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Klischee? Klischee!

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    Klischee? Klischee!

    Hallo Ihr alle,

    da es mir in den letzten Tagen vermehrt untergekommen ist, möchte ich diese Frage gerne zur allgemeinen Diskussion stellen. Wie haltet Ihr es mit Klischees? Was sind Klischees überhaupt? Ist etwas, nur weil es schon x-mal geschrieben wurde, ein Klischee? Gibt es denn dann überhaupt noch etwas, was kein Klischee ist?

    Ich halte es für falsch, schon in der ersten Inspirationsphase jede zweite Idee als Klischee abzutun. Für mich ist das so ähnlich wie mit der Grundidee eines Romans. Darüber haben wir auch schon diskutiert: man lässt eine Idee nicht fallen, weil schon tausend andere darüber geschrieben haben. Warum? Weil es sowieso fast unmöglich ist, einen ganz neuen Erzählstoff zu finden. Weil es darauf ankommt, was man aus der Idee macht. Und deswegen würde ich zunächst gar nichts als Klischee verwerfen, sondern nach meinen Vorlieben und - falls ich das in meiner Auswahl berücksichtige - nach den Vorlieben meiner Leser auswählen. Tatsächlich ist ein Klischee oft sogar sehr praktisch, kann man doch einerseits eine Art 'Grundwissen' beim Leser diesbezüglich voraussetzen, ihn aber andererseits auch überraschen, indem man unerwartet aus dem Klischee ausbricht und es auf eine lustige, spannende oder gewitzte Weise variiert.

    Was denkt Ihr darüber?

    Tsaphyre
    Das kreative Chaos ist ein Trancezustand angenehmster innerer Verwirrung und seltsam zusammenhangloser Verwunderung. (Tsaphyre Ziegenfuß)

    Musenselig Sirenenberauscht - Verborgene Gärten der Sehnenden Lust

    #2
    Ich mag Klischees, weil sie wie du sagst dem Leser vertraut vorkommen und ihm etwas angenehm Gewohntes vorgaukeln. Dann kommt es nämlich umso überraschender, wenn sie auf halbem Wege zerschlagen werden und man ganz andere Dinge präsentiert bekommt, als erwartet Somit hat man einmal etwas, was z.B. den Plot oder die Charaktere ohne viel Aufwand dem Leser nahebringt, und gleichzeitig einen super Ansatzpunkt, wo die eigenen Geschichte interessant und Individuell wird, sobald man den Leser eingefangen hat.

    Was mir wichtig ist, ist
    1. das Klischee möglichst nicht bis zum Ende ohne Twist durchzuziehen. Das klappt nicht mit allen, die man verwendet, aber man sollte auch nicht alle so spielen, wie sie bekannt sind. Es gibt viele Möglichkeiten, da einen eigenen Dreh reinzubringen.
    2. kein Klischee zu wählen, das den Leser schon von vorneherein nervt. Das ist natürlich oft individuell, aber es gibt halt wirklich arg abgedroschene Sachen oder solche, die vielen Lesern zuwider sind, und je weniger die das Klischee mögen, umso weniger Chance werden sie dem Buch geben und überhaupt so weit lesen, bis du sie vom Gegenteil überzeugen kannst. Andererseits, wenn dir bewusst ist, was an einem bestimmten Klischee so nervt, hast du wiederum einen guten Ansatzpunkt, wo du dem Klischee widersprechen kannst.

    Allen Lesern wirst du es nie recht machen können. Aber ich sehe Klischees/Tropen hauptsächlich als narrative Bausteine, mit denen man als Autor natürlich arbeiten kann und soll. Völlig vermeiden kann man sie sowieso nicht; ich weiß auch nicht, ob das erstrebenswert wäre, denn sie werden ja erst zu Klischees, weil sie beliebt sind und etwas in vielen Lesern ansprechen. Von daher: spring voll rein und tob dich damit aus
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Tsaphyre
      Tsaphyre kommentierte
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      das kann ich alles einfach nur unterschreiben.

    #3
    Gute Frage.

    In meiner Geschichte wimmelt es wohl von Klischees, aber dennoch schreibe ich sie anders als Person XY, so dass sie wiederum individuell wird. Für mich geht es in einer Geschichte eher um die Geschichte selbst. Wenn sie gut erzählt ist, stören mich auch keine Klischees.

    Selbst Auserwählte, alkoholproblembelastete und beziehungsgestörte Komissare, traumatisierte Helden, Mädchen/Jungs die plötzlich zaubern können ... stören mich nicht, wenn die Geschichte glaubhaft und ansprechend geschrieben ist.

    Es gibt ein Buch (Fantasy, eigentlich nicht mein Genre, aber für Recherchezwecke gelesen und den Titel vergessen) in dem es verkrampft keine Klischees gibt und ja, ich schreibe verkrampft, weil es sich so liest. Der Autor verliert sich in den selbstverliebten Details seiner Welt, die so unglaublich klischeefrei sind, dass ichs nach ca. 200 Seiten wieder weggelegt habe. Da lese ich dann doch lieber HdR.

    Für mich muss ein Spannungsbogen in einer Geschichte sein, Wendungen und Wandlungen die begründet sind, die nachvollziehbar sind. Es wäre schade, wenn man den traumatiserten Soldaten in seiner Geschichte eigentlich braucht, aber rausschmeißt, weil man denkt "Oh, Klischee!".
    Jede Geschichte kann einzigartig geschrieben sein, auch wenn zum trölften Mal ein Ork darin vorkommt. Wir schreiben ja Geschichten, also, komplexe Texte und nicht nur einen Einzeiler über einen Ork.

    Natürlich können auch Geschichten selbst schablonenhaft/klischeehaft aufgebaut sein. Aber, wenns funktioniert? Wenn ich einen Highfantasyroman lese, erwarte ich bestimmte Stilmittel, genauso bei einem Krimi/Thriller etc.. Da würde ich niemanden einen Strick draus drehen, wenns einfach unterhaltsam ist.
    Über Neuschöpfungen, abseits der Schablonen freue mich genauso, wenns eben nicht "gewollt und gekrampft" klingt, da der Autor bewusst ALLE Klischees vermeiden wollte.

    Also, jeder so, wie er es mag und gern lesen möchte.

    (Peace)
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

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      #4
      Die meisten Klischees mag ich überhaupt nicht. Sie zeigen eine gewisse Beschränktheit in den Menschen. Es kam schon vor, dass ich, wenn ich über Lyr als "Fantasy" Sprach mir entgegen geworfen wurde, dass es für Fantasy Orks und Elfen bräuchte. Aber Klischees dienen mir auch als eine Art Anker. Sie sind etwas, dass jeder kennt und können einem Leser als Rettung in einem ungewöhnlichen Szenario bieten.

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        #5
        Einen traumatisierten Soldat kann man auf zig Arten beschreiben, deshalb würde ich das nicht als Klischee bezeichnen.

        Klischee ist für mich alles, was die Denkfaulheit offenbart, sprich Sachen, die 100 Mal woanders gelesen hat, aber die man auch anders darstellen könnte, beispielsweise der türkische Gemüsehändler als einzigen Türken, der nationalsozialistische Feind in US-Hollywood. Oder warum besteht ein Team zumeist aus einem Anführern, einem Schlauen, einem Possenreiter und Witzbold und einem hübschen Mädchen? Dieses Mädchen ist nur hübsch, warum nie lustig oder ultraschlau. Der alkoholisierte und beziehungsgestörte Kommissar geht mir auch auf die Nerven.

        Und einer Klischeefigur fehlt das Einzigartige, Individuelle und Widersprüchliche.

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        • Victoria
          Victoria kommentierte
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          So sehe ich das auch.
          Ich nenne sie für mich selbst "gute Klischees" und "schlechte Klischees". Ich bräuchte man einen passenderen Begriff.

        • Sophie
          Sophie kommentierte
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          Vielleicht "Klischee" und ... "Vorlage"? "Grundgerüst"? ...

        • Victoria
          Victoria kommentierte
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          Schablone hast du unten genannt. Das muss ich noch auf der Zunge zergehen lassen.

        #6
        Ich denke auch, dass man Klischees durchaus als Basis oder Schablone nutzen kann.
        Gerade bei Charakteren finde ich ein "klischeehaftes" Grundgerüst manchmal sehr hilfreich, weil man dann nicht von Null beginnen muss und schon etwas Greifbares hat, mit dem man arbeiten kann - quasi der Ton, aus dem ich eine Skulptur töpfere. Der Fehler, den viele Anfänger machen, ist halt in meinen Augen der, es beim Grundgerüst zu lassen und den Ton nur hier und da ein wenig einzudrücken.

        Das zeigen eigentlich auch eure Beispiele:
        • Der traumatisierte Soldat ist ein Klischee, wenn man das nur als Hintergrundinfo angibt und ihn dann wahlweise als Häufchen Elend oder als Schlägertypen agieren lässt, ohne sich mit Details und Gründen für das Trauma auseinanderzusetzen. Ein Soldat, der z.B. seine Kameraden bei einem Luftangriff verloren hat und nun austickt, sobald er einen Flugzeugmotor hört, ist schon etwas anderes, weil es spezifischer ist und genaue Restriktionen für seinen Handlungsspielraum gibt.
        • Der türkische Gemüsehändler als Statist ist Klischee, wenn man ihn aber z.B. (Krimisetting) zu einem leidenschaftlichen Sherlock-Holmes-Fan und Krimileser macht, der sich zu gerne mit dem Detektiv über die aktuellen Wendungen im Fall unterhält und hier und da sogar wichtige Gedankengänge beisteuert, macht er mir nichts aus.
        • Das von Milch genannte Team könnte man auch als Basis nutzen und dann einfach die Geschlechter durcheinanderwürfeln.
        Und schon hin hat man aus einem Klischee etwas, was durchaus verwendbar ist.

        Gerade im Fantasysetting wäre ich mit Aussagen wie "Elfen und Orks gehören zwangsläufig dazu." oder "Elfen und Orks sind einfach nur Klischees, die braucht keine Sau." vorsichtig, weil das in meinen Augen inzwischen sogar zwei unterschiedliche Subgenres sind. Für beide gibt es gelungene und völlig öde Ausführungen und nicht jeder, der das eine mag, ist auch Fan des anderen.
        Fakt ist jedenfalls: beides kommt an und hat seine Leser, also auch seine Daseinsberechtigung. Die Krux ist hier nur - wie oben - dem Schema Leben einzuhauchen.
        "Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub."
        (Peter Pan)

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          Beim Gemüsehändler würde es mich trotzdem stören. Man ist als türkischstämmiger Mitbürger nicht dazu verpflichtet, Gemüse zu verkaufen? Man darf sie sich gern als Chirurg, Polizist, Tech-Unternehmer, Rechtsanwalt, Surfer oder Botaniker vorstellen. Das darf man gerne mal zeigen.

          Beim Vierergespann bezog ich mich eher auf die Frauenrolle? Als ob Frau schon eine Eigenschaft wäre.

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Einfach nur "Frau" in einer Five-Man-Band habe ich aber seit den 80ern nicht mehr gesehen. Und selbst da hatten sie öfter Rollen wie Technikerin oder gar Chefin. Aber es stimmt schon, man kann die Rollen auch ein bisschen unklischeehafter verteilen.

          Ich finde einen türkischen Gemüsehändler nicht schlimm, die gehören nun einmal zum Stadtbild dazu, und ich fände es doof, da krampfhaft einen Bolivianer oder Isländer draus zu machen. Ich würde ihn aber nicht als alleinigen Quotentürken auftauchen lassen, sondern eben zusätzlich noch einen türkischstämmigen Polizisten oder Botaniker (am besten weiblich).

        #7
        Ich finde Klischees durchaus brauchbar.
        Für mich kommt es nicht darauf an, ob es Klischees gibt, sondern wie diese geschrieben sind. Man muss gar nicht unbedingt mit ihnen brechen, solange man es schafft sie auf eine ansprechende Art rüberzubringen. Wenn die Charaktere sympathisch sind und nicht jeder Plot Twist vorhersehbar ist, dann kann man auch mal Klischees verwenden.
        Nur wie gesagt: Vorhersehbarkeit ist blöd. Man sollte als Autor wenigstens die Möglichkeit einräumen, dass es anders läuft als gedacht. Ob das der Leser dann kauft, na ja.

        Man kann Klischees verwenden, mit ihnen spielen, aber meiner Ansicht nach, ist das Wichtigste, daraus etwas Eigenes zu machen und ihnen mit dem eigenen Schreibstil und mittels interessanter Charaktere einen Hauch Individualität zu verleihen.

        Kommentar


          #8
          Ich finde Klischees sind ein guter Ausgangspunkt. Problematisch wird es, wenn man es dann dabei belässt. Dann werden Plots berechenbar und Figuren zu Pappaufstellern.
          Es ist nicht schlimm mit "türkischer Gemüsehändler" zu starten, aber wenn er eine Rolle in der Geschichte spielt, die über Statist hinausgeht, dann sollte er schon etwas mehr Tiefgang und Komplexität zu bieten haben als das.
          Das selbe gilt für Plots. "Waisenjunge muss bösen Imperator besiegen" ist vielleicht eine überstrapazierte Idee, wenn man sich aber bei der Umsetzung Mühe gibt und sich interessante Plots, Subplots, Sequenzen, Szenen etc. ausdenkt, dann kann auch diese Geschichte, trotz der klischeehaften Grundidee, spannend und interessant sein.

          Kommentar


          • Milch
            Milch kommentierte
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            Man sollte es so aber nicht verkaufen.
            Man braucht etwas, um den Leser von der Uraltidee abzulenken, und die Ablenkung muss gut sein.

          • Maggi
            Maggi kommentierte
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            Genau das habe ich doch geschrieben?

          • Victoria
            Victoria kommentierte
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            "guter Ausgangspunkt" … "Problematisch wird es, wenn man es dann dabei belässt" … "mehr Tiefgang und Komplexität" … " eine überstrapazierte Idee, wenn man sich aber bei der Umsetzung Mühe gibt" … "trotz der klischeehaften Grundidee, spannend und interessant sein."

            Ja, hast du.

          #9
          Nun, erstmal finde ich wichtig, dass man bei aller Klischeekritik nicht vergisst, dass jedes Klischee nunmal irgendwoher kommt. Was funktioniert oder einfach realistisch ist, krampfhaft zu vermeiden, weil Klischee, wirkt auf mich meistens ziemlich gestellt. Es kommt eben darauf an, was man daraus macht und was man damit kombiniert.

          Ein gutes Beispiel dafür ist der Reim Herz - Schmerz. Hat den Ruf des Klischees und des schlechten Reims, des Bestandteils eines schlechten Gedichts, aber warum?
          Wegen diesem Klischee benutzen das eigentlich nur noch Anfänger - deren Gedichte meist noch nicht besonders gut sind. Wer diesen Reim aber auch sehr viel benutzt hat, ist Goethe und niemand kann mir erzählen, dass Goethe kein guter Dichter war. Wenn Herz - Schmerz der perfekte Reim für ein Gedicht ist, sollte man ihn nicht rauswerfen, nur weil er "Klischee" ist. Im Gesamtgedicht kann sich dieser Reim immer noch gut machen.
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          • Ankh
            Ankh kommentierte
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            Es wurde natürlich mit jeder Widerholung nerviger. Aber ob das jetzt innerhalb eines Stückes passiert oder eben über viele einzelne Gedichte hinweg ist doch eigentlich egal, wenn ein Reim (oder sonst ein Klischee) immer und immer wieder auf die gleiche, unoriginelle Weise verwendet wird, dann nervt es irgendwann nur noch.

          • Milch
            Milch kommentierte
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            Traummuschel: Die meisten beschränken sich darauf, Himmel oder Sternenhimmel zu sagen. Himmelszelt hört man nur in den Schlagern, beispielsweise von Andrea Berg.

          • Traummuschel
            Traummuschel kommentierte
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            Ich hör keine Schlager und finde das ein ganz normales Wort in ganz gewöhnlichen Sätzen Das gehört zu meinem alltäglichen Wortschatz. ^^

          #10
          Plotmuster kann man ja noch verwenden, beispielsweise das ungleiche Paar, was sich ständig streitet. Man sollte aber nicht mehr damit werben, sondern die Ungleichheit eigenständig definieren. Das Publikum muss man davon ablenken.

          Derzeit frage ich mich, wie viele Animationsfilme es noch braucht, die dem Kind zeigen wollen, wie wichtig Freundschaft ist. Ich bin mir sicher, dass Kinder wissen, was Freundschaft für einen Wert hat, das muss man denen nicht mehr extra erklären. Vielleicht sollte man einen realistischen Blick auf die Freundschaft werfen.

          Vor allen Dingen darf man sich nicht immer in den erstbesten Gedanken verlieben. Beispielsweise kommen vielen Science-Fiction-Fans auf die vermeintlich innovative Idee, Besatzmitglieder von Raumschifffrachter zu Helden zu machen. Auf mich wirkt diese Idee schon wieder ausgelutscht. Das macht Klischees so unsympathisch, sie sind meist die erstbeste und nicht die beste Idee.

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          • Milch
            Milch kommentierte
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            Vielleicht gibt es auch andere Werte als die Freundschaft. Ich bin mir sicher, kein Kind muss vermittelt, wie wichtig die Freundschaft ist. Das gehört Teil der DNA. Nebenbei gibt es auch andere Werte: Hinterfrage deine Vorurteile! Das Leben besteht nicht nur aus Party! Manchmal braucht man Geduld, um sein Ziel zu erreichen. Vielleicht sollte man diese Blau-und-Rosa-Ideologie mal tüchtig hinterfragen.

            Warum keine Arbeiter auf einem Raumfrachter? Es ist meist der erste Gedanken, worauf Scifi-Fans kommen, wenn sie mal was Neues, vermeintlich Originäres kommen wollen. Der erste Gedanke ist meist kein guter Ratgeber.

          • Gast-Avatar
            Gast kommentierte
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            Vielleicht sollte man es statt "erster Gedanke" "erste Idee" nennen und die erste Idee ist schon oft ein guter Berater. Nicht immer, aber häufig. Gerade wenn sich die erste Idee auch noch nach langer Zeit frisch anfühlt.

            Zu den Kinder-Themen "Vorurteile, nicht nur Party und Geduld" gibt es ebenso unzählige Geschichten. Selbst zu Tod, Krieg und Gewalt gibt es mehr als genug.

          • Milch
            Milch kommentierte
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            Nein, die erste Idee fühlt sich meist nicht frisch an. Es ist ja keine erste Idee, wenn man seit geraumer Zeit nach neuen Geschichten in einem bestimmten Feld sucht und plötzlich bei der Lektüre einer Zeitung etwas Neues dazu findet.

            Ich weiß, dass es zu den anderen Themen viele, wirklich gute Filme gibt. Meist ist es der Wert der Freunschaft, den meist eher schwächere Filmmacher hochhalten, wenn man ihren Aussagen trauen darf. Warum nicht eine Geschichte, warum Trauer so wichtig ist, wie bei Alles steht Kopf?

          #11
          Wie schon viele gesagt haben, irgendwie kommt es doch aufs Klischee an. Es gibt brauchbare Klischees, um die man nur schwer herumkommt. Es gibt Klischees, die man kunstvoll zerschlagen kann und die dadurch ihre Wirkung tun. Und es gibt Klischees, die treu bis zu Ende geführt werden, ganz nach dem Motto: Nur wenn der Leser das Buch selbst zu Ende denken kann, ist es auch ein gutes Buch.

          Generell gibt es so ein paar ausgelutschte Klischees, die mich einfach nur mehr nerven. Ich wüsste auch nicht, ob ich da die Geduld aufbringen würde, so lange zu lesen, bis dieses Klischee zerschlagen wird. Beispiel: Die Heldin in der Fantasy. Natürlich eine klar maskuline Welt, keiner traut es ihr zu, aber dann rettet sie eben doch die Welt - natürlich mit dem süßen Typen an ihrer Seite, der von Anfang anders als die anderen war und sie nun liebt ... nee, Moment. Der, der sie am Anfang angefeindet hat, der frauenfeindliche Bemerkungen machte und den sie ja soooo gehasst hat. Bis er ihr in einer schwierigen Situation gezeigt hat, dass er sie ja doch irgendwie ganz gerne mag, immerhin hat er sie gerettet.

          Oder die klassische Prophezeiung von der Rettung der Welt. Das sind solche Sachen, die mich wirklich nerven. Klar, das wäre eine schöne Sache zum Demontieren, aber ich fürchte, in dem Moment besteht die Gefahr, eine Komödie zu schreiben (Gefahr, wenn man eigentlich etwas anderes vorhatte).
          Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

          So nah, so fern.

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            #12
            Was jemand als Klischee abseits des literarisch Ausgelutschten etc als Klischee empfindet, hängt auch sehr von der Erfahrungswelt desjenigen ab. Ich z. B. könnte über Arzt- (mit zwei Ausnahmen) oder über die CSI-Serien nur kotzen, aber die Mainstream-Menschen wollen ihre Ärzte oder Ermittler so sehen. Daher kann ich Autoren, die diese Klischees auswählen und bedienen, nicht verurteilen, nur für mich käme es so nicht in Frage, und ich weiß auch nicht, ob ich es lesen wollte.
            Und andersherum: Zu manchen Dingen gehört nun einmal Klischeehaftigkeit, und man sollte aufpassen, was man (krampfhaft?) vermeidet. Wenn ein Autor beschließt, sein Chirurg sei dann eben einfach weinerlich und zögerlich, dann ist das (psychologisch) unglaubwürdig und lächerlich, weil dieser Mensch früh in der Facharztausbildung zum Chirurgen gescheitert wäre. Die Begründung dafür müsste gut sein. Der Arzt als Held - ja, das wäre zu demontieren (Dr House ist ein guter Ansatz, aber leider ist er zu sehr Sherlock Holmes, noch dazu einer, der seine Diagnostik realitätsfern - dafür halt dramatisch - betreibt).
            Wenn man ein Klischee verwendet oder vermeidet, dann sollte es wenigstens glaubhaft und unverkrampft und gut begründet geschehen.

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            • Dodo
              Dodo kommentierte
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              Meinst du Wellness-"Mediziner"?

            • Milch
              Milch kommentierte
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              Was meinst du? Behauptung 1oder 2. Zur ersten Behauptung: Nein, meine ich nicht.

            • Dodo
              Dodo kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Ich meine die "Schönheitschirurgen". Da gibt es ja einmal die Designer, die hier und da ein bisschen an Gesunden herumwerkeln - und zum anderen die, die wahrhaft ärztlich tätig sind und rekonstruktive Eingriffe durchführen (nach Unfall, Operation, bei Fehlbildung).

            #13
            Ich finde, Klischees haben durchaus auch ihren Nutzen. Es hilft z.B. eine Nebencharakter etwas Leben einzuhauchen, wenn der nur für einen Augenblick vorkommt und es Blödsinn wäre, hier groß einen Charakter zu definieren. Mit einem Klischee reichen zwei oder dre Wörter und der Leser hat sofort ein Bild vor den Augen.

            Das andere, wo ich Klischees brauchbar finde ist, wenn der PoV diese benutzt. Kein Mensch ist frei von Klischees und auch, wenn wir sie nicht aussprechen, man denkt sich beim ersten Blick seine Sachen. Das kann ich ausnutzen, um meinen Prota zu charakterisieren.

            Ansonsten würde ich versuchen, möglichst auf Klischees zu verzichten, aber ich denke, ganz umgehen kann man es nicht. Ich hatte z.B. bei meinem letzten Projekt nicht das Gefühl, Klischees zu verwenden, sondern individuelle Sachen zu erschaffen - bis mir eine Bekannte aufgezeigt hat, dass es doch einige Klischees die Geschichte geschafft hatten
            »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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            • Dodo
              Dodo kommentierte
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              Ich glaube, man kann für eine glaubwürdige Geschichte Klischeeinhalte nicht umgehen, weil es sie eben im realen Leben so gibt - und halt nicht so selten, sonst hätte sich keine Erzählschablone entwickeln können. Nur wenn es zuviel davon in zu wichtigen Figuren oder Handlungssträngen gibt, dann wird es eben öde.

            #14
            Hey =)
            Also zu der Ausgangsfrage kann ich sagen, dass ich jetzt eine Geschichte an einen Verlag geschickt habe und in dieser Geschichte habe ich ein Mädchen drin, welches ängstlich ist. Und die Kritik des Verlags war eben genau das: es ist zu klischeehaft, dass das Mädchen ängstlich ist, interessanter wäre zB ein ängstlicher Junge.
            Ich glaube gerade so Gender-Klischees werden nicht mehr so gerne gesehen (wobei ich das jetzt auch nicht mit Absicht so eingebaut hatte, sondern die Figur sich einfach so entwickelt hatte).

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            • Victoria
              Victoria kommentierte
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              Es kann auch sein, dass dem Verlag das Gesamtpaket zu klischeehaft vorkam, und das auffälligste bzw. der am einfachsten zu benennender Grund die Ängstlichkeit ist. Verlagsleute habe keine Zeit/Muße/Muse/Lust genau zu erläutern, worin die Schwäche explizit lag, und sie wissen auch nicht, wie viel Handwerk du mitbringt und wie viel Mühe du in dein Werk stecken willst.
              Der einfachste Tipp wäre die "Geschlechterumwandlung". Diese Umsetzung ist weniger mühsam als eine komplette Charakteranalyse und grundlegende Änderungen, die eventuell den ganzen Plot umschmeißen.

            • Milch
              Milch kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Ich kann es schonn nachvollziehen, weil wir Mädchen klischeehaft mehr Ängstlichkeit zugestehen als Jungen.
              Ich finde, man sollte sich schon Gedanken machen, damit nicht so nebenbei ein Klischee passiert.
              Ein ängstliches Mädchen kann man wahrscheinlich auch machen, aber sie braucht auch nicht-typisch-mädchenhafte Eigenschaften.

            • Anchesa
              Anchesa kommentierte
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              Sie hatte auch nicht.typische EIgenschaften, darauf hatte ich extra geachtet. Aber ich glaube auch, dass sich ein ängstliches Mädchen einfach nicht so gut verkaufen lässt. Naja, ich überareite es gerade und mir gefällt mein starkes Mädchen vom gesamten Charakter jetzt wesentlich besser =)

            #15
            Ich bin mittlerweile recht entspannt, was das Thema Klischees angeht. Ne Zeit lang habe ich auch versucht, sie zu vermeiden. Das hat mich aber nur unnötig eingeschränkt, also hab ich mir irgendwann gedacht seis drum.
            Ich arbeite im Schreibprozess aber eigentlich auch nicht mit Klischees, oder zumindest nicht mit dem, was ich unter Klischee verstehe.

            Klischees sind doch eigentlich Stereotypen, quasi Schablonen. Und die muss man eh noch mit Inhalt füllen, bevor man damit schreiben kann, oder nicht?
            Träumend plant der Geist seine eigene Wirklichkeit.
            - Søren Aabye Kierkegaard -

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