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Beispiele für gelungene Anfangsszenen

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    Beispiele für gelungene Anfangsszenen

    Die erste Szene muss die Leser*innen genug fesseln, um sie auf das restliche Buch neugierig zu machen. Und ganz subtil einige Informationen transportieren - Setting, Genre, Vorstellung des Protagonisten und so weiter.
    Sagt sich leicht, schreibt sich aber schwer.

    Deshalb die Frage: habt Ihr Beispiele für wirklich gute, gelungene Anfangsszenen (oder sogar -kapitel)? Wenn Ihr diese Szenen genauer unter die Lupe nehmt, könnt Ihr dann aufdecken, was der*die Autor*in schreibhandwerklich richtig gut gemacht hat?
    Always avoid alliteration.

    #2
    Ich hab gerade mal in die Bücher hinter meinem Rücken geguckt (da stehen meine Favoriten) und muss ernüchtert feststellen: Die haben keine besonders genialen oder originellen Anfangsszenen. Nur einer hat einen einigermaßen interessanten ersten Satz, aber so etwas ist für mich nicht weiterles-entscheidend.
    Teaser späterer Szenen oder ein reißerischer Beginn aus Opferperspektive sind bei meinen Top 50 eher Ausnahmen, meist dödeln die Figuren durch den Alltag in die "Katastrophe". Bei einigen tragen einfach die Sprache (z B Thomas King) und eine interessante Figur (z B Johannes Cabal) in das Buch hinein und hindurch. Mir ist dann der Anfang relativ schnurz und schnell vergessen.
    Ein LiRo, der mir im Gedächtnis blieb, tat allerdings eben dieses, weil er anfangs zwei Szenen hintereinander hat, die sehr genre-untypisch sind. Auf zwiespältige Art gelungen ...

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    • Kady
      Kady kommentierte
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      Für mich endet die Anfangsszene da, wo ich merke, dass die Handlung langsam anzieht, also der Hauptkonflikt beginnt. Wenn Dinge ins Rollen kommen, die sich nicht aufhalten lassen. Wenn der Autor mich da noch nicht verloren hat, lese ich das Buch für gewöhnlich auch bis zum Ende durch (vorausgesetzt es kommt nicht etwas Unvorhergesehenes, was ich nicht kompensieren möchte, wie z. B. wenn in einer LiRo der Love Interest nach zwei Dritteln plötzlich ins Gras beißt).

      Bis zu diesem Punkt muss ich aber erst mal kommen, und ich bin eine von den Lesern, die den Prolog grundsätzlich ignorieren. Und wenn in der Einstiegsszene der Alltag zu profan ist, dann gebe ich auch spätestens nach 100 Seiten oder so auf. Auch ein Alltag kann spannend sein, und sei es nur ein mieser Montag. Kennt jeder, hatte schon jeder, und trotzdem kann es interessant sein, zu sehen, wie die Figur, die ich begleiten soll, damit umgeht, auch, wenn die Probleme gar nichts mit dem Plot zu tun haben.

      Was Sex angeht, kenne ich kein Buch, das damit anfängt
      Dann lies mal Gay Romance ^^' Da wird meistens schon in der Leseprobe mindestens zweimal gepimpert, manchmal gibts auch gleich einen Dreier zum Einstieg. Und das ganz ohne, dass es einen Nutzen für die Geschichte hätte (eine Kritik, die mich bei meinen Genrekolleginnen vermutlich sehr unbeliebt macht).

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Dodo Stimmt, das Genre spielt auch rein. Der eher behäbige Fantasyfan nimmt einem seitenlage Beschreibungen der Zwergenfestung, bevor zum ersten Mal überhaupt jemand den Mund öffnet, nicht so übel. Ein Krimifan will wahrscheinlich spätestens auf Seite 2 die Leiche kennenlernen.
      Aus der eigenen Schreibe heraus interessiert mich die Frage eher für sehr historische Fantasy. Wobei ich ja immer drauf stehe, wenn Fantasy nicht wie Fantasy geschrieben ist, also will ich wahrscheinlich doch eher etwas im Stil von ... tja ... äh ... na, anders halt. Schneller und moderner.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Alys II. Bei historischer Fantasy würde ich unbedingt zeigen, in welcher Epoche das spielt, und entsprechende Beschreibungen (Kleidung, Architektur, Kultur, Technik) reinschaufeln. Generell bei Fantasy ist es wichtig, ein möglichst farbiges Bild zu zeichnen von der Welt, da diese dem Leser ja völlig unbekannt ist. Das muss ja nicht unbedingt ein Infodump-Abschnitt zu Beginn sein, man kann je genauso die Figur durch ihren Alltag begleiten, nur eben mit einer ungewöhnlichen und daher genauer beschriebenen Kulisse.

    #3
    Ich glaube (und vielleicht beruhigt das auch den ein oder anderen Autoren), dass es *die* perfekte erste Szene nicht gibt. Zumindest bin ich bisher noch nicht über sie gestolpert. Ich könnte höchstens ein paar Beispiele heraussuchen, wie einzelne Aspekte gut umgesetzt sind. Es gibt immer ein paar Dinge, die gut gelungen sind und welche, die das weniger sind. Letztendlich gibt es nur Szenen, die funktionieren (was bedeutet, dass sie den Leser zum Weiterlesen animieren), und welche, die es nicht tun. Was ja auch ein Stück vom Geschmack des einzelnen Lesers abhängig ist.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Ankh
      Scherz beiseite, ich finde die Checkliste echt gut. Wenn man sich frisch mit dem Handwerkt beschäftigt, vielleicht ein wenig erschlagend, aber wenn man weiß, wie man mit der Liste umgeht und was für einem selbst wichtig ist, voll gut.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Für Schreibanfänger hätte ich das auch nicht so hingeklatscht, aber für mich persönlich sind solche Übersichten ganz hilfreich, und ich dachte, Alys kann damit bestimmt auch was anfangen, drum hab ich's mehr oder weniger einfach aus meinen Spickzetteln rauskopiert.

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Mit der Checkliste beim Schreiben dazusitzen ist nie gut ... aber hinterher anhand der Checkliste durchzugehen, ob man vielleicht drei Punkte davon umgesetzt hat, die dann auch noch zueinander passen, das kann sehr hilfreich sein.

    #4
    Ich blättere gerade durch Hans Falladas „Warnung vor Büchern“ (Reclam 14081) - eine Sammlung ultrakurzer Geschichten. Ich würde sagen: Der erste Absatz ist fast wie ein kompletter Roman gebaut: es gibt einen Auftakt, eine Steigerung, einen Höhepunkt und ein leichtes Abfallen. Also: einen ersten, perfekten Satz gibt es da nicht, sondern der erste Satz enthält immer einen „Dominantseptakkord“, der nach Auflösung verlangt. Er ist zumeist gar nicht einzeln lesbar, dann klingt er banal, sondern erwirkt nur im Ensemble. Dieser erste Absatz gleitet dann unmerklich in den zweiten Absatz, in dem auch wieder ein Spannungsbogen herrscht. Das ist meine völlig unprofessionelle Empfindung. Da ich aber gerne auch altertümliche Bücher lese, die nur langsam in Fahrt kommen, weil mich das Thema interessiert, bin ich toleranter, was das Weglegen angeht. Ich lege eher Bücher weg, die mir zu reißerisch und aufdringlichen ihren vermeintlichen Witz aufzwingen wollen. Deshalb tue ich mich mit sogenannten Komiker-Büchern (also von Komikern geschriebene) schwerer als mit Tolstoi oder Colette, weil solche Bücher immer unbedingt ein Feuerwerk abbrennen wollen, was oft nicht gelingt.

    Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
    Mark Twain

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    • Milch
      Milch kommentierte
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      Die Känguru-Chroniken finde ich als Comic auf www.zeit.de sehr stark, nicht zwanghaft lustig oder originell. Kleine Empfehlung von mir.
      Ihr meint die Comedybücher. So originell finde ich die ausgesuchten Passagen nicht, eher erster Einfall oder Berliner Schnoddrigkeit. Es fehlen ein bissel die Beobachtungsgabe und die tiefere Kenntnis.
      Findet man auch Meyerhoff zwanghaft originell, er schrieb Bücher wie die Zweisamkeit der Einzelgänger.

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Milch die Comicversion auf zeit.de kenne ich nicht, muss ich mal anschauen. Die Bücher haben für mich sehr viel krampfhafte und gewollte Originalität, da kam ich über die ersten Kapitel nicht raus.

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Die Känguru-Bücher muss man sich vorlesen lassen, am besten vom Autor selbst. Und immer nur ein Kapitel pro Zeiteinheit.

    #5
    Bei meiner Mutter muss es meistens direkt knallen und zur Sache kommen. Wie sie Harry Potter Band 1 durchgehalten hat, versteh ich bis heute nicht. Und Scheibenwelt fange ich gerade an und daa geht jetzt auch nicht gerade furios los. Die findet sie auch gut.

    Mir ist das egal. Es darf gerne langsam los gehen, mit Infodump. Aber ich finde es auch nicht schlimm direkt ins Geschehen geschmissen zu werden.

    Was ich nicht mag, sind zu kurze Sätze. Das finde ich schlimm, da kann dann auch der Plot nichts retten.

    ~ We know the songs the sirens sang
    See us dream every tale true ~

    T. Holopainen

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    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Die Scheibenwelt-Romane sind für mich allesamt Beispiele für Romane mit sehr gelungenen Anfängen - auch, weil es gleich kracht und richtig zur Sache geht. Lies doch z.B mal hier rein in die Leseprobe von "Die Farben der Magie". Da haben wir alleine im ersten Absatz: ein loderndes Feuer, drohende weitere Gefahr, die Etablierung des Settings mit Magie und Großstadtflair, und einen Hinweis auf den lakonisch-witzigen Stil des Autors. Furioser geht es dcoh wohl kaum.

      https://www.piper.de/buecher/die-far...-3-492-28062-4

    #6
    Vermutlich spielt die Erwartungshaltung eine Rolle. Wenn man in die Welt unbedingt eintauchen will oder eine lange Bahnfahrt vor sich hat, darf der Anfang auch gemächlich sein. Ich glaube, „sich entführen“ lassen funktioniert dann auch mit einem längeren Anfang. Tatsächlich habe ich bemerkt, dass es einen Unterschied macht, ob ich vor dem Kauf ein Buch kurz probelese oder bereits ein ungelesenes auf dem Nachttisch habe. Die Kaufentscheidung wird innerhalb weniger Sekunden getroffen, aber ein Buch aus dem Regal kann man jederzeit weglegen oder neu beginnen.

    Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
    Mark Twain

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