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Grenzen in der Fantasy

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    Grenzen in der Fantasy

    Hallo Leute,

    beim Schreiben meines neuen Urban Fantasy-Projektes ist mir eines aufgefallen:
    In der Fantasy gibt es ja praktisch keine Grenzen, außer die, die man selber setzt. Aber wie bringt ihr Grenzen des Möglichen glaubhaft rüber?
    Ein Beispiel: Die Göttin in meinem Projekt überwacht ihre Wächter, kontrolliert ihren freien Willen und kann fast immer über den Transponder sehen, wo sie sind. Doch natürlich gibt es dabei ein paar Schlupflöcher, die meine Figuren nutzen. Ohne diese Schlupflöcher wäre das Projekt sinnlos, weil meine Figuren dadurch praktisch nichts selber tun könnten. Die Göttin wäre so ein unbesiegbarer Endgegner.

    Meine Frage an euch: Wie erklärt ihr glaubhaft, dass solche Grenzen, Schlupflöcher möglich und logisch sind? Wie erklärt ihr zum Beispiel, dass auch eine Göttin oder ein magisches Wesen eben nicht alles kann und auch ihre Schwächen hat? Wie macht ihr, dass der Leser nicht denkt, dass die Lösung der Figuren konstruiert ist, damit de Figuren ihr Ziel erreichen können (Deus ex machina ausgeschlossen)?

    Liebe Grüße
    GloriaRegali
    Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
    Nordfriesentote (2021) - Twentysix

    #2
    Indem deine Figuren diese Schlupflöcher entdecken und nutzen, zeigst du doch, dass sie möglich sind. Warum die Göttin nichts davon weiß bzw. nichts dagegen tun kann, kannst du irgendwie innerhalb der Geschichte erklären oder auch nicht. In dem Fall nimmt der Leser eben an, dass die Göttin nicht allwissend und allmächtig ist. In der Mythologie gibt es haufenweise Götter, die ausgetrickst wurden oder sonst irgendwelche Schwächen haben, das dürfte einen Leser jetzt nicht wirklich aus der Bahn werfen. Hauptsache ist, dass du die "Regeln" deiner Welt in irgendeiner Form erklärst bzw. zeigst.

    Du musst nur aufpassen, dass du dir innerhalb deiner Geschichte nicht widersprichst. "Sie kontrolliert ihren freien Willen" ergibt für mich keinen Sinn. Wenn die Göttin die Figuren direkt steuert, dann haben sie keinen freien Willen. Wenn sie allerdings in der Geschichte gegen die Göttin agieren, dann nehme ich an, dass sie einen freien Willen haben, aber in anderer Weise an die Befehle der Göttin gebunden sind – sooft sie welche bekommen. Und dazwischen können sie vermutlich tun, was sie wollen.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

    Kommentar


    • Gloria Regali
      Gloria Regali kommentierte
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      Das mit dem freien Willen war sehr knapp erklärt, das ist schon etwas umfangreicher. Wollte das nur als ein Beispiel einwerfen. So wie du das beschrieben hast, ist es schon eher.
      Danke für deine Anregungen =)

    #3
    Im Gegenteil. Ich finde es sehr wichtig, dass es Grenzen gibt. Wenn Du mir mit Magie oder Gottheiten daherkommst, dann brauch ich dafür eine Erklärung. Die muss in der realen Welt nicht halten, was sie verspricht, aber sie muss sich in der Fantasy-Welt an deren Naturgesetze halten, also in sich logisch sein. Ein wirklich alleswissendes und alleskönnendes Wesen wäre langweilig, konfliktfrei und spannungslos. Und, nun ja, auch in der Fantasy irgendwie unglaubwürdig. Noch dazu als Held. Aber auch als Bösewicht.
    Ich selbst hab bisher nur ein Fantasy-Projekt geschrieben, Gaslamp, in dem Magie eine Rolle spielt. Mein Prota und der Anta sind dabei natürlich die mächtigsten Magier jener Welt und scheitern dennoch permanent an inhärenten Grenzen - auf unterschiedlichen Leveln.

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      #4
      Grenzen sind wichtig, damit eine Welt sich real anfühlt. Je mehr, desto besser. Beim Beispiel Deiner Göttin fiele mir z.B. ein:
      Götter (fiktive) sind meist in ihrem Verhalten sehr menschlich und schon das setzt ihnen Grenzen. Wenn sie umgekehrt wirklich allumfassend allmächtig sind, dann sind sie Wesen, die für den menschlichen Verstand nicht zu begreifen sind. Da hast kannst Du Grenzen in Deiner Welt aufzeigen, indem Du zeigtst, wo und wie die Menschen ihre Göttin falsch verstehen oder wie der Kontakt mit ihr die Menschen beeinflusst.

      Als konkrete Ideen:
      - Sie braucht einen Transponder. Schon alleine das schränkt ihre Allmacht ein. Wenn man sich jetzt noch vorstellt, dass das Ding kaputt geht oder Fehlfunktionen hat ...
      - Sie könnte überlastet sein. Kann sie wirklich alle Wächter gleichzeitig überwachen? Oder konzentriert sie sich auf einzelne, was den anderen Phasen gibt, in denen sie nicht überwacht sind. Halte ich für wahrscheinlich, denn wenn sie alle gleichzeitig stets überwachen würde, wozu braucht sie dann überhaupt Wächter?
      - Sie ist auch mal schlecht gelaunt und löst dann spontan Sintfluten oder Vulkanausbrüche aus, aber es ist nicht in ihrer Macht, deren Folgen rückgängig zu machen.
      - Sie ist so allmächtig und unbegreiflich, dass jeder Mensch beim Kontakt mit ihr wahnsinnig wird. Oder in einen Zustand seeliger Entrückung gerät, der wochenlang anhält und das Wesen des Menschen verändert. Oder die Menschen erkennen sie gar nicht, wenn sie sich offenbart. Weil niemand ihr Wesen fassen kann, interpretiert jede*r sie anders, was zu Glaubenskriegen führt. Oder sie ist so allmächtig, dass sie sogar die Zeit beherrscht, was widerum jedem Handeln der Menschen Grenzen setzt (weil jede Handlung ohne Konsequenz sein kann.)
      Always avoid alliteration.

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        #5
        Meine Frage an euch: Wie erklärt ihr glaubhaft, dass solche Grenzen, Schlupflöcher möglich und logisch sind?/ Wie macht ihr, dass der Leser nicht denkt, dass die Lösung der Figuren konstruiert ist, damit de Figuren ihr Ziel erreichen können (Deus ex machina ausgeschlossen)?

        Ich würde sagen vor allem durch Vorbereitung. Wenn die Armee vor dem Problem steht, eine Holzpalisade zu überwinden, wirkt es konstruiert, wenn gerade jetzt Drachen eingeführt werden. Aber wenn sie schon vorher auftauchten, ist es ein logischer Zug, sie gegen die Holzpalisade zu nutzen.

        Eine andere Möglichkeit wäre es, Zufall durch beabsichtigtes Handeln zu ersetzten. Zum Beispiel gab es doch diesen Helden, den Drachenblut unverwundbar gemacht hat bis auf eine kleine Stelle, wo ein Blatt seine Haut bedeckt hat. Glaubhafter wäre das z.B. , wenn jemand das Blatt absichtlich dort platziert hätte, weil er Sorge hat, Siegfried (ich glaube, es war Siegfried?) würde sonst zu mächtig werden.

        Wie erklärt ihr zum Beispiel, dass auch eine Göttin oder ein magisches Wesen eben nicht alles kann und auch ihre Schwächen hat?
        Indem man sie zeigt und somit das "Austricksen" am Ende plausibel vorbereitet. Man muss auch nicht gleich die Schwachstellen zeigen, oft ist es viel interessanter, aus einer Serie von Ereignissen erst die Regeln abzuleiten und dann mitzurätseln, wie man sie gegen den Gott verwenden kann.


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        • Badabumm
          Badabumm kommentierte
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          Ja, das mit dem Blatt war Siegfried. Der andere Held mit der Schwachstelle an der Ferse war Achilles, der von seiner Mutter dort festgehalten wurde, als er getunkt wurde. Ein Beispiel für eine zielgerichtete kausale Ursache, und tatsächlich plausibel (aber auch selten dämlich von der Mama...). In beiden Fällen ging es eher um die Offenlegung der Schwachstelle, das heißt: wie bekam Hagen den verletzlichen Punkt heraus? Es war also nicht so sehr wichtig, wie diese Stelle letztlich zustande gekommen war, sondern vielmehr die Ausnutzung der Schwäche. Im Nibelungenlied war die Entstehung Zufall und die Entdeckung annähernd nachvollziehbar, in der Ilias war die Entstehung plausibel, aber der Tod von Achill reine Willkür (weil der tödliche Pfeil vom Gott gelenkt wurde). In beiden Geschichten war mindestens ein Kausalzusammenhang unbefriedigend. Ich finde aber nicht, dass man den Zufall grundsätzlich verteufeln sollte, denn er tritt ununterbrochen auf. Nur der Leser erwartet immer eine Erklärung. Er braucht quasi Verschwörungstheorien, damit er glaubt, was er liest, weil ihm jemand Gründe für die Aktionen scheinbar logisch erläutert. Wenn man den Zufall sinnvoll einarbeiten kann, ist er genauso legitim wie eine erzwungene Ursache. Die Meisterschaft besteht darin, den Zufall wie gewollt aussehen zu lassen, damit der Leser meint, er habe den Dichter total durchschaut.
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