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    Neue Welten einführen

    Hallo liebe Schreiber,

    momentan beschäftigt mich die Frage, wie man neue Welten richtig einführt und erklärt. Grade in der Fantasy, Science-Fiction und Unterarten der Phantastik werden ja oft umfangreiche Welten, Kulturen, Spezien und Szenarien entworfen und beschrieben.

    Ich selber erinnere mich an das "Fish out of water" Prinzip, bei dem der Leser mit dem Prota oder der PoV-Figur die Welt als Aussenstehender entdeckt. Dabei wird der Figur die Welt von "Einheimischen" erklärt, sodass diese langsam ohne Info-Dump erlebt wird.
    Ist die Figur aber ein "Insider", wird es für mich schwieriger.

    *Wie macht ihr das?
    *Habt ihr Bücher, in denen das besonders gut gelöst würde?
    *Wie mögt ihr es am liebsten? Die Welt langsam selber entdecken und miträtseln, oder alles schnell erklärt bekommen?

    Liebe Grüße
    GloriaRegali
    Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
    Nordfriesentote (2021) - Twentysix

    #2
    Hallo. Ich würde sagen, auch für diese „Insider“ ist die Entdeckung der eigenen Welt immer eine Neuerfahrung. Normalerweise stammen die Charaktere aus dieser Welt, kennen sie also in begrenzter Weise, werden aber durch neue Abenteuer in Gegenden gestürzt, die sie eben noch nicht kennen. Dass trifft für Frodo aus Herr der Ringe zu, für Sophie aus Das wandelnde Schloss oder für Atrus aus dem Buch Myst. Sie wohnten in einem eher beschaulichen Bereich dieser Welt, waren aber bereits Teile von ihr, also kein Fisch im eigentlichen Sinne, bis das Ungeheure in ihre Welt einbrach und die Protas zu einer Heldenreise zwang. Ich muss lange überlegen, aber mir fällt gerade kein einziges Fantasy- oder SF-Werk ein, wo das komplett anders wäre.

    Was wäre die Alternative? Man müsste eine Welt beschreiben, in die dann am Ende die Protas sozusagen hineingepflanzt werden. Aber das Neue muss auch immer für die Helden neu sein. Das trifft selbst für den Blade Runner oder für Luke Skywalker zu. Man könnte sich höchstens an Harry Potter nach den ersten Bänden orientieren, wo die Protas mit der Welt einigermaßen vertraut sind. Aber auch dort erleben sie die meisten Abenteuer in fremden Bereichen. Das Gewohnte bildet zwar einen Rahmen, aber das Abenteuer ist immer das Neue.

    Man könnte es wie Entenhausen oder Die Schlümpfe aufziehen, wo der Ort annähernd gleich bleibt, die Abenteuer und Bedrohungen aber von den Antagonisten ausgehen. Hier steht die Beschreibung der Welt nicht so sehr im Vordergrund, sondern sie agiert als Bühne und wird durch die Eigenschaften und das Verhalten der Helden gestaltet. Hinreichend geschafft hat es meiner Meinung nach Pratchett, in dem er die Scheibenwelt in all seinen Romanen immer ein wenig erweitert hat. Durch die schiere Anzahl seiner Geschichten ist man quasi zuhause. Und dennoch lernt ein jeder Prota nur während seiner Reise die Merkmale seiner Welt erst kennen, obwohl am Ende einige Eckpunkte, die immer gleich bleiben, wie Felsen in der Brandung stehen..
    Zuletzt geändert von Badabumm; 23.07.2021, 22:56. Grund: Tippfehler

    Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
    Mark Twain

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    • Gloria Regali
      Gloria Regali kommentierte
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      Hallo Badabumm, das ist tatsächlich ein gutes Argument, was ich noch nicht bedacht habe. Das passt auch gut zu meinem Projekt, da sich in meiner Welt plötzlich einiges ändert.

    #3
    Ich sehe das ähnlich wie Badabumm. Fantasy-Protagonisten sind ja ganz klassisch oft jung und noch nicht weit herumgekommen, auch die können ihre eigene Welt entdecken. Vielleicht haben sie von der ein oder anderen Sache mal gehört, dann kann man sich endlose "was ist das?" Dialoge sparen, aber es ist schon nochmal ein Unterschied, ob man von XY mal in einer Ballade gehört hat oder plötzlich selbst davorsteht. Im Nachbarland kann schon eine ganz andere Kultur herrschen als das, was der Prota kennt, und dann ist er genauso fremd wie jemand, der erst kürzlich durch ein Portal gesaugt wurde.
    Jedenfalls ist die beste Möglichkeit, die Welt zu vermitteln, sie durch die Augen einer Figur erleben zu lassen, egal ob diese Figur das Erlebte schon mal gesehen hat oder nicht.

    Eine interessante Variante dieses "Neuling" - Prinzips sind die Dresden Files von Jim Butcher. Hier ist Harry Dresden mit seiner Welt (und den ganzen anderen Dimensionen, mit denen er es zu tun bekommt) einigermaßen vertraut, der Leser aber natürlich anfangs nicht, und so spricht Harry den Leser direkt an und erklärt ihm alles. Hört sich nach Infodump an, ist es auch, ist aber trotzdem kurzweilig zu lesen, weil eben durch einen interessanten Prota gefiltert. In der Bartimäus-Reihe ist das ähnlich.

    Ganz unverhohlen infodumpig und großartig witzig ist das "Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung" in Moers' Käpt'n Blaubär Büchern. Das quatscht einfach mitten in die Handlung einen Lexikonartikel rein. Wenn man es richtig anstellt, kommt man also auch mit Strategien davon, von denen einem jeder Schreibratgeber abraten würde.

    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Gloria Regali
      Gloria Regali kommentierte
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      Stimmt, wenn Infodumping gut beschrieben ist, kann es sehr lustig sein. Ich bin da echt schissig, weil ich selber Infodumping nicht mag und angst davor habe, zu viel zu schwafeln. Dann sagten meine Lektorin und Testleserin unabhängig voneinander, dass ich mehr schwafeln soll, weil sonst die Tiefe fehlt xD

    #4
    Man könnte „Momo“ so verstehen, dass die Welt als allgemein bekannt beschrieben wird. Momo erlebt diese Welt, indem sie ihre Freunde besucht. Sie beobachtet und schildert dadurch die Situation. Tatsächlich ist es anfangs so, dass Momo selbst die Neuheit ist, aber sie findet sich sofort zurecht. Durch das Auftauchen der Grauen Herren wird die Welt bedroht und verändert sich. Aber auch Michael Ende kommt ohne das „Neue, Phantastische“ nicht aus, denn Momo muss Meister Hora, die Stundenblumen und die Zentrale neu erleben. Der Roman ist also eher das „Phantastische“ à la Lovecraft, wo das Unheil in die geordnete Welt eindringt. Das wird natürlich dadurch unterstützt, dass im Grunde eine normale, ziemlich heile Welt beschrieben wird, die ein jeder zu kennen glaubt. Träten dort Unmengen von Kobolden, Drachen oder Raumschiffen auf, so müssten auch diese erklärt werden. Je bekannter eine Welt geformt wird, desto weniger muss man auch erklären.

    Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
    Mark Twain

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Solange der Leser ein Bild vor Augen hat, ist es doch gut.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Es geht bei der Ausgangsfrage ja darum, wie man Lesern eine Welt beschreibt. Natürlich kann der Autor für seine Welt komplett neue Konzepte erfinden, die mit keinem unserer Begriffe zu erklären sind, weil sie einfach so anders sind als alles, was wir kennen. Aber neben der Frage, wie ich das vermittle, stellt sich doch auch die: Warum erzähle ich das überhaupt? Eine Geschichte soll ja dem Leser letztlich zum Nachdenken anregen über sich und die Welt um ihn. Wenn er null Bezug zwischen seinem Leben und den Vorgängen in der Geschichte findet, absolut nichts, was ihm irgendwie vertraut vorkommt, ist die Geschichte dann überhaupt relevant genug, gelesen zu werden? Vielleicht ist es nicht realistisch anzunehmen, dass es auf irgendeiner anderen Welt Äpfel gibt oder Lebewesen, die auch nur entfernt mit denselben Problemen zu kämpfen haben wie wir. Aber es geht nicht um Realismus, sondern darum, eine Welt zu schaffen, die zwar auf interessante Art anders ist, in die wir uns aber trotzdem gedanklich hineinversetzen können. Wir wollen den Konflikt der Geschichte begreifen, und das geht nur, wenn wir das Problem nachvollziehen können. Wir wollen mit den Figuren mitfiebern, und das geht nur, wenn wir ihre Ziele und Beweggründe verstehen und was für sie auf dem Spiel steht; und das wiederum wird nur klappen, wenn ihre Existenz der unseren ähnelt. Ob sie jetzt auf Pferden reiten oder auf Rontos, ob sie Äpfel essen oder Frimmelopen, ist letztlich egal, solange der Leser versteht, was es für den Protagonisten bedeutet, dass er ohne Reittier und ohne Proviant weit weg von seinem Ziel gestrandet ist, das er bis Sonnenuntergang (ja, alle drei Sonnen) erreichen muss.

    • Gloria Regali
      Gloria Regali kommentierte
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      Also, Trudy Canavan hat das in ihrer "Priester" Reihe gemacht. Soweit ich mich erinnere, hat sie sämtliche Tiere und Lebensmittel neu erfunden, die aber alle unseren Tieren ähnelten. Ich erinnere mich an den "Veez", der irgendwie an ein Frettchen oder ein Eichhörnchen erinnerte. Im Endeffekt hat sie allem nur einen neuen Namen und ein paar Individuelle Eigenschaften gegeben. So pralle fand ich das nicht, weil mir das etwas zu plump erschien ich persönlich auch keine Lust habe, mich erst durch sämtliche neue Flora und Fauna zu lesen. Aber das ist wohl unterschiedlich =)

    #5
    Ich habe mal ganz dreist ein solches Buch in einem Sozialkundeunterricht begonnen, wo der Lehrer das Setting zumindest kurz anteasern durfte, bevor der erste Schüler den Hauptkonflikt vorgestellt und die Protas dann relativ schnell in eine für den Leser nachvollziehbaren, da universellen, Handlung verschwunden sind. Schule, Romantik und ein heimliches Schäferstündchen versteht der Leser unabhängig vom Setting, und den Rest der Welt lernt er dann so nebenbei kennen - gerade, wenn man Charaktere hat, die viel inneren Monolog führen, auch und gerade über selbstverständliche Dinge, die ihnen aber in dem Moment eben bei einem Problem im Weg stehen.

    Den größten Rest meines Infodumps hab ich dann in Dialoge verteilt, wo die Protas sich über Sinn und Unsinn der politischen Verwicklungen unterhalten, Lösungen zu den ebengenannten Problemen suchen. Der Prinz weiß viel über die Politik, das er dem bürgerlichen Love Interest erklären muss, um den aktuellen Konflikt zu verstehen und eventuell zu lösen (oder zumindest zu jammern, weil es so vertrackt ist), dafür erlebt er die Stadt aus einer für ihn ganz neuen Perspektive, aus den Augen des Bürgers kann ich ganz zum Schluss dann die königliche Burg beschreiben und zwischendrin kommt dann noch das Nachbarland ins Spiel, was ich durch die Augen eines Außenseiters beschreiben kann... und das gleichzeitig einen Außenseiter für die Beschreibung des Innlands mitliefert. Bis dahin mag der Leser meine Hauptcharaktere hoffentlich schon so sehr, dass er mehr über die vorher eher spärlich beschriebene Welt wissen will und die Infos dankend aufsaugt, statt sich an den ausführlichen Beschreibungen zu stören - die dann ja organisch wirken und nicht wie für den Leser zurechtgemacht.

    Generell musste ich mich als Schreiber erstmal daran gewöhnen, dass es okay ist, Sachen nicht sofort zu erklären - der Leser muss nicht sofort wissen, wie deine Welt aussieht, die Welt kann sich auch mit der Zeit um die Charaktere herum aufbauen. Und du musst auch nicht unbedingt beschreiben, wenn du andeuten kannst:
    - Meine Schritte hallen auf dem Steinboden
    - Die Sonne scheint so hell durch die hohen Fenster, dass ich einen Moment geblendet bin
    - Er rückt nervös seine Brille zurecht
    - Sie wirft ihre dichten, blonden Haare zurück

    So beschreibt ein Charakter dann auch bekannte Dinge, weil sie gerade für einen kurzen Moment relevant genug sind, um ihm aufzufallen.

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    • Badabumm
      Badabumm kommentierte
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      Betritt man ein neues Szenario, so bekommt man recht schnell einen flüchtigen, ersten Eindruck. Der ist jedoch in der Regel ziemlich komplex, man glaubt kaum, was einem schnell und unmittelbar auffällt. In einer geschriebenen Geschichte wirkt das zu lang. Fakt ist aber, dass der Akteur das normalerweise schon verinnerlicht hat. Während also die Geschichte noch damit zu tun hat, die Details nach und nach bloßzulegen, ist der Protagonist längst damit durch. Im Grunde hinkt der Text hinterher.

      Natürlich kann nicht jeder sofort beschreiben, was er sieht und oft genug erinnert er sich nicht mal daran. Aber es gibt ein umfassendes Gefühl. Bewusst wird es einem erst, wenn man den Raum zum zweiten Mal betritt oder eine Person das zweite Mal trifft. Man wird die Situation nicht aus dem Kopf zeichnen können, aber man erkennt sie. Das trifft besonders für Gesichter zu, denn darauf ist unser Hirn programmiert (mit Ausnahme derjenigen, die Gesichtererkennungsschwäche haben). Einzige Möglichkeit ist oftmals, den Prota nicht sofort alles wahrnehmen zu lassen (erwachen im dunklen Kerker, es ist Nacht, verlorene Brille, zu helle Sonne... eben sowas). Falls das nicht geht, wird der Prota vorangetrieben, entweder durch Begleiter, Feinde, Katastrophen, und kann so nur einen flüchtigen Blick erhaschen. Die ausführliche Begutachtung darf dann später erfolgen.

    #6
    Ich führe Leser in Welten immer schrittweise, nach Bedarf ein. Es beginnt mit einer Basis beruhend auf dem Lebensumfeld des Prota und in dem Maße, in dem sein Abenteuer wächst, wächst gewissermaßen auch seine Welt bzw sein Horizont, ähnlich einer Landkarte mit weißen Stellen mit unentdecktem Land. Erklärungen gibt es wenn nötig, so wenig wie möglich, um Infodump zu vermeiden. Besonders wenn man aus der Ich-Perspektive schreibt, wächst das (neue) Wissen des Prota synchron mit dem des Lesers.
    Zuletzt geändert von Nachtmahr; 24.07.2021, 12:00.
    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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      #7
      Man darf niemals langweilen. Wenn ich die Infos nicht später brauche, sie ein Bild erzeugen und oder eine Geschichte erzählen, stören mich Infoblöcke nicht.

      Ich glaube, Infos an sich sind nicht schlimm. Hier wird das Wort Infodump etwas zu weit gefasst.

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      • Gloria Regali
        Gloria Regali kommentierte
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        Ich glaube, ich habe auch eine irrationale Angst davor, zu langweilen. Daher meine Panik vor Infodump und zu viel tell statt show.

      #8
      Ein wenig hängt es auch von der Perspektive ab. Das Dogma der ersten Person ist ja - mehr oder weniger - nur das wissen und erleben zu können, was die Person weiß und erlebt. Jede Regel darf ausgehebelt werden, auch diese. Aber ein Erzähler kann natürlich schneller Informationen einfließen lassen, was auch dauernd so gemacht wird.

      Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
      Mark Twain

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      • Gloria Regali
        Gloria Regali kommentierte
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        Ich mache das inzwischen auch stückchenweise, je nachdem, was grade wichtig ist. Wenn meine Prota zur großen Mauer geht, beschreibe ich kurz, warum sie da steht und warum die Mauer wichtig ist. Vorher ist das irrelevenant. Oder warum meine Prota von Soldaten nach draußen begleitet wird, wird ja erst wichtig, wenn sie es tut. Zumindest bin ich bis jetzt so sehr gut gefahren.

      #9
      Ich finde, einfache Veränderungen oder Ersetzungen (Drachen statt Schmiedeofen) können durch Exposition noch ganz gut rübergebracht werden. Ich habe eher das Problem, dem Leser die Abwesenheit von Dingen in meiner Welt klarzumachen. Konkret ist das z.B., dass es keinen Tag-Nacht Rhythmus gibt, sondern nur Nacht. Ich habe versucht, das eben implizit auszudrücken, dass es z.B. Zeitschreier gibt, die die Uhrzeit verkünden, weil sich die Leute nicht am Stand der Sonne orientieren können etc. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass diese (einfache) Tatsache nicht durchkommt, wenn man sie nicht explizit erwähnt. Und dass geht nicht, weil ich personal schreibe, und die Leute nichts anderes kennen.
      Habt ihr da vielleicht Ideen, wie man Abwesenheit zeigen kann, ohne das abwesende Objekt zu erwähnen?

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      • Badabumm
        Badabumm kommentierte
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        Es wird ja unter Autoren nicht immer so streng gesehen. Physikalische Fehler werden hingenommen und zugestanden. Im Grunde funktioniert kein Krimi, kein SF, weil immer irgendwo etwas riesig unwahrscheinlich oder unmöglich ist. Für eine Welt in Finsternis gibt es ja durchaus Beispiele, so leben Garneelen und Würmer an unterseeischen Schloten oder Olme und Fledermäuse auch im Dunklen. Ob daraus je intelligentes Leben und damit eine Geschichtsmöglichkeit entsteht, weiß man nicht.

        Ob Gloria Regalls Welt ganz ohne Licht auskommt, wurde nicht gesagt. Es gibt nur keinen Tag-Nacht-Wechsel. Dann kann es andere Zyklen geben oder eben auch ein Sternenhimmel. In Livens Ringwelt wurde Tag und Nacht durch riesige Schattenspender erzeugt, die an Schnüren aufgefädelt um die Sonne schwebten. Man sah auf dem Ring also immer "hell-dunkel-hell-dunkel...". Ansonsten gäbe es immer Tag.

        Würde man hypothetisch auf der Außenseite eines solchen Ringes wohnen, hätte man immer Nacht. Wäre zwar bescheuert, aber vielleicht braucht man die gesamte Innenseite für Solarzellen? Dann hätte man aber auch Energie für künstliches Licht und Lichtwechsel. Durch die Schwerkraft stände man auch immer mit den Füßen auf dem Boden zur Sonne. Dort ist das Gravitationszentrum. Technisch ist das natürlich kaum vorstellbar, aber in SF ist alles erlaubt, wenn man nur geheimnisvolle Materialien erfindet, die das aushalten...
        Zuletzt geändert von Badabumm; 25.07.2021, 15:47.

      • Stef
        Stef kommentierte
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        Wow, danke für die vielen Antworten. Eigentlich sollte das nur als Beispiel dienen, und ging um das Problem an sich , die Abwesenheit von Unbekanntem, zu zeigen. Für die konkrete Frage hätte ich wohl besser einen eigenen Thread aufgemacht, aber jetzt haben sich ja schon so viele dazu geäußert. Deshalb für die, die es interessiert, hier ganz grob der Kontext.

        Es ist ein sehr kaltes Land, von allen Seiten abgeschottet. Alles ist sehr statisch, bzw. Ereignisse ziehen sich über so lange Zeiträume, dass normale Menschen überhaupt keine Veränderungen bemerken. Die Welt ist schon sehr Fantasy, gerade was Schöpfungsmythos und Erklärungen von Phänomenen angeht, also sollte man da nicht allzu naturwissenschaftlich rangehen. Für die Bürger gibt es also keine Jahreszeiten, keine Sonne, nur einen schwarzen Himmel mit leuchtenden Punkten. Dieses Licht ist für Pflanzen und Tiere/Menschen zum Überleben notwendig und spielt eine größere Rolle als einfaches Sternenlicht.
        Als Tag hab ich den 24h Rhythmus mit halbwegs modernen Arbeitszeiten übernommen, der vor allem von den Besitzern der Unterhaltungsviertel (Bordelle, Wirtshäuser etc.) durchgesetzt wurde, um eben mehr Kundschaft auf einem Haufen zu haben. Die Zeit wird mit großen Sanduhren gemessen und Zeitschreier brüllen das durch die Gegend.

        Nachtmahr : Das Problem ist nicht die Zeitrechnung, dafür gibt es ja Möglichkeiten ohne Sonne wie eben Wasseruhren, Sanduhren etc. Ein Vorwort möchte ich eigentlich nicht haben, und erwähnen wird schwierig, weil das eben für die Leute dort ganz normal ist. Was vielleicht funktionieren könnte, wäre, Kinder ihre Eltern so etwas selbstverständliches (das der Himmel schwarz ist) fragen zu lassen, oder Wissenschaftler, die darüber philosophieren. So etwas ähnliches hatte ich in der alten Version, das hatte ich ganz vergessen. Oder ich packe einen Mini-Infoblock ala Loading Screen vor ein Kapitel.

        Ankh : So bin ich bisher vorgegangen. Die Befürchtung ist halt, dass sich der Leser denkt: "Der Autor schreibt echt gerne Nachtszenen." Evtl. löst sich das tatsächlich, wenn ich noch mehr auf die Zeitrechnung eingehe. Also dass zB ein Charakter unter dem Sternenhimmel läuft, und gleichzeitig die Zeitschreier die Mittagspause herumbrüllen.

        Badabumm : Die Bewohner kennen kein Sonnenlicht bzw. gibt es sowas vielleicht auch gar nicht. Auf deine Anmerkungen würde ich zurückkommen, wenn ich die Welt in einen anderen Thread einmal vorstelle, aber jetzt würde das wohl zu weit gehen. Die Plausibilität ist auch (noch) nicht das Problem, sondern eben die Exposition.

        Dodo : Ja, das "Sternenlicht" spielt eine große Rolle für Flora und Fauna, und es gibt Leuchtpilze. Auch künstliches Licht gibt es, Feuer vor allem. Das mit dem Rhythmus des fluoreszierenden Materials gefällt mir. Oder dass ein ausgerupfter Leuchtpilz nur eine bestimmte Zeit lang strahlt, bis man einen neuen braucht.

        nochmal Badabumm : Dein erster Satz ist genau das Problem: Sie kennen kein hell-dunkel. Die Wichtigkeit der Lichtquellen zu betonen, scheint ein guter Weg zu sein. Sprich die Alternativen stärker zu betonen, wie auch Ankh schon gemeint hat. Den Satz: "Die Frage, wie man zwei, drei einfache Sätze vermeiden soll, nur um nicht schreiben zu müssen: „es ist immer finster“, finde ich jetzt nicht relevant." verstehe ich nicht. Ja, für die Leute ist das ganz normal, und die Sterne sind auch recht hell. Meine Befürchtung ist eher, dass der Leser sich wundert, warum ich nur Nachtszenen schreibe.

        Milch : ja, man wird sicher Widersprüche finden, wenn man nur tief genug gräbt. Auch nimmt es einem einiges an schönen Szenen wie Sonnenaufgänge, Herbstlaub etc. Aber es bietet auch Möglichkeiten, die eben wichtig für die Geschichte sind, und ohne die das alles nicht funktionieren würde.

      • Badabumm
        Badabumm kommentierte
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        Entschuldigung, ich hatte den TE in Verdacht. Die Dunkelwelt kam ja von dir. Oh, manno!

        Der Einwand von mir ist so zu verstehen: man schreibt für den Leser, dass es keinen Tag-Nacht-Wechsel gibt. Da würde mir kein Zacken aus der Krone brechen. Ein paar Sätze reichen. Unbedingt diese Erklärung vermeiden zu müssen, hielt ich für verbohrt.

        Da die Bewohner Sterne kennen, kennen sie Licht. Ob sie auch die Physik von Planetensystemen kennen und ob Sterne Sonnen sind, weiß ich nicht. Wenn es aber eine Planetenrotation gibt oder einen Mond, haben sie auch Zyklen am Firmanent. Eigentlich ist es unglaublich erstaunlich, wie früh Menschen bereits Himmelsmechanik vermessen haben. Man kannte also schon in der Bronzezeit sich wiederholende Zyklen. Sogar die Sonnenwende kann man im Grunde ohne Uhr nicht bestimmen, aber sie kannten dennoch den längsten und den kürzesten Tag. Gut, das funktioniert nur, weil alle biologischen und astronomischen Prozesse sich wiederholen, man braucht nur genau hinzuschauen. Das fiele hier weg, da alle anderen Lebewesen auch keinen Tag-Nacht-Rhythmus aufgebaut haben.

        Wenn die Welt nicht rotiert, so haben die Bewohner die Lichtseite noch nicht entdeckt. Es müsste dann aber auch arschkalt auf dieser Welt sein. Gibt es andere beobachtbare Planeten, so sieht man dort Tag und Nacht. Von der Nachtseite aus sähen sie zwar nur die sonnenfernen Planeten, wo der Wechsel minimal ist. Könnte aber ausreichen.

        So ganz nebenbei: man vermutet, dass Tag und Nacht mitentscheidend für die Entstehung von Leben ist. Deshalb kann ich mir nur vorstellen, dass die Welt wie in Aldiss' "Hothouse" vielleicht zu rotieren aufgehört hat.

        PS Dass der Leser meint, du schriebest nur und gerne Nachtszenen, glaube ich nicht. Es wird im Laufe des Textes völlig normal, dass es Nacht ist. Die Tageszeit empfinde ich auch in einer "normalen" Geschichte nicht bewusst. Wenn es dort heißt: "um 15 Uhr ging sie mit dem Hund raus." erwartet man Tag, ohne dass es erwähnt werden muss. Wird dem Leser aber immer mal darauf hingewiesen, dass das Mädchen Allumira (Beispiel) eine Sehschwäche hat und eine extrastarke Lampe braucht, mit der sie sich zum Außenseiter macht (weil sie andere blendet), während die anderen sich nur mithilfe des Lichtes der "Gopileia" (ausgedachtes Sternbild) zurechtfinden, würde das schon reichen. Wenn Allumira seufzt: "Ach Mama, wenn es nur heller wäre, käme ich ohne Lampe überall hin und ich wäre mehr unte Leuten", dann kann die Mama sagen: "Ja, ich weiß, aber leider gibt es keine große Lampe am Himmel. Ich wünschte mir auch ab und zu, es gäbe eine, denn meine Augen lassen auch nach". Oder so ähnlich.
        Zuletzt geändert von Badabumm; 25.07.2021, 16:45.

      #10
      Es gibt einige Bücher, die Weltenbau selbst zum Thema haben. Dazu gehört sicher auch "Die unendliche Geschichte" oder "Tintenherz". Ich möchte als Beispiel aber Rand Millers "Myst-Trilogie erwähnen. Richtig, das sind Romane zu dem Computerspiel "Myst", die die Geschichte der Hauptfiguren erzählen. Dabei wird genau das, was ich in meinen Beiträgen immer versucht habe, begreiflich zu machen, selbst als Thema gewählt. Welten, die nicht plausibel bzw. durchdacht geschrieben wurden, werden instabil.

      Die D'ni, ein technisch fortschrittliches Volk, lebt unter der Erde. Sie besitzen die Fähigkeit, mit besonderen Zeichen besondere Bücher zu schreiben und dadurch Welten zu erschaffen. Man kann dann in diese Welt reisen, als wäre sie wirklich - nein, sie IST wirklich. Hat man aber beim Schreiben geschludert, so bricht diese Welt auseinander. Korrekturen sind sehr schwer.

      Somit handelt es sich bei diesem Weltenbau darum, wie man Welten baut. Vor allem Geologie und Astronomie stehen am Anfang, damit die Welt stabil ist: Boden, Sonnenwärme oder Umlaufzeiten spielen eine Rolle. Stimmen die Bedingungen, entwickeln sich die Welten weiter. Man kann nicht jedes Detail geschrieben haben, sondern die Welten wachsen und gedeihen aus sich heraus und erschaffen selbst Lebewesen oder Klima - zum Guten oder Schlechten.

      Die Idee ist gleichsam eine Parabel auf das Geschichtenerzählen selbst. Es gibt den Ingnoranten, der Welten aus beliebigen Fragmenten lieblos und herrisch zusammenklebt und die deshalb innen "faul" und instabil sind. Und es gibt den "Guten", der sich Gedanken über "den großen Zusammenhang" macht, gut beobachtet und versucht, alles miteinander zu verknüpfen. Dessen Welten sind das Vorbild.

      Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
      Mark Twain

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      • Badabumm
        Badabumm kommentierte
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        Man muss nicht beschreiben, wie sie funktionieren. Aber man sollte eine Vorstellung davon haben. Technische Entwicklungen setzen andere voraus. Diese müssen quasi unausgespochen vorhanden sein.
        Bei den erwähnten D'ni wird die Frage, wie in ihrer Kaverne Essen und Trinken haben, damit beantwortet, dass sie sich die Rohstoffe von ihren Welten holen (was sozioökonomische Probleme erzeugt, z.B. Sklaverei). Bei einer anderen Höhlenwelt, die solche Importmöglichkeiten nicht haben, muss man sich diese Frage aber stellen. Auch bei den Riesenbohrmaschinen der D'ni, die im zweiten Band geschildert werden (Mit Strom, Kameras, Bidschirmen usw.) darf es legitim sein, zu hinterfragen, ob das so sein kann. Es muss eben alles in sich logisch wirken. Die Beleuchtung wird durch Leuchtsubstanzen usw. gelöst - das wird einfach mit "das geht so, basta" erledigt...

      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        Seh ich ähnlich.
        Es kommt auf innere Logik an, dann kann die Welt/die Figur von "unseren" Naturgesetzen entfernt sein, wie sie mag. Es darf nur kein offensichtlicher Bruch vorkommen (da wir solche Welten nicht experimentell überprüfen können, wird schon der eine oder andere Logikfehler drin sein, aber er darf einen nicht beim Lesen anbrüllen). Das wäre dann schlechte/r SciFi/Fantasy/Weltenbau.

      • Badabumm
        Badabumm kommentierte
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        Bei Endzeitszenarien, in denen die Technik fehlt, tauchen solche Anachronismen häufig auf. Gut, die US-Amerikaner haben mehr Munition zuhause als der Rest der Welt zusammen. Man kann sich echt lange mit Waffen eindecken, aber wenn ich mir vorstelle, innerhalb weniger Wochen gäbe es keinen Strom, kein Trinkwasser, keine Ersatzteile, keine Lebensmittel mehr... Ob dann die Apokalypsen, in denen unaufhörlich geschossen, gefahren oder geblutet wird, überhaupt funktionieren?

        Vermutlich hängt es auch damit zusammen, dass man immer weniger weiß, wie aufwendig die Herstellung von Zivilsationsprodukten sein kann. Es steht ja alles im Supermarkt ode im Baumarkt. Da kann man wirklich "Die Sendung mit der Maus" empfehlen. Gut, dort werden in der Regel Großserienstätten gezeigt, man kann einen Bleistift oder einen Silberlöffel auch einzeln herstellen. Dennoch bleibt der Aufwand immens. Allein schon die Frage, woher das Siber oder eine Galvanisierung stammt. Wie kommt das Graphit in den Stift und woher kriege ich das überhaupt? Bei völlig neuen Welten findet das alles im Hintergrund statt, die Welt muss sozusagen auf solche Fragen vorbereitet sein. Die Fragen müssen nicht gestellt werden. Aber falls doch, wird eine Antwort erwartet.
        Zuletzt geändert von Badabumm; 26.07.2021, 18:42.

      #11
      Danke für die Antworten. Ich bin noch nicht dazu gekommen alles zu lesen, aber bis jetzt waren viele interessante Aspekte dabei, die ich noch gar nicht bedacht habe. Ich werde mir alles durchlesen und dann auch antworten
      Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
      Nordfriesentote (2021) - Twentysix

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        #12
        Am häufigsten unterschätzt wird die Energiefrage. Das war schon in Kapitän Nemos U-Boot so, das durch eine geheimnivolle Superkraft angetrieben wird. In vielen Fantasy- und SF-Welten steht für gigantische Maschinen und Raumschiffe unermessliche Energie aus magischen Quellen zur Verfügung. Ja, ich sage "Magie", weil kein physikalischer Prozess bekannt ist, der aus Trilitium-Kristallen (oder was auch immer) Raumschiffe auf 40-fache Lichtgeschwindigkeit beschleunigen kann. Oder ganze Planeten verschieben. Und das zieht sich durch das ganze Genre.

        Um auf die Dunkelwelt zu kommen: die Sonne ist auch indirekt unser Energiespender. Indem wir Öl und Kohle verbrennen, greifen wir auf Millionen altes Pflanzenwachstum zurück. Eine Welt ohne Sonne hat keine Energie gespeichert, zusätzlich dazu, dass natürlich die direkte Sonneneinstrahlung für Energiegewinnung auch fehlt. Wie wir bislang annehmen, ist Leben dann nicht möglich. Deshalb würde ich zumindestens eine "magische" Energiequelle erwarten. Vielleicht was geothermisches. Sie kann nicht und sie braucht nicht näher erläutert zu werden, denn es kann sie ohnehin nicht geben - genausowenig wie es Raumschiff Enterprise oder dampfangetriebene Städte geben wird. Aber als Leser möchte ich den Punkt abgehakt wissen: "aha, der Autor und die Autorin haben daran gedacht".

        Autoren lassen solche brenzligen Fragen einfach weg. Es ist so, basta. Manchmal überzeugt es, aber meist nicht. Die Geschichte ist dann ok, aber es bleibt ein vages Gefühl der Märchenhaftigkeit zurück.

        Die Lösungen für unlösbare Probleme sind oft abenteuerlich. Herberts "Wüstenplanet" ist einer wenigen SF mit einer wirklich phänomenalen und durchdachten Fauna. Der Weltenbau ist grandios ausgearbeitet. Dem gegenüber steht, dass die deformierten "Astrogatoren" Raumschiffe bewegen, in dem sie den Raum durch ihre Gedanken krümmen können. Das hat nichts mit plausiblem Weltenbau zu tun. Aber die Geschichte ist eine Machtintrige (also komplett menschlich), spannend, die Sandwürmer sind toll und eine Liebesgeschichte gibt es auch. Ein gelungenes Stück SF also.

        Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
        Mark Twain

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        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Muss ich extra erwähnen, dass ich den Mond "Europa" meinte?

        • Haro
          Haro kommentierte
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          Zitat von Badabumm
          Mir ging es vielmehr um die Wahnsinnsenergien, die man braucht, um Maschinen, Planetenumwandler, Zivilisationen, Raumschiffe, fliegende Autos oder Milliarden Roboter am Laufen zu halten. Natürlich gibt es viele Energieformen und natürlich darf man sich Fusionsenergie im Staubsauger ausdenken - plausibel oder realistisch ist es nicht. Die Menschheit schafft es jedenfalls noch lange nicht, ohne Verheizen von fossilen Brennstoffen.ihre Zivilisation aufrecht zu erhalten.
          Naja, immerhin haben wir es innerhalb von wenigen Jahrhunderten geschafft vom Lagerfeuer zum Atomreaktor zu kommen und vom Dreiecke-und-Kreise-in-den-Sand-Malen zu Google Alpha Zero und Video Deep-Fakes. Ich bin da ganz entspannt. Dass ich mir heute nicht vorstellen kann, wie das genau funktionieren soll, hat im Grunde gar nichts zu sagen. Vor 150 Jahren war das Fliegen beinahe undenkbar. Die Menschen hatten keine Ahnung von Quantentheorie oder Relativität - gut, die meisten haben heute immer noch keine Ahnung davon - aber ich hoffe, ich konnte meinen Punkt klar machen. Und was die fossilen Energieträger angeht ... Daimler und VW sind quasi aus dem Stand zu Vorreitern für E-Mobilität geworden. Die Forschung zur Nutzung von CO2 läuft auf Hochtouren. Ich denke schon, dass die Menschheit hier einiges stemmen kann. Warum also sollte man sich sklavisch an das heute Vorstellbare halten, wenn man neue Welten erschafft? Das ist doch gerade der Reiz dabei, dass man träumen kann.

        • Badabumm
          Badabumm kommentierte
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          Es ging ja nicht allein darum, ob etwas geht oder nicht. Sondern, dass die Welt das auch irgendwie plausibel bewerkstelligen muss. Dass wir heute Flugzeuge und Hochgeschwindigkeitszüge und Containerschiffe haben, hängt von einer ganzen Industrie ab, die natürlich ihren Raum (auch im übertragenen Sinne) in der Gesellschaft benötigt.

          Es ist richtig, wir KÖNNEN fliegen usw. - aber unsere Welt sieht auch danach aus, das heißt die Aluminen, die Bohrlöcher, die Rodungen, Windparks, die Atomkraftwerke und all die Infrastruktur müssen wir uns mitdenken. Wir zahlen einen verdammt hohen Preis dafür.

          Deswegen finde ich Welten, in denen Energie quasi aus Nichts entsteht und alles andere sogar paradiesisch unberührt ist, nicht sehr plausibel. Einen Fusionsreaktor für die Tasche haben wir noch nicht. In den 1950er, 1960er Jahren glaubten wir tatsächlich, wir hätten bald atomgetriebene Staubsauger, Autos und Haushaltsputzhilfen. Und bekanntermaßen frisst unser Internet, das wir uns nur rein virtuell vorstellen, Unmengen an realer Energie...

        #13
        Grundsätzlich traue ich dem Leser lieber zu viel als zu wenig zu. Meine Haltung in Texten ist daher diejenige, alles noch so Fantastische als vollkommen normal zu beschreiben, wenn es den für den PoV normal ist. Keine Erklärungen, kein Infodump, die Welt soll so natürlich daherkommen als wäre der Leser Teil davon. Ich denke, das meiste wird durch den Kontext ohnehin klar.

        Ich muss die verschiedenen Menschenvölker nicht beschreiben und ihre Beziehung zueinander darlegen: Das wird aus dem Umgang miteinander ganz allein deutlich. Das Vorteilhafte an dieser Herangehensweise ist, dass nur Dinge beschrieben werden, die auch tatsächlich da sind und man nicht in die Versuchung kommt, klassischen Infodump von sich zu geben, der beispielsweise die Geschichte einer Stadt nahelegt oder Sachverhalte begründet, die für den Leser erst einmal zweitrangig sind. Wenn eine Sklavenhändlerorganisation das Leben des Protagonisten bedroht, dann ist es für den Leser erst einmal unerheblich, dass die Wurzeln dieser Organisation in einem Rebellenring liegen. Wichtig ist für das Buch erst mal nur die Gegenwart.
        Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

        So nah, so fern.

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        • Badabumm
          Badabumm kommentierte
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          Fast möchte ich sagen, dass der "durchschnittliche" Leser das nicht merkt und auch nicht vermisst, solange die Geschichte trägt. Bei Fantasy ist die Welt quasi das Werkzeug, mit dem der Prota seine Lösungen und Grenzen findet. Das ist so wie das Kinderspiel "man darf die Ritzen der Gehwegsteine nicht betreten" oder wie jedes Spiel, das ausgedachte Regeln hat. Die Welt gibt vor, was geht und was nicht geht (gut zu sehen im Magie-Trööt). Ein Mensch hat ein spezielles Problem, hervorgerufen durch die Phantasiewelt und deren Regeln. Da ich als Weltenbauer natürlich auf alles achte, was nicht "rund" wirkt, sind meine Ansprüche nicht maßgeblich (und viel zu pingelig...). Solange Spannung besteht, wird generell über Vieles hinweggelesen. Ich sehe nur Gefahr darin, dass der Leser zu früh eigene Vorstellungen entwickelt, bis der Autor plötzlich was Entgegengesetzes einführt - das kann irritieren. Solange der Zustand "schwebt", ist das egal und nicht notwendig. Wenn aber geschichtsentscheidende Faktoren mitspielen, muss auch ein Infoblock erlaubt sein.

        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Relevante Info ist ja eben kein Infodump.

        • Badabumm
          Badabumm kommentierte
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          Die Form macht es. Das Wort „Infodump“ kann ich ohnehin nicht übersetzen, aber ob die Information wichtig ist oder nicht, hängt nicht damit zusammen, ob es eine Textwüste voller Erklärungen ist oder nicht. Man kann wichtige Informationen in einen langen Absatz packen oder eben schonend zubereitet in Dialog-Häppchen servieren. Das Kennzeichen von „Dump“ wäre also eine geballte Ladung Information auf einem Fleck - egal, ob wichtig oder nicht.
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