manche sterben, wie es in der Situation zu erwarten ist.
    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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      #4
      Also was jetzt rein physische Verletzungen angeht, da schaue ich schon, dass das nicht allzu unrealistisch wird. Meine Geschichten haben ja eine medizinische Komponente, da kann ich nicht einerseits super realistisch über Quetschungen und Rauchvergiftung schreiben und auf der anderen Seite überleben die Protas dann einen Flugzeugcrash oder so ohne Kratzer. Außer die, die das aus etablierten Gründen können

      Aber "Plot Armor" ist ja mehr. Es bedeutet ja auch, dass der Bösewicht aus unerfindlichen Gründen gar nicht schießt, sondern rummonologisiert, bis die Heldin ihre Fesseln durchgescheuert hat, oder er die Helden lieber persönlich zum Duell fordert, statt einfach seine Übermacht Gefolge auf sie zu hetzen. Zu Plot Armor gehören diese Autorenkniffe, bei denen der Antagonist sich in einer bestimmten Weise verhält, um dem Prota eine Chance zu geben.

      Wenn man das geschickt macht, ist es okay, und ich denke, das tun wir alle gelegentlich, dass wir die Situation so hinbiegen, dass eben immer dieser kleine Ausweg bleibt. Man will sich ja auch nicht in eine ausweglose Ecke schreiben! Man muss halt nur aufpassen, dass der Gegner dabei nicht allzu unfähig rüberkommt und die ganze Welt um die Helden herum allzu offensichtlich auf ihrer Seite steht und ihnen den Weg freimacht. Wenn ab und zu irgendein Nebencharakter seine eigenen Ziele hat, die dem Prota im geeigneten Moment ein Bein stellen, dann kann man diesen Eindruck aber ganz gut neutralisieren, denke ich. Und letztlich erhöht es ja auch die Spannung, wenn für den Protagonisten nicht alles vorhersehbar glatt läuft.

      Ich plädiere also dafür, unvermeidliche Plotarmor-Momente damit auszugleichen, dass diese Rüstung im ungünstigen Moment auch mal bricht und dem Prota zusätzliche Schwierigkeiten beschert, die im Klischeeplot nicht zu erwarten wären. Und wenn ich eine Hauptfigur in eine Situation schreibe, wo sie realistischerweise einen Arm verlieren müsste, nun, das ist dann halt Schicksal
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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        #5
        Jede Actionszene benötigt ja einen Einsatz, das auf dem Spiel steht. Ich persönlich ärgere mich jedes mal, wenn dieser Einsatz der Tod des Prota ist, weil das nur in den wenigsten Büchern glaubwürdig gemacht werden kann. Lazy writing, machen viele, und man kommt damit durch, aber schön ist es nicht (Oftmals tragen dann eher die coolen Kämpfe, oder eine Offenbarung diese Szenen als die tatsächliche Todesgefahr. Ich weiß gar nicht wann ich zum letzten mal eine Szene gelesen habe wo ich wirklich mitgefiebert habe). Man verliert als Leser das Vertrauen darin, dass Situationen wirklich so gefährlich sind, wie der Autor den Anschein erwecken will. Ich vermeide es, wo es geht. Dadurch erhalten die wenigen Stellen, wo wirklich das Leben auf dem Spiel steht, mehr Gewicht.

        Ich habe einmal aktiv Plotarmor betrieben, und statt dem Opferlamm den besten Freund sterben lassen. Das war aber eine bewusste Entscheidung, weil das Opferlamm sich stark entwickelt hat und der Geschichte gut getan hat. Danach habe ich die Charaktere machen lassen, mit dem Vorsatz, sie zu töten, wenn sie sich in gefährliche Situationen manövrieren. Es hat sich dann einfach so ergeben, dass die meisten doch überlebt haben, sie waren halt sehr vorsichtig.

        Insgesamt versuche ich, den Tod als Einsatz zu vermeiden, es gibt so viele schöne andere Dinge, um die sich der Leser Sorgen kann (oder darauf geiern).

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          Meist sind die Szenen schon gefährlich, unglaubwürdig ist, dass sie sich retten können.
          Zuletzt geändert von Milch; 13.12.2022, 17:01.

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Das ist ein wichtiger Punkt, dass man einen anderen Einsatz wählen sollte, wenn man den Tod eh nicht glaubwürdig als Möglichkeit in Betracht zieht. Generell könnten Autoren gern ein bisschen kreativer werden, wenn es darum geht, was auf dem Spiel steht; etwas sehr Persönliches und Individuelles finde ich in vielen Fällen mitreißender als ein generisches "Er könnte dabei draufgehen (aber wird es nicht, weil noch 200 Seiten übrig)!"

        • Milch
          Milch kommentierte
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          Ich finde es auch spannend, mitzuerleben, wie sich Einstellungen ändern, quasi "Gewissheiten" in Gefahr geraten.

        #6
        Hab eine Weile überlegt, aber habe bei mir keine Stelle finden können, wo "Plot Armor"-Elemente meinen Figuren zu Hilfe gekommen wären.
        Wenn, dann wohl eher unbewusst. In meinem Medizinersetting könnte man höchstens belächeln, dass der Protagonist in der Rettungsstelle angeschossen und potenziell tödlich verletzt wird, aber er wird daraufhin in den OP gebracht, wo ihn einer der Antas operieren wird; das wiegt die Bequemlichkeit auf bzw kann er nur im Krankenhaus verletzt werden, weil die Story dort halt spielt.
        Ansonsten achte ich darauf, dass alles medizinisch sinnvoll bleibt, dass kein blödsinniges Antagonistenverhalten unfreiwillig hilft usw. Es sei denn, ich ziehe das ganz bewusst so durch, dass es ins Klischee bzw eine Art Klischeeparodie übergeht.
        Wenn der Plot Armor zum Zuge kommt, weil man sich in eine Sackgasse geschrieben hat und sich die Rettung des Protagonisten nicht aus der Vorgeschichte oder dem palavernden Charakter des Antagonisten ergibt, tut es weh. (Außer, wenn es sich um Indiana Jones handelt, wo es das Klischee zum Klischee ist, da gibt es ein wohlmeinendes Schnauben von meiner Seite, sonst ein genervtes "ja ... klar". Oder wie mein Sohn in seinem sadistischsten Lehrerfrohlocken sagen würde: "Das gibt dann eine 6!").

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