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Diversität in Büchern - achtet ihr darauf?

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    Diversität in Büchern - achtet ihr darauf?

    Moin alle zusammen,

    das Thema lässt sich ja schlecht umgehen. Daher interessiert mich, ob ihr bei euren Projekten auf Diversität achtet?
    Schreibt ihr extra dunkelhäutige/queere/mehrgewichtige Figuren? Wenn ja, stellt ihr es besonders hervor, indem ihr die Diversität deutlich beschreibt? Haben sie eine größere Rolle oder wird es gar Thema in den Büchern?

    Ich finde das schwierig. In meinem letzten Projekt passen zum Beispiel mehrgewichtige Figuren nicht ins Setting (Krieger sind halt eher nicht übergewichtig), PoC passen auch nicht so richtig rein, da fast alle Figuren aus dem mittelalterlichen Nordeuropa stammen. Trans- und Nicht-binäre Figuren passen da auch nicht rein, zumindest nicht so, dass es die Geschichte voranbringt. Die Figuren wären halt trans, ich würde es einmal erwähnen und dann nie wieder. Das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein.
    Dafür habe ich sehr viele lesbische Figuren.
    Aber ich werde mich da nicht unter Druck setzen (also in dem Sinne, dass ich es natürlich und respektvoll einbringen will). Wie ist es bei euch?

    Viele Grüße
    Zuletzt geändert von Gloria Regali; 06.12.2022, 13:35.
    Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
    Nordfriesentote (2021) - Twentysix

    #2
    Wenn man will, ist da ein Weg.
    • Auch im Mittelalter gab es BiPoC. Dass diese angeblich kaum existierten ist so eine Ausrede von Mittelalterfantasy-Autor*innen, denen Diversität zu mühsam ist aus welchem Grunde auch immer. Und ehrlich, Drachen, Orks und Elfen exsistieren, aber keine BiPoC?
    • Nicht-binäre oder transgeschlechtliche Personen können auch einfach so existieren, ohne dass es die Geschichte "weiterbringt". Irgendwo in einem anderen Thread kam das Thema "casual queerness" auf, welches positiv wahrgenommen wird. Es handelt sich um interessante, tiefgründige Figuren, die zudem auch queer sind. Wenn ihre Queerness die Geschichte weiterbringen soll, muss Queerness ja ein Plotpunkt sein ... und das wird im schlimmsten Fall klischeehaft und aufgedrückt und problematisch.
      Außerdem: Wann bringen heterosexuelle Menschen mit ihrer Heterosexualität den Plot voran? Oder cis Menschen mit ihrer Identität? Sie sind einfach da und machen ihr Ding. Fertig. Und mehr noch, wenn man zwischen die Zeilen schaut, ist überall allo- und heterosexuelles drin.
    • "Einmal erwähnen und nie wieder" funktioniert leider nicht. Wenn du deine lesbischen Figuren schreibst, steht ja auch nicht nur im ersten Satz "Petra ist lesbisch. Punkt." und dann kommt es nie wieder vor. Es wird halt im Roman mitschwingen, schon in den kleinen alltäglichen Handlungen der Figur, die scheinbar keine Rolle spielen. Das ist sanftes show don't tell über weite Strecken.
      Wenn ich eine Brillenträgerin einbringe, sag ich auch nur nich nur einmal "Leander trägt eine Brille", sondern hier und da wird mal die Brille an der Nase hoch geschoben, oder sie wird mal vergessen, sodass man mit zusammengekniffenen Augen durch die Gegend läuft. Brillen beschlagen ja auch noch so wunderbar im Winter … und natürlich ist sowas im Roman dabei, ohne dass es die Geschichte voranbringt. So ist es eben auch mit jeder Marginalisierung.
    Ich finde es ätzend, wenn man von Druck redet. Das klingt so, als gäbe es eine Pflicht, marginalisierte Menschen im Roman einbringen zu müssen. Diesen Druck kann man sich selbst machen, wenn man ein Unternehmen ist und sich pinkwashen will oder so. Dann klatscht man sich eine Regenbogenflagge aufs Logo, ohne dass es eine Auswirkung hat … außer dass man sich selbst auf die Schulter klopfen kann.


    Ich mein, wieso bringst du so viele lesbische Figuren ein? Ist das nicht ein bisschen über? Wieso schreibst du nicht ganz normal über Hetero-Paare?
    Es gibt halt doch Leser*innen, die so was gern lesen und brauchen. Wie schön ist z. B. so was für ein 14-jähriges Mädchen aus einem konservativen Umfeld? Zu lesen, dass es Menschen wie sie gibt. Und dass es nichts Verbotenes, sondern etwas schönes ist, Frauen zu lieben?

    Das gleiche gilt für alle Marginalisierungen. Es tut einfach gut, wenn man mitgedacht wird, wenn man in einer Geschichte sein darf. Wenn man Held*innen hat, die so sind wie man selbst.

    Niemand, wirklich niemand muss divers schreiben.
    Aber wenn man es will, weil es authentischer ist, weil es empowernder ist, dann gibt es immer einen Weg.



    PS:
    Diese Reaktionen von Betroffenen gab es schon immer. Hier aber noch mal visualisiert:

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Jupp, da gibt es recht viel. Das Genre nennt sich Afrofuturismus.

    • Milch
      Milch kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Afrofuturismus ist für mich eher Science-Fiction.

    • Gloria Regali
      Gloria Regali kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich habe nochmal über deinen Post nachgedacht und einen Weg gefunden, gewisse Dinge mit einzubauen. Danke nochmal Ich denke, ich habe es gut und natürlich gelöst.

    #3
    Tatsächlich könnte ich das Thema "Diversität" problemlos umgehen. Meine Leserschaft ist überwiegend weiß, weiblich und 50+. Hätte ich keine einzige diverse Figur drin, würde sich meine Zielgruppe nicht daran stören. Das tun sie auch bei den meisten meiner Krimi-Kollegen nicht.
    Ich gehe nicht auf die Suche, wo ich eine diverse Figur einbauen könnte. Entweder es passt oder nicht.

    Einige meiner Hauptfiguren sind queer oder BiPoC, sowohl in den Krimis als auch in den Fantasy Geschichten. Bisher gab keine negativen Reaktionen, die ich darauf zurückführen könnte.

    In meiner Krimi-Reihe habe ich ein Ermittlerduo. Der männliche Part hat einen nordafrikanischen Migrationshintergrund. Das stelle ich nicht besonders hervor und mache es schon gar nicht zu einem Thema. Ist halt so. Das spiegelt die aktuelle französische Gesellschaft wider. Natürlich kann er einen Zeugen auf arabisch befragen oder erweiterte Familie in Casablanca anrufen, um einige Auskünfte außerhalb des Dienstweges zu erlangen, aber das ist kein echter Game Changer, der den Plot signifikant nach vorne bringt, sondern ein Mehrwert unter vielen, die er einbringt. Die Geschichte würde mehr oder weniger genauso gut funktionieren, wenn er ein Bretone der drölfzigsten Generation wäre.

    Die "casual queerness" kam glaube ich aus meinem letzten Thread.
    Die Hauptfigur des aktuellen Romans ist bisexuell. Es ist den Leser*innen auch absolut klar, denn es beeinträchtigt die Zusammenarbeit mit den männlichen und stark konservativen Polizei-Kollegen, genau wie die Zusammenarbeit mit der zuständigen Untersuchungsrichterin, mit der sie ein Verhältnis hatte, das unschön endete.
    Die Queerness ist vorhanden und nur schwer zu ignorieren, aber sie steht nicht im Vordergrund, sondern ist ebenfalls nur eine der Eigenschaften, die sie als Person charakterisieren, und schon gar nicht die hervorstechendste. Ob die Leser*innen sich wünschen, dass sie irgendwann einmal ein Verhältnis mit ihrem männlichen Partner eingeht, und sie sie dann einfacher unter "doch heterosexuell" verbuchen können, kann ich natürlich nicht ausschließen.
    Eigentlich sollte es nur ein Einzelband werden: ein Experiment, wie eine queere Ermittlerin bei meiner Leserschaft ankommt. Ich höre häufiger Autor*innen darüber klagen, dass Diversität sich negativ auf Verkaufszahlen auswirkt. Das wollte ich austesten.
    Die Reaktionen auf das Ermittlerduo - die ich über meine FB-Seite oder auf Amazon bekomme - sind überwiegend positiv. Der Sterne-Durchschnitt ist identisch zu den anderen Krimis, tatsächlich etwas besser als der erste Band der anderen Reihe. Die ersten Bände liegen normalerweise in den Bewertungen etwas niedriger als die Folgebände, da diejenigen, die die Geschichte nicht mögen, aussteigen und sich den nächsten Band erst gar nicht kaufen.
    Was auffällt ist, dass ich fast doppelt so viele 1 Sterne Bewertungen als gewöhnlich habe, dafür aber auch deutlich mehr 5 Sterne Bewertungen. Ob die Anzahl der 1 Sterne Bewertungen an der Ermittlerin liegt oder die Geschichte etwas langweiliger als gewöhnlich ist, kann ich nicht sagen.
    Ich bin gespannt auf das Read Through zum zweiten Band.
    Was ich schon mal sagen kann, ist, dass eine queere Hauptfigur kein Kassengift ist.

    Sorry, wenn ich etwas von deiner Frage abgewichen und ins Schwafeln geraten bin.







    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Also, ich finde die Schwafeleien interessant und aufschlussreich.

    #4
    Beim Titel des Threads habe ich mich direkt in meinen letzten Urlaub zurückversetzt gefühlt, als ich mich schon beim Betreten der Buchhandlung gefreut habe, dass eine Pride Flag an der Tür war und im Laden völlig begeistert feststellen durfte, dass einige der Bücher kleine Diversitätsschildchen mit kurzer Beschreibung hatten, warum das Buch divers ist. Leider musste ich irgendwann einsehen, dass ich zu Fuß in der Stadt war und es ein Limit gibt, wie viel ich tragen kann.

    Zur eigentlichen Frage:
    Ich versuche es. Meine Charakter (und Nebencharakter) sind in erster Linie über ihre Fähigkeiten, groben Charakterzüge und ggf. Beziehung zu anderen Charaktern definiert. Sobald das festgelegt ist und es keine Ausschlusskriterien gibt, kann ich mich mit Diversität beschäftigen. Zugegeben, es kommt sehr oft vor, dass ein Nebencharakter der mit einer Hauptfigur interagieren soll ein anderes Geschlecht als Diese hat, in den meisten Fällen weil ich sehr ungern immer den Namen ausschreibe und sich eine eindeutige Zuordnung über Pronomen angenehmer anfühlt (ich arbeite daran und das heißt nicht, dass es nur weiblich/männlich gibt).
    Zusätzlich ist mindestens jede zweite Figur queer, auch wenn ich das nicht groß in den Plot einbaue, die Figuren flirten einfach mit allen Geschlechtern, wenn sie gerade flirten wollen. Oder weisen das Flirten höflich ab weil sie mit sowas überhaupt nichts anfangen können. Oder leben in einem Polykül.

    Beim Aussehen der Charakter ist wohl die größte Herausforderung, dass ich keinerlei bildliches Vorstellungsvermögen habe. Trotzdem versuche ich, sie möglichst divers zu gestalten, auch wenn es wenig tatsächliche Beschreibungen zum Aussehen gibt.

    Mir ist natürlich bewusst, dass ich nicht alles perfekt beschreiben kann, aber ich hoffe, dass das Grundgerüst ausreicht bis ich genug Plot habe, dass ich die Geschichte als Buch bezeichnen kann und mit SR am Feinschliff arbeiten kann.

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