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Und wenn es keine Lüge gäbe?

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    Und wenn es keine Lüge gäbe?

    Muss eigentlich jede Figur eine Lüge haben?

    Die Lüge bedeutet doch nichts anderes, als dass der Protagonist im Roman einem falschen Ziel bzw. einer falschen Motivation hinterherläuft.

    Kann es nicht auch einen Protagonisten geben, der richtig liegt?

    (Wenn ja, wie würdet ihr den Charakterkonflikt aufbauen?)
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

    #2
    Ich würde es nicht Lüge nennen, aber der Hauptcharakter sollte etwas haben, woran er reifen kann. Er kann schon auf der richtigen Spur sein, er kann das richtige Ziel verfolgen, er kann die richtige Motivation haben, aber irgendwas muss ihm fehlen, er hat nur ein Teil des Puzzle, nicht das Ganze, damit er nicht gleich sein Ziel erreicht.
    Zuletzt geändert von Milch; 05.03.2022, 10:14.

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Schließe mich an.

    #3
    Wenn der Protagonist nichts Inneres hat, das er überwinden muss, sei das ein falsches Ziel, eine Angst, eine Schwäche, dann gibt es schlicht keinen inneren Konflikt. Kann man machen, resultiert dann in einer plot-driven Geschichte statt in einer character-driven Geschichte. Das heißt, der äußere Konflikt muss spannend genug sein, dass ein statischer Hauptcharakter (= einer, der sich im Verlauf der Geschichte nicht ändert) genügt, um die Leser mitzuziehen.

    Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass du keinen Charakterkonflikt einbauen brauchst, weil worum soll es sich dabei handeln? Du könntest ihm höchsten in einem unabhängigen Nebenplot einen geben, da müsstest du dann aber aufpassen, dass der nicht zu aufgesetzt wirkt, wenn er nicht mit dem Hauptplot verknüpft ist. Sprich, wenn es für das Erreichen des Hauptplotziels egal ist, ob die Figur ihre Schwäche überwindet, welchen Zweck hat sie dann in der Geschichte?
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #4
      Sehe ich wie Ankh , es muss keinen Lüge/Wahrheit oder Want/Need Konflikt geben. Nichts spricht dagegen, wenn die du eine reife Figur nimmst, deren Charakterentwicklung abgeschlossen ist. Dann muss halt außenrum viel passieren. Ist doch in vielen sehr erfolgreichen Reihen so.

      Jack Reacher von Lee Child ist komplett handlungsgetrieben. Er hat nie auch nur den geringsten Zweifel an sich und liegt damit auch fast immer richtig.
      (Zitat Child: Who needs fucking arcs?")

      Man könnte es wohl auch so sehen, dass bei Harry Potter der innere Hauptkonflikt nach Band 1 abgeschlossen ist. Er hat erkannt, dass er bei Gryffindor richtig ist, dass V ein mieser Sack ist und dass er sich ihm entgegenstellen will.
      In den restlichen Bänden geschieht - aus Sicht von jemand, der nur die Filme kennt - nur noch, dass seine in Band 1 gereiften Entscheidungen und Erkenntnisse immer wieder auf die Probe gestellt werden.
      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

      Douglas Adams

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      • Kady
        Kady kommentierte
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        Ob man das wirklich charakterliche Entwicklung in dem Sinne nennen kann, bezweifle ich ein wenig. Harry wird älter, kommt in die Pubertät und schlägt sich dann, neben der Sache mit den bösen Zauberern, mit den Problemen herum, die Hormone eben so mit sich bringen. Wenn die Entwicklung vom Kind zum Teenager zum Erwachsenen schon als charakterliche Entwicklung durchgeht, hab ich das mit dem Character Arc irgendwie falsch verstanden.

      • Peter
        Peter kommentierte
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        Milch

        Ich sehe das so wie Kady , aber wie gesagt, ich bin keine HP Fan.

        Welchen Charakterentwicklung macht er denn noch mit, nachdem er in Band 1 seinen Platz und sein "Lebensziel" für die kommenden 6 Bände gefunden hat?

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Erwachsenenwerden ist auch eine charakterliche Weiterentwicklung. Bei der Romanserie geht es darum, erwachsen zu werden, Verantwortung zu übernehmen, Ich glaube, das ist eher der charakterliche Hauptkonflikt, deswegen wird HP auch als Bildungsroman bezeichnet.
        Zuletzt geändert von Milch; 07.03.2022, 09:42.

      #5
      Zum Thema hatte ich vor ein paar Monaten mal ein video-essay gesehen, bei dem es eigentlich um die Charakter-Arc ging, aber ich denke das kommt ja in gewisser Weise aufs etwas ähnliches hinaus. Letztendlich war die Aussage: die Hauptfigur muss keine Entwiclung durchgehen, wenn sie stattdessen eine Entwicklung in den Figuren/der Welt um sie herum herbeiführt. Alle anderen hätten in dem Fall eine "Lüge", die sie durch die Hilfe der Hauptfigur richten.

      Der Charakterkonflikt könnte mMn trotzdem da sein, schließlich muss die Figur nicht unbedingt überzeugt sein - gerade wenn vieles schief geht, kann sie immer noch ihre Wahrheiten hinterfragen und schwanken, und vielleicht in Versuchung kommen, der "Lüge" in ihrer Umgebung nachzugeben.

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        #6
        Ich muss gestehen, das ist das erste Mal, dass ich "Lüge" so benutzt auf die Charakterentwicklung höre. Man lernt doch nie aus. Ist das quasi der innere Konflikt, an dem die Figur sich im Laufe der Handlung reibt?

        Ich denke, es braucht nicht zwingend jeder Charakter einen inneren Konflikt. Ein spannender Plot kann auch aus nur äußerem Konflikt entstehen. Ein Mord geschieht, die Polizei tappt im Dunkeln, Sherlock Holmes löst den Fall - auch das ist ein Plot und mit dem Rezept hat Conan Doyle erfolgreich viele Leser*innen fasziniert. Aber noch interessanter sind die wenigen Holmes-Geschichten, in denen auch ein innerer Konflikt von Holmes zu sehen ist.
        Ist so ein bisschen wie mit Schokoladenglasur auf Schokoladenkuchen. Es ist auch ein leckerer Kuchen ohne, aber mit ist er noch besser.
        Always avoid alliteration.

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        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Ich denke, es ist vielleicht die Begrifflichkeit, die so rüberkommt, als muss da Intention dahinterstecken. Eine Lüge ist ja eher etwas Bewusstes. Letztlich kann es aber auch einfach ein Irrtum, ein Unwissen oder schlicht eine Schwäche sein, die der Held überwinden muss.

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Ankh Glaube auch, das ist es, was mich an dem Begriff irritierte. Eine Lüge ist für mich eine bewusste Handlung, und in weiteren Bedeutungen wie hier als einen Teil der Charakterentwicklung/Plotentwicklungen kannte ich das Wort nicht. Wieder was gelernt.

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          In diesem Zusammenhang ist die Idee dahinter, dass sich die Figur am Anfang selbst belügt. Was ja dann weniger bewusst ist, aber es deckt mMn auch nicht alle Ausgangslagen für sich entwickelnde Figuren ab. Oft weiß die Figur halt einfach noch zu wenig über die Welt, und sobald sie dieses Wissen erlangt, sind ja viele Helden durchaus schnell aufgeschlossen, sich auf neue Ideen einzulassen. Oder sie sind sich der Problematik ihrer Situation wohl bewusst und warten nur auf den passenden Moment, um auszubrechen.

        #7
        Ich denke, der zentrale Punkt ist doch, dass das Geschehene nicht bedeutungslos war, sondern seine Spuren auf dem Charakter hinterlässt.Dass also Handlung und Charakter verknüpft werden. Zum anderen sollten Entscheidungen Konsequenzen tragen.
        Das der Prota mit einer Art Eigenlüge beginnt und dann nach und nach die Wahrheit lernt, ist mMn. eben ein Weg, das zu erzielen. Er kann aber natürlich auch einen negativen Arc haben, oder wieder am Anfang herauskommen.
        Ich habe zB einen positiven Arc, einen negativen und einen neutralen in meinem Buch.

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