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Mittwochsfrage #207: Damals war alles anders

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    Mittwochsfrage #207: Damals war alles anders

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    Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie es damals war, als ihr mit dem Schreiben angefangen habt?

    Ich für meinen Teil habe mich ganz groß gefühlt. Ich habe mir mit erzähltheoretischer Fachterminologie in die Notizen geschrieben, wie ich den Roman umsetzen möchte. Darunter war auch der Satz "KEINE ERLEBTE REDE". Nun ja.

    Dann kam eine Testleserin und sagte mir: Du schreibst langweiliger als die Bibel.

    Abgesehen davon, dass die Bibel an sich nicht schreiben kann, und dass sie es bestimmt nicht so gesagt hat, fand ich, dass sie irgendwie recht hatte. Daraufhin habe ich mich Schritt für Schritt an eine Sprache herangetastet, die ich tatsächlich auch benutzen würde. Eine Sprache, die mir nah ist. Mittlerweile möchte ich keine Kunst mehr kreieren, wie es ursprünglich der Fall gewesen ist. Ich möchte auch keine künstlichen Witze mehr erzählen, wie ich es danach probiert habe. Ich möchte eine lebensnahe Geschichte, die mich mitreißt, die so klingt wie meine Freundin, wenn sie mir am Telefon etwas Spannendes erzählt.
    Was die Inhalte meiner Geschichten angeht, habe ich mich auch entwickelt. Früher habe ich so ziemlich jedes Klischee benutzt, die in Liebesromanen vorkommen. Und heute benutze ich so ziemlich jedes Klischee, die in Liebesromanen vorkommen, aber ich behalte diese Texte in meiner Schublade. 😁

    Scherz beiseite. Ich habe festgestellt, dass meine self-inserts nur für mich interessant sind. Aber auch, was für ein Impact ein Text auf die Leser*innen haben kann. Deshalb möchte ich heutzutage Romane schreiben, die den Leser*innen was mitgeben. Schöne Stunden, ein intensives Gefühl, ein (hoffentlich) neues Erlebnis. Ja, ich schreibe weniger für mich, sondern mehr für andere. Stilistisch und inhaltlich. Und das macht mir sehr viel Spaß.
    (Und wenn ich doch mal Pause davon haben will, öffne ich meine geheime Schublade.)

    Wie sieht es bei euch aus?
    Inwiefern hat es euer Schreiben und/oder Schreibverhalten geändert?
    Welche Erkenntnisse oder Aha-Momente hattet ihr im Laufe der Jahre?
    Was wünscht ihr euch zurück?
    Was wünscht ihr euch auf keinen Fall zurück?


    #2
    Mich würde viel mehr das Thema interessieren: Was ist Kunst und wann macht man/frau/divers sie?

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Wenn du willst, kannst du nächste Woche diese Frage stellen.

    • Milch
      Milch kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Gut!

    • Lia Roger
      Lia Roger kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Jetzt muss ich mich zurückhalten um nicht jetzt schon ein paar Gedanken dazu aufzuschreiben. XD
      Das ist echt ein interessantes Thema.

    #3
    Wenn man mal von meinen "Projekten" absieht, die ich als Kind so geschrieben (oder geplant) habe, entstanden meine ersten Texte tatsächlich für Publikum. Ich habe nämlich nach einer Rollenspielrunde für einen Mitspieler, der an dem Tag nicht da war, eine Zusammenfassung geschrieben. Die war wohl so urkomisch, dass die anderen ne Woche später immer noch running gags aus den Formulierungen gemacht haben, was natürlich ne super Bestätigung und Motivation ist, also habe ich das öfter gemacht. Stilistisch war das wenig literarisch, eigentlich habe ichs so hingeschrieben, wie ich es auch erzählen würde.
    Irgendwann wurden aus den Nacherzählungen dann Szenen, wie die Geschichte weitergeht oder was im Off passiert und dann irgendwann auch einfach so Szenen mit den Figuren und dann Kurzgeschichten und dann ein "Roman" und dann ein Roman.

    Irgendwann an dem Punkt habe ich dann aktiv angefangen, mich mit dem Handwerk zu beschäftigen (mal ganz abgesehen von meinen 1,5 Literaturstudien, in denen ich aber wenig Konkretes darüber gelernt habe, wie man eine gute Geschichte schreibt). Das wurden dann eher viele kleine Aha-Momente, wenn ich etwas in den Ratgebern etc. wiederentdeckt habe, das ich so gemacht hatte (sowohl gute Lösungen als auch schlechte), und schließlich habe ich meinen Roman mehr oder weniger nochmal geschrieben, diesmal mit allem, was ich so gelernt hatte.

    Was ich mir zurückwünsche, ist die Leichtigkeit, die mir ein Stück abhanden gekommen ist. Wenn ich alte Texte lese, dann haben die ganz klar stilistische Macken, aber sie haben auch einen Humor und einen Drive, der mir heute nicht mehr einfach so aus den Tasten fließt. Liegt vermutlich auch daran, dass ich inzwischen eher das große Ganze im Kopf habe und ich die Figuren nicht einfach zusammenhanglos in absurde Situationen schmeiße. Achja, und die Zeit und Motivation, einfach zu schreiben und zu schreiben und zu schreiben ...

    Ich kann jetzt nicht sagen, dass es irgendeinen Aspekt meiner Schreibkarriere gibt, vor dem es mich heute gruselt. Ich habe mich weiterentwickelt und das ist gut so, aber ich kann gut auf die Steinchen auf meinem Weg zurückblicken und sagen, ja, da bin ich gerne langgelaufen und habe dabei viel mitgenommen.

    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #4
      Wie sieht es bei euch aus?
      So ganz damals? Da war ich in der fünften Klasse und hab mit einer Schulkameradin Texte getauscht, die sich an Indiana Jones und Star Trek orientierten und eher Hörspielen (oder ganz üblen Drehbüchern) ähnelten. Davon bin ich ab. Auch vom Texte unter den Fahrradsattel (wegen Regen) klemmen.
      Der Deutschunterricht hat mir dann das Interesse am Erzählen genommen, weil ich dachte, Erzählen müsste die Welt bewegen. So mit Botschaft, Rettung der Welt oder wenigstens Kunst. Kann ich alles nicht. Will ich auch nicht. Ich will Spaß. Ernsthaft.

      Inwiefern hat es euer Schreiben und/oder Schreibverhalten geändert?
      Als ich das erste längere Projekt begann, war das eine Ansammlung von Szenen, die irgendwann im ziellosen Nichts verreckten. Da begann ich, über Struktur nachzudenken, und seitdem arbeite ich mit einem Hauch von Disziplin an meinen Projekten.

      Welche Erkenntnisse oder Aha-Momente hattet ihr im Laufe der Jahre?
      Ich kann nicht pantsen. Ich kann nicht plotten. Ich hänge irgendwo dazwischen und muss das Dazwischen für mich perfektionieren. Immerhin weiß ich jetzt, wo mein erzähltechnisch größtes Problem sitzt, und kann es aktiv(er) angehen.
      Stilistische Erkenntnis: Mein Bruder hatte das Umformulieren von simplen Sachverhalten in bunte, alberne Bilder perfektioniert. Bei ihm regnete es nicht einfach. Nein. Fische glotzten durchs Fenster rein und malten mit ihren Karpfenmäulern "O"s an die Scheibe. Meine Mutter wird sprachlich recht drastisch, wenn man sie reizt herausfordert, im Guten wie im "Bösen". Viele Menschen in meiner Umgebung haben und hatten bemerkenswerte sprachliche Eigenheiten, wenn nicht gar Fähigkeiten. Das alles macht meine Welt ürgendwie kunterbunt. Das geriet und gerät heute noch manchmal in meine Schreibe, und nachdem jemand hier mal gar nicht böse, sondern sachlich mitteilte, meine *hüstel* Sprache sei ein Ramschladen, freue ich mich jedesmal, wenn ich selbst merke, dass ich ein Etwas, ein Bild, das vielleicht doch zuviel ist, aus dem Schaufenster nehmen kann.

      Was wünscht ihr euch zurück?
      Nichts. Naaa. Vielleicht doch. Die erste einigermaßen auf Länge gebrachte Version meines ersten Projekts, womöglich noch die in der ich-Perspektive 😆.

      Was wünscht ihr euch auf keinen Fall zurück?
      Handschriftlich schreiben.

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        #5
        Kommt drauf an, was mit damals gemeint ist. Geschichten hatte ich schon immer im Kopf, seit ich mich erinnern kann, aber nur als Kopfkino oder beim Spielen. Als kleines Kind haben meine Eltern mir mal gesagt, ich sollte die Geschichten die ich ständig erzähl oder spiel mal aufschreiben und ich war total irritiert, weil ich nicht verstanden hab, was Schreiben mit meinem Kopfkino zu tun hat. Das war ja nur ein Spiel für mich.
        Meine ersten Schreibversuche waren dann Kurzgeschichten für den Englischunterricht, und die haben enorm viel Spaß gemacht. Da bin ich nicht wirklich bewusst einem gewissen Prozess gefolgt, ich hatte einfach etwas im Kopf, teilweise von meinem Dauerkopfkino inspiriert, das ich für die Aufgabe angepasst hab, und Formulierungen hatte ich auch immer im Kopf, die ich dann ausprobieren wollte. Sehr von Terry Pratchett inspiriert. Nie so gut wie Terry Pratchett. Aber ich glaube, das könnte mit ein Grund sein, warum Schreiben auf Englisch mir immer noch so viel Spaß macht und warum ich mich da fast mehr zu Hause fühle - bis auf ein paar Ausnahmen.
        Als Teenager hab ich vor allem eine Menge Kurzgeschichten geschrieben. Da hatte ich einfach irgendwann eine Idee, manchmal zu einem Schreibimpuls, manchmal ohne, ich hatte Formulierungen im Kopf, und hab dann einfach losgeschrieben und irgendwann ist da dann was halbwegs brauchbares zustandegekommen. Um ehrlich zu sein schreibe ich immer noch oft so, nur jetzt hoffentlich besser. Bestimmte Szenen hab ich einfach irgendwie im Kopf und schreib sie auf, ich komme einfach in den Flow. Ich fühle immer noch sehr mit meinen Geschichten mit und kann nur dann daran arbeiten, wenn mein Hirn gerade auch "in der Geschichte drin" ist, wobei ich da inzwischen bedingt Einfluss drauf hab. Nicht immer, nicht so sehr wie ich es gern hätte, aber immerhin ein Bisschen.
        Der Hauptunterschied zwischen damals und heute sind Romane und längere Projekte. Ich habe zwar noch nie ein längeres Projekt beendet, aber ich gehe sie anders an, sodass zumindest eine kleine Chance besteht, dass ich sie irgendwann beende. Damals hab ich weniger geplottet und war auch unerfahren darin - meine erste Outline hatte sehr viele Probleme und Logikfehler, und dann habe ich mich zu sehr daran gehalten, auch wenn sich daraus Probleme ergeben hatten, weil ich das als Orientierung brauchte. Ich war eben unerfahren. Einige Projekte habe ich ohne Plotten begonnen und aufgegeben. Jetzt plotte ich freier, flexibler, aber auch mehr, detaillierter, strukturierter und besser. Weit entfernt von perfekt. Das soll keine Lobhudelei auf mich selbst sein, ich meiner nur, dass es besser ist als vor 10 Jahren. Ich habe wie damals viele zusammenhangslose Szenen im Kopf, und bin jetzt etwas besser darin, Ordnung in mein Kopfkino zu bringen. Etwas besser. Auf keinen Fall perfekt. Das ist immer noch eine Hürde.
        Das ist aber auch echt der einzige Unterschied - ich plane mehr und besser. Okay, und ich recherchiere mehr. Das auch. Planen und Recherche sind jetzt weniger einschüchternd und machen Spaß, und beim Planen und Plotten bin ich genauso invested wie beim regulären Kopfkino. Allerdings überlappen diese zwei Dinge sich auch ziemlich.
        Inhaltlich schreib ich auch immer noch über Sachen, die mich bewegen und beschäftigen. Aber ich hab das Gefühl, ich kriege das etwas besser und realistischer hin. Weit entfernt von perfekt. Aber besser als vor 10 Jahren.
        ...
        So ganz allgemein hab ich das Gefühl, ich schreibe immer noch in vielerlei Hinsicht wie Teenie-Lia, nur besser. Ich kann jetzt die Sachen machen, die mich damals zu sehr eingeschüchtert haben, ohne die Leidenschaft und das emotionale Erlebnis verloren zu haben. Ich weiß nicht, ich hab einfach nicht das Gefühl, dass ich jetzt einen grundlegend anderen Schreibstil hab, dass mich grundlegend andere Sachen interessieren und bewegen, dass ich "Jugendsünden" oder was auch immer aufgegeben hab, ich hab nichts komplett umgeworfen. Ich mache vieles so wie damals, aber besser. In 10 Jahren werde ich vermutlich vieles so machen wie jetzt, nur besser. Aber damals war ich auch nicht schlecht, nur unerfahren. Ich hab - zumindest denke ich das - nicht falsch geschrieben, und ich hab nicht das Gefühl, dass ich irgendetwas ganz dringend ausmerzen und komplett umwerfen musste. Vielleicht hab ich mich auch nur nicht weiterentwickelt. Keine Ahnung. Aber mir macht's Spaß.
        There are many ways to make music.

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          #6
          Wie sieht es bei euch aus?
          Als Jugendliche habe ich oft Fanfictions geschrieben. Mit einer Schulfreundin haben wir immer die Texte der jeweils anderen gelesen. Aus heutiger Sicht waren die ziemlich schrecklich XD Im Deutschunterricht fand ich die Aufgaben, bei denen wir sehr frei eine Geschichte /Aufsatz schreiben durften, am Besten. Da konnte man seiner Kreativität freien Lauf lassen.
          Meine erste, große Fanfiction habe ich noch nicht verworfen. Ich will sie auf jeden Fall zu Ende schreiben. In den Jahren hat sich fast alles, bis auf die Charaktere die vorkommen, geändert. Aber die Geschichte ist immer präsent in meinem Kopf. Ich muss sie nur aufschreiben.
          Ich habe das kreative Schreiben einige Jahre aus den Augen verloren. Richtig intensiv widme ich mich dem wieder, seit 2019. Im Moment ist es für mich ein Hobby, welches ich nie wieder aufgeben will ^^. Es ist eine tolle, kreative Beschäftigung, die mich ablenkt wenn ich zu Hause mit depressiven Gedanken sitze.

          Inwiefern hat es euer Schreiben und/oder Schreibverhalten geändert?
          Ich mache mir heute (ganz im Gegensatz zu damals) Gedanken zur Handlung. Wie kann ich Spannung einbauen, welche Ereignisse sollen noch passieren, was soll mit den Figuren passieren bzw. wo sollen sie hin? Ich versuche auch, die Figuren lebendiger zu gestalten. Ich mache mir Gedanken um Eigenschaften und den Charakter, versuche ihnen Tiefe und natürlich Ecken und Kanten zu geben.Und ich bemühe mich, bildlicher zu schreiben. Beim Lesen soll ja ein Bild im Kopf entstehen, also versuche ich Orte, Gebäude, Schauplätze hübsch und kreativ zu beschreiben. Vergleiche finde ich auch immer super, aber da wollen mir noch nicht so viele einfallen.

          Welche Erkenntnisse oder Aha-Momente hattet ihr im Laufe der Jahre?
          Solche Erkenntnisse hatte ich häufig, wenn ich mir Tipps zum Schreiben durchgelesen habe. Ein Manuskript muss nicht sofort perfekt sein. Im Gegenteil, eigentlich ist jeder erste Entwurf schrecklich. Das rufe ich mir immer wieder ins Gedächtnis, um nicht aufzugeben, wenn es mal nicht läuft oder in meinen Augen nicht gut ist. Einfach erstmal weiter schreiben ^^

          Was wünscht ihr euch zurück?
          Manchmal wünsche ich mir die Unbeschwertheit zurück, mit der ich einfach drauf los geschrieben. Ohne nachzudenken habe ich Seite um Seite in meinem Block gefüllt. So einfach geht es mir nicht mehr oft von der Hand. Das es bloß Quantität und keine Qualität war, lasse ich mal außen vor. XD

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            #7
            Ich gehöre leider nicht zu denen, die bereits im Kindergarten die ersten (graphischen) Novellen mit Wachsmalstiften auf dem alten Pausenbrotpapier geschrieben haben.

            Mein erstes Buch habe ich mit 50 begonnen, daher kann ich nicht viel über "damals" sagen. Hole ich nach, wenn ich 60 werde.
            I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

            Douglas Adams

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              #8
              Meine Schreiberei war eigentlich ursprünglich reine Tagträumerei, meine kleinen, persönlichen Powerfantasies. Sei es die Geschichte, die wir in der Deutschklausur in der 4. Klasse schreiben sollten, und ich erstmal eine Seite lang die Haustiere meiner Hauptfigur aufzählte. Oder der erste fertige "Roman" (in ein Nicki-Notizheft gekritzelt), in dem mein Self-Insert auf einen jüngeren definitiv-nicht-Johnny Depp trifft. Oder alle meine ersten Fantasy-Versuche, die nicht mehr ganz so offensichtliche Abklatsche von meinen aktuellen Lieblingsserien waren, aber mit mehr Anime-esque Drama. Plot wer?

              Mittlerweile ist mir Plot, Erzählstruktur und Co wesentlich wichtiger geworden. Ohne geht einfach nicht. Und die Figuren sind keine Kopien von mir oder meinen fiktionalen Crushes mehr, auch wenn ich immer noch hier und da meine Lieblings-Figuren-Gewürze drüber streue ^^ Realismus ist mir heutzutage auch wichtig geworden (keine Szenen mehr, wo die Figuren eine 5km Klippe hinunter fallen und sich dann doch noch rechtzeitig vor dem Boden fangen können... :'D).
              Ich würde auch behaupten, die Auseinandersetzung mit der Theorie hinter der Schreiberei, sei es sprachlich, inhaltlich, oder anderwertig, hat über die Jahre auch nützliche Spuren hinterlassen.
              Aber ich bin froh, das "für mich" schreiben noch nicht ganz verloren zu haben. Auch wenn mehr Plotstruktur oder klarere Characterarcs meinen Geschichten vielleicht nicht unbedingt schaden würden.

              Wie viele wünsche ich mir manchmal die Unbeschwertheit zurück. Gerade an Stellen, an denen ich weiß, dass es besser gehen sollte, aber ich es gerade nicht besser schreiben kann, bleibe ich aktuell sehr oft einfach stecken. Das wäre mir vor 10 Jahren noch nicht passiert.

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                #9
                So weit ich mich zurückerinnere, habe ich mit dem Ziel, Schriftstellerin zu werden, geschrieben. Ich habe als Kind mal ein Kinderbuch aus der Feder einer 15Jährigen gelesen. An die Geschichte erinnere ich mich nicht mehr, aber an den Gedanken: "Ich kann das auch, und zwar besser! Und zwar noch, bevor ich 15 werde!!"

                War nix, egal

                Früher habe ich sehr ernste, schwere Sachen geschrieben, vor allem Liebesgeschichten. Tragisch, verboten, irgendwer am Ende immer tot. Davon habe ich mir zumindest eine gewisse Kompliziertheit in Sachen Liebe behalten, auch gerne verboten, das mag ich nach wie vor. Aber die Geschichten kreisen nicht mehr nur darum.

                Mit ein bisschen mehr Ahnung kam bei mir übrigens eine generelle Vorliebe für besser strukturierte Geschichten in jeder Art. Ich kann vieles jetzt einfach nicht mehr: Arthouse-Filme gucken, Bücher ohne Handlung aber dafür mit tollem Schreibstil lesen, "Hauptsache, der Typ ist geil" ist auch nicht mehr das beste Kriterium für einen guten Film Da ist mir vielleicht so ein bisschen der Sinn für das Künstlerische und Eigensinnige abhanden gekommen (was auch schon was mit Milch s Frage für nächste Woche zu tun hat), wobei ich gleichzeitig der Meinung bin, dass man auch in einem relativ engen Korsett künstlerisch und eigensinnig sein kann.

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                  #10
                  Ja also damals war alles anders. Da habe ich mich mit Stift und Block oder Notizbuch je nachdem hingesetzt und konnte eine kleine Ewigkeit vor mich hinschreiben - ohne Charaktere auszuarbeiten, ohne mir Gedanken zu machen, ob das alles einen Sinn ergibt, ohne das Problem wie meine Figur aussehen könnte. Früher waren meine Figuren vom Aussehen her meine Idole - Bands, Sänger und Sängerinnen, Schauspieler (*hust* Johnny Depp zum Beispiel) und Schauspielerinnen... die waren dann teilweise natürlich auch etwas stereotypisch. Bzw. wenn ich eine Figur in mehreren verschiedenen auftauchte, hatte die dann den gleichen Charakter, weil war ja dieselbe Person...
                  Obwohl das erst bei mir so mit ca. 11 Jahren anfing. Zuvor kann ich mich an Geschichten erinnern, wo ich auch noch einiges dazu gemalt habe (hat mir aber dennoch nichts genützt, ein Talent im Zeichnen zu entwicklen XD ). Besonders als ich noch nicht so gut schreiben konnte, habe ich einige Figuren gezeichnet und nur ein paar Wörter dazu geschrieben... ich befürchte, davon kann es sogar noch Sachen geben.

                  Ausprobiert habe ich beispielweise mit Plot zu schreiben, aber irgendwann bemerkt, dass ich das einfach nicht kann. Es war schon für mich etwas großes Figuren auszuarbeiten und Charakterbögen auszufüllen. Meistens haben diese sich bei mir während dem Schreiben entwicklt (oder eben auch mal gar nicht ). Jetzt arbeite ich sie ganz gut aus. Während den Schreiben kommen dann "nur" noch gewisse Eigenschaften hinzu, die mir passend bei der Figur zu sein scheinen oder Vergangenheitssachen, die vorher nicht wichtig schienen. Zudem sind es inzwischen Figuren, die mit meinen Idolen wenig zu tun haben. Klar, äußerliche Erscheinungen die mir gefallen, füge ich natürlich immer noch hinzu.
                  Auf jeden Fall hatte ich festgestellt, dass ich keinen Spaß daran finde einen Plot detailiert zu entwickelt und das anschließend so nach Plan zu schreiben. Es langweilt mich einfach zu tiefst beim Schreiben. Allerdings mache ich es jetzt so, mir eine grobe Richtung zu geben, damit ich nicht mehr ganz ins Blaue hineinschreibe. Ich überlege mir ein Ziel, wohin das alles führen soll. Der Weg dahin bleibt allerdings erst einmal offen und kann ruhig steinig sein.

                  Was mir von damals fehlt, ist schlicht die Kreativität. Früher hatte ich sehr sehr viele Ideen, habe überall eine Inspiration gefunden und habe eigentlich alles mögliche geschrieben. Von einer Internatsgeschichte, über Soap zu Fantasygeschichten, Ansätzen von Thrillern etc. Ich habe auch eine Geschichte, wo eine Gruppe nach einem Flugzeugabsturz auf einer Insel strandet (ich glaube, da kam gerade "Lost" im Fernsehen...). Heute fällt mir das viel schwerer, was auch daran liegt, dass ich mit mir viel kritischer geworden bin. Ich weiß zwar inzwischen, was mir richtigen Spaß macht zu schreiben, aber öfters fehlt der Funke es aufzuschreiben. Auch kann ich mich heute nicht mehr wirklich für Serien und Filme begeistern, weshalb mir da eine Inspirationsquelle abhanden gekommen ist.
                  Und natürlich fehlt mir die Zeit von früher. Als Schüler hatte ich davon einfach so viel mehr zur Verfügung.

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                  • Amilyn
                    Amilyn kommentierte
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                    Meine Figuren sehen immer noch aus wie Schauspieler, bis hin zu "Ich will uuuuuuuunbedingt was schreiben, wo die Hauptfigur aussieht wie Rooney Mara in 'Verblendung'" So entstand meine Gothic/Priester-Geschichte (an der ich - *grummelgrummel* - immer noch herumfabuliere). Da gab es tatsächlich vor der Verblendungs-Rooney Mara keinerlei Ansatz, was die Story angeht
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