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Warum kein Self insert?

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    Warum kein Self insert?

    Ich hab gerade ein Buch geschenkt bekommen (kommt vor). Die Hauptfiguren werden im Umschlag vorgestellt und sind, imA, schamlose Self Inserts der beteiligten Autoren. Das ließ mich ratlos zurück. Ist das nicht eher peinlich und unprofessionell? Aber wieso eigentlich?
    Abgesehen davon, dass ich gar keine Lust habe, in meiner eigenen Story gegen die Wand zu laufen, frag ich mich wirklich, was sonst dagegen spricht? Immerhin ist das eine Figur, über die man nicht viel nachdenken muss.
    Vielleicht bin ich auch einfach überwältigt vom... Ego anderer Menschen ...
    Zuletzt geändert von Dodo; 23.03.2021, 14:13.

    #2
    Ich kann die Frage "Warum Self-insert" besser beantworten. (Vielleicht funktionert das als Ansatz für einen Widerspruchsbeweis. 🤔)

    Es macht Spaß, spannendere Geschichten zu erleben als den eigenen Alltag.
    Es macht Spaß, sich selbst mit der Lieblingswelt mit den fiktiven Lieblingen zu sehen. Weshalb es so viele von diesen personalisierten Kinderbüchern gibt, wo man eine Comicfigur wie man selbst erstellen kann, die dann mit Paw Patrols, Peppa Pig und Elsa agieren könnten.
    Es macht Spaß, was zu können. Schön und klug und beliebt zu sein! (Deshalb bitte immer weiter Selbstbewusstseins crashen, damit solche Bücher↑ möglich sind.)

    Alles valide Gründe, finde ich. Und alles dafür, um sich gut zu fühlen und das eigene Ego zu streichen – ebenso sehr valide.

    Dieses Buch klingt wie ein lustiges Projekt für die Autor*innen. Aber warum schenken sie es dir? Das ist so, als würden sie auf einem Junggesellenabschied ein sexy Fotoshooting machen und danach die schick gephotoshopten Bilder auf Leinwand drucken. Das ist doch nur für die Menschen interessant, die dabei waren oder eine sehr enge Bindung zu den Personen haben.

    Das ist wohl nicht nur Ego, sondern auch ein Unverständnis dafür, was anderen toll finden könnten.
    Self-inserts würde ich als Unbeteiltigte lesen, wenn ich ein riesiger Fan von dem*die Künstler*in wäre … und dann irgendwie doch eine Bindung habe, weil ich deren Werdegang, Hintergründe usw. kenne und daran interessiert bin.

    Fazit: Peinlich

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Das Geschenk kam von einer dritten Person, nicht vom Autor.

      Mir fällt dieser Self Insert aus mehreren Gründen auf. Einer davon: Er ist plakativ offensichtlich. Aber der Autor hätte es mE nicht nötig (ich hab noch nie ein Buch von ihm gelesen und frag mich, ob jetzt damit anfangen sollte ...).
      Deine Interpretation des Self-Inserts als eine Legendenbildung für den Riesenfan - das könnte passen. Brrr. Verschwimmende Grenzen zwischen Realität und Fiktion sind auch gruselig.

      Ich hab wahrscheinlich in jeder meiner Figuren einen Teil von mir, was das Erleben aufregender Abenteuer angeht; ich (man?) kann mich (sich) ja nicht ganz abstreifen. Aber dass ich mich gleich vollständig hineinschreibe ... Hoffentlich mach ich das nicht. *umguck* *ein paar Zeilen lösch*

    #3
    Ich denke, das unangenehme Gefühl kommt aus der Diskrepanz, dass der Autor sich toll fühlt bzw. fühlen will, der Leser ihn aber als Figur eher uninteressant findet. Oder der Self Insert wird zu einer Mary Sue hochgebauscht, das liest sich auch nicht schön.

    Ich denke, es kommt auch darauf an, ob das eine offensichtlich fiktionalisierte Figur ist, die dem Autor nur in gewissen Aspekten ähnelt, wie z.B. Temperance Brennan von Kathy Reichs. Dann finde ich es prima, denn man bekommt sehr interessante Einblicke in die Lebenswelt des Autors (sofern diese Welt interessant ist natürlich), ohne ihm gleichzeitig abnehmen zu müssen, dass er wirklich und ganz in echt solche haarsträubenden Abenteuer erlebt. Ansonsten fällt einem die suspension of disbelief halt oft ein bisschen schwer. Wobei ich es weniger störend finde, wenn der Autor über andere reale Personen schreibt. Vielleicht ist es der Aspekt der Angeberei, wenn er eben selbst der Protagonist ist, der mir da unangenehm aufstößt. Selbst, wenn er sich nicht als perfekten Helden darstellt, soggeriert er damit ja doch, prominent genug zu sein, dass man sich für sein (fiktives) Leben interessieren muss.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      ... und irgendwie frage ich mich da, ob ein Self Insert ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad ein Vermarktungsnebenaspekt sein kann ... oder eine Selbstparodie ...

    #4
    Self Inserts finde ich ganz lustig, wobei das bei mir meist unbedeutende Randfiguren sind.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Ich hab irgendwo auch mal meine ganze Familie spazieren gehen lassen, aber es sind eben keine Identifikationsfiguren für andere.
      Ähm.
      Hoffe ich für die anderen.

    • Peter
      Peter kommentierte
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      Dodo

      Self inserts oder kleine autobiographische Details bringe ich nur für mich und einige wenige Leute, die mich wirklich gut kennen, in eine Geschichte.

      Der letzte Urban Fantasy ist im Grunde ein Road Trip, der von New York über Shenandoah und Smoky Mountains bis nach New Orleans und die Bayous führt. Meine Protas folgen quasi einer eigenen Reise, die ich vor einigen Jahren gemacht habe.

      Vor Jahrzehnten bin ich mit Freunden in einem umgebauten Schulbus von South Carolina nach Guatemala gefahren. Meine Protagonisten im aktuellen Projekt fahren per Anhalter und werden von einem Bus mit einer schrägen Gruppe Studenten mitgenommen. Besonders cool ist der niedliche Deutsche, der meist den Bus fährt.

    #5
    Ich kenne Self Inserts vor allem aus dem Fanfiction-Bereich. Ich war lange Mod auf einer Jugendplattform und da waren Self Inserts quasi an der Tagesordnung. Meistens waren es tatsächlich Protagonistinnnen/Autorinnen, die ihren Idolen begegnet und mit denen zusammengekommen sind (oder irgendwelches Drama mit denen erlebt haben). Das waren Musiker, Sportler, Filmfiguren, Romanfiguren ... die ganze Bandbreite. Bei Romanfiguren war es oft so, dass die Protagonist*innen beispielsweise nach Hogwarts fuhren und da mit den Original-Figuren der Wahl das Schuljahr bestritten. Das waren meist junge oder jugendliche Schreiber*innen, die keinen großen Literaturanspruch hatten, sondern einfach mit ihren geliebten Stars oder Romanfiguren zusammenkommen wollten oder Abenteuer mit ihnen erleben wollten. Meist wurden aus den Self Inserts dann noch nervige Mary Sues/Gary Stus, die super beliebt waren (eh langweilig) und natürlich die typische Tragic Backstory haben. Ich fand das auch alles immer etwas seltsam und egozentrisch und vor allem wenig professionell. Andererseits waren das größtenteils Jugendliche, die das weniger des Schreibens wegen taten – die also keine Ambitionen hatten, Bücher zu schreiben und zu verkaufen. In dem Alter wollen wohl viele einfach nur ihre Tagträume verwirklichen – und wenn die nach dem eigenen Vorbild geschaffene Figur in der Geschichte auch noch beliebt(er) und interessant(er) ist, dann umso besser. Onlineplattformen sei dank können solche Fantasien dann mit wenigen Klicks mit der ganzen (gleichsprachigen) Welt geteilt werden. Als Jugendliche*r hat man ja meist doch ein hohes Sendungsbewusstsein und eine etwas höhere Egozentrik Ich fand das aber immer schlimm zu lesen und verbinde Self Inserts in der Regel mit schlechter Qualität.

    Was ich aber ganz charmant finde, sind so Sachen, wie Dodo sie angesprochen hat (als Kommentar bei Peter): Wenn die*der Autor*in sich oder Personen aus dem eigenen Umfeld »am Rande« einfügt. Oder wie Peter Jackson das in seinen Filmen immer mit sich selbst gemacht hat. Ausnahmen sind weiterhin Poetry Slam Texte, in denen die Schreibenden ja immer die obstrusesten Sachen erleben. Das ist witzig und funktioniert auch nur so gut, weil die*der Vortragende die Geschichten angeblich so erlebt hat. Aber in der Belletristik … da finde ich Self Inserts im Sinne von Protagonist*in / superwichtige Nebenfigur eher abtörnend.

    Legitim fände ich auch so was, wie Peter schrieb: Wenn Figuren quasi etwas »nacherleben«, was die*der Autor*in erlebt hat (oder im engeren Kreis vorgekommen ist). Ich finde es auch in Ordnung, Figuren auf realen Personen zu basieren, wenn das gut funktioniert in der Geschichte – solange es halt funktioniert und nicht nur ein Insert ist, um die echte Person halt dabei zu haben.

    Legitim fände ich Self Inserts auch, wenn die Geschichte so im kleinen Kreis geteilt würde unter den Leuten, die in der Geschichte vorkommen und im wahrsten Sinne des Wortes »mittendrin« sind. Da kann das sogar ganz witzig sein. Oder rührend. Weil da eben auch die Beziehung zwischen Lesenden und Schreibenden dazukommt. Die fehlt ja, wenn man die*den Autor*in nicht näher kennt … was soll man also mit der Geschichte, wenn die Hauptfigur sich quasi nur gut trägt, wenn man die schreibende Person dahinter kennt – wenn überhaupt.
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Fazit: Jüngere können es also nicht gut (aber für ihre Zwecke reicht es), und bei Älteren ("Prominenten", die man nicht persönlich kennt) ist es peinlich?
      Mir ist es sogar fremdpeinlich bei dem Beispiel, über das ich gestolpert wurde, obwohl ich den Typen kenne und es wie Faust aufs Auge passt 😅.

    • SaKi
      SaKi kommentierte
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      Dodo Ich sag mal so: Peinlich ist es auch bei Jüngeren Bei den Jüngeren sind Self Inserts nur noch überproportional oft eine Mary Sue bzw. ein Gary Stu. Und dann ist es doppelt schlimm. Ich finde Self Inserts aber nicht per se furchtbar. Wenn es charmant gemacht ist und funktioniert, why not. Ist halt bisher meist nicht gut gewesen, was ich so gesehen hab
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