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Mittwochsfrage #234: Pessimismus vs Optimismus in der Literatur:

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  • Milch
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    Realität ist nicht gleich Pessimismus und Resignation, die kann der Leser kämpferisch, mobilisierend und anregend sein, beim ersten muss man darauf achten, dass es nicht zu stark ideologisch wird, sondern auch immer Grautöne herausarbeitet. Sei es für das Gefühl, nicht allein mit irgend etwas zu sein. Und manchmal ist es auch hilfreich, etwas zu kennen, um etwas dagegen unternehmen zu können.

  • Nachtmahr
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    Trump ist tatsächlich noch nicht in der Versenkung gelandet. Er hat jetzt gegen die Herausgabe von Dokumenten im Zusammenhang mit der Kapitolerstürmung geklagt.

    Dodo
    Menschheitsbegleitende Themen, aber auch persönliche, denke ich. Wenn man eine schwere Erkrankung hinter sich, einen geliebten Menschen verloren oder einen Krieg erlebt hat oder Opfer von Gewalt geworden ist ... solche Themen landen früher oder später in literarischen Texten. Manchmal still und subtil, manchmal mit großem Rumms. Aber sie tun es auf jeden Fall, selbst wenn es nur dadurch ist, das der Autor seine Charaktere bewusst anders agieren lässt, um das schmerzhafte Thema zu umgehen. Wir können weder ausblenden wer wir sind, noch wo wir leben. Alles hat auf die eine oder andere Weise Einfluss. Also ja, auf jeden Fall Auseinandersetzung.

    Trump. Der war zwar nur ein Beispiel, aber nope. Ich hab jedesmal umgeschaltet, weil ich Anblick und Stimme nicht ertragen konnte. Corona ... ja. Anders verpackt, in Teilen oder vielleicht so transformiert, dass das Thema Corona oder Pandemie weder auf den ersten noch zweiten Bilck erkennbar ist, aber möglich ist es.

    Ich bin immer noch der Meinung, das Bücher Zuflucht bieten. Und meistens flüchten Menschen vor dem, was ihnen unangenehm ist. Daher glaube ich, das die meisten Leser eher zu Büchern mit positivem (nicht zwingend lustigem) Grundton tendieren. Denn Geschichten können Kraft, Hoffnung und Optimismus geben. Wer einen Schuss Realität, Resignation und Pessimismus möchte, braucht nur die Nachrichten einschalten.

    Edit: Wie bist du eigentlich an dieses Buch gekommen, das du so gar nicht anfassen willst?

  • Milch
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    Der Kurz wäre auch eine gute Geschichte.

  • Dodo
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    Ob Lindner Finanzminister wird, erscheint mir an Reichweite (Bedeutung für die Menschheit) überschaubar und wenig literarische Würdigung wahrscheinlich ... Natürlich steht er für ein gewisses Menschenbild, aber da sind Personen wie Bezos die weiter ausgetriebenen Blüten. Ein Lindner wird in wenigen Jahren schon keine Bedeutung mehr transportieren, von daher neige ich da zur Pragmatik: wen kümmert's, ob ich den literarisch verwurste. Dann eher den Kurz.
    Ich würde dann auch eher das Thema, nicht die Person an sich, wählen. Aber natürlich gibt es einige, die sich dann an der Person abarbeiten, und damit das Risiko eingehen, morgen schon nicht mehr aktuell zu sein. Aber klar, so kann man es umsetzen, wenn einen die Person per se ärgert oder begeistert. Du wärst also Leser oder Autor eines entsprechenden quasi-journalistischen Textes?

  • Milch
    kommentierte 's Antwort
    Ein Teil des Problems ist ja noch im Amt, ohne die Unterstützung von Mitch McConnell hätte Trump die Impeachment nicht überstanden, er ist die größere Gefahr. Ich hoffe, dass man Trump was nachweisen könnte, damit er nicht wiederkehrt, aber dann haben wir immer noch die Republikaner und das gezinkte Wahlsystem.

    Trump wird man wahrscheinlich noch in einem Jahrhundert noch kennen, wenn die Klimakrise uns keinen Strich durch die Rechnung macht, denn man wird seine Geschichte medial bearbeiten. Eine der künftigen legendären amerikanischen Präsidenten, wahrscheinlich eher als Negativbeispiel.

    Tagesaktuell würde ich eher ansehen, ob Herr Lindner nun Finanzminister wird.

  • Ankh
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    Für mich macht es einen Unterschied, ob ich mich von aktuellen Themen/ Personen nur grob inspirieren lasse, dann aber etwas Eigenes daraus entwickle, oder ob ich ausdrücklich Bezug auf die Realität nehme. Ersteres ist für mich okay, weil ich den Grad der Distanz ja so jederzeit festlegen kann. Historische bzw. biographische Themen finde ich dagegen schwierig, weil es da immer so viele Faktoren gibt, die man selbst nicht kennt, die aber große Auswirkungen haben können.

  • Ankh
    kommentierte 's Antwort
    Ich denke, eigene Empfindungen bauen alle Autoren irgendwie ein, schließlich muss man die ja irgendwoher schöpfen, wenn man sie anschaulich beschreiben will. Nur eben wie du sagst nicht unbedingt auch noch in Verbindung mit dem persönlichen Auslöser. Wobei man ja auch da als Autor die maximale Kontrolle hat, wie tief man da eintaucht. Nur ich persönlich eben: Nicht sehr tief

    Gewollt düster ohne heitere Gegengewichte mag ich in Geschichten auch nicht. Einmal, weil's halt irgendwann nur noch deprimierend ist, und zum anderen, weil man vielen Geschichten anmerkt, dass da extra eine Schippe "fies" drauf gepackt wurde, um das Publikum zu schocken, und das wirkt schnell billig und künstlich, wenn man nicht aufpasst. Die Geschichten, die weitgehend ungeplant dem natürlichen Lauf der Dinge bis hinunter in die schwärzesten Tiefen folgen, nehmen einen dagegen eben gut in den grusel mit, und die heiterern/helleren Momente sind dann einfach nur menschlich. Vor leicht alberner Menschlichkeit braucht ein Autor keine Angst haben, die ruiniert auch eine Horrorgeschichte nicht.

  • Dodo
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    Du kannst wunderbar sortieren.
    Ich persönlich baue durchaus Empfindungen, die ich in belastenden Momenten hatte, in Geschichten ein, und tatsächlich verlieren die durch diese Szene ihre Macht. Aber ich baue nicht den konkreten Auslöser ein, um ein "echtes" Re-Living zu vermeiden.
    Düsternis, die dem Thema logisch und emotional gerecht wird, finde ich in sonst leichtfüßigen Storys sehr angenehm. Umgekehrt vermisse ich in düsteren Geschichten oft das Gegengewicht, denn nur Düsternis wird dem Thema meist auch nicht gerecht.

  • Dodo
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    Milch @Trump Definitiv! Allein Colbert hat gezeigt, wie kathartisch Lachen ist, auch wenn es einem im Hals steckenbleibt.

  • Dodo
    kommentierte 's Antwort
    Du hast offenbar schon eine größere innere Distanz. Die wird auch bei mir kommen, hoffe ich. Ich schätze, Corona werde ich eher ad acta legen können als die Auswirkungen der Trump-hoffentlich-nicht-Dynastie.

  • Milch
    kommentierte 's Antwort
    Ich mag es, wenn Aktuelles durchblitzt, es muss ja nicht offensichtlich sein. Es muss zur Geschichte und den Figuren passen.
    Und eine Serie über die Trumpfamilie im Laufe der Zeit würde ich mir anschauen, das ist ein toller Stoff, das ist spannend, schräg, kriminell, lustig, wirklich gute Unterhaltung.

  • Dodo
    kommentierte 's Antwort
    Menschheitsbegleitende Themen, so sehr man sie auch abschütteln möchte, halte ich für wichtige Grundthemen in der Literatur, und die Vermeidung bringt natürlich keine Lösung. Man muss sich schon auseinandersetzen.
    Aber eben bei tagesaktuellen Geschehnissen, wie Trump (den sehe ich noch immer nicht als vergangen an und seine Auswirkungen erst recht nicht) oder Corona, das muss mir dann schon anders verpackt werden. Kings "Letztes Gefecht" ginge, dieses "Lockdown"-Buch eher nicht (ich hab's noch nicht einmal aufgeschlagen).
    Ich wollte mal eine Story im Coronasetting planen. Aber dann war es mir doch zu viel Realität. Daher: ich bin eher Eskapist im Rahmen belletristischer Maßstäbe.
    Würdest Du eine KG oder einen Roman jetzt oder später über Corona schreiben?

  • Ankh
    antwortet
    Ich denke, dass Literatur zu psychisch belastenden/ triggernden Themen ein guter Weg ist, sich kontrolliert mit dem Thema auseinanderzusetzen. Fiktion kann dir nicht schaden. Du kannst ein Buch weglegen, wenn es dir zuviel wird, bzw. es überhaupt erst in die Hand nehmen, wenn du dich dem gewappnet fühlst oder gar zuerst Begleitung dafür suchen. Und du weißt von Anfang an, dass es ein Ende hat, einen Punkt, an dem das Thema abgeschlossen ist, im Gegensatz zur vagen Unsicherheit, die die Realität bietet.

    Interessante Links zum Thema:

    "Therapist Reacts to IT and Childhood Trauma" von Cinema Therapy (ab ca. 9:00)
    https://youtu.be/gbuOcUd5rKQ?t=539

    "I Can't Stop Watching Contagion" von Folding Ideas
    https://youtu.be/ZsSzrVhdVuw

    Persönlich meide ich allerdings Bücher, die ein Element thematisieren, das mich ohnehin im Moment belastet. Denn meistens will ich mich gar nicht freiwillig tiefer mit etwas auseinandersetzen, mit dem ich mich gezwungenermaßen schon im echten Leben auseinandersetzen muss. Da suche ich dann doch eher nach einer Möglichkeit zur Realitätsflucht. Das muss dann nicht nur schöne heile Welt sein, aber eben auch nicht genau das Thema, das mich sowieso schon belastet und verfolgt.

    Entsprechend verarbeite ich auch in meinen eigenen Geschichten eher weniger aktuelle persönliche oder globale Krisen. Die können durchaus einfließen, aber eben nicht so, dass ich dazu gezwungen bin, tiefer Themen zu recherchieren, von denen ich mir eher Distanz wünsche. Umgekehrt finde ich es wichtig, bei potenziell triggernden Themen wirklich gründlich zu recherchieren, damit es den Leuten, die es betrifft, dann vielleicht auch Halt geben kann und eine solide Möglichkeit, sich mit ihrem Trauma auseinanderzusetzen, sofern sie das wünschen.

    Meine Themen entwickeln sich glaube ich deshalb auch oft düsterer, als ich das anfangs plane. Gerade weil ich schwierige Themen ernst nehmen will, geht da dann schnell die oberflächliche Leichtigkeit flöten, weil ich auch nicht darüber hinwegpfuschen will. Ein Gag ist nur gut, wenn er niemanden verletzt, und das gilt auch für witzige Szenen in einem Buch.

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  • Milch
    kommentierte 's Antwort
    Trump und Corona kann man auch komische Aspekte abgewinnen, zumal beides irgendwann auch Geschichte ist, Trump ist es schon, der nächste republikanische Demagoge wird nicht so großmäulig, lustig und dilettantisch wie der gute Trump, davor sollte es schon schaudern.

  • Dodo
    kommentierte 's Antwort
    Sehe ich ähnlich. Düsternis per se macht eine Story nicht besser.
    Aber ich persönlich meide beim belletristischen Lesen und Schreiben die unschöne, nervige Tagesaktualität. Ich habe auch ein Buch stehen, dass die Präsidentschaft Trumps durch einen satirischen Kakao (durch einen Schriftsteller, der für US-Präsidenten Reden schrieb, "Make Russia Great Again") zieht, aber da ich die Sache noch nicht für abgeschlossen halte und noch genug von der gestrigen Realität habe, werde ich es nicht lesen. Wahrscheinlich die nächsten acht Jahre nicht.

    Tragische Tagesaktualität hingegen könnte ich eher in Kreativität ummünzen, aber nur stark verzerrt bzw. ohne den spezifischen Bezug, einfach, um selbst damit fertigzuwerden. Wie Stephen Colbert einmal sagte: I will not joke about specific deaths, but Death in general is hilarous.
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