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Mittwochsfrage #242: Realität ist langweilig?

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    Mittwochsfrage #242: Realität ist langweilig?

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    Wie groß zieht ihr am liebsten den Weltenbau auf?

    Spielen eure Geschichten in der Realität, wie wir sie kennen? Erfindet ihr eine komplett eigene Welt oder sogar ein ganz eigenes Universum? Ist es ein Mix wie bei Isekai-Geschichten, in der die Hauptfigur aus unserer Welt in eine andere (Fantasy-)Welt kommt?

    Wo seht ihr die Vorteile und Nachteile – fürs Schreiben oder Genre-mäßig?
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    #2
    Realität ist langweilig. Darüber war ich kurz empört. Ich habe fast nur in der Realität verankerte Settings.
    Aber dann musste ich zustimmen. Denn sie sind nur darin verankert, alles andere wird für die Story zurechtgebogen. Dinge, die in Berlin oder Hamburg spielen, könnten so nie stattfinden. Interessiert es mich, ob sich hinter der Passkontrolle im Flughafen Tegel (RIP) eine Wegabzweigung befindet? Hat das Naturkundemuseum einen schlammigen Parkplatz? Schildere ich, wie man mikroskopiert? Und jeder Dialog ist eine Stilisierung der Wirklichkeit, jede Schilderung der Umgebung eine persönliche Auswahl von Details. Weil die Realität langweilig ist oder nicht zur Story beiträgt.
    Wo ich stärker auf tatsächliche topographische Gegebenheiten achte, ist das kanadische Städtchen, in dem ich schon zwei Romanhandlungen laufen ließ; aber das mache ich, um meine eigene Erinnerung an diesen Ort am Leben zu erhalten und upzudaten. Und selbst da schlabbern die Zügel, sobald die fiktive Handlung dort abläuft. Und ich hab mir tatsächlich einen Plan meines fiktiven Naturkundemuseums gezeichnet, damit dort Katz und Maus gespielt werden konnte.
    Mein bisher einziges Fantasyprojekt spielt in einem alternativen Berlin, und da fühlte ich mich noch weniger an historische Überlieferungen und örtliche Wirklichkeit gebunden. Ich schreibe weder in "realen" noch in fantastischen Settings Reiseführer ...
    Möglicherweise wäre das anders, wenn ich tatsächlich von vorn bis hinten eine andere Welt erschaffen würde. Dafür bin ich aber nicht kreativ genug. Und zu faul zum Nachdenken. Weltenbau ist nichts für Chaoten und Faulpelze. In dem Sinne: High Fantasy und Hard Science Fiction sind nicht meine Genres.
    Und absolut feindliches Terrain wäre für mich der historische Roman. Das lesen mir zu viele Historiker, die auf Faktentreue pochen und in dem Genre auch pochen dürfen; wobei ich mich frage, ob die Leser historischer Romanen tatsächlich Fakten lernen wollen. Rätselhaftes Genre. Aber vielleicht ist ein Korsett aus historischen Fakten für manche Autoren sehr hilfreich?
    Ich weiß gar nicht, ob ich dadurch den Weltenbau mickrig aufziehe. Schließlich schaffe ich eine Welt, in der meine Story stattfinden kann. Und die Rücksicht, die ich auf die Realität nehmen muss (Feiertage, Gesetzgebung, Naturgesetze, Zuständigkeiten der Polizei in Kanada etc), lässt sich nicht mal eben durch eigens geschaffene Feiertage, Gesetze umgehen ... Vielleicht wäre Fantasy doch mal einen Ausflug wert.

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    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Die Realität ist langweilig, stimmt. Geschichten erzählen eben das Außergewöhnliche, sonst müsste man sie nicht lesen. Aber wie du schon schriebst, es geht ja um die Handlung und die muss in irgendeinem Rahmen stattfinden. Wie viel nimmt man davon, wie viel denkt man sich aus, wie viel und was genau braucht es, damit alles glaubwürdig ist? Wenn ich eine Geschichte in einer realen Gegend auf dieser Welt ansetze, dann gibt es eben Dinge, die so sind, wie sie sind. Schwerkraft zum Beispiel. Und eben das, was die spezifische Gegend zum gewählten Zeitpunkt ausmacht (Klima, Topografie etc. pp.). Alternativ denkt man sich eine eigene fiktive Stadt aus, aber solange die sich auf der Erde befindet, muss sie den irdischen Gesetzen folgen. Kreiert man hingegen eine ganz eigene Welt mit eigenen Naturgesetzen, Gegebenheiten, Völkern etc., dann hat man natürlich viel mehr Freiraum – allerdings will der auch gefüllt werden, damit die Welt glaubhaft wird. Ich glaube, historische Romane und High Fantasy/SciFi stehen da an den beiden äußeren Enden der Skala Ich bin auch faul und eine Chaotin *Hand reich* mir ist das auch zu aufwendig, mir komplette eigene Welten auszudenken. Vorteil: Weniger Ausdenk- und Ausarbeitungsarbeit. Nachteil: Für Glaubwürdigkeit gibt es nun mal ein paar harte Fakten in Sachen Realität, ohne die es nicht geht. Daher interessiert mich, ob und wenn ja, welche Kompromisse ihr da eingeht – und warum. Andererseits schreiben wir ja keine wissenschaftlichen Abhandlungen, sondern Fiktion. Ein bisschen Beugen der Realität ist da sicher drin

    #3
    Wie groß zieht ihr am liebsten den Weltenbau auf? Groß. Ich erstelle eine grobe Weltkarte , definiere Klimazonen und überlege dann, wo die Geschichte 'hinpasst'. Danach ergänze ich Details, wo es geht. Welche Kulturen machen wo Sinn?
    Wie ernähren sich die Menschen?
    Welche Bevölkerungsdichten gibt es wo?
    Was sind Besonderheiten in der Welt?
    Gibt es einen Mond? Mehrere? Wenn ja, wie wirkt sich das auf Ebbe und Flut aus?
    Hat die Erdachse eine andere Neigung? Was sind die Konsequenzen?
    ​​​​​

    Spielen eure Geschichten in der Realität, wie wir sie kennen?

    Nur Kurzgeschichten, für alles andere erstelle ich lieber Welten.

    Erfindet ihr eine komplett eigene Welt oder sogar ein ganz eigenes Universum? Ist es ein Mix wie bei Isekai-Geschichten, in der die Hauptfigur aus unserer Welt in eine andere (Fantasy-)Welt kommt?

    Definitiv eine eigene Welt. Dir ein Universum sind meine Geschichten zu planetengebunden.



    Wo seht ihr die Vorteile und Nachteile – fürs Schreiben oder Genre-mäßig?

    Da ich nur Fantasy schreibe, bietet sich eine eigene Welt an.

    Vorteile:
    Ich kann sehr frei schreiben. Wenn ich definiere, dass es in dieser Welt Diamanten hagelt, ist das eben normal.
    Ich kann auch einige Dinge offen lassen - z.B. andere Länder und habe noch sehr viel Spielraum um im Nachhinein weitere Ideen einzubringen ohne dass die Leser*innen schon alles kennen.
    Ich brauche eine kurze Geschichte, die eine Figur erzählt? Kein Ding, ich erfinde eine, die perfekte auf die Szene passt.

    Nachteil:
    Zeit.
    Es frisst unfassbar viel Zeit die Welt zu erstellen und die Informationen zu den einzelnen Aspekten der Welt zu verwalten (und dafür zu sorgen, dass alles stimmig ist).
    ​​​​​Ich kann nicht auf vorhandenes Wissen zurückgreifen. Die Leser*innen müssen die Welt ebenfalls kennenlernen und zwar idealerweise so subtil, dass es sich nicht nach einem 'das ist meine Welt'-Tutorial anhört, sondern die Informationen nebenbei einfließen.

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    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Wenn's Diamanten regnet, wird's wahrscheinlich kein Leben geben Aber ich verstehe, was du sagen willst. Und auch wenn man ein eigenes Universum erschafft mit eigenen Naturgesetzen kann die Geschichte ja planetengebunden sein, „Universum“ ist ja das Allumgebende, nicht nur „das Zeug zwischen den Planeten und Sternen“.
      Für klassische Fantasy ist es garantiert von Vorteil, wenn man seine eigene Welt hat, in der man ansiedeln kann was und wie man will. Aber diese Zeit und der Aufwand für den Weltenbau … darauf muss man dann schon auch Bock haben, denke ich. Ich kann verstehen, dass einigen wie dir das Spaß macht und das es dann für die eigenen Geschichten unfassbar praktisch ist. Aber die Plausibilität ist wirklich ein Knackpunkt. Der beste Weltenbau nützt ja nichts, wenn die Lesenden einem das Ganze nicht abkaufen. Und ich glaube, da geht die meiste Arbeit rein. Ich bewundere wirklich alle, die sich diese Arbeit machen – ich könnte das nicht, denke ich. Dazu bin ich zu sprunghaft. Aber ich kann mir vorstellen, dass es toll ist, wenn die Welt erst mal so weit gestaltet ist, dass sie „läuft“ und man dann einfach nach Belieben Geschichten und Charaktere in sie einbinden kann. Klasse

    #4
    Ich finde Realität nicht langweilig. Natürlich muss man auswählen, aber dann findet man schon interessante, aufregende, spannende Sachen. Das gilt auch für das Weltbilden. Suche nach den richtigen Details, dann wird es auch spannend. Manches kann man sich nicht ausdenken.

    Ich siedle meine Geschichte sowohl in der Realität als in eigenen Welten ein. Eigene Welten haben den Vorteil, dass es etwas zeitloser wird, weil man Dinge gestalten kann.

    Kommentar


      #5
      Wie groß zieht ihr am liebsten den Weltenbau auf?

      Eigentlich überhaupt nicht. Das ist mir schlicht einfach zu aufwendig. Ich bewundere zwar Autoren, die ihre ganz eigene, stimmige Welt erschaffen, aber für mich ist das nichts. Es würde mir keinen Spaß machen so viel in Planung zu investieren.
      (Und daher bin ich froh, dass ich mit meinen RPG-Figuren in eine eigene Welt schlüpfen konnte. Da konnte ich mich dort wenigstens etwas austoben, da mir die Welt super gut gefallen hatte und ich mich einfach ins gemachte Nest setzen konnte. Das war ein Luxus.)

      Spielen eure Geschichten in der Realität, wie wir sie kennen? Erfindet ihr eine komplett eigene Welt oder sogar ein ganz eigenes Universum? Ist es ein Mix wie bei Isekai-Geschichten, in der die Hauptfigur aus unserer Welt in eine andere (Fantasy-)Welt kommt?

      Meistens spielen sie schon in unserer Realität wie wir sie kennen. Ich füge halt gerne Fantasyelemente hinzu, fühle mich daher im Urban-Fantasy am meisten Zuhause. Manchmal sind es bekannte Orte, wo die Geschichte spielt, manchmal aber auch fiktive, damit ich etwas freier agieren kann und nicht allzu sehr an die Örtlichkeiten gebunden bin. Manchmal versetze ich mein Setting auch etwas in die Vergangenheit, besonders wenn ich gerade gar keine Lust auf Schusswaffen habe, sondern lieber Kämpfe mit Schwertern, Pfeil und Bogen und solchen Späßen haben möchte (obwohl ich dann wiederum die Autors vermisse, da ich wenig Ahnung von Pferden habe ). Und wenn ich ganz wild bin, baue ich noch irgendwie Magie in die Welt mit ein.
      Aber es geht auch ganz ohne Fantasyelemente und spielt in der Realität. Kommt eben ganz darauf an, auf was ich gerade Lust habe.

      Wo seht ihr die Vorteile und Nachteile – fürs Schreiben oder Genre-mäßig?

      Vorteil ist, dass man sich austoben kann. Man ist nicht an die Gegebenheiten gebunden, sondern kann sich die Welt so bauen, wie sie einen gefällt. Wenn sie am Ende stimmig ist, spricht dagegen ja nichts, selbst wenn sie auf den ersten Moment etwas ausgeflippt wirkt.
      Nachteil ist, dass man es erst einmal stimmig hinbekommen muss und es sehr aufwendig ist. Man muss die Zeit und die Geduld investieren wollen.

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        #6
        Wie groß zieht ihr am liebsten den Weltenbau auf?

        Am liebsten gar nicht XD Weltenbau ist nicht so mein Ding, weder nah an der Realität noch ganz weit weg davon. Die Realität bringt eine Menge Recherche mit sich, eine erfundene Welt eine Menge Arbeit. Ich bin in solchen Dingen Perfektionist, und eine ganze Welt zu erschaffen, die in sich stimmig ist, geht einfach weit über das hinaus, was ich bereit bin, in die Kulisse meiner Geschichte zu investieren.

        Denn das ist es doch letztlich: Kulisse. Es mag stimmungsvoll sein, wenn die Figuren mit seltenen Münzen verschiedener Währung handeln, aber ist eine Szene es wert, dass ich das Währungssystem von mehreren miteinander handelnden Nationen dafür neu erfinde und auf hunderte Waren abstimme? Würde es nicht auch genügen, einfach ein paar Zahlen und Münznamen in den Raum zu werfen und gut ist?

        Entsprechend definiere ich meine Welten meist nur da, wo die Figuren mit ihr in Berührung kommen. Was hinter den pinken Bergen liegt, die sie am Horizont sehen, weiß ich selber nicht, wenn es für die Geschichte keine Rolle spielt. Falls sie ihr Weg tatsächlich irgendwann mal dorthin führt, kann ich mir das immernoch ausdenken, oder dort eben das platzieren, was die Figuren dort finden sollen. Aber wenn ich Zeit habe, etwas auszuarbeiten, dann investiere ich die Zeit lieber in meine Haupt- und Nebenfiguren, denn die haben letztlich mehr Einfluss auf die Welt als die Welt auf sie.


        Spielen eure Geschichten in der Realität, wie wir sie kennen? Erfindet ihr eine komplett eigene Welt oder sogar ein ganz eigenes Universum? Ist es ein Mix wie bei Isekai-Geschichten, in der die Hauptfigur aus unserer Welt in eine andere (Fantasy-)Welt kommt? Wo seht ihr die Vorteile und Nachteile – fürs Schreiben oder Genre-mäßig?

        Bei meinen Sanis ist es eine Mischung aus unserer Welt, festgelegten Setting-Details und was immer ich gerade brauche. Es ist eine vorgegebene Welt mit genug weißen Flecken, in die ich mich ausbreiten kann. Das ist für mich ein gutes Zwischending; wenn ich Details haben will, kann ich sie nachschlagen, aber wenn ich etwas ganz Spezielles brauche, kann ich's auch einfach dazuerfinden.
        Der Nachteil ist, dass es nicht meine Welt ist mit allen Freiheiten, die das mit sich bringt.

        Poems are never finished.
        Just abandoned.

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        • Stef
          Stef kommentierte
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          Ich bin da anderer Meinung, der Weltenbau ist mehr als Kulisse, wenn er Plots/ Konflikte ermöglicht, die sonst nicht möglich wären. Wenn er expliziten Einfluss auf Charakter und Handlung usw. hat. Leider vermisse ich das bei ganz vielen Büchern, da werden einfach Dinge unserer Welt durch billige Fantasy-Papphalter ausgetauscht. Statt einem menschlichen Schmied gibt es einen Zwergenschmied. Statt auf Pferden reiten sie auf Einhörnern. Aber ändern tut sich nichts.

          Um auf das Beispiel mit den Bergen zurückzukommen: Natürlich kann man sich das ausdenken, wenn es so weit ist, aber dann fehlt halt der Bezug zueinander und ich glaube, das merkt man als Leser auch. Quantitativer Weltenbau ist ja super einfach, ein neues Land, irgendwelche Bräuche und willkürliche Mode kann man sich in ein paar Tagen zusammendichten. Ich finde aber die Verknüpftheit untereinander gleichzeitig sehr anstrengend zu planen/ zu schreiben, aber auch sehr belohnend.

          Aber wie gesagt, das hängt halt davon ab, was man tun will. Wenn der Weltenbau zentraler Aspekt der Geschichte ist,dann darf es natürlich nicht nur Kulisse sein. Wenn ein anderer Aspekt im Vordergrund steht, dann stört mich eine hübsche Kulisse nicht.

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Ich stimme zu, wenn schon eine Welt bauen, dann eine, die so besonders ist, dass sie tatsächlich Auswirkung auf die Handlung hat. Vielleicht ist "Kulisse" da ein bisschen hart ausgedrückt. Aber ich erzähle letztlich die Geschichten von Figuren, nicht von einer Welt, denn Figuren sind das, wohinein sich der Leser versetzt. Geschichten, die eher schlecht verhüllte Reiseführer durch die Fantasywelt sind mit einem aufgesetzten Konflikt, der die Figuren von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit treibt, fand ich bisher immer eher langweilig.

          Ich finde es schön, wenn ich eine Geschichte lese und spüre, dass da noch mehr ist als das, was gerade im Bild zu sehen ist. Ein Autor darf sich gerne Mühe geben, die Aspekte auszuarbeiten, mit denen die Geschichte in Berührung kommt. Aber wenn die Welt von der Schöpfung bis zum Bruttosozialprodukt ausgearbeitet ist, haben Autoren oft die (verständliche) Tendenz, ihre ganze Arbeit, die sie reingesteckt haben, auch zeigen zu wollen. Und da muss ich dann sagen, mich interessiert der Liebeskummer von Figur X einfach mehr als das Bewässerungssystem von Stadt Y. Letztlich muss der Autor seine Geschichte aus das Wesentliche zusammenschneiden, und da sehe ich das Setting eben eher im Hintergrund. Unterstützend, aber nicht tragend.

          Denn auch wenn die Figuren und ihre Konflikte mit der Welt im Vordergrund stehen: wenn die Welt allzu verschieden zu unserer ist und die Konflikte keine Entsprechungen in unserer haben, dann wirkt sich das negativ auf diese Bindung zwischen Figur und Leser aus. So phantastisch die Welten sind, die Protagonisten sind letztlich doch immer menschenähnlich mit menschlichen Problemen. Der Anlass mag im Setting begründet sein, die resultierenden Konflikte, Emotionen und Erkenntnisse sind dennoch vertraut und auf unser Leben übertragbar. Wenn ich von diesen Aspekten ausgehe, dann erscheint mir der Aufwand, eine ganze Welt bis ins Detail auszuarbeiten, um letztlich doch wieder Themen zu behandeln, die dem Leser vertraut sind, einfach zu groß.

        #7
        Hmmm ... von allem ein bisschen.

        Bei den historischen Geschichten bin ich sehr pingelig und achte darauf, dass wirklich jedes Detail stimmt. Da muss ich überprüfen, ob man wirklich in 10 min von Stadttor A zu Stadttor B laufen kann und wo genau die Marktstände aufgebaut waren etc. Natürlich kann man nie zu 100% die historische Realität darstellen. Aber ich habe z.B. mal einen gesamten Nachmittag damit verbracht, herauszufinden, welche Mondphase in einer bestimmten Nacht im Jahr 1203 herrschte, damit ich nicht versehentlich strahlendes Mondlicht beschreibe wenn es in der Nacht eigentlich hätte dunkel sein müssen ... Realität ist alles andere als langweilig! Im Gegenteil, wenn man sich strikt an die Realität hält, dann nimmt sie einem viel Arbeit ab, weil man nichts erfinden muss und ein festes Gerüst vorgegeben hat.

        Bei Low Fantasy gehe ich meist von einem Teil der realen Welt aus und mixe nur ein einziges phantastisches Element rein. Das bedeutet auch nur wenig Weltenbau.

        High Fantasy drückt sich bei mir weniger dadurch aus, dass ich typische High Fantasy-Elemente wie Drachen und feuerballwerfende Magier einbaue, sondern dadurch, dass ich die komplette Welt erschaffe. Alles. Geologie, Kultur, Gesellschaft, Religion, Währung ... Aber, und das ist ein großes Aber: die erfundene Welt fühlt sich nur dann stimmig an, wenn sie auf vertrauten Elementen aus der Realität fußt. Weshalb ich für High Fantasy sogar noch mehr Recherche betreibe als für History. Ich finde Welten langweilig, in denen sich alles erfunden anfühlt - aber erfundene Welten, die sich real anfühlen, sind spannend. Also ist es da wohl doch auch wieder die Realität, die ich spannender finde, als die Fiktion ...?
        Always avoid alliteration.

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        • Milch
          Milch kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Ob man zwischen Stadttor A und Stadttor wirklich 10 Minuten braucht, finde ich eher nebensächlich, für die Recherche der Mondphase wäre mir die Zeit zu schade. Das firmiert bei mir unter künstlerischer Freiheit. Regen verleiht der Szene dieses Gefühl, deswegen lasse ich es regnen.
          Wichtig ist, dass man ein Gefühl für die Welt bekommt und so viel Ahnung besitzt, dass man die interessanten, lebendigen, manchmal überraschenden Details erwischt, auf die man nicht spontan kommt. Mondphasen zu recherchieren, könnte man ja kommen.

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Mir sind diese Details wichtig (ok, die Mondphase mag sehr pingelig gewesen sein, allerdings war ich mir sicher, dass es von dieser konkreten Nacht auch historische Beschreibungen gab) und es stört mich auch, wenn ich in anderen romanen bemerke, dass sie falsch gemacht wurden.

        • Milch
          Milch kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Wenn es nicht eine tiefergehende, geschichtliche Bewandtnis, das Wetter entschied eine Schlacht, 1815 war das Jahr ohne Sommer, sollte man es nicht so eng sehen. Falsch gemacht würde ich auch nicht sagen, sondern der Autor hat sich künstlerische Freiheit erlaubt, manchmal ist es wichtig, um zu verdichten. Es ist ja Fiction, kein Sachbuch.
          Mich stört eher, wenn das Bild zu simpel ist. Und wenn es unelegant, sehr plakativ ein historisches Ereignis erzählt wird. Bei letzteren würde ich mehr Zeit in die Recherche stecken, sonst kommt etwas wie die erste Charite-Staffel heraus.

        #8
        Liegt vielleicht daran, dass man für seinen Erstling immer übereifrig ist, aber ich habe eigentlich alles bis zur Schöpfung entworfen. Alles, was vor der aktuellen Handlung geschichtlich gespielt hat, die meisten Regionen sowie explizit ein paar Städte. Grundzüge von Flora und Fauna, und eine fertige Karte.
        Die Welt, wie sie zu dem wurde, was sie jetzt ist, und wie Menschen damit umgehen ist aber auch ein zentralen Aspekt der Geschichte.

        Nachteile: Es frisst sehr viel Zeit. Und es ist neben stimmigen Charakter-Arks, Spannubgsbögen ect. ein weiterer großer Punkt, der die ganze Zeit beachtet werden muss. Dazu ist man eigentlich ständig dabei, während dem Schreiben verzweifelt die Welt einzubauen, ohne zu dumpen. Und am Ende sieht der Leser nur einen ganz kleinen Teil der tollen Welt. Ganz ehrlich, ich würde das als Erstling nicht noch einmal machen.
        Ich würde auch fast meinen, dass sich so eine Mühe für einen Einteiler kaum lohnt.

        Vorteile: Ich könnte mir nicht vorstellen, eine andere Welt zu kopieren. Und irgrndwo ist auch immer der Gedanke, dass man es selbst besser machen will.

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