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2 Erzählstränge, 2 Erzählperspektiven?

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    2 Erzählstränge, 2 Erzählperspektiven?

    Hallo Leute,
    beim lesen eines Romans in der Ich-Perspektive fiel mir auf, dass meine Geschichte womöglich besser rüber kommen würde, wenn ich den Ich-Erzähler wähle. Problem: ich habe 2 Erzählstränge. Und jetzt frage ich mich - hab ich bisher nirgendwo gelesen - ob man das so machen kann: die Protagonistin in der Ich-Perspektive schreiben und den anderen Erzählstrang in einer anderen Perspektive (komme gerade nicht drauf wie das heißt). Oder ist das dann zu kompliziert?

    Und eine andere Frage die mir kommt: der Prolog ist mMn wichtig. Nur: ist es okay, wenn der aus Sicht einer dritten Person geschrieben ist? Also Prota ist die Tochter, zu dem Zeitpunkt noch ein Baby. Der Rest des Romans ist aus Sicht der Prota und der zweiten Erzählperspektive geschrieben... zumindest ist es so geplant. Nun frage ich mich aber, ob das den Leser vielleicht verwirren würde?

    Was denkt ihr?

    #2
    Es gibt Werke, die eine personale mit einer Ich-Perspektive koppeln. Man kann auch zwei Ich-Perspektiven nutzen, aber dann müssen die Stimmen beide sehr unterschiedlich sein, was sehr aufwändig ist, dabei kann man es auch ein wenig übertreiben mit der Individualität.

    In Prolog kann es noch eine dritte Perspektive geben, aber auch die muss sprachlich herausgearbeitet werden.

    Alles ist möglich. Es kommt darauf an, wie man es macht.

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      #3
      Auf den ersten Blick könnte es für die Lesenden verwirrend sein, aber wenn es der Geschichte hilft: nur zu. Ich persönlich finde es großartig, wenn schon am Schreibstil erkennbar ist, aus wessen Sicht ein Kapitel geschrieben ist. Wenn hier nicht nur durch Denkmuster etc. sondern zusätzlich auch durch die Erzählperspektive unterschieden werden kann, fände ich das ein gelungenes Stilmittel.
      Für mich wäre dabei hauptsächlich wichtig, dass klar unterschieden werden kann, wann welcher Erzählstrang beginnt und endet, damit es nicht 'mitten im Lesefluss' den Wechsel der Erzählperspektiven gibt (auch das habe ich schon gelesen und das war irritierend bis zum Punkt an dem das Lesen keinen Spaß mehr gemacht hat). Also entweder durch klar abgetrennte Kapitel oder durch Symbole, wenn nach einem Absatz (ohne neues Kapitel) die Perspektive wechselt. Falls du noch klarer abgrenzen willst, wäre es ggf. auch denkbar, am Anfang eines Kapitels den Namen der entsprechenden Figur aufzuführen (aha! "A" erzählt aus der Ich-Perspektive, bei "B" ist es ein personaler Erzähler (ich hoffe, ich habe den richtigen Begriff!)).

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        #4
        Du kannst machen, was du willst. Ob du es gut machst, liegt an dir.

        Die Perspektive hat einen großen Einfluss auf die Erzählstimme, die "Direktheit" der Schilderung und nicht zuletzt auf die Limitierung dessen, was die Figur und somit gleichzeitig der Leser wissen kann. Eine Mischung dieser Perspektiven kann die Vorteile der einzelnen verbinden oder auch sabotieren, je nachdem, welchen Effekt du zu erzielen versuchst. Wenn du sagst, deine Geschichte würde in Ich-Perspektive "besser rüberkommen" – welchen Effekt erhoffst du dir? Und wird der auch funktionieren, wenn du die Perspektiven mischst? Würde er eventuell nur in der Hälfte der Kapitel funktionieren, und ist das, was du willst?

        Ähnliches gilt für den Prolog. Es ist durchaus üblich, dass der aus einer anderen Perspektive geschrieben ist; ob aus der einer anderen Figur oder aus der Rückschau heraus, ob in einer anderen Zeit oder sogar einer ganz anderen Welt. Ein Prolog ist (auch wenn er öfter mal anders verwendet wird) ein Rahmenelement. Er gibt der eigentlichen Geschichte dadurch, dass du sie nochmal in einen Rahmen packst, eine zweite Betrachtungsweise auf das Geschehen, dadurch, dass du die Geschichte nicht nur unmittelbar erlebst, sondern zusätzlich einen Blickwinkel einführst, dessen Sichtweise durch die im Roman vorhandenen Perspektiven nicht vertreten ist.
        Wenn in deinem Roman die Schilderung einer Situation in der Kindheit der Prota der eigentlichen Geschichte einen wichtigen neuen Aspekt hinzufügt, die Protagonistin aber noch zu jung ist, um dieses Ereignis aus ihrer Perspektive zu schildern (vor allem in der Ich-Perspektive bei einem Baby nachvollziehbar), dann ist es sinnvoll, es aus einer anderen Perspektive wiederzugeben.
        Poems are never finished.
        Just abandoned.

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          In Nussschale von McEwan erzählt ein Embryo die Geschichte. Ja, ziemlich gewagt, aber möglich.

        #5
        Hey danke euch für die Antworten.
        Ist schon mal beruhigend zu lesen, dass das durchaus eine Möglichkeit ist.

        Warum mlchte ich es so versuchen?
        Meine Protagonistin, die ich in der Ich-Perspektive schreiben möchte, muss sich sehr viele Gedanken machen und neue Eindrücke verarbeiten. Und ich denke, das funktioniert in der Ich-Perspektive besser.
        Gleichzeitig gibt es aber wichtige Szenen, die sie nicht erlebt, die aber für die Geschichte notwendig sind, deshalb der zweite Erzählstrang. Da ich aber im Grunde nur eine Protagonistin habe (die zweite Person ist auch sehr wichtig, aber wird nicht ganz so viele Kapitel bekommen wie die Protagonistin) denke ich, dass das eine gute Lösung sein könnte.
        Der Effekt den ich mir erhoffe ist, dass der Leser besser nachempfinden kann, wie die Protagonistin fühlt, erlebt, denkt, handelt... so intensiv ist es bei der zweiten Person nicht nötig. Denke ich jedenfalls.

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          #6
          Die anderen schrieben ja schon, du kannst alles machen, wie du es möchtest.
          Wenn Du allerdings meinst, nur in der Ich-Perspektive wirklich nah an der Figur zu sein, dann nur der Hinweis: in der personalen Perspektive geht das auch. Alles, was du mit "ich" schreibst, kannst du auch mit dem Pronomen der dritten Person schreiben, du musst nur nah genug herangezoomt haben.

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          • Milch
            Milch kommentierte
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            Ich empfände das Ich dann als die bessere Variante.

          • Butterblume
            Butterblume kommentierte
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            Dodo, das weiß ich, die zweite Person wird auch in der personalen Perspektive sein. Aber ich bin dennoch der Meinung, dass ich in der Ich-Perspektive besser die Gedanken deutlich machen kann weil die Prota tatsächlich "denkt" und nicht immer ein dachte er, dachte sie dahinter steht, das macht es für mich immer etwas distanzierter irgendwie.

          • Dodo
            Dodo kommentierte
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            Du brauchst ja kein "dachte sie, dachte er" Du schreibst ja auch nicht "dachte ich".
            Aber ich will's Dir auch nicht aufdrängen, wollte es nur erwähnen.

          #7
          Ich wundere mich, dass das noch keiner erwähnt hat, aber natürlich steht dir jede Perspektive frei. So. Musste mal gesagt werden.

          Ich finde es - für mich persönlich - sehr schwierig, die Ich-Perspektive mit einer anderen zu kombinieren. Wenn die Ich-Perspektive von mir gewählt wird, geht damit einher, dass die Person nur dass weiß, was sie erlebt. Das verwässere ich mit einem zweiten PoV. Zwei oder mehr 3. Personen ist fein. Wenn du einen Deep Point of View wählst, kommst du der ersten Person recht nahe, aber ich glaube, das hatte Dodo bereits erwähnt.

          Alles geht und ist Geschmacksache.

          Erste Person ist in einigen Genres momentan sehr gefragt.

          I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

          Douglas Adams

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          • Butterblume
            Butterblume kommentierte
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            danke für deine Meinung Peter. Gerade wollte ich schreiben, dass das in dem Fall nicht passieren würde, da sie meist nicht dabei ist, wenn "er" erzählt, aber dann ist mir eine Szene eingefallen, in der dann genau das passieren würde. Sprich: der Leser weiß bereits wo sie sich befindet, die Prota aber nicht... oh mann ... entweder ich lasse diese Szene weg, was ich aber eigentlich nicht möchte, oder aber ich muss mir was ausdenken... Mist. War aber ein guter Hinweis.

          #8
          Alles geht. Es ist die Frage, wie es handwerklich umgesetzt wird.

          Ich glaube, für mich persönlich wäre es nichts, weil ich ungern Ich-Perspektive lese und sie nur dann schreibe, wenn ich es aus stilistischen Gründen für unbedingt erforderlich halte. Mit dem Heranzoomen an einen Charakter hat das für mich nichts zu tun. Aber das ist auch nur meine Ansicht und mein Gefühl, also mach das ganz so, wie du magst.
          Mehrere Perspektiven in einem Buch sind für mich völlig ok, auch wenn eine Perspektive nur einen kleinen Teil (wie z.B. den Prolog) schildert. Ich mag es beim Lesen nur nicht, wenn innerhalb einer Szene die Perspektivfigur wechselt.
          Always avoid alliteration.

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            #9
            Wie die anderen schon sagte, du kannst alles machen, was du möchtest. Du musst es nur gut machen

            In meinem Roman habe ich tatsächlich drei Perspektiven. Der Protagonist in der 1. Person, die Hauptfigur und der Antagonist in der 3. Person. Die Perspektiven wechseln innerhalb der Kapitel (ein Tag ist ein Kapitel), sind aber deutlich zu unterscheiden. Es gibt natürlich keine Perspektivwechsel innerhalb einer Szene.
            Ich hab zumindest in Bezug darauf von meinen Testlesern keinerlei Beschwerden bekommen ^^

            Bei mir war die 1. Perspektive für den Protagonisten unabdingbar, weil er eine sehr in sich gekehrte Persönlichkeit ist, sehr introvertiert und verschlossen. Ich wollte, dass der Leser da so nah dran ist, wie irgend möglich, um sein Handeln und Denken verstehen und nachfühlen zu können. Er hat natürlich auch den größten Szenenanteil und auch einen längeren Einstand, damit der Leser weiß, wer die wichtigste Figur dort ist.
            Die beiden anderen waren wichtig, eben weil vieles für die Handlung Wichtiges passiert, was mein Protagonist nicht miterleben konnte. Es ihm hinterher einfach nur erzählen zu lassen (was in Kurzform aber trotzdem geschieht) würde beim Lesen nicht annähernd so viel Spaß machen, wie es einfach mitzuerleben.

            Du musst aber ja auch nicht zwingend die Ich-Perspektive wählen. Du kannst in der 3. Person die Gedanken der Figur genauso frei ausformulieren, wie bei der 1. Person, wie Dodo schon gesagt hat.

            Nimm doch einfach mal eine Szene und schreib sie in beiden Perspektiven im Deep Point of View. Schau, was sich für dich richtiger, geschmeidiger anfühlt.
            "You only cry for help if you believe there's help to cry for." - Wentwort Miller

            "How do I know what I think, until I see what I say?" - Howard Tayler

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              #10
              Beim "Auktorialen Erzählen" steht es dem Autor frei, beliebige Protagonisten auszuwählen und "in sie hineinzuschlüpfen" - in Frauen, Männer, Kinder, Tiere; in Sonne, Mond und Sterne. Mit der auktorialen Erzählweise lassen sich viele verschiedene Standpunkte und gegenseitige Sichtweisen darstellen; die Protagonisten können jederzeit und beliebig gewechselt werden. So kann ein und dasselbe Geschehen sehr unterschiedlich gesehen und bewertet werden. Kurosawas "Rashomon" ist hierfür ein gutes Beispiel.

              Das "Mixen" der Sichten eines lyrischen Ichs mit den inneren Beweggründen Dritter halte ich für keine besonders gelungene Idee - das "Ich" kann ja nicht wissen, was ein Dritter wirklich fühlt oder denkt; es kann's bestenfalls ahnen: Ein "Ich" verliebt sich in einen Dritten und beschreibt seine Gefühle. Was der andere wirklich fühlt, kann das "Ich" nicht wissen. Nur vermuten. Es sei denn, der Dritte zeigt's oder sagt's ihm. Es liegt dann am "Ich", das bei Dritten Wahrgenommene zu interpretieren, wobei er richtig oder falsch liegen kann.

              Wenn ein "Ich" eingeführt wird, hat das immer die (unumstößliche) Deutungshoheit; es kann literarisch von dritten Figuren nicht beliebig ersetzt werden. Sonst kommt's in den Schmarren hinein und nicht mehr heraus ...

              lg

              perca

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                #11
                Du meinst ein Erzählstrang in der Ich-Perspektive und den anderen Erzählstrang in der personellen Sicht (aber dann eine andere Figur)?
                Bei James Patterson "The Woman's Murder Club"-Reihe kommt das sogar so vor. Ist eine Krimireihe und die Prota erzählt aus der Ich-Perspektive und ab und an wird zu anderen Figuren gesprungen (Kollegen, Freunde, Täter) und da ist es dann die personelle Sicht. Das fand ich gar nicht so ungewöhnlich und gerade weil ich die Ich-Perspektive eigentlich gar nicht so mag, sehr auflockernd. Je nach Band ist das häufiger der Fall gewesen, mal weniger. Ich mochte sogar die Bände, wo öfter mal die Perspektive gewechselt wurde, wesentlich lieber.
                Am Ende ist es sowieso Geschmackssache des Lesers, aber prinzipiell ist alles möglich.

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                  #12
                  Danke euch allen für den Input. Inzwischen bin ich der Meinung, dass das vielleicht am Anfang ganz gut funktioniert in der ich-Perspektive, aber nicht das ganze Buch hindurch.
                  Hab es jetzt mal im ersten Kapitel so gemacht wie Kady vorgeschlagen hat: in beiden Perspektiven geschrieben. Bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich denke, die Ich-Perspektive wird es wohl eher nicht werden.
                  Und was Peter gesagt hat, hat mir auch zu denken gegeben. Bin mir noch unschlüssig, ob ich den zweiten PoV drin lassen soll oder nicht. Und wenn: ist es blöd, wenn ein PoV nur ganz wenig vor kommt, der andere aber die meiste Zeit? Weil ein paar Szenen wird es wohl geben, die man als Leser nicht ganz erfassen kann, wenn man nicht die andere Sichtweise kennt. Weiß also noch nicht, ob ich ihn überhaupt komplett weg lassen kann...

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                  • Ankh
                    Ankh kommentierte
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                    Ich hab mal eine Trilogie gelesen, bei der glaube ich nur ein einziges Mal auf einen anderen POV umgeschaltet wurde (Sidekick, der vom Hauptcharakter getrennt worden war). Da das offensichtlich sehr bewusst eingesetzt war (wie soll sich der Sidekick nur ohne die Hilfe des Helden befreien?), funktionierte das großartig.

                    Wenn es dagegen den Eindruck macht, dass du nur nicht weißt, wie du bestimmte Sachverhalte anders einführen sollst, der 2. POV also nur so als Notlösung fungiert, aber selbst gar nicht interessant ist, ist das weniger prickelnd.

                    Versuch mal, die Szenen wegzulassen. Gerade, wenn du aus einer sehr tiefen Perspektive von Figur 1 heraus schreibst, wird diese Figur doch früher oder später irgendwie erfahren, was da außerhalb ihres Horizonts passiert ist, sofern es relevant für sie ist. Und dann kann es der Leser mit ihr erfahren. Wenn sie es erfassen kann, dann kann es der Leser auch.
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