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Mittwochsfrage #204: Twists

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    Mittwochsfrage #204: Twists

    Twists sind, so heißt es, das Salz in der Buchstabensuppe, und es macht schließlich auch Spaß, wenn alles plötzlich ganz anders aussieht.
    Oder nervt das?


    raphael-biscaldi-rE3kbKmLmhE-unsplash.jpg
    Bild: Raphael Biscaldi auf Unsplash

    Was zeichnet einen gelungenen Twist aus? Muss jeder Twist überraschen?
    Lieber viele kleine oder ein dicker Twist am Ende?
    Warum braucht man Twists? Braucht man sie überhaupt?
    Wie entwickelt Ihr Eure Plottwists, wenn Ihr welche habt?

    #2
    Twists sind cool. Nicht zu viele und gut über die Geschichte verstreut, plus einen dickeren am Ende.
    Allerdings nur, wenn sie gut gemacht sind, d.h. sie müssen nachvollziehbar sein. Ich muss in der Geschichte zurückblättern können und versteckte oder nebensächlich wirkende Hinweise finden, die einem plötzlich ins Auge springen und zu einem Aha Effekt führen: der Twist war unumgänglich. Besonders aufmerksame Leser könnten die Wendung schon erahnt haben, was mir als Autor natürlich gut gefällt, denn dann ist der Twist organisch gewachsen und kein Kaninchen aus dem Hut.

    Übel sind Plottwists a la Deus ex Machina oder halt das Kaninchen aus dem Hut, sprich der Mörder, der erst im letzten Kapitel auftaucht und ohne ausreichende Beweislag zusammenbricht und es gar nicht abwarten kann, zu gestehen.

    Aber wer erinnert sich nicht an das Doppelleben von Professor Snape? Den Twist fand ich super gelungen. Und die Hinweise darauf verdichteten sich von Band zu Band, sodass die Logik gewahrt blieb. Cool.

    In meinen Krimis schreibe ich zwei Plots. Einmal den Plot hinter dem Plot (geklaut von James Frey), mit dem Handlungsstrang des Antagonisten und andererseits den Handlungsstrang, der für die Lesenden sichtbar ist, d.h. der Strang der Protagonistin (Ermittlungen). Der Antagonist sorgt für Verwirrung und die Protagonistin für Auflösung, sodass für einige Twists automatisch gesorgt wird. Klar muss es zum Schluss einen größeren Plottwist geben, denn was wäre langweiliger, als dass der Hauptverdächtige auch der Täter war?
    Zuletzt geändert von Peter; 17.02.2021, 11:29.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Peter Mir fiel es jetzt eigentlich nur deswegen auf, weil ich gerade mit den Junioren "Monk" bingewatche, wo sich die Who, How, Why-Folgen abwechseln.
      So allmählich kristallisiert sich da ein Plottwist-Rezept (zumindest bei den Whodunnit-Folgen) heraus; ich befürchte fast, die Drehbuchautoren sind gar nicht so genial (= besitzen gar nicht soviel kriminelle Denke), wie ich immer dachte.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Jane Doe Zum Thema der Hauptverdächtige war's: Es gibt da eine coole Folge von Professor van Dusen,
      wo der Täter es so hindreht, dass er für den Mord angeklagt wird, dann tauchen Zeugen auf, die bestätigen, dass er es zum vermuteten Zeitpunkt nicht gewesen sein kann, damit er freigesprochen wird. In Wirklichkeit hat er das Opfer kurze Zeit später umgebracht (ebenfalls unter den Augen eines Zeugen, sodass das erst gar keiner vermutet hat). Da er aber (fast) freigesprochen wurde, kann er so nicht nochmal angeklagt werden.
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    • Peter
      Peter kommentierte
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      Jane Doe

      oder
      Das Leben des David Gale
      Der Hauptverdächtige war es nicht, hat aber die Beweise/Indizien so hergerichtet, dass er verurteilt wurde.
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    #3
    Gute Twists sind schwierig, weil er überraschen muss. In einer guten Geschichte kommt fast niemand auf das Ergebnis, aber das ist hart zu schreiben. Gut ist er, wenn die Leser hinterher sagen, ich hätte drauf kommen müssen.

    Es muss nicht jedes Mal ein Twist sein. Manchmal sind es die kleinen Twists, manchmal der fette am Ende, manchmal auch in der Mitte.
    Zuletzt geändert von Milch; 17.02.2021, 11:18.

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      #4
      Ein Negativbeispiel für einen gescheiterten Twist ist die letzte Staffel von Game of Thrones:
      Jemanden zum König zu krönen, allein, weil mit dieser Person nicht gerechnet wird, ist kein Plottwist, sondern eine Sackgasse.
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      Ein Plottwist soll ein"Ohhh!" oder "Ahhh!" auslösen. Wenn die Reaktion ein "hää?" ist, ist der Twist gescheitert. Dann ist es nämlich kein Plottwist, sondern ein Plot Hole. Wenn im ersten Kapitel Fußspuren im Wald plötzlich verschwinden, dann soll die Antwort sein, dass der Täter ein Zirkuskünstler ist, der auf die Bäume kletterte. Nicht, dass der Täter fliegen kann, oder, dass die Fußspuren überhaupt keine Rolle spielen.

      Ein Plottwist wird eingebaut, damit der Leser/Zuschauer sich schlau fühlt, nicht der Autor. Der Leser soll, bildlich gesprochen, eine Seite vor der Auflösung auf des Rätsels Lösung kommen ... nicht eine Seite nach der Auflösung, sich ärgern, dass es keinen Sinn ergibt.

      Noch etwas anderes: Eines meiner Herzensprojekte beruht auf einem Plottwist
      Die beiden Hauptcharaktere sind ein und die selbe Person, nur in einem anderen Alter. Der Junge wächst in die Rolle des Alten hinein und löst so erst die Handlung aus. Ein klassisches Großvaterparadox.
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      Das Projekt habe ich nur fertig schreiben können, weil ich unbedingt die letzte Szene schreiben wollte. Ein gutes Ende kann für mich ein Anreiz sein, eine Geschichte zu beenden. Oft scheitern meine Projekte daran, dass ich kein befriedigendes Ende finde,
      "Dann glauben Sie mir also?", fragte Bastian.
      "Selbstverständlich", antwortete Herr Korander, "jeder vernünftige Mensch würde das tun." - Michael Ende

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        #5
        Puh, also ich würde mir ja nicht zutrauen, einen guten Krimi mit gelungenem Twist zu schreiben ... Ich habe Stärken und Schwächen, und Kriminalgeschichten gehören nicht unbedingt zu meinen Stärken. XD
        Ich habe in meinem Romanprojekt einen Twist, an dem ich auch noch feile. Wie gut mir da die Umsetzung gelingt, kann ich bisher nicht sagen. Da fällt es mir noch schwer, einzuschätzen, ob die kleinen Hinweise, die ich einbaue, zu offensichtlich oder für die Leserschaft gar nicht existent sind, weil sie für mich natürlich offensichtlich sind. Aber ich kenne den Twist ja auch ... ich denke, wenn ich da irgendwann weiterschreibe, werd ich dann einfach Testleser*innen brauchen, die mir diesbezüglich Feedback geben, auf mein eigenes Urteil und meine Schreibfähigkeit allein kann ich mich da nicht verlassen. ^^'

        Was Twists allgemein angeht ... ich denke, was einen gelungenen Twist ausmacht. kommt auch aufs Genre und die Geschichte an. Bei einem Krimi würde ich tendenziell auch eher sagen, ich will davon überrascht werden. Natürlich kann es Hinweise geben (sollte es auch, nur nicht zu eindeutige), und ich kann auch gern erahnen, dass es einen Twist geben wird - nur wenn ich schon weiß, welcher, dann ist mir das zu vorhersehbar. Da hat Milch es ganz gut auf den Punkt gebracht: Ich will später denken, ich hätte drauf kommen müssen, und beim zweiten Mal lesen ein anderes Leseerlebnis haben. Am bestehn gefällt es mir, wenn die Hinweise da sind, aber mir das erst beim Twist so richtig auffällt.

        Allerdings denke ich, dass auch vorhersehbarere Twists, die man zumindest erahnen kann, ihre Daseinsberechtigung haben. Bei Dramen kann sowas ganz gut funktionieren - zum Beispiel eine Liebesgeschichte, in der die Hauptfigur mit ihrer Partnerin ein Haus kauft, drei Katzen adoptiert und glücklich alt wird, nur damit sich dann am Ende herausstellt, dass die Partnerin vor Jahrzehnten schon gestorben ist und die Hauptfigur sich das alles nur ausgedacht hat. Bei solchen "Es war alles nur ein Traum/eine Fantasie/eine Halluzination"-Twists stört es mich gar nicht, wenn es mehr Hinweise gibt und die mir auch früher auffallen. Da ist es für mich in Ordnung, wenn ich schon lange vor dem Twist ahne, dass da etwas nicht stimmt, die Handlung sich nicht in der Realität abspielen kann, weil es mir bei einer solchen Geschichte auch nicht primär ums Miträtseln geht, sondern darum, einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Hauptfigur zu bekommen. Und vor allem bei Twists, die mit psychischer Gesundheit zu tun haben, bevorzuge ich es persönlich auch, wenn die nicht zu sehr in Sensationsgeilheit und "Schau, wie verrückt die Figur ist" abdriften. Man denke da an sämtliche "Der Protagonist hat dissoziative Identitätsstörung und der Mörder war eine seiner Persönlichkeiten"-Twists und wie viel Schaden die anrichten.

        Abgesehen von großen Twists mag ich es, mit Klischees und Erwartungen zu spielen. Ich weiß nicht, ob ich das noch als Twist ansehen würde, aber ich mag es, wenn man bestimmte Tropes erwartet und es dann anders kommt. ^^
        There are many ways to make music.

        Kommentar


        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Ich würde Dein letztes Beispiel, das Spielen mit den Erwartungen (und dazu gehören Klischees und Tropes), definitiv zu den Twists zählen.

          Meiner Meinung nach kann ein Twist sich auch subtil abspielen, und sei es nur eine Änderung der Erzählstimmung. Ich hab jetzt kein echtes Beispiel parat, bin mir aber sicher, dass es häufiger vorkommt, als es gewürdigt wird. Wenn die POV-Träger im Erzählton alles in ein eher düsteres Licht tauchen, obwohl sie auf dem Erfolgsweg zu sein scheinen. Die kleinen Hinweise können mE eben auch in der Sprache versteckt werden, ohne dass "harte Fakten" dem Leser (eventuell beim zweiten Mal lesen) die Tomaten von den Augen nehmen.

        #6
        Was zeichnet einen gelungenen Twist aus?
        Wie entwickelt Ihr Eure Plottwists, wenn Ihr welche habt?


        Einen guten Twist zu konstruieren ist gar nicht so einfach. Man muss dem Leser eine Lösung anbieten, die aber wiederum nicht so offensichtlich ist, dass er den Braten riecht, und gleichzeitig die Möglichkeit für eine zweite Lösung offenlassen. Wenn man fair sein will, gibt man dem Leser auch Hinweise auf die zweite Lösung, die aber unter den Hinweisen für die falsche Lösung nicht auffallen. Ich denke, je offensichtlicher die sind (ohne, dass der Leser die richtigen Schlüsse zieht), umso effektiver ist der Twist: Im Nachhinein ist dann alles SO offensichtlich!

        Was ich daran schwer finde, ist, einzuschätzen, wie offensichtlich meine Hinweise tatsächlich sind. Ich kenne die Lösung ja, deswegen erscheint alles immer so klar, dass da jeder draufkommen muss.

        Muss jeder Twist überraschen?

        Wenn er das nicht tut, war's entweder gar kein Twist oder kein gelungener.

        Lieber viele kleine oder ein dicker Twist am Ende?

        Ich baue gerne zwischendurch kleine Twists ein. Ein Buch soll ja nicht erst am Ende überraschend und befriedigend sein. Trotzdem sollte dann am Ende auch nochmal einer kommen, sonst läuft die Geschichte ziemlich unspektakulär aus.

        Warum braucht man Twists? Braucht man sie überhaupt?

        Nicht jede Geschichte/ jedes Genre braucht Twists. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es schaden kann, einen zu haben.
        Poems are never finished.
        Just abandoned.

        Kommentar


        • Milch
          Milch kommentierte
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          Wenn man es hinterher sagen kann, dass man es hätte wissen können, heißt es nicht, dass etwas nicht eine Überraschung war.
          Zuletzt geändert von Milch; 18.02.2021, 01:09.

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          "Hätte es bemerken können" und "hat es bemerkt" sind zwei unterschiedliche Dinge für mich Das ist eben die Schwierigkeit; den Twist einerseits so logisch aufzubauen, dass der Leser sich vor die Stirn klatscht und denkt "na klar! Warum bin ich nicht darauf gekommen!" und andererseits die Hinweise so gut zu kaschieren, dass er eben nicht draufkommt. Wenn der Leser den Twist vor der Enthüllung durchschaut, dann ist er misslungen. Das ist natürlich eine individuelle Sache jedes Lesers, aber ja, wenn ich vorher draufkomme, ist es für mich kein Twist mehr.

        • Milch
          Milch kommentierte
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          Ein Twist bleibt es weiterhin, er ist aber kein guter.

        #7
        Ich habe mal einen Krimi gelesen, in dem ein richtig guter Twist war. Der 'gute' Polizisten-Hauptcharakter und der 'böse' Sträfling-Hauptcharakter (der unschuldig im Gefängnis saß) haben nach 60 % des Buches die Rollen getauscht gehabt. Es hat sich langsam angebahnt und war dann zwar keine Überraschung mehr, aber zu Anfang hätte ich damit überhaupt nicht gerechnet.

        Selber habe ich überhaupt kein Händchen für Twists und wünschte es wäre anders. Meine Geschichten sind leider super vorhersehbar - außer vielleicht den leicht klischeehaften Romantik-Twists wie z. B. Person A denkt, sie wird von Person B betrogen, aber es war nur der Zwilling von Person B (die sind aber auch super vorhersehbar xD * ich gebe es auf*).

        Was ich manchmal schade finde ist, wenn Autoren ein Twist einbauen und einen Charakter schnell noch um die Ecke bringen. Das habe ich bestimmt 3x erlebt und war zwar überraschend, aber schrecklich unbefriedigend.

        Kommentar


        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Meinst du jetzt, dass der Tod der Figur der Twist ist? So ein Chakatertod ist zwar oft überraschend, aber als Twist würde ich das nur einschätzen, wenn ich aus irgendeinem Grund davon ausgehe, dass die Figur definitiv überlebt, zum Beispiel weil sie der Hauptchakater ist oder der Ich-Erzähler.

        • Lyriksoldatin
          Lyriksoldatin kommentierte
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          Ankh, Oh, das habe ich zu unspezifisch ausgedrückt. Ich meinte so Szenen, wenn Autoren Hauptcharaktere nochmal auf der vorletzten Seite überraschend umbringen und man gar nicht damit rechnet. Weil das Buch auch praktisch vorbei ist. Meistens als Cliffhanger verpackt (oder meinst du, dann ist es kein Twist, wenn es ein Cliff ist?).

          T_T Andere Charakteretode will man vielleicht auch nicht wahr haben, aber im Geschichtenverlauf sind sie vll nicht so überraschend.
          Zuletzt geändert von Lyriksoldatin; 18.02.2021, 03:01.

        • Ankh
          Ankh kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Ah. Hm. Also wenn ich davon ausgehe, dass das Buch praktisch vorbei ist und alle haben glücklich überlebt und dann fällt doch noch einer tot um, dann wäre das für mich schon ein Twist. Allerdings muss ich den dann nicht mögen Trotzdem sollte das irgendwie vorbereitet sein; entweder die Figur stirbt an einem Gift, das sie 30 Seiten zuvor abbekommen hat, oder der Bösewicht ist entkommen und springt jetzt aus dem Hinterhalt ... Eben etwas, womit man zumindest im nachhinein hätte rechnen müssen.
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